Table Of ContentAnabel Ternès von Hattburg
Matthias Schäfer Hrsg.
Digitalpakt –
was nun?
Ideen und Konzepte
für zukunftsorientiertes Lernen
Digitalpakt – was nun?
Anabel Ternès von Hattburg ·
Matthias Schäfer
(Hrsg.)
Digitalpakt – was nun?
Ideen und Konzepte für
zukunftsorientiertes Lernen
Hrsg.
Anabel Ternès von Hattburg Matthias Schäfer
GetYourWings gGmbH Konrad-Adenauer-Stiftung
Berlin, Deutschland Berlin, Deutschland
ISBN 978-3-658-25529-9 ISBN 978-3-658-25530-5 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-25530-5
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Vorwort GetYourWings
Insgesamt gab es im letzten Jahr 8,35 Mio. Schüler1 an allgemeinbildenden Schu-
len in Deutschland, die täglich in 32.995 Schulen am Unterricht teilnahmen.
133,4 Mrd. € wurden in 2017 von Bund, Ländern und Gemeinden für Bildung
in Kitas, an Schulen und Hochschulen ausgegeben – 5 Mrd. € mehr als im Vor-
jahr laut dem Statistischen Bundesamt. Rechnet man das pro Kopf um, lagen die
öffentlichen Bildungsausgaben bei durchschnittlich 1600 € pro Jahr.
Ist das viel oder wenig? Die Zahlen klingen groß – und doch breitet sich seit
einigen Jahren ein Unbehagen aus, wenn man von Deutschlands Bildung spricht.
Zu wenig sei es, was investiert werde, zu alt seien die Bildungsmaterialen und
Gebäude, in denen trotz eklatanten Renovierungsbedarfs Bildung vermittelt wird,
zu schlecht die Ausbildung für Erzieher und Lehrende, zu verkopft und lebens-
fremd die Bildungsinhalte, zu divers die Bildungslandschaft überhaupt.
Nun ist der Digitalpakt da und die allgemeine Unzufriedenheit ist teilweise
einer allgemeinen Verwirrung gewichen – was wird denn wo finanziert, was muss
die Schule dafür machen und wann geht es eigentlich damit los?
Wir wollen in diesem Buch nicht noch mehr Fragen stellen und vor allem
weniger kritisieren, dafür mehr diskutieren, Chancen aufzeigen und Heraus-
forderungen klar benennen, Lösungen finden und Möglichkeiten identifizieren,
die sich jetzt schon eröffnen.
1Aus Gründen einer besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch zumeist auf die Verwendung
geschlechterspezifischer Formulierungen verzichtet. Personenbezogene Bