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in 2011 with funding from
University of Ottawa
http://www.archive.org/details/eddaliedermitgraOOrani
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cS-/f. <5^
Sammlung Göschen
Eddalieder
mit
Grammatik, Übersetzung und Erläuterungen
Von
Prof. Dr. Wilhelm Ranisch
in Osnabrück
Neud
Berlin und Leipzig
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger
Walter de Gruyter 61 Co.
vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung- - J. Guttentag-, Verlags-
buchhandlung- - Georg Reimer - Karl J. Trübner - Veit 6t Comp.
I92O
Alle Rechte, insbesondere das Übersetzungsrecht
von der Verlagshandlung- vorbehalten.
Abkürzungen.
Häv.: Hävamäl.
E>rk. frrymskvida.
:
Grm.: Grimnismal.
Vsp.: Voiiispä.
Br. Brot af Sigurdarkvidu.
:
Akv.: Atlakvida.
Plattendruck der Vereinigung wissenschaftlicher Verleger
Walter de Gruyter & Co. Berlin W. 10.
fthttffieroqy
Inhalts -Verzeichnis.
Seite
Literatur ..... 4
Einleitung
. . . . . . 6
§ 1. Die Erforschung der Edda . . . . . 5
§ 2. Die Edda im Rahmen der norwegisch-isländischen
Literatur . 8
§ 3. Heimat und Entstehungszeit der Eddalieder . 13
Abriß der altnordischen Grammatik 21
. .
§ 4. Zur Aussprache 21
§ 5. Konsonanten und Vokale . . . . . . 22
§ 6. Die vokalische Deklination . .. .. .. .. 24
§ 7. Die konsonantische Deklination 28
S 8. Die Adjektiva 29
§ 9. Die Zahlwörter * 81
§ 10. Die Pronomina , . 81
§ 11. Das starke Verbum 34
§ 12. Das schwache Verbum 86
........
§ 18. Die Praeterito-Praesentia 40
g 14. Das Mediopassiv 41
§ 15. Metrik 41
Eddalieder.
45
. . .
Gnomische Dichtung
A. 45
I. Aus den Havamäl 45
Mythologische Dichtung
B. 60
II. Die Erymskvi&a 60
III. Aus den Grimnismal 79
IV. Aus der Vgluspa 84
Heldendichtung
0. 91
V. Das Brot af Sigurdarkvidu 91
VI. Die Atlakvida 114
Literatur.
Die Liederedda, herausgegeben von Bugge (Christiania
1867), Hildebrand (Paderborn 1876), F. Jönsson
(Halle 1888—90), Sijmons (Halle 1888—
).
Die Vqlsungasaga, herausgegeben von Bugge
(Christiania 1865), Raniseh (Berlin 1891).
C. Rosenberg, Nordboernes Aandsliv, Bd. 1 (Kopenhagen
1878).
K. Müllenhoff, Deutsehe Altertumskunde, Bd. 5, 2. Aufl.
(Berlin 1908).
F. Jönsson, Den oldnorske og oldislandske Literaturs
Historie, Bd. 1 (Kopenhagen 1894).
E. Mogk, Norwegisch-Isländische Literatur, in Pauls
Grundriß der germanischen Philologie, 2. Aufl., Bd. 2,
S. 555ff.
A. Heusler, Der Dialog in der altgermanischen er-
zählenden Dichtung, Zeitschrift für deutsches Altertum,
Bd. 46, S. 189ff.
A. Heusler, Die Lieder der Lücke im Codex regius der
Edda, in der Festschrift für H. Paul (Straßburg 1902).
A. Noreen, Altnordische Grammatik, Bd. 1, 3. Aufl.
(Halle 1903).
A. Heusler, Altisländisches Elementarbuch (2. Aufl. 1913;
von Kahles altisländischem Elementarbuch).
E. Sievers, Altgermanische Metrik (Halle 1893).
—
A. Heusler, Der Liödahattr (Berlin 1889). Über ger-
manischen Versbau (Beilin 1894).
Sammlung Göschen: Germanische Mythologie von
E. Mogk.
Deutsche Heldensage von 0. L. Jiriczek, 4. Auflage.
Einleitung.
§ 1. Die Erforschung der Edda* ^%a
Das Wort Edda bedeutet „Poetik". Es ist der^
Titel eines Hand- und Lehrbuchs, das der hervorragende
isländische Politiker, Geschichtschreiber und Dichter
—
Snorri Sturluson (1178 1241) für die angehenden
Skalden, d. s. die isländischen Kunstdichter, verfaßte.
Er gibt in diesem Buche außer anderm eine kurze
Prosadarstellung der nordischen Götterlehre und erzählt
einige Göttergeschichten ausführlicher.
Als im 17. Jahrhundert die Isländer ihrer alt-
heimischen Literatur erneute Teilnahme zuwandten, be-
gannen sie auch das Lehrbuch Snorris wieder eifrig zu
lesen. In den Prosajbericht fanden sie eine ganze Reihe
Liedstrophen eingestreut; daraus zogen sie mit Hecht
den Schluß, daß die prosaische DarstelluDg auf einer
altern Sammlung von Götterliedern beruhe.
Und die vermutete Sammlung fand sich wirklich.
Im Jahre 1643 erwarb der Bischof Bryniolf Sveinsson
auf Skalholt im Südwesten der Insel eine altersgebräunte
Pergamenthandschrift, die 29 Lieder über Stoffe der
Götter-undHeldensage enthielt. GroßeFreude herrschte
über diesen Fund, und sofort begann auch die gelehrte
Arbeit an der wichtigen Urkunde. Ein Titel fehlte,
6 Einleitung.
daher taufte Bryniolf, freilich ohne zureichenden Grund,
auch dies Buch auf den Namen „Eddau Wenn die
.
prosaische Edda von Snorri verfaßt war, so
meinte er, könne die ältere, poetische Edda nur
auf den Priester Ssemund den Gelehrten (1056—1133)
zurückgehen, dessen Wissen man damals Ungeheures
zutraute und den die Sage zu einer Art Faust
umgestaltet hatte. Auf eine Abschrift, die Bryniolf
von der Liederhandschrift anfertigen ließ, schrieb er mit
eigner Hand den Titel: Edda Ssemundi multiscii.
Ob er sich Ssemund als Dichter oder Sammler der Lieder
dachte, d—arüber ist er sich selber kaum ganz klar ge-
worden. Den Titel, den Bryniolf dem Buche gab,
hat man beibehalten. Man nannte auch fernerhin das
Liederbuch die Edda, und obwohl bereits ein Gelehrter
des ausgehenden 17. Jahrhunderts das Wort richtig mit
„Poetik" übersetzt hatte, deutete man in Zukunft Edda
als „Urgroßmutter". Wie das alte Mütterchen am
Herde den Kindern uralte Mären und Geschichten er-
zählt, so erzählte dies Buch der Nachwelt von den
Göttern und Helden der längstvergangenen Jugendzeit
der Germanen,
Der Fund wurde gleich anfangs ungemein hoch
eingeschätzt. Und die spätere Zeit hat dies Urteil be-
stätigt oder noch bestärkt. Die Lieder der Edda sind
nicht nur die ältesten literarischen Denkmäler Islands
und Norwegens, sie missen auch dem übrigen Norden,
müssen auch den germanischen Völkern südwärts der
deutschen Meere als Ersatz für die bis auf wenig
Trümmer verlorene älteste Götter- und Heldendichtung
gelten. Daher haben auch die Gebildeten aller ger-