Table Of ContentMarktorientiertes Management
Herausgegeben von
M. Lingenfelder, Marburg, Deutschland
In dieser Schrift enreihe werden Entwicklung und Anwendung wissenschaft lich
fundierter Methoden und Modelle des marktorientierten Managements themati-
siert. Sie dient als Forum für praxisrelevante Fragestellungen aus Handel, Dienst-
leistung und Industrie, die mit Hilfe theoretischer und empirischer Erkenntnisse
beantwortet werden.
Herausgegeben von
Univ.-Prof. Dr. Michael Lingenfelder
Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaft slehre
insb. Marketing und Handelsbetriebslehre
Philipps-Universität Marburg, Deutschland
Diana Nöcke
Einfl ussgröße und
Konsequenzen der
Unternehmensfairness
Empirische Analyse aus der
Perspektive von Patienten
und niedergelassenen Ärzten
Mit einem Geleitwort von
Prof. Dr. Michael Lingenfelder
Diana Nöcke
Marburg, Deutschland
Dissertation Universität Marburg, 2015
Marktorientiertes Management
ISBN 978-3-658-12090-0 ISBN 978-3-658-12091-7 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-12091-7
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v
Geleitwort
In einer sozialen Marktwirtschaft bildet die Legitimation von Unternehmen, die über die Ge
winnerzielung hinausgeht, einen wichtigen Grundpfeiler für die Akzeptanz einer freiheitlichen
Wirtschaftsordnung. Insbesondere für Sektoren, in denen bis vor ca. 30 Jahren nahezu aus
schließlich Non-Profit-Geschäflsmoclelle betrieben wurden, verkörpert Fairness als eine Kon
kretisierung von Legitimation ein besonders sensibles Phänomen. So stehen Unternehmen
der stationären Gesundheitsversorgung besonders im Fokus, wenn es um faires Verhalten
geht: Intensiv geführte Debatten um Zwei- bzw. Drei-K1assenmedizin, Rationierung von Ge
sundheitsleistungen, Beschränkung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung, Privatisierung
von Krankenhäusem usw. sind ein Beleg dafür, dass die deutsche Bevölkerung gerade an
Klinikunternahmen besonders hohe Anforderungen an deren Legitimation stellt. Die Bearbei
terin setzt hier an, in dem sie aus der Perspektive von Patienten und niedergelassenen Ärzten
Fairness von Klinikunternehmen analysiert.
Die Verfasserin möchte mit ihrer Arbeit vier Ziele realisieren:
• Operationalisierung von Fairness als mehrdimensionales Konstrukt
• Analyse der Wirkungen von Fairness auf Zufriedenheit, Weiterempfehlungsabsicht, Lo
yalität und wahrgenommene Fairnessreputation
• Analyse von Moderatoreffekten, die bei den zuvor beschriebenen Ursachen-Wirkungs
beziehungen festgestellt werden können
• Ermittlung des Effektes einer auf Zielgruppen ausgerichteten Unternehmensstrategie
auf die wahrgenommene Fairness
Die erste von zwei Säulen der Dissertation bildet das 3. Kapitel, das rund 130 Seiten umfasst.
Mittels adäquater Theorien trachtet die Autorin danach, Hypothesen zu Determinanten und
Wirkungen von Fairness eines Unternehmens zu generieren. Insgesamt werden 76 Hypothe
sen extrahiert, die sich je zur Hälfte auf niedergelassene Ärzte und Patienten beziehen.
In Abschn. 1 versucht die Verfasserin auf Basis von Kriterien (5. 46 ff.: Bewährungsgrad hin
sichtlich Erklärung von Verhalten, Möglichkeit zur simultanen Erörterung der Wahrnehmung
und Bewertung von Fairnessdimensionen, Anwendbarkeit auf die zwei fokussierten Stakehol
dergruppen (niedergelassene Ärzte und Patienten), Integration in ein wissenschaftliches Pa
radigma) geeignete Theorien und Konzepte zu identifIZieren. Insgesamt handelt es sich um
Fairness Theory, Fairness Heuristic Theory, eID-Paradigma, Lerntheorie, Risikotheorie, The
orie des geplanten Verhaltens, Elaboration-Likelihood-Modell und Socialldentity Theory.
Danach wird Fairness als Gegenstand der Untersuchung in Abschn. 2 begrifflich erörtert und
von anderen Phänomenen (Gerechtigkeit, Zufriedenheit) abgegrenzt. In Abschn. 3 fundiert die
Autorin vier Dimensionen von Fairness anhand der Fairness-Theorie. An der einen oder an
deren Stelle werden weitere Theorien zur Aufarbeitung der Fairnessforschung (z.B. Mental
VI
Accounting, Instrumental Model of Procedural Justice, Referent Cognitions Theory} herange
zogen. In Abschn. 3.4. werden Ansätze zur Operationalisierung jeder Faimessdimension für
die zwei Stakeholdergruppen entwickelt. Es handelt sich jeweils um siebenstufige Multi-ltems
kaien, die für Patienten und für Einweiser spezifische Formulierungen enthalten.
