Table Of ContentKerstin Baumgart
Einzel- und volkswirtschaftliche Wirkungen effizienter
Wissensnutzung
Wirtschaftswissenschaft
~
Kerstin Baumgart
Einzel- und volkswirtschaft
liche Wirkungen effizienter
Wissensnutzung
Eine institutionenökonomische Analyse
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Paul Klemmer
Deutscher Universitäts-Verlag
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Baumgart, Kerstin:
Einzel-und volkswirtschaltliche Wirkungen effizienter
Wissensnutzung : eine institutionenökonomische Analyse /
Kerstin Baumgart. Mit einem Geleitw. von Paul Klemmer.
- 1. Aufl .. - Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 2002
(DUV : Wirtschaltswissenschalt)
Zugl.: Bochum, Univ., Diss., 2001
ISBN 978-3-8244-0618-0 ISBN 978-3-322-90481-2 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-90481-2
1 . Auflage Februar 2002
Alle Rechte vorbehalten
© Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2002
Lektorat: Ute Wrosmann / Gereon Roeseling
Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen der
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Geleitwort
Die Wissens gesellschaft ist in aller Munde und zählt zu den großen Hoffuungsträ
gern bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen in diesem Jahrzehnt.
Oftmals wird der Übergang zur Wissens gesellschaft mit den Errungenschaften der In
formations- und Kommunikationstechnologien gleichgesetzt. Doch wer das Internet
und Intranet regelmäßig nutzt, weiß um den Tatbestand, zwar über mehr Daten,
manchmal auch Informationen zu verrugen, doch trotzdem nicht mehr und vor allem
nichts zu wissen, das rur ein in diesem Moment aktuelles Problem relevant wäre. Der
Produktionsfaktor "Wissen" erweist sich somit auch rur die Ökonomen als eine schwer
zu operationalisierende und noch schwieriger zu steuernde Größe. Die endogene
Wachstumstheorie zeigte zwar methodisch und theoretisch elegant, welcher Einfluß
auf das gesamtwirtschaftliche Produktionspotential durch mehr Wissen erzielt werden
kann. Jedoch fehlen abschließende Kenntnisse über die gezielte Entstehung, Produk
tion, Verbreitung und Anwendung dieses Wachstumsmotors.
Die Untersuchung von Kerstin Baumgart setzt an dieser wissenschaftlichen Lücke
an. Sie verweist dabei auf eine - gerade für das Verständnis der Zusammenarbeit zwi
schen Betriebs- und Volkswirten wichtige - Parallele. Vor mehr als sechs Jahrzehnten
öffuete Ronald H. Coase mit seiner "Theory ofthe Firm" den Blick rur den Sinn und
Zweck einer Unternehmung, indem er auf die Kosten der Marktnutzung verwies. In
den vergangenen Jahren sind in den Unternehmen weltweit die unterschiedlichsten
Formen der Organisation und zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit entstanden, um
wiederum etwas, was über den Markt kostspieliger oder gar nicht erhältlich zu sein
scheint, zu produzieren und zu nutzen: problemadäquates Wissen, das häufig implizit
durch innerbetriebliche Routinen und Erfahrungen, ohne direktes bewußtes Handeln
der Beteiligten, entsteht.
