Table Of ContentFlorian Haas
Effizienztreiber innovativer Prozesse
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Florian Haas
Effizienztreiber innovativer
Prozesse
Anwendung der Data Envelopment
Analysis am Beispiel der elektronischen
C-Teile-Beschaffung
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Thomas Ehrmann
Deutscher Universitats-Verlag
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Dissertation Universitat MUnster, 2003
1. Auflage Oktober 2004
Aile Rechte vorbehalten
© Deutscher Universitats-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2004
Lektorat: Brigitte Siegel/Anita Wilke
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Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main
Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
ISBN-13:978-3-8244-8168-2 e-ISBN-13:978-3-322-81807-2
001: 10.10071978-3-322-81807-2
Geleitwort
Die elektronische Abwicklung von Geschaftsprozessen war ein sehr wichtiges be
triebswirtschaftliches Thema der letzten Jahre. Gerade im Hinblick auf die Verande
rungen von Unternehmen sowie ihre Moglichkeiten, sich effizient zu restrukturieren,
ist es auch weiterhin wichtig, an diesen Prozessen zu arbeiten. Allerdings wurde der
betriebswirtschaftliche Diskurs daruber bisher von Unternehmensberatern dominiert,
die sich in Studien liber die optimale Implementierung und Effizienz von Prozessinno
vationen auBerten. Diesen Studien gemeinsam war sowohl ein Mangel an theoretischer
Fundierung als auch empirischer Soliditat. Dementsprechend ist es verdienstvoll, wenn
aus der Wissenschaft eine Arbeit zu dem Thema vorgelegt wird, die sowohl eine klare
theoretische Fundierung hat als auch mit elaborierten, empirischen Methoden Messun
gen durchflihrt.
Entscheidender Ausgangspunkt der Arbeit fUr Florian Haas ist dabei Effizienz als
einzige ZielgroBe von IT-Systemen. Das Problem ist allerdings die Bestimmung der
Effizienz, weil es gerade bei einem Beschaffungsprozess, wie Desktop-Purchasing,
leider nicht moglich ist, dem fmanziellen Aufwand daftir einen fmanziellen Output
zuzuordnen. Die Mehrdimensionalitat des Prozesses bei Inputs und Outputs erzwingt
die Nutzung einer differenzierten statistischen Methode zur Effizienzmessung des
Prozesses.
Florian Haas hat es auf sich genommen, erstrnals im Bereich des Desktop-Purchasing
die Data Envelopment Analysis anzuwenden. Die Erhebung des Datensatzes erfolgte
mittels einer schriftlichen Befragung unter allen Firmenmitgliedern des Bundesver
bandes Materialwirtschaft, Einkaufund Logistik e.V. im November 2002.
Die Determinante fUr die Vergleichbarkeit war dabei die Leistungsanforderung an den
Prozess, unabhangig von Strukturmerkmalen wie etwa Organisationsform und Bran
chenzugehorigkeit. Diese Leistungsanforderung an ein Desktop-Purchasing System
bestand in der vollstandig automatisierten Abwicklung der Bestellung von MRO
Glitern. Die Bewertung der betrachteten Systeme erfolgte mittels Data Envelopment
Analysis (kurz DEA). Bei dieser Methode wird gemessen, wie effizient eine Einheit
im Vergleich zu allen restlichen Einheiten die ihr zur Verfligung stehenden Faktoren
einsetzt, d.h. in Ertrage umwandelt. Der Hauptvorteil der DEA gegenliber herkommli
chen Verfahren ist, dass keine subjektive Gewichtung im Falle mehrerer zu beruck-
VI Geleitwort
sichtigender Faktoreneinsatze vorgenommen werden muss. Auf den hier ermittelten
EffizienzmaBen aufbauend werden Einflussfaktoren, die nicht in die Berechnung des
EffizienzmaBes eingeflossen sind, mittels Tobit-Regression bestimmt.
Die wesentlichen Ergebnisse dieser Analyse sind bemerkenswert. Interessant ist, dass
eine Top-Down-Strategie am effizientesten wirkt, mithin Mitarbeiterpartizipation
dementsprechend keinen positiven Einfluss hat. Dagegen wirken sich das deutliche
Engagement des Top-Managements sowie die Nutzung von Schulungen effizienzstei
gemd aus. Generell ist auch eine sofortige Umstellung von Vorteil, ein langer Parallel
betrieb bis zur AblOsung des alten Prozesses wirkt sich nicht effizient aus. Wesentliche
Ergebnisse bestehen auch in der Ablehnung der gerade von Beratem haufig als positiv
dargebotenen Erfolgsfaktoren. So haben z.B. herkommliche Controlling-Instrumente
einen signifikant negativen Einfluss auf die Effizienz des Prozesses. Auch sind die
Kosten einer Beratung bei den betrachteten Systemen nicht durch entsprechende Effi
zienzgewinne gerechtfertigt. SchlieBlich haben der Automatisierungsgrad des Systems
sowie die Anzahl der reorganisierten Teilprozesse keinen positiven Einfluss auf die
Effizienz. Eine generelle Vorteilhaftigkeit des Fremdbezugs der Software (d.h. die
Nutzung einer Standardlosung) konnte nicht bestatigt werden. Hier scheint der spezifi
sche Prozess den Aufwand, den eine eigene Programmierung verursacht, kompensie
ren zu konnen.
