Table Of Content:: سکع-
EinSonntag in Tempelhof
Lokalpofſe in einem Akt.
Bon
Ad. Brennglas.
Berlin wie es iſt und trinkt.
XV. Heft.
Mit einem colorirten Titelfupfer.
Zroeite Auflage.
Leipzig, 1847.
Verlag von 3gnaz 3adowig.
Aufgeſchnittene und beſchmußte Ereinplare w
zurüdgenommen.
Bei Ign. Jadowit in feipzig erſchien in den
9 Neuesten Auflagen:
Berlin wie es iſt und trinkt.
Von
Ad. Brennglas.
Neunundzwanzig Hefte.
Jedes mit einem illuminirten Titelbild.
8. Elegant geh. im Umſchlag. Velinpapier.
Preis jeden Heftes 71/2Ngr. 27Xr.rhein. = 24Xr.C. M.
Einzeln:
I.Heft: ,,Eckenſteher." Zehnte Auflage.
II. : „Höferinnen." Siebente Auflage.
,,Holzhauer" und „ Beſchreibung des
III.
Stralower Fiſchzuges.“ SechſteUuflage.
IV. „ Köchinnen." Sechſte Auflage.
„ Berliner Fuhrleute." Dritte Auflage.
V.
(VI. 1.Lief.: „Guckkäſtner:“ Vierte Uuflage.
:
VI. 2. Lief.: „Guckkäſtner.“ Dritte Uuflage.
VI. 3. Lief.: „ Guckkäſtner." Dritte Auflage.
VII. „Nachtwächter." Vierte Auflage.
VIII. „ Die Schnapsläden.“ Dritte Auflage.
IX. 2 ,,Puppenſpiele.“ Dritte Auflage.
,,Moabit.“ Zweite Auflage.
X.
XI. ,,Straßenbilder.“ 3weite Auflage.
XII. . ,,Unterhaltungen.“ Zweite Auflage.
XIII. 3 ,,KomiſcheScenen u.Geſpräche." 3weiteAufl.
XIV. ,,Franz Liſzt in Berlin." Zweite Auflage.
.
XV. ,,Ein Sonntag in Sempelhof.“ 3weiteAufl.
.
XVI. „ Herr Buffen in der Zaruck-Geſellſchaft.“
.
XVII. ,,Sylveſterfeier der Bürger:Geſellſchaft
„ Vorwärts.“(617
XVIII. Faſtnachts- Drafel.“
XIX. Nante Nantino.“
XX. ,,1843 im Berliner Guckaſten ."
.
XXI. HerrBuffeyaufderBerlin Leipziger Eiſen:
bahn.“
XXII. „1844 im Berliner Guckkaſten ."
XXIII. ,,Antigone in Berlin." Dritte Auflage.
XXIV. „ Herr Buffen im Tugend-Verein.“
.
1
ST
e M
o
m
np
ne
Etl
iah
io
nngf
bon . 10
С.G
Berlin
wie es iſt und trinkt.
Vun
Ad. Brenngla s.
[d.... flumbitlinzi
Fünfzehntes Heft:
„ Ein Sonntag in Tempelhof.“
Lokalpoſe in einem Akt.
buyenischt
Staatsbibliothek
Mit einem colorirten Titelkupfer
MÜNCHEN
Zweite Auflage.
Leipzig, 1847.
Verlag von Ignaz Jadow i3.
Perſon e 11:
Sdummeridy, Tabackshändler.
Augufte, feine Tochter.
Kapſel, Friſeur, ihr Geliebter.
Bumms, Dekonom .
Caroline, ſeine Frau.
Eduard, ihr Sohn.
Rundeder, Hutmadjer.
Rimpel, Colporteur.
Kniepſden, Köchin.
(Die Seene ſpielt in Tempelhof, einem freundlichen Dorſe
unweit Berlin.)
Ein Sonntag in Tempelhof.
Eine breite Linden- und Kaſtanienallee; im Hintergrunde
Land- und Bauerhäuſer; links ein Wirthshaus. Fa
milien um lange Tiſdje, Kaffee trinkend; ſpielende Ge
ſellen und Mädchen. Nedyts an einem Tiſche Bummo,
Saroline und Eduard, Bevor die Darſtellung bra
ginnt, hört man lärmend das Volkslied begehren. Wäh
rend der erſten Strophe wird der Vorhang aufgezogen.
Runbeder. Auf, ihr Brüder, laßt uns fingen
Unſer Liedchen, das ihr wiſt!
Dod, die Spree ſoll Den verſdlingen,
Der nur halb Berliner iſt!
Fehlt und auch noch Manderlei,
Was zum Gotte nöthig ſei:
Kopf und Herz ain rediten Ort,
Komt durch ſeine Welt man fort!
Darum, Brüder, ſtimmet ein :
Welches Glück, Berliner ſein!
Chor. Darunt, Brüder, ſtimet ein:
Weldjes Glück, Berliner ſein!