Ausgehend von einer solchen "Knowledge-Based Theory of the Firm" lenkt Kerstin
Baumgart den Blick auf die Volkswirtschaften, und ähnlich, wie die Institutionenöko
nomik zu neuartigen politischen Einsichten über die Nützlichkeit wirtschaftspolitischer
Strategien und Instrumente gefiihrt hat, erscheinen auch hier die in den vergangenen
Jahren mit Vehemenz zu tagespolitischen Schlagworten verkommenen Diskussionen
um die "Misere der bundesdeutschen Aus- und Weiterbildungslandschaft", die "feh
lende Innovationskraft" der deutschen Unternehmen oder die in einem Elfenbeinturm
verschwindende deutsche Wissenschaft in einem anderen Licht. Wer verstehen möch
te, wie die bundesdeutsche Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik, einschließ
lich ihrer Akteure in Politik und Unternehmen, den Anschluß an die Entwicklungen
auf den weltweiten Märkten finden kann, muß sich mit dieser Arbeit auseinanderset
zen. Hier findet man im besten Sinne ökonomische, d.h. gleichermaßen volks- und
betriebswirtschaftliche Argumentation. Und wer wollte bestreiten, daß nicht eine
VI Geleitwort
nüchterne wissenschaftliche Bestandsaufnahme entgegen den Aufgeregtheiten der
heutigen Gesellschaften mit wöchentlich wechselnden Trends und Branchenfiihrern
Not täte? Schließlich gilt es zu verstehen, daß weder die temporäre Baisse der Aktien
zahlreicher junger Unternehmen der Informations- und Kommunikationsindustrie das
Ende der zentralen Bedeutung besserer Qualifikation und einer größeren Verfiigbarkeit
von Wissen fiir das zukünftige Überleben auf den Weltmärkten einläutet, noch daß
man sich weiterhin leisten kann, die Schnittstellen zwischen den stetig wechselnden
Wissensträgern, Wissensnachfragem und Wissensnutzem so zu ignorieren, wie es die
politischen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik allzu häufig (noch) nahelegen.
Die Arbeit von Kerstin Baumgart sei daher jedem empfohlen, der erfahren möchte,
welche Herausforderungen noch auf dem Weg in die Wissensgesellschaft zu bewälti
gen sein werden.
Prof. Dr. Paul Klemmer
Vorwort
Belebt durch die Strömungen des Wissensmanagements auf betriebswirtschaftlicher
Ebene und der neuen Wachstumstheorie auf volkswirtschaftlicher Ebene gewinnt Wis
sen als ökonomische Ressource zunehmend an Bedeutung. Doch worin bestehen die
besonderen Herausforderungen einer effizienten Wissensnutzung in modemen Volks
wirtschaften? Um diese Frage umfassend zu analysieren, wird in dieser Arbeit ein in
tegrierter ökonomischer Ansatz gewählt, bei dem sowohl mikro- als auch makroöko
nomische Fragestellungen diskutiert werden. Den institutionenökonomischen Analyse
rahmen bilden dabei die Ansätze der Knowledge-Based Theory 0/ the Firm und der
National Systems 0/I nnovation.
Die vorliegende Arbeit bildet nicht nur den Abschluß meines Promotionsvorhabens,
sondern beendet auch meine dreijährige Forschungstätigkeit am Seminar rur Wirt
schafts- und Finanzpolitik der Ruhr-Universität Bochum. Während meiner Zeit als
wissenschaftliche Mitarbeiterin habe ich dabei nicht nur Wissen angesammelt und ver
arbeitet, sondern (hoffentlich) auch diffundiert. Um ein Promotionsvorhaben erfolg
reich abzuschließen, bedarf es naturgemäß nicht nur der eigenen Leistungen, sondern
auch der Unterstützung durch eine Vielzahl von Menschen, denen ich an dieser Stelle
sehr herzlich danken möchte. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Profes
sor Dr. Paul Klemmer, der meine Promotion auch über kontinentale Grenzen hinweg
durch einen Forschungsaufenthalt am Massachussetts Institute of Technology (Cam
bridge) forderte. Ferner danke ich Herrn Professor Dr. Erich Staudt rur die Übernahme
des Korreferats. Als Wegbegleiter auf meiner Suche nach dem "roten Faden" möchte
ich Herrn PD Dr. Rüdiger Wink danken, der mich neben wichtigen konzeptionellen
Anregungen auch in die hohe Kunst der Erstellung von Tafelbildern einruhrte. Für in
haltliche Anmerkungen und kontinuierliche Appelle an mein Durchhaltevermögen sei
an dieser Stelle Frau Dr. Dorothee Becker-Soest gedankt.
