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Eigenmittelunterlegung von Finanzinnovationen
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Kasseler Wi rtschafts- und
Verwaltungswissenschaften; Band 17
Herausgegeben von Dr. Heinz Hübner, Dr. Jürgen
Reese, Dr. Peter Weise und Dr. Udo Winand,
Univ. -Professoren des Fachbereiches
Wirtschaftswissenschaften, Universität-Gh Kassel
Die Schriftenreihe dient der gebündelten Darstellung der vielfältigen
wissenschaftlichen Aktivitäten des Fachbereichs Wirtschaftswissen
schaften der·Universität-Gh Kassel. Er umfaßt die Fachgebiete
Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Verwaltungswissen
schaft und Wirtschaftsinformatik. Die Reihe ist jedoch auch offen für
die Veröffentlichung von Arbeiten aus "verwandten" Fachgebieten
und Ergebnissen aus interdisziplinären Projekten mit ausgeprägtem
Bezug zu ökonomischen Fragestellungen.
Dolores Ganz
Eigenm ittelunterlegung
von Finanzinnovationen
Eine Analyse der regulatorischen
Standardmethoden und bankinterner
Ri si kosteuerungsmodelle
Mit einem Geleitwort
von Prof. Dr. Rainer Stöttner
Deutscher Universitäts-Verlag
Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme
Ganz, Dolores:
Eigenmittelunterlegung von Finanzinnovationen : eine Analyse der regulatorischen
Standardmethoden und bankinterner Risikosteuerungsmodelle / Dolores Ganz.
Mit einem Geleitw. von Rainer Stöttner. -1. AuA ..
-Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 2001
(Gabler Edition Wissenschaft: Kasseler Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften ;
Bd.17)
Zugl.: Kassel, Univ., Diss., 2000 u.d.T.: Ganz, Dolores: Eigenmittelunterlegung von
Finanzinnovationen nach den Standardmethoden des Grundsatzes I und auf der
Grundlage bankinterner Risikomodelle
ISBN 978-3-8244-7504-9 ISBN 978-3-322-91452-1 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-91452-1
D 34
1. AuAage Oktober 2001
Alle Rechte vorbehalten
© Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2001
Lektorat: Brigitte Siegel/Nicole Schweitzer
Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen der
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www.duv.de
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Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.
ISBN 978-3-8244-7504-9
Zum Geleit
Globalisierung, Komplexität, Unsicherheit und Dynamik: Diese und ähnliche Phänomene
bestimmen offenbar in zunehmendem Maße das Wirtschaftsgeschehen, insbesondere auf
den Finanzmärkten. In Deutschland war es speziell die Herstatt-Pleite des Jahres 1974, die
augenfällig verdeutlichte, welche fatalen Folgen es haben kann, wenn man Finanzmarkt
risiken auf die leichte Schulter nimmt. Der Crash 1987, die Barings-Krise und diverse
finanzielle Schieflagen vieler Finanzdienstleister, aber auch von Unternehmen aus dem
sog. "realen" Sektor, haben in immer schnellerer Folge gezeigt, welche existentiellen
Gefahren speziell Finanzmarktrisiken heraufbeschwören können.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, wenn man den Finanzmarktrisiken ordnungs
politisch beizukommen versucht. Innerhalb der europäischen Union mangelt es inzwischen
nicht an Regelungsversuchen mit dem Ziel, die Finanzmarktrisiken überschaubar und vor
allem auf der institutsspezifischen Ebene kontrollierbar zu machen. In Deutschland haben
sich die EU-Richtlinien insbesondere in einer mehrfachen Novellierung des Gesetzes über
das Kreditwesen (KWG) niedergeschlagen. Auf diese Weise sollen Banken und verwandte
Finanzdienstleister dazu gezwungen werden, Mindeststandards der Risikovorsorge und des
Risiko-Managements einzuhalten.
Ein wirksames Risikomanagement setzt voraus, daß die einzelnen Risiken, um deren Über
wachung bzw. Begrenzung es geht, vorab exakt definiert werden. Die Finanzmarktrisiken
sind vielfältigster Art; man denke etwa an Adressenausfallrisiken, an Markt- und Preisrisi
ken, an Liquiditätsrisiken, etc. Die Lösung der Risikomanagementaufgabe wird zugleich
erschwert und erleichtert durch die Tatsache, daß die Finanzinstitute mehr oder weniger
komplexe "Portfolios", sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite der Bilanz
unterhalten, wodurch zweierlei Effekte entstehen. Aufgrund der portfoliotheoretischen
Diversifikationswirkungen ist die Hoffnung berechtigt, daß man durch geeignete Mischung
von Aktiva (und Passiva) die Risiken der jeweiligen Vermögens- bzw. Schulden-Portfolios
nicht unwesentlich reduzieren kann. Hierdurch wird das Risikomanagement als Aufgabe
schwieriger, denn die komplexen Korrelations- und Kovarianzstrukturen der Aktiva und
Passiva sind erst einmal zu ermitteln.
