Table Of ContentForschung fOr die Praxis • Band 13
Berichte aus dem
Forschungsinstitut fOr Rationalisierung (FIR)
und dem Lehrstuhl und Institut
fOr Arbeitswissenschaft (lAW)
der Rheinisch-Westfalischen
Technischen Hochschule Aachen
Herausgeber: Prof. Dr.-Ing. R. Hackstein
R. Junker
Einfuhrung von
Informations- und
Kommunikationstechnologie
Mit 26 Abbildungen und 42 Tabellen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York
London Paris Tokyo 1988
Dipl.-Ing. Robert Junker
Lehrstuhl und Institut fUr Arbeitswissenschaft
der Rheinisch-Westfalischen Technischen Hochschule Aachen
Prof. Dr.-Ing. Rolf Hackstein
Inhaber des Lehrstuhls und Direktor des Instituts fUr Arbeitswissenschaft,
Direktor des Forschungsinstituts fUr Rationalisierung an der Rheinisch
Westfalischen Technischen Hochschule Aachen
D 82 (Diss. TH Aachen)
Gestaltungsaspekte fUr Informations-und Kommunikationstechnologie im
InvestitionsgOter produzierenden Gewerbe - dargestellt am Beispiel der
Anfragen- und Auftragsabwicklung
ISBN-13: 978-3-540-18845-2 e-ISBN-13: 978-3-642-83356-4
DOl: 10.1007/978-3-642-83356-4
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© Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1988
Sortcover reprint of the hardcover I st edition 1988
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Vorwort des Herausgebers
Die Mechanisierung und Automatisierung der industriellen Pro
duktion hat in den vergangenen Jahren weiter standig zugenommen.
Begriffe wie "Flexible Fertigungssysteme", "Robotereinsatz"
oder "CNC-Maschinen" sind einige Deskriptoren dieser Entwick
lung. Mit steigender Komplexitat der eingesetzten Anlagen, Ma
schinen und Verfahren erhohen sich auch die Anforderungen an
die Organisation des Zusammenwirkens von Mensch, Betriebsmittel
und Material. Die Beherrschung und Verbesserung dieser Ablauf
organisation wird mehr und mehr zum entscheidenden Faktor fUr
einen erfolgreichen Einsatz moderner Produktionstechnologien.
Die Ablauforganisation in der Fabrik der Zukunft wird vom Ein
satz der Informationstechnik gepragt sein, also der Technik
von der Verarbeitung, Speicherung und Ubertragung von Informa
tiOnen. Die Informationstechnik basiert zunehmend auf dem Ein
satz der elektronischen Datenverarbeitung (EDV).
Einen der Anwendungsschwerpunkte der Informationstechnik in
der Ablauforganisation von Produktionsbetrieben bildet der Ein
satz von Informationssystemen far die Planung und Steuerung
von Produktionsablaufen einschlie~lich des Transports und der
Lagerung. Der Erfolg solcher Informationssysteme ist in beson
derem Ma~e davon abhangig, wie gut es gelingt, bei der Entwick
lung und beim Einsatz der Systeme gleichermaEen sowohl die tech
nisch-organisatorischen als auch die humanen (arbeitswissen
schaftlichen) Aspekte zu berUcksichtigen.
Gelingt es in der Bundesrepublik Deutschland nicht, die Informa
tionstechnik in der Industrie auf breiter Front erfolgreich
zur Anwendung zu bringen, dann ist - vor allem im produzieren
den Gewerbe, das dem internationalen Wettbewerbsdruck in be
sonderem Ma~e unterliegt - nach einer von Prognos im Auf trag
des BMFT durchgefOhrten Studie bis 1990 mit einem Verlust von
rund 500.000 Arbeitsplatzen zu rechnen. 1m Faile positiver Be
waltigung dagegen wird eine Zunahme von rund 100.000 Arbeits
platzen erwartet.
- VI -
W~hrend sich die technologische Entwicklung auf dem Hardware
Sektor ~u~erst rasant vollzieht, ist zu beobachten, da~ zwischen
der durch die Hardware gebotenen MBglichkeiten und der durch
entsprechende Methoden und Programme (Software) realisierten
Anwendungen eine immer grB~ere LUcke entsteht, die als "Soft
ware-LUcke" bezeichnet wird.
Erfolge beim betrieblichen Einsatz k6nnen weiterhin aber auch
nur dann erreicht werden, wenn der Mensch die o.g. Informations
systeme akzeptiert. Das aber gelingt nur, wenn der Mensch die
sich ergebenden Ver~nderungen der Arbeitsanforderungen, Arbeits
aUfgaben und Arbeitsplatzbedingungen positiv bewaltigen kann.