Last but not least geht ein großes Dankeschön an meine Familie und meinen Freund
Carsten! Vielen lieben Dank dafiir, daß Du, Carsten, gemeinsam mit mir diesen nicht
immer einfachen Weg beschritten hast.
Kerstin Baumgart
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis und Tabellenverzeichnis ...................................................... XIV
Abkürzungsverzeichnis........ .... ..... ...................................... ............... .... ..... ..... ......... "XV
1 Einleitung.................................................................................................... 1
1.1 Problemstellung ........................................................................................... .
1.2 Zentrale Fragen und Methodologie.............................................................. 2
1.3 Zum Aufbau der Arbeit..... ............ ........... ......... ........ ........ ........ ....... ....... ..... 4
2 Die Bedeutung von Wissen mr wirtschaftliches Wachstum in den
Volkswirtschaften des 21. Jahrhunderts .................................................. 6
2.1 Die wirtschaftlichen Entwicklungsprozesse in wissensintensiven
Ökonomien............. .......... ................ ................................. ............... ........ .... 6
2.1.1 Einführende Bemerkungen ........................................................................... 6
2.1.2 Die Veränderung der Qualifikationsanforderungen in
wissensbasierten Volkswirtschaften............ ........ ...... ..................... ......... ..... 8
2.1.3 Die zunehmende Unsicherheit, Komplexität und Dynamik
ökonomischer Prozesse ................................................................................. 9
2.1.4 Das Spannungsfeld zwischen zunehmender Globalisierung und
Lokalisierung ökonomischer Prozesse ........................................................ 12
2.2 Wissen als volkswirtschaftlicher Produktionsfaktor -
Eine begriffliche Abgrenzung ..................................................................... 14
2.2.1 Die spezifischen Charakteristika der intangiblen Ressource Wissen ......... 14
2.2.2 Die elementaren Wissenskategorien und die Formen ihrer
Übertragung................................................................................................ 18
2.2.2.1 Implizites Wissen bzw. Tacit Knowledge .................................................. 18
2.2.2.2 Explizites Wissen bzw. Explicit Knowledge............................................. 20
2.2.3 Daten, Information, Wissen ........................................................................ 22
x
Inhaltsverzeichnis
2.3 Wissen als volkswirtschaftlicher Produktionsfaktor - Eine
theoretische Analyse................................................................................... 24
2.3.1 Wissen und wirtschaftliches Wachstum in der neoklassischen
Theorie ........................................................................................................ 24
2.3.2 Wissen als endogener Produktionsfaktor in der Neuen
Wachstumstheorie ...................................................................................... 25
2.3.3 Die Bedeutung von Wissen in der evolutorischen Ökonomik................... 28
2.4 Das Erfordernis der einzelwirtschaftlichen Analyse von Prozessen
der Wissensnutzung und -diffusion. ................................ ...... ....... .... ... ... .... 31
2.4.1 Die Unternehmung als Produzent volkswirtschaftlich
relevanten Wissens. ............. ................... .......... .................. .... ................. ... 31
2.4.2 Die Koordination in Unternehmungen: Transaktionskosten als
Kriterium von Markt-Hierarchie-Entscheidungen ..................................... 32
2.4.3 Wissen als strategische Variable von Unternehmungen:
Die Knowledge Based-Theory ofthe Firm ................................................ 35
2.4.3.1 Die Eckpfeiler der Knowledge Based-Theory ofthe Firm ........................ 35
2.4.3.2 Wissensmanagement als Instrument der Knowledge-Based Theory .......... 39
3 Wissensproduktion, Wissensnutzung und Wissensaustausch
in Lernenden Unternehmungen .............................................................. 42
3.1 Die organisationale Wissensbasis.............................................................. 42