Die von Florian Haas theoretisch und empirisch iiberzeugend erarbeiteten Ergebnisse
haben zur Konsequenz, dass es keine einzig wahre, allumfassende Strategie gibt. Der
Mischung von oberflachlichen Geschichten und Folklore fUr die effiziente Einfiihrung
von Prozessinnovationen wurde eine klare, solide Arbeit entgegengesetzt. Die Ergeb
nisse der anspruchsvollen, empirischen Analyse sind, gerade wegen der Ergebnisse zu
den tatsachlichen Erfolgsfaktoren, flir die Praxis sehr hilfreich.
Aus all den Griinden ist dem Buch sowohl in der Wissenschaft als auch in der Unter
nehmenspraxis (und geme auch bei Untemehmensberatem) eine groBe Leserschaft zu
wUnschen.
Prof. Dr. Thomas Ehrmann
Vorwort
Die neuen Moglichkeiten digitaler Geschaftsprozesse und die damit verbundenen
hohen Erwartungen fiihrten Ende der neunziger Jahre zu einer Vielzahl von Initiativen
mit - wie mit Emiichterung in den letzten Jahren festgestellt werden musste - unter
schiedlichen Ergebnissen. Mit ein Grund dafUr ist in der schwierigen Messbarkeit
solcher Prozesse und dem damit verbundenen Mangel an objektiven Analysemoglich
keiten zu sehen.
Die vorliegende Arbeit untersucht deshalb erstmalig auf einer breiten empirischen
Basis die Effizienz von elektronischen Beschaffungsprozessen (Electronic Procure
ment) in der am weitesten verbreiteten Form, dem Desktop-Purchasing. Verfolgt wur
de dabei ein zweistufiger Ansatz unter Verwendung der Data Envelopment Analysis.
Entstanden ist die Arbeit wahrend meiner Tatigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Institut ftir Untemehmensgriindung und -entwicklung an der Westfalischen Wil
helms-Universitat Miinster. Sie wurde im November 2003 von der Wirtschaftswissen
schaftlichen Fakultat angenommen. Bei allen, die mich wahrend dieser Zeit unterstiitzt
haben, mochte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bedanken. Mein Doktorvater
Prof. Dr. Thomas Ehrmann stand stets fUr anregende Diskussionen zur Verfugung, gab
mir die Gelegenheit zum Gedankenaustausch auf verschiedenen Konferenzen und
fOrderte die Arbeit, indem er fiir ein freundschaftliches und offenes Klima am Lehr
stuhl sorgte. Herm Prof. Dr. Gerhard Schewe danke ich fUr die hilfreichen Hinweise
im Rahmen der Doktorandenseminare und fUr die anschlieBende Ubemahme des
Zweitgutachtens.
esc
GefOrdert wurde die Untersuchung durch die Ploenzke AG. Fiir diese sowohl
finanzielle als auch fachliche Unterstiitzung bedanke ich mich ganz besonders bei
Herm Dr. Thomas Lehr. Ohne die Kooperation mit dem Bundesverband Materialwirt
schaft, Einkaufund Logistik (BME e.Y.) ware die empirische Erhebung nicht moglich
gewesen, hier danke ich Frau Tanja Winterhalter und Herm Achim Plener ftir die gute
Zusammenarbeit.
Wissenschaftliches Arbeiten bedarf auch der stetigen Diskussion und des Wider
spruchs durch Freunde und Kollegen. Hier mochte ich mich an erster Stelle bei Herm
Dr. Rainer Harms und Herm Dr. Matthias Wemer bedanken, die meine Zeit in Miins-
VIII Vorwort
ter nicht nur in fachlicher Hinsicht bereichert haben und somit narurlich auch die
"Verantwortung" fur aile eventuell verbliebenen Fehler und Ungereimtheiten teilen ...
Mein besonderer Dank gilt meiner Freundin Eva Schwamm, die auch in den schwieri
gen Phasen der Dissertation stets Verstandnis hatte und mir tatkraftig den Rucken
gestarkt hat.
SchlieBlich mochte ich mich bei meinen Eltem bedanken, die mich auf meinem bishe
rigen Weg in jeglicher Form untersrutzt und gefOrdert haben. Ihnen ist diese Arbeit
gewidmet.