Da bisher zu wenig Beweglichkeit, Einfallsreichtum und Flexi
blitat bei der Entwicklung neuer Bedingungen fUr die Gestaltung
der Arbeitszeit, des Arbeitsplatzes, des Arbeitskr~fteeinsatzes,
der Arbeitsorganisation u.~. festzustellen ist, zeigt sich hier
eine zweite, immer grB~er werdende LUcke, die vielfach als
"Akzeptanz-Lilcke" bezeichnet wird und die in ihren negativen
Auswirkungen der "Software-LUcke" sicherlich nicht nachsteht.
Die Arbeiten der beiden vom Herausgeber geleiteten Institute,
des Forschungsinstituts fUr Rationalisierung (FIR) in Aachen
und des Lehrstuhls und Instituts fur Arbeitswissenschaft der
RWTH Aachen (lAW), sind daher darauf gerichtet, Beitr~ge zur
Schlie£ung der aufgezeigten Lucken zu leisten. Zur Umsetzung
gewonnener Erkenntnisse wird die Schriftenreihe "FIR-Forschung
fUr die Praxis" herausgegeben. Der vorliegende Band setzt diese
Reihe fort. Die bisher erschienenen Titel sind am SchluB dieses
Bandes aufgefUhrt.
Dem Verfasser danke ich fUr die geleistete Arbeit, dem Verlag
fUr die Aufnahme dieser Schriftenreihe in sein Programm und
allen anderen Beteiligten fUr ihren Beitrag zum Gelingen des
Bandes.
Rolf Hackstein
- VII -
Inha1tsverzeichnis
seite
1. Ein1eitunq und Zie1setzung 1
2. Begriffsdefinitionen 3
3. Beschreibungsmerkma1e fur Informations
und Kommunikations-Systeme 6
3.1 Beschreibungsheuristik 6
3.2 Mensch 7
3.3 Technik 12
3.4 Organisation 17
3.5 Rahmenbedingungen 21
4. Untersuchungsmethode 22
4.1 Enquete 22
4.2 Erhebung 24
4.2.1 Erhebungsp1anung 24
4.2.2 Fragebogenentwurf 26
4.2.2.1 Indikatoren 27
4.2.2.2 Eingrenzung der untersuchungsre1evanten
Indikatoren 32
4.2.3 Pretest 35
4.2.4 Durchfuhrung der Fragebogenaktion 35
4.3 Datenauswertung 36
5. Instrumentarien zur Datenauswertung 37
5.1 Approximativer GauBtest 38
5.2 Vertrauensbereich zu p 38
5.3 Kontingenzana1yse 39
5.4 Konfigurationsfrequenzanalyse 40
- VI II -
seite
6. ErkenntniserschlieBung 43
6.1 Menschbezogene Gestaltungsaspekte 43
6.1.1 Persona1wesen 45
6.1. 2 Partizipation 47
6.1. 3 Qualifikation 55
6.1.4 Arbeitsinha1te 59
6.2 Technikbezogene Gesta1tungsaspekte 64
6.2.1 Leistungsfahigkeit 64
6.2.2 Systemver1ass1ichkeit 71
6.2.3 standard 74
6.2.4 Systembedienung 81
6.3 Organisationsbezogene Gestaltungsaspekte 84
6.3.1 Unternehmensspezifikation 84
6.3.2 Implementierung 91
6.3.3 Aufbauorganisation 102
6.3.4 Ab1auforganisation 104
7. Erkenntnisse 119
8. Zusammenfassung 128
9. verzeichnis der wichtigsten Symbo1e
und Abkiirzungen 129
10. Literaturverzeichnis 130
11. Anhang 135
Anhang I 135
Anhang II 137
Anhang III 144
1. Ein1eitung und Zie1setzung
Fur Unternehmen der produzierenden Industrie ist die Behaup
tung am Markt von existentieller Bedeutung. Dies erfordert
heute in zunehmendem MaBe eine hohe Reaktions- und Anpass
ungsfahigkeit an veranderte Bedingungen. Eine dafur wichtige
Voraussetzung ist die Kommunikation des Unternehmens mit der
Umwe1t und innerha1b des Unternehmens zwischen den Manage
mentstellen der technisch-organisatorischen Betriebsbereiche
(vgl. HACK5TEIN 1985, 5.11; AWF 1985, 5.2). Das Verknupf
ungsgef1echt zwischen diesen Bereichen (gem. Abbildung 1-1)
deutet auf das uberwa1tigende MaB an Informationen hin, wel
ches zwischen den Kommunikationspartnern ausgetauscht wird.
Aus Mangel an Auswertemog1ichkeit kann die Produktivitat
Entwicklung.
