Table Of ContentOskar Kurer
Entwicklungs-
politik heute
Lassen sich Wohlstand 
und Wachstum planen?
Entwicklungspolitik heute
Oskar Kurer
Entwicklungs
politik heute
Lassen sich Wohlstand 
und Wachstum planen?
Oskar Kurer
Institut für Wirtschaftswissenschaften  
Universität Erlangen-Nürnberg 
Erlangen, Deutschland
ISBN 978-3-658-12398-7  ISBN 978-3-658-12399-4  (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-12399-4
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Lektorat: Margit Schlomski
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Vorwort
Das  Thema  dieses  Buches  ist  „Entwicklung“,  wie  der 
Begriff  bei  Entwicklungsstudien  oder  Entwicklungshilfe 
verwendet wird. Doch was bedeutet Entwicklung, oder gar 
„menschliche Entwicklung“? Zumindest nach der verbrei-
tetsten, aber keineswegs unumstrittenen Auffassung soll 
durch Entwicklung die Wohlfahrt der Menschen verbes-
sert werden. Dies ruft wiederum nach einer Bestimmung 
von Wohlfahrt. Eine solche Deutung entzieht sich jedoch 
eines  objektiven  oder  allgemein  anerkannten  Maßstabs. 
Weil ein solcher Standard fehlt, ist die Debatte über die 
Ziele der Entwicklungspolitik ein nicht weg zu denkender 
Teil von Entwicklungsstudien. Dieses Buch soll denn auch 
die Diskussion um wirtschaftliche und soziale Entwick-
lung in diesen normativen Kontext stellen.
Kaum  umstritten  ist  das  entwicklungspolitische  Ziel 
der  Armutsbekämpfung:  Einem  erheblichen  Teil  der 
V
VI       Vorwort
 Weltbevölkerung den Weg aus der Armut zu ermöglichen, 
ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Ent-
wicklungsstudien suchen zu erklären, wie dieser Weg sich 
bei den reichen Industrieländern und den erfolgreichen 
Entwicklungsländern  gestaltet  hat,  welche  Hindernisse 
den bisher arm gebliebenen Ländern auf dem Weg dort-
hin entgegenstehen und wie sie überwunden werden kön-
nen. In dieser Tradition steht auch diese Darstellung.
Armutsbekämpfung setzt eine steigende Produktivität 
der Beschäftigten voraus. Sie ermöglicht es, dass Arbeit-
nehmer  mehr  Güter  und  Dienstleistungen  produzieren 
und  der  Lebensstandard  steigt.  Zugleich  werden  mehr 
Steuereinnahmen geschaffen, mit denen öffentliche Aufga-
ben finanziert werden können. Erreicht wird dies, indem 
moderne Technologien und Know-how sich mit neuen 
Organisationsformen verbinden. Dieser Prozess der kon-
tinuierlichen  Steigerung  der  Produktivität  durch  die 
Beschäftigung eines immer größeren Teils der Bevölkerung 
in modernen Industrie- und Dienstleistungsbetrieben ist 
das Kernelement der Industrialisierung.
Die Industrialisierung begann vor 200 Jahren in Eng-
land und hat die Lebenswelt in Europa und Nordame-
rika in jeder Generation umgestaltet. Sie verbreitete sich 
in unterschiedlichem Maße weltweit, in den letzten Jahr-
zehnten vor allem in Asien. Sie ist auch jetzt keineswegs 
abgeschlossen, denn man versteht heute unter Industriali-
sierung nicht mehr nur die Mechanisierung des neunzehn-
ten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts, sondern auch 
die Produktion von Dienstleistungen unserer „Wissensge-
sellschaft“.
Vorwort       VII
Oft herrscht die Vorstellung, dass eine Industrialisie-
rung nach „westlichem“ Vorbild in eine Sackgasse führe, 
zumal eine „kapitalistische“, also eine, die hauptsächlich 
von privaten Unternehmen ausgeht. Dies führt zu Fragen 
nach dem Ende des Wachstums durch Ressourcenknapp-
heit oder durch Umweltprobleme. Auch gibt es durch-
aus andere Möglichkeiten als Industrialisierung um den 
Lebensstandard zu heben, beispielsweise bäuerliche land-
wirtschaftliche Entwicklung. Allerdings stellt sich dann die 
Frage, ob dadurch die von der internationalen Gemein-
schaft angestrebten Entwicklungsziele zu erreichen sind.
Welche Auswirkungen hatte der Industrialisierungspro-
zess im Zeitalter der Globalisierung? Industrie- und Ent-
wicklungsländer haben sehr unterschiedliche Erfahrungen 
gemacht. In den Industrieländern ging die Globalisierung 
einher mit der Schließung vieler Industriebetriebe, dem 
Verlust  von  Arbeitsplätzen  und  mit  stagnierenden  Ein-
kommen für Teile der Bevölkerung. In den meisten Ent-
wicklungsländern dagegen expandierte die Wirtschaft und 
die Indikatoren der „menschlichen Entwicklung“ zeigten 
durchwegs nach oben. Einige Länder haben in dieser Zeit 
den Sprung zur Industrialisierung geschafft, und bei vielen 
anderen geht es heute weniger um die Bekämpfung extre-
mer Armut als die Überwindung des middle income traps, 
des Gefangenseins auf mittlerem Einkommen. Diese Ver-
besserung der sozialen Lage in den meisten Entwicklungs-
ländern wird in der Öffentlichkeit oft ebenso verkannt wie 
die Entwicklung der Ungleichheit der Lebensbedingungen 
zwischen den alten Industrie- und den Entwicklungslän-
dern, die nicht gestiegen, sondern gesunken ist.