3.1.1 Systemische Ebenen und Träger organisationalen Wissens...................... 42
3.1.1.1 Einfiihrende Bemerkungen........................................................................ 42
3.1.1.2 Embrained und Embodied Knowledge als individuelles Wissen...... ......... 47
3.1.1.3 Encoded und Encultured Knowledge als kollektives Wissen auf
Organisationsebene. ....... ............. ..... ....... ....... ..... ........ .... ................. .......... 48
3.1.1.4 Die Unternehmenskultur als Bestandteil der organisationalen
Wissensbasis. .... ...... ..... ....... ..... ............................... ....... ......... ....... ... ......... 49
3.1.2 Mechanismen zum Schutz der organisationalen Wissensbasis.. .. ............. 51
3.1.3 Meßansätze von Investitionen in organisationales Wissen....................... 54
3.2 Charakteristika organisationaler Lernprozesse.......................................... 57
3.2.1 Individuelle Lernprozesse als Ursprung organisationaler
Lernprozesse ............................................................................................... 57
3.2.2 Definition und Abgrenzung organisationaler Lernprozesse ....................... 59
3.2.3 Die Lernkultur als interner Rahmen organisationaler
Lernprozesse ............................................................................................... 63
Inhaltsverzeichnis XI
3.2.4 Anstöße und Voraussetzungen organisationaler Lernprozesse .................. 64
3.2.5 Prozesse des Zero, Single Loop und Double Loop Learning als
systemische Ebenen organisationaler Lernprozesse.......... ........ ........ ......... 66
3.3 Organisationale Lernprozesse und ihre Verknüpfung mit den
elementaren Wissensarten............. ......... ... ....... .............. .... .... .... ... ..... ..... ... 69
3.3.1 Formalisierte Lernprozesse ........................................................................ 69
3.3.2 Informelle Lernprozesse und Erfahrungslernen.. ................................ ....... 70
3.4 Die systemischen Ebenen des einzelwirtschaftlichen
Wissenskreislaufs.. . ...................... ............ ....... ......... ....................... ...... ..... 72
3.4.1 Grundsätzliche Überlegungen...... ............ ..... ........... ...................... ............ 72
3.4.2 Die Wissensschöpfung auf der intraorganisationalen Ebene..................... 75
3.4.2.1 Die betriebliche Aus-und Weiterbildung .................................................. 75
3.4.2.2 Die unternehmens interne Innovationstätigkeit. ....... ........... ....................... 77
3.4.2.3 Unternehmens interne FuE-Aktivitäten und ihre Rolle bei der
Produktion technologischen Wissens... ............... ....................... ................ 83
3.4.3 Die Wissensschöpfung auf der interorganisationalen Ebene............ ......... 89
3.4.3.1 Die Wissensgenerierung und -diffusion in Kooperationen.......... ........ ...... 89
3.4.3.2 Der Technologietransfer zwischen Bildungs-bzw. Forschungs-
institutionen und Unternehmungen............. ..................... ............... ........... 93
3.4.4 Die Akquisition und der Zukaufunternehmensexternen Wissens ............. 97
3.4.5 Die Relevanz der IuK-Technologie rur Wissensschöpfungsprozesse ...... 100
3.5 Einzelwirtschaftliche Koordinationshemmnisse und Ansatzpunkte
zur Förderung organisationaler Lernprozesse.......................................... 102
3.5.1 Einruhrende Bemerkungen ...................................................................... 102
3.5.2 Hemmnisse von Lernprozessen auf der Subjektebene ............................. 103
3.5.3 Hemmnisse von Lernprozessen auf kollektiver Ebene ............................ 106
3.5.4 Ansatzpunkte zur Förderung organisationaler Lernprozesse................... 110
3.6 Die Implementierung organisationaier Lernprozesse -Erfahrungen
aus der Unternehmungspraxis.................. ........ .................................. ...... 113
3.7 Effiziente Koordinations-und Organisationsstrukturen
Lernender Unternehmungen ..................................................................... 116
3.7.1 Einruhrende Bemerkungen...................................... ................................. 116
3.7.2 Hierarchische Strukturen und ihre Vorteile bei der Akkumulation
und Nutzung der organisationalen Wissensbasis.......................... ...... ..... 118