V
Die Gegenüberstellung von Aktiva und Passiva in der Bilanz eines Finanzdienstleisters
ermöglicht jedoch auch ein sog. Netting in vermutlich beträchtlichem Umfang. Darunter ist
zu verstehen, daß viele Aktiva- und Passiva-Positionen gleichen oder ähnlichen Risiken
unterliegen, freilich mit umgekehrtem Vorzeichen. So kann z.B. eine Bank zugleich Ver
bindlichkeiten und Forderungen gegenüber einem bestimmten Kunden haben, wodurch das
Adressenausfallrisiko reduziert oder ggf. sogar neutralisiert wird. Auch derivative Positio
nen können "verrechnet" werden (z.B. Futures long und Futures short bei übereinstimmen
der Kontraktspezifikation). Hierdurch wird das Risikomanagement-Problem zweifellos
einfacher. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die einhergehende "Eigenkapital
erfordernis", die gewissermaßen flir das erforderliche, eigenkapitalgedeckte Sicherheits
polster sorgen soll.
Die von Frau Ganz vorgelegte Studie ist auf den soeben skizzierten Problem-Komplex
fokussiert. Konkret geht es darum zu zeigen, welche Eigenmittelvorschriften das KWG flir
Zwecke des Managements von Finanzrisiken bereithält, welche institutsinternen Risiko
management-Verfahren alternativ eingesetzt werden können, welche Finanzrisiken sich im
einzelnen unterscheiden lassen und welche diversifikationstheoretischen und netting
gestützten Neutralisierungspotentiale bestehen, wie letztlich der vorzuhaltende Eigen
mitteibetrag zu ermitteln ist und wie sich die Durchfiihrung eines weiteren risikobehafteten
Geschäfts auf den marginalen Eigenkapital-Deckungsbedarf auswirkt. Das analytische
Interesse der Autorin richtet sich insbesondere darauf, die Eigenmitteldeckungsvor
schriften ("Unterlegungsvorschriften") in Gleichungsform exakt zu fassen, wodurch die
Lösung des entscheidenden Quantifizierungsproblems erleichtert wird.
Die Studie von Frau Ganz schafft Übersichtlichkeit, Verständlichkeit und Klarheit in
einem Bereich, der bislang in einem "Buch mit sieben Siegeln" verschlossen zu sein
schien. Nicht nur Fachwissenschaftier, sondern auch Studenten, Wirtschafts-Journalisten,
Angehörige der Finanzdienstleistungsberufe und, last but not least, interessierte Laien
werden das Buch dankbar begrüßen
Rainer Stöttner
VI
Vorwort
Das Kreditwesengesetz sowie der Grundsatz I bilden die gesetzliche Grundlage fiir die
Ermittlung des Eigenkapitals bzw. der Eigenmittel, die Banken aufgnmd des Risikogehalts
ihrer Geschäfte halten müssen. Die vorhandenen Eigenmittel wirken somit als maßgebli
cher Einflußfaktor fiir den Umfang der Risiken, die eingegangen werden können, und be
einflussen damit die Geschäftstätigkeit einer Bank. Von Interesse ist daher der Eigen
mittelbetrag, der fur einzelne Geschäfte oder fur das ganze Portfolio einer Bank nach den
gesetzlichen Vorschriften bereitgestellt werden muß.
Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet daher: Welchen Eigenmittelbetrag muß eine Bank
nach den Regelungen des Kreditwesengesetzes bzw. des Grundsatzes I zusätzlich bereit
halten, wenn sie ein bestimmtes Geschäft in ihr Portfolio aufuimmt? Der Schwerpunkt der
Untersuchung liegt dabei auf den Finanzinnovationen, insbesondere auf Derivaten und
Kreditderivaten. Ziel dieser Untersuchung ist die Entwicklung eines Katalogs von quantita
tiven Berechnungsverfahren zur Bestimmung der zusätzlich erforderlichen Eigenmittelbe
träge fur verschiedene gängige Formen von Finanzinnovationen.
Die vorliegende Arbeit wurde im Jahr 2001 an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
der Universität Kassel als Dissertation angenommen. Herzlichen Dank schulde ich Herrn
Prof. Dr. Rainer Stöttner, der die Arbeit betreut hat. Herm Prof. Dr. Kurt Reding danke ich
fur die Erstellung des Zweitgutachtens.