Florian Haas
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ XIII
Tabellenverzeichnis ................................................................................................... XV
Abkiirzungsverzeichnis ........................................................................................... XIX
1. Einleitung ................................................................................................................ 1
1.1 Hintergrund und Motivation .............................................................................. 1
1.2 Zielsetzung und damit verbundene Forschungsfragen der Arbeit.. ................... 3
1.3 Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit ........................................................... 5
2. Informationstechnologische Prozessinnovationen .............................................. 9
2.1 Die Prozessinnovation in Abgrenzung zur Produktinnovation ......................... 9
2.2 Die Schwierigkeit des Nachweises einer Produktivitatssteigerung durch IT. 12
2.3 Informationstechnologische Prozessinnovationen .......................................... 14
3. Desktop-Purchasing als Beispiel einer informationstechnologischen
Prozessinnovation ................................................................................................... 17
3.1 Desktop-Purchasing als ein Element des Electronic Procurement.. ................ 17
3.2 Produktkatalog und Content-Management.. .................................................... 21
3.3 Die Rolle von Standards und Kompatibilitat bei Desktop-Purchasing-
Systemen .......................................................................................................... 23
3.3.1 Standardisierung des Prozesses -Nutzung von Standardsoftware .............. 23
3.3.2 Wichtige Anbieter von Standardsoftware ................................................... 24
3.3.3 Katalog-und Dokumentenstandards ........................................................... 25
3.4 Die EinfUhrung von Desktop-Purchasing im Untemehmen ............................ 27
3.5 Weitere Formen des Electronic Procurement.. ................................................ 31
3.5.1 Auktionen / Elektronische Ausschreibungen .............................................. 31
3.5.2 Elektronische Marktplatze ........................................................................... 31
4. Messung und Bewertung einer Prozessinnovation ........................................... 33
4.1 Warum Produktivitat durch Effizienz als MaE fur den Erfolg? ...................... 33
4.2 Finanzielle, ergebnisorientierte Erfolgskriterien ............................................. 35
4.3 Produktivitat durch Effizienz und Effektivitat ................................................ 38
4.4 Auswahl der Inputs und Outputs und Anforderungen an die Messmethodik. 40
4.5 Gesamteffizienz und Teileffizienzen ............................................................... 41
5. Die Messung der Effizienz mit Hitfe der Data Envelopment Analysis ........... 43
5.1 Technische Effizienz ....................................................................................... 43
5.2 Das Modell der DEA unter Berucksichtigung konstanter Skalenertrage
(CCR-Modell) .................................................................................................. 45
5.3 Weiterentwicklungen der Data Envelopment Analysis ................................... 51
x Inhaltsverzeichnis
5.3.1 Das Modell der Data Envelopment Analysis unter Beriicksichtigung
variabler Skalenertrage (BCC-Modell) ....................................................... 52
5.3.2 Additive und multiplikative Modelle .......................................................... 54
5.3.3 Modellunabhangige Weiterentwicklungen der Data Envelopment
Analysis ....................................................................................................... 55
5.4 Auswahl eines geeigneten Modells ................................................................. 59
5.5 Bisherige Anwendungen der Data Envelopment Analysis ........................... ;. 61
6. Entscheidungsprobleme und ihre Einflussgrollen ............................................ 71
6.1 Vier Entscheidungsfelder ................................................................................ 71
6.2 Entscheidungsfeld "Leistungsfahigkeit des Systems" .................................... 73
6.2.1 Die technische Leistungsfahigkeit als Ressource ....................................... 76
6.2.2 Interdependenzen mit vorhandenen Ressourcen und der
Untemehmensgrolle .................................................................................... 80
6.2.3 Die Fahigkeit zur Implementierung ............................................................ 84
6.2.4 Idiosynkratische Investitionen in den standardisierten Austausch von
Geschaftsdokumenten als Ressource .......................................................... 86
6.3 Entscheidungsfeld "BezugsqueIle" (Make or Buy) ......................................... 88
6.3.1 Eigenentwicklung oder Fremdbezug -die Spezifitat der
Prozessinnovation Desktop-Purchasing ...................................................... 88
6.3.2 Einsatz einer Beratung ................................................................................ 92
6.3.3 Organisation der Katalogdaten .................................................................... 96
6.4 Entscheidungsfeld "Einfiihrungszeitpunkt" .................................................... 98
6.5 Entscheidungsfeld "Umsetzung" ................................................................... 102
6.5.1 Involvierung des Top-Managements ......................................................... 103
6.5.2 Nutzerakzeptanz ........................................................................................ 106
6.5.2.1. Einbezug der zuktinftigen Nutzer ..................................................... 107
6.5.2.2. Change Management ........................................................................ 109
6.5.2.3. Anreize fiir Mitarbeiter zur Nutzung des Systems ........................... III
6.5.3 Planung und Kontrolle .............................................................................. 113
6.5.4 Zeitraum-versus zeitpunktbezogene Implementierung -Durchfiihrung
eines Pilotprojektes ................................................................................... 115
6.5.5 Umfassende versus partielle Einfiihrimg des Systems und Dauer der
Umsetzung ................................................................................................. 119
7. Bestimmung der relevant en Inputs und Outputs ........................................... 123
7.1 Anforderungen an die Inputs und Outputs .................................................... 123
7.2 Die Input-Faktoren eines elektronischen Beschaffungsprozesses ................. 125