1 *
4
Kapſel. Freilich iſt man mehr gemüthlich
An der Donau und am Rhein,
Denn der Schöpfer gab nur füblich
Milde Lüfte, golonen Wein;
Doch Verſtand und Mutternitz
Gab er uns als bellen Blitz
Für die wolkentrübe Welt,
Wo man nur am Schein ſich hält;
Darum , Brüder, ſtimmet ein:
Welches Glück, Berliner ſein !
Chor. Darum , Brüder, 2c.
Bumm8 (figend). Nings bei allen deutſchen Brüderit
Neckt man uns mit bitterm Scherz;
Daß wir nimmer ihn erniedern,
Zeigt fürwalır kein kleines Herz;
Selbſt verſpotten wir mit Mutly,
Was an uns nicht recht und gut,
und die deutſche Bruderland
Reichen wir durchs ganze Land!
Darum, Brüder, ſtimmet ein:
Welches Glück, Berliner ſein!
Cſor. Darum , Vrüder, u .
Eduard. Mutter, mir fungert!
Caroline. Willſte rubig find, Seere! 30 fabe
Dir idyon ſo ofte jeſagt: Dir ſoll nich hungern.
Eduard. Ich mödte jerne 'ne Schinkenſtulle eſſen.
Caroline. Hat ſich wat zu Schinkenſtullen; deriſt
man ſagen: Teller! Du jloobſt coch troll, ich kann die
5
zwvee Silberjroſchens ſo aus de Aermel ſchütteln, jeßt,
bei die falechten, lureriöjen Zeiten, wo man fradit
volle Zerfetten un niſdt zu eſſen hat.
Bumm8 (mitgroßerRuhe). So lange derMenſch
was zu drinfen hat, kann er criſtiren. Des Kind,
den Obe, bejreif' id) überjens doch nid: der is jang
aus de Art geſchlagen. Inſern janzen Stammboom
durſchterte immer, und dieſenSinaben hungert immer.
Wenn ich nich beſtimmt Vater von des Kind wäre:
idy jlaubte, es wäre kein Bumme.
Rundecker (Carolinen den Hof machend). Sie be
finden ſich doch noc), MadameBummſen ? Jowollte
mit Ihnen von's Hall'ſdje Dhor abfahren, allein ich
verſpätete mir.
Caroline. Ich danke Ihnen, lieber Rundecker:
eß jeht ſo ſo la la hallweje, man muß ſchon zufrieden
ſind.
Rundecker (feßt ſich). Sie erlauben jehorſamſt,
daß ich an Ihre jrüne Seite Plag nehmen darf, ſchöne
Frau? Wie hübſch Sie ſich heute wieder anjezogen
haben: mid haben Sie aud) anjezogen. Ne, wahr
haftig, ohne Complimente: wie au&'t Gi gepellt! In
dieſer ſchneeweißen Haube und deß leidyte Flügelfleid
und ihren herrlichen Teint fehen Sie wie Meerſchaum
aus, aus dem eine Venus ſteigt.
Bummš. HörenSe mal, Hausfreund: verjleichen
Sie meine Frau mit keinen Pfeifenkopp. Allerdings is
ſteeinHigkopp, unſiejehtauchzuweilen aus, wenn ic't
nich haben will; allein (ſeufzend) ſie iß unzerbrechlich.
6
1
Caroline. Ich bitte mir aus, daß Du Deine
Anmerkungen über meine Eijenſchaften zu Hauſe läßt.
(Spricht ſehr freundlich mit Rundecer.) 1
Rimpel(kommtausdemHintergrunde,nimmtdenHut
ab, wiſcht den Schweiß von der Stirn und breitet die Arme
aus). Sei mir jejrüßt, freundliches Kartoffels, Ges
traide-, Milch- und weißes Rübendorf! Nördlich ge=
legen an einem fich weit bahinſlängelnden Sandfelde,
ben Blick auf das Moment vom rojenannten Freiheits
krieje und dieHaſenhaide, ſüdlich an einem kleinen una
(duldigen Walde und einem ſtillen Badejewäſſer gren
zend, und öftlich und weſtlich gar nich grenzend!
Freundliches Dorf mit Deinem populären Fürſten,
Deinen zierlichenSommerwohnungen wohlhabender Re
ſidenzler und Deinen ſtattlichen Bauterhöfen: fei fejrüßt
vonRimpeln, dem Colporteuren, den die Reſidenz fennt.
(Plößlich aus dem Pathos fallend, zu Kapſel) Jeſejente
Mahlzeit, Frijeer!
Kapfel. Sie ſind wohl verdreht, daß Sie jeßt
noda geſegnete Mahlzeit wünſchen!
Rimpel. Contraire im Frjentheil: Sie find ver
dreht, daß Sie ſich darüber wundern. Denn, Fri
feer, es i8 noch ſehr fri; e8 is erſt drei Uhr, und
um dieſe Zeit eſſen wir vornehmenLeute eijentlich erſt.
Sagen Sie mal, juter Haarfünfiler, Sie find wohl
aud; heute wieder blos um SchummerichsAujuſte hier?
Rapſel. Darnach haben Sie eigentlich Nichts zu
fragen. Allein ich habe mich auch nicht zit genireni.