Dolores Ganz
VII
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort ............................................................................................................................ V
Vorwort ............................................................................................................................. VII
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... XV
Verzeichnis der Symbole und Abkürzungen .................................................................. XVII
1. Einführung. .................................................................................................................... 1
2. Begriff der Finanzinnovationen. .................................................................................. 3
2.1 Definitionen der verschiedenen Arten von Finanzinnovationen ............................... 4
2.1.1 Finanzprozeßinnovationen ............................................................................... .4
2.1.2 Finanzmarktinnovationen ................................................................................. 5
2.1.3 Finanzproduktinnovationen .............................................................................. 5
2.1.3.1 Originäre Finanzproduktinnovationen ................................................... 6
2.1.3.2 Derivative Finanzproduktinnovationen ................................................. 6
2.2 Übersicht der Finanzinnovationen ............................................................................. 7
3. Entstehung der 6. KWG-Novelle und der aktuellen Fassung des Grundsatzes 1.. .. 9
3.1 Strukturwandel auf den Finanzmärkten ................................................................... 10
3.2 Richtlinien der EU-Kommission ............................................................................. 13
3.2.1 Wertpapierdienstleistungsrichtlinie ................................................................ 13
3.2.2 Kapitaladäquanzrichtlinie ............................................................................... 15
3.2.3 Kapitaladäquanzrichtlinie 11 ............................................................................2 1
3.2.4 BCCI-Folgerichtlinie ...................................................................................... 25
3.2.5 Richtlinien zum Netting ................................................................................. 26
3.3 Marktrisikoregelungen des Baseler Ausschusses fiir Bankenaufsicht... ................ 27
IX
4. Darstellung der für Finanzinnovationen relevanten Regelungen des KWG
und des Grundsatzes I ................................................................................................. 31
4.1 Definition des KWG für Kreditinstitute ................................................................ 31
4.2 Abgrenzung von Anlage-und Handelsbuch .......................................................... 32
4.3 Abgrenzung von Handelsbuch-und Nichthandelsbuchinstituten .......................... 34
4.4 Berechnung des haftenden Eigenkapitals und der Eigenrnittel... ........................... 36
4.5 Angemessenheit der Eigenrnittel.. .......................................................................... 40
4.6 Unterlegung der Adressenausfallrisiken des Anlagebuchs .................................... 43
4.6.1 Bilanzaktiva ................................................................................................... 44
4.6.2 Traditionelle außerbilanzielle Geschäfte ...................................................... 44
4.6.3 Derivate ......................................................................................................... 45
4.7 Unterlegung der Währungs-und Goldpreisrisiken des Anlage-
und Handelsbuchs .................................................................................................. .47
4.8 Unterlegung der Rohwarenrisiken des Anlage-und Handelsbuchs ....................... 51
4.8.1 Standardmethode ........................................................................................... 51
4.8.2 Zeitfächermethode ........................................................................................ 52
4.9 Unterlegung der Zinsänderungs-und Aktienkursrisiken des Handelsbuchs .......... 54
4.9.1 Bildung von Nettopositionen ......................................................................... 54
4.9.2 Zinsänderungsrisiken. .................................................................................... 57
4.9.2.1 Allgemeine Zinsänderungsrisiken ...................................................... 57
4.9.2.1.1 Jahresbandmethode .............................................................. 57
4.9.2.1.2 Durationmethode ................................................................. 58
4.9.2.2 Besondere Zinsänderungsrisiken ........................................................ 62
4.9.3 Aktienkursrisiken ......................................................................................... 65
4.9.3.1 Allgemeine Aktienkursrisiken ............................................................ 65
4.9.3.2 Besondere Aktienkursrisiken .............................................................. 66
4.9.3.3 Aktienindexpositionen ........................................................................ 67
x
4.10 Unterlegung der Adressenausfallrisiken des Handelsbuchs ................................. 68
4.1 0.1 Abwicklungsrisiken .................................................................................... 68
4.1 0.2 Vorleistungsrisiken ..................................................................................... 70
4.10.3 Adressenausfallrisiken von Pensions-und Leihgeschäften ........................ 71
4.10.4 Adressenausfallrisiken von OTC-Derivaten ............................................... 74
4.10.5 Forderungen im Zusammenhang mit dem Handelsbuch ............................ 74
4.11 Unterlegung der Optionspreisrisiken ................................................................... 75
4.11.1 Delta-Plus-Methode .................................................................................... 75
4.11.2 Szenario-Matrix-Methode ........................................................................... 78
4.12 Unterlegung der Marktpreisrisiken mit bankinternen Risikomodellen ............... 82
4.12.1 Anforderungen tUr den Einsatz ................................................................... 83
4.12.2 Berechnung des Unterlegungsbetrags ........................................................ 85
4.13 Unterlegung von Überschreitungen der Großkreditobergrenzen ........................ 86
4.13.1 Anlagebuch-Großkredite ............................................................................ 87
4.13.2 Gesamtbuch-Großkredite ........................................................................... 88
4.13.3 Handelsbuch-Großkredite .......................................................................... 89
4.13.4 Anrechnung von Krediten auf die Großkreditobergrenzen ........................ 89
4.13.5 Ermittlungs-und Meldeturnus ................................................................... 90
5. Bankinterne Risikomodelle. ........................................................................................ 92
5.1 Methoden zur Berechnung des Value-at-Risk ...................................................... 93
5.1.1 V arianz-Kovarianz-Methode ......................................................................... 94
5.1.2 Historische Simulation .................................................................................. 98
5.1.3 Monte-Carlo-Simulation ............................................................................... 10 1
5.1.4 Vor-und Nachteile der Methoden ................................................................ 10 4
5.2 Streßtests ............................................................................................................... 10 6
XI