Mit ca. 100 Seiten Umfang liegt der Schwerpunkt im 3. Kapitel auf der Herleitung von Hypo
thesen zu Determinanten und Wirkungen von Fairness bzw. Faimessdimensionen (Abschn.
4). Die Autorin versucht in jedem Unterabschnitt zunächst einen überblick über den konkreten
State of the art des relevanten Forschungszweiges zu geben, danach auf Basis theoretischer
überlegungen sowie, soweit vorhanden, empirischer Befunde Hypothesen zu formulieren, um
schließlich die empirische Erfassung der jeweiligen Determinante bzw. Wirkung zu diskutieren.
In Abschn. 4.3., 4.4. und 4.5. werden Hypothesen zu den Interdependenzen zwischen den
verschiedenen Konstrukten, die als Konsequenzen der Fairness betrachtet werden, zu den
Moderationseffekten und zu den Effekten von Kontrollvariablen auf das Fairness-Phänomen
formuliert. Bei letzteren geht es konkret um Identifikation, Hilfs-und Kooperationsbereitschaft.
Nahezu 100 Seiten umfasst das 4. Kapitel, das die zweite Säule der vorgelegten Dissertati
onsschrift bildet. Die Verfasserin schildert zunächst Datenerhebung und Datengrundlage (Ab
schn. 1). Bei einem kooperierenden Krankenhaus konnte die Autorin insgesamt 1422 Patien
ten und 1433 niedergelassene Ärzte schriftlich befragen. Sie erzielt einen Rücklauf von 292
(bei Patienten; 20,5 %) bzw. 278 (bei Einweisern; 20.6 %) Datensätzen, die für die weiteren
Analysen geeignet erscheinen.
Etwa 70 Seiten nehmen die Schilderung messmethodischer Vorgehensweisen und die Inter
pretation der reichhaltigen Befunde ein. In Abschn. 4.4 und 4.5 werden Ursache-Wirkungszu
sammenhänge und Moderationseffekte in den zwei bestangepassten Modellen skizziert. Es
erfolgt eine inhaltliche Interpretation der überaus spannenden Ergebnisse.
Von den insgesamt 89 Hypothesen (13 exploratorisch formulierte Hypothesen werden im 4.
Kapitel zusätzlich formuliert) lassen sich 19 nicht mit dem Datensatz der Autorin bestätigen.
Warum das so ist, versucht die Verfasserin zu begründen.
Das 5. Kapitel geht auf die Limitationen der Dissertation von Frau Nöcke ein (Abschn. 1), leitet
Implikationen und Empfehlungen für die Praxis sowie die Faimessforschung ab (Abschn. 2).
Die Ansatzpunkte, die die Verfassenn für die Praxis ableitet, berücksichtigen sehr gut den
thematischen Fokus der Arbeit.
Gerade mit Blick auf die Vertrauenskrise, die in Folge der sog. Finanzmarktkrise neuerdings
auch die Europäische Union in ihren Grundfesten erschüttert, bildet das Thema Fairness ein
zentrales Thema, mit dem sich die betriebswirtschafUiche Forschung befassen muss. Insofern
VII
wünsche ich der Schrift von Frau Nöcke eine sehr große Verbreitung. Jeder an Faimessfor
schung interessierte Wissenschaftlicher erhält mit diesem Buch eine reichhaltige Lektüre und
sehr vielfältige theoretische und empirische Denkanstöße.
Univ.-Prof. Dr. Michael Lingenfelder
IX
Vorwort
Jeder, der sich die Aufgabe gestellt hat eine Dissertation zu verfassen, weiß, dass dieses
Vorhaben ohne ein stabiles und herzliches Umfeld nicht machbar ist. Nur dieses ennöglicht
es, die zeitweisen Tiefen abzufedern, erfolgreich zu überwinden, und die Höhepunkte gebüh
rend zu teilen. Aus diesem Grund möchte ich mich nach Fertigstellung meiner Dissertation bei
den vielen Unlerstülzern für Ihre Hilfe und Zeit bedanken.
Ein spezieller Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Michael Lingenfelder. Vielen Dank
für Ihre Offenheit, dia Diskussionen und die konstruktive Kritik über die gesamte Zeit meines
Promotionsstudiums. Ich möchte mich auch für die lehrreichen Erfahrungen aus den vielen
Praxisprojekten während meiner Zeit als wissenschaftliche Mitarbeitenn an Ihrem Lehrstuhl
bedanken.
Herm Prof. Dr. Sasehs Mölls möchte ich herzlich rur die Bereitschaft danken, als ZWeitgutach
ter einzutreten. Für die Bereitschaft zur übernahme des Prüfungsvorsitzes bei meiner Dispu
tation danke ich Herrn Prof. Dr. Michael Stephan. Weiterer Dank gilt hier auch Frau Meyer
Bairam für die schnelle und unkomplizierte Abwicklung der administrativen Themen im Hinter
grund.
Meine Lehrstuhlzeit ist mir immer noch in bester Erinnerung und das liegt zu einem großen
Teil an meinen ehemaligen Kollegen. Für den fachlichen Austausch, aber auch die Optimie
rung der Taktik am Kicker und die Ablenkung neben der akademischen Arbeit danke ich Flo
rian, Dominic, Sebastian, Marion, Gloria und Henrike. Ein besonderer Dank gilt Sina. bei der
ich während der überarbeitungsphase immer wieder Unterschlupf in Marburg gefunden habe
und Christina, die trotz Muttergluck und Habilitationsstress die Zeit zum Korrekturlesen gefun
den hat. Ein herzlicher Dank geht auch an Susanne, die mir sowohl in fachlichen als auch
privaten Tiefpunkten immer zur Seite stand. Auch bei Inge möchte ich mich für ihre Unterstüt
zung bei der Bewältigung des Burokratiedschungels bedanken.
Privat möchte ich mich bei Juliane und Julia bedanken, die mich von Beginn an immer in mei
nem Vorhaben bestärkt haben und trotz den Zeiten, in denen akademisch bedingt Funkstille
herrschte immer noch zu meinen engsten Freunden zählen.
Mein letzter und herzlichster Dank gilt meinen Eltem. Ohne Euch wäre mir weder das Studium
noch die Promotion möglich gewesen. Vielen Dank für die Unterstützung, die Zeit, die Ihr Euch
zum Zuhören genommen habt und Euer Verständnis.
Euch ist diese Arbeit gewidmet.
Diana Nöcke
XI
Inhaltsverzeichnis
Abblldu_vlmllchnl• .•••••...•.•.••.•.•.•••••.••.••••••••••••••••••••••.•.•••..•....•.•..•.•....•....•....•. XVIl
Taballenvemolchnla ...•....•.•....•.•....•......•....•.•....•.....•....•....•..•••••....•.••••••..•....•.•....•.•X lX
Abkürzunp""rzelchnla .•.•....•....•....•.•....•....•......•...•....•....•.•••..•....•....•.•....•....•....• XXIIl
A Ralevanz der Fal""",. in der Beziehung zwlachen Untarnahmen und
Ihren Stakeholdem ......•......•....•.•....•.•....•.•....•.....•....•....•..•••.•..•.•....•....•....•....•....•.• 1
1 Falrn• •• all Wert In der ökonomischen Forschung ................................................... 1
2 StIIte-of·the-Ar1 der Faimeuforechung in Kunden-Unternehmena-
Beziehungen .........................................................................••••...................................... 4
3 Gang der Unterwuchung .............................................................................................. 16
B Dautachland. Krankenhausmarkt aus Sicht verschladenar
Int. .....n .gruppen als Untersuchungskontaxt darvor1lspndan Arbeit ..•. 19
1 Rollo dss Krsnkanhsusmsrktas für dia deutsche Wlrtoch.ft .................................. 19
2 Nledargeloosana Arzte und Pa_n als Stakoholder Im deutschen
Krankenhausrnartd: ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 25
2.1 Gnmdzüga das Stakehokjemnsalzes und ihre Anwendung auf dan
UntOfSUChungskontext .........................................•.............................................. 25
2.2 IdentHlkation und Klassifizierung von Stakeholdem Im Krankenhausmar1d ....... 26
2.3 Patienten als abhängige Stakeholder eines Krankenhauses ............................. 31
2.4 Nlodergelaaaone Arzte als definitive Stakaholder eines Krankenhauses ........... 33
3 Kanzaptlomtlla Grundlagen der Dienstleistung der .tatlonhn
Patl.ntenv.,.orgung. ............................................................••..................................... 37
4 H.rausford.rung.n Im Krankenhau.markt und dl. B.d.utung d.r Falrn •••
für den Erfolg van Knlnkanhäuaern ....................................•••.................................... 41
5 ZWI.ch.nfazlt ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••.. 47
C Thaorl.b• •l arta Modanantwicklung zur Analysa .In.r Datarmlnanta und
m.h. .....r Kons.quenzen dar distributiven, prozaasualan, Informationellen
und Intarpersonellen Faimass in dar stationären Patlentanvarsorgung •....•. 49
1 ldantlftluotlon goolgnator Theorien und Konzopto zur Erklirung dar
Bedeutung dar Fairness oiner Organisation gegenilber liven Stakeholdem ......... 49
2 o.Mgung _ Untorsuchu ___F . .m aoa •...................................... 55
2.1 Definition der Fairness ........................................................................................ 55
2.2 Abgrenzung der Begriffe Fairness und GerechtigkeH ......................................... 59
2.3 Abgrenzung der Konstrukte Fairness und Zufrledenne~ .................................... 60
3 KOlWlptlonoila Fundlerung _ Faimeoacimenolonan .nhend _ F". .....•
Thoorte• ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• _. .. 82
3.1 Charakteristika der einzelnen Faimessdimensionen .......................................... 62
3.2 Konzeptualisierung der Ergebnis-, Prozess-, InformatJomJ-und
Interpersonellen Fairness auf Basis der Fairness-Theorie ................................. 67