Kons1ruktion
Qualitiltssicherung
Arbeitsplanung
Montage
Teilefertigung
Berelchsverkntipfung
durch luK -Technologle
Abb. 1-1: Verkupfungsgef1echt der technisch
organisatorischen Betriebsbereiche
- 2 -
beeintrachtigt werden. Ein Ausweg aus dieser Lage wird heute
generell in dem Einsatz von Informations- und Kommunika
tionstechnologie (IuK-Technologie) gesehen. Bei dem Versuch,
komplexe IuK-Technologie in gleicher Art und Weise wie Fer
tigungstechnologie zu implementieren, zeigt sich, daB die
singulare Betrachtungsweise von Mensch, Technik und organi
sation unzureichend ist und erhebliche Akzeptanzprobleme
auslost (vgl. PICOT/REICHWALD 1985a, S.43). In den Kommuni
kationsbeziehungen der Mitarbeiter spielen die Veranderungen
der sozialen Bedingungen eine besondere Rolle (vgl. REHN
1979, S. 28). Den daraus resultierenden EinfluBen stehen die
Unternehmensleitungen unvorbereitet gegenuber. Denn es fehl
en Erfahrungen und Modellvorstellungen fur eine humanwissen
schaftlich angemessene Auslegung der IuK-Technologie. Als
Orientierung fur das Vorgehen bei einer Implementierung kann
ein systemtheoretischer Ansatz mit den Komponenten Mensch,
Technik und Organisation dienen, nach dem die Kommunika
tionsbeziehungen ganzheitlich gestaltet werden.
Es ist Ziel dieser Arbeit, Erkenntnisse uber IuK-Gestal
tungsaspekte zu sammeln und zu ordnen. Dies solI mit Hilfe
einer Beschreibungsheuristik geschehen. Anregungen geben
FESSMANN (1978, S. 10) fur die Effizienzbewertung von orga
nisationen, KIESER et al.(1983, S. 48f) fur die Beurteilung
von Schreibdienstorganisationen und SEIDEL( in EULITZ et al.
1982, S. 213ff.) fur den Fertigungsbereich. Die in der Be
schreibungsheuristik aufgefuhrten Aussagen sollen quantita
tiv belegt werden. Dafur ist es notwendig, ein Analysein
strumentarium zu entwickeln, mit dessen Hilfe aus einem vor
gegebenen Ereignisraum (Unternehmen des Investitionsguter
produzierenden Gewerbes) eine stichprobe genommen und ausge
wertet wird. Die quantifizierten Aussagen aus der Analyse
sind formal logisch zu interpretieren. Daraus sollten allge
mein gultige Gestaltungshinweise abgeleitet werden, die in
einer Handlungsanleitung zusammen zu fassen sind. Zu den Un
ternehmen des Investitionsguter produzierenden Gewerbes ge
horen ca. 40% der wirtschaftseinheiten des Verarbeitenden
Gewerbes (STATISTISCHES BUNDESAMT 1985, S.178). In den un
tersuchten Unternehmen wird vorwiegend nach Kundenwunschen
auftragsorientiert gefertigt. Die Untersuchung richtete sich
- 3 -
auf mittlere und kleinere unternehmen in der Annahme der
noch wenig entwickelten IuK-Technologie, die aber in abseh
barer zeit eingefuhrt werden solI. Untersuchungsgegenstand
ist das Kommunikationsverhalten zur Anfragen- und Auftrags
abwicklung.
2. Begriffsdefinitionen
Die Leistungserstellung eines Unternehmens vollzieht sich in
der Wechselwirkung mit der Umgebung. Die diesbezuglichen
Zielvorstellungen hinsichtlich Produktionsprogramm und Fer
tigungsbedingungen werden durch situationsveranderungen im
Bereich der Politik (z. B. Gesetze, Handelsabkommen) bee in
fluBt. Die Geschaftsbranche, zu der ein Unternehmen gehert,
bildet einen Teilbereich der Gesamtgesellschaft. Sie wird
durch Konzernbindungen, Konkurrenz und Kundenwunsche in ih
ren Aktivitaten gepragt. Eine Komponente der Geschaftsbran
che stellt das einzelne Unternehmen dar. Seine Betriebsbe
reiche kennen uber ein IuK-System intern und extern kommu
nizieren. Das IuK-System ist ein betriebliches Steuerungs
hilfsmittel, das dazu beitragt, ein Produkt zu konzipieren,
zu realisieren und auszuliefern. Mit Information solI das
zweckgerichtete Wissen bezeichnet werden, das benetigt wird
um ein bestimmtes Handlungsziel zu erreichen. Die Informa
tion ist ein potentielles Abbild von Gegenstanden (vgl.
SPIELER 1984, S.65; siehe auch SCHULZE 1969, S. 344). Sie
kann akustisch in Form von Sprache oder grafisch in Form von
Text, Bild oder Daten gefaBt sein. Sie ist damit raumlich
zeitlich existent und ubertragbar.
Kommunikation ist ein vom Menschen abhangiger Umgang mit der
Information in den diversen Verwendungsformen: Entwurf, Ge
staltung, Erstellung, Vervielfaltigung, Archivierung, Uber
mittlung. DemgemaB lassen sich informationstechnisch Vor
gange (vgl. INTERNATIONAL RESOURCE DEVELOPMENT, zitiert in
KARCHER 1984, S. 4) klassifizieren in