VIII       Vorwort
Auffallend  sind  die  Unterschiede  der  Entwicklung 
zwischen  den  Ländern  der  Dritten Welt,  beispielsweise 
den asiatischen Tigerstaaten und Subsahara Afrika. Die 
Ursachen dieser Unterschiede liegen, so soll hier gezeigt 
werden, in einem komplexen Zusammenspiel des interna-
tionalen Umfelds und von lokalen geografischen, kulturel-
len,  gesellschaftlichen,  wirtschaftlichen,  politischen  und 
institutionellen Faktoren.
Allerdings  gibt  es  einzelne  Einflussfaktoren,  welche 
eine herausragende Rolle gespielt haben. So ist schlechte 
Regierungsführung die am weitesten verbreitete Erklärung 
für die Armut Subsahara Afrikas. Daraus ergibt sich eine 
Reihe von Fragenkomplexen: Wie beeinflusst Bad Gover-
nance wirtschaftliche und soziale Entwicklung? Wie hat 
sich die Qualität von Governance in den meisten davon 
betroffenen Ländern verändert? Und schließlich wirft die 
Governance Thematik die Frage auf, warum sich schlechte 
Regierungen oft so lange halten können.
Entwicklungspolitik  ging  und  geht  heute  noch  oft 
davon  aus,  dass  eine  Regierung  dem  Gemeinwohl  ver-
pflichtet  ist  und  es  allein  entsprechender  Beratung 
bedürfe,  um  sie  zu  Good  Governance  hinzuführen.  Die 
dafür  aufgewendeten  Milliardenausgaben  an  Entwick-
lungshilfe machen deutlich, dass dies oft nicht der Fall ist. 
Das Buch sucht eine Antwort für dieses Beharrungsvermö-
gen von Misswirtschaft und Korruption in erster Linie in 
den politischen Strukturen der betroffenen Länder.
Heute werden sowohl die Notwendigkeit als auch die 
Erfolge  von  Entwicklungshilfe  vielfach  hinterfragt.  Es 
wird versucht zu zeigen, warum sie in manchen Bereichen 
relativ erfolgreich war und anderen Bereichen weitgehend
Vorwort       IX
gescheitert ist. Dabei spielen Governance Probleme wie-
derum eine wesentliche Rolle. Erfolgreiche Entwicklungs-
hilfe setzt ein gewisses Maß an guter Regierungsführung 
voraus:  an  effektiver  Verwaltung,  Rechtssicherheit  und 
funktionsfähiger Infrastruktur.
Die Darstellung hebt hervor, dass der Lauf der Entwick-
lung ist in hohem Maße kontingent oder zufällig ist. Die 
meisten Rezepte für wirtschaftliches Wachstum sind seit 
Jahrzehnten bekannt. Ob sie angewandt werden, hängt 
jedoch vom zufälligen Zusammentreffen von politischen 
und gesellschaftlichen Umständen ab. Ob in einem Land 
persönliche Sicherheit und gut regulierte Eigentumsrechte 
über lange Zeit gewährleistet sind, ist zufällig und nicht 
vorhersehbar.
Das  Buch  will  die  Diskussion  um  Entwicklung  aus 
einer  längerfristigen  Perspektive  darstellen.  Dazu  haben 
sich  Sozialwissenschaftler  seit  Adam  Smith  Gedanken 
gemacht. Deshalb überrascht es auch nicht, dass die meis-
ten substanziellen Erkenntnisse vor Jahrzehnten oder gar 
vor Jahrhunderten formuliert wurden. Das Buch richtet 
sich deshalb auch gegen die Tendenz des Fachgebiets, sich 
mangels fundierter neuer Erkenntnisse jedes Jahrzehnt ter-
minologisch neu zu erfinden. Ähnliches gilt für die Praxis. 
So kündigt die Weltbank in regelmäßigen Abständen neue 
Ansätze zur Entwicklungspolitik an, und abhängig von 
den gerade herrschenden Befindlichkeiten im politischen 
Betrieb  der  Geberländer  ändert  sich  kontinuierlich  die 
Ausrichtung von Entwicklungshilfe.
Das Buch ist das Resultat einer jahrzehntelangen Aus-
einandersetzung mit Entwicklungsstudien in Lehre und 
Forschung.  Es  reflektiert  in  vieler  Hinsicht  persönliche
X       Vorwort
Erfahrungen, angefangen von der Beschäftigung mit der 
Industriellen  Revolution  und  vom  Entwicklungsgedan-
ken in der klassischen Ökonomie bis hin zu Erfahrungen 
als  Lehrender  an  Universitäten  pazifischer  Inselstaaten. 
Vor allem spiegelt die Darstellung die Erkenntnis wieder, 
dass bei einer sinnvollen Betrachtung der Thematik über 
die konventionellen Grenzen der Entwicklungsökonomie 
hinausgegangen werden muss und zentrale Einsichten aus 
anderen Sozialwissenschaften eingebracht werden müssen.
Gedankt sei hier allen, die einen Beitrag zur Entstehung 
dieses Buchs geleistet haben. Meine Kollegen Antony Peter 
Mueller von der University of Sergipe und Gert Schmidt 
von der Universität Erlangen-Nürnberg haben das Manu-
skript gelesen und kommentiert. Meine Frau hat mit viel 
Geduld die Entwürfe sprachlich und inhaltlich verbessert. 
Frau  Schlomski  vom  Springer Verlag  hat  erheblich  zur 
Belebung und Lesbarkeit des Texts beigetragen. Dank gilt 
auch Frau Brich für die freundliche Beratung und Unter-
stützung. Die verbleibenden Fehler sind meine eigenen.
Erlangen  Oskar Kurer 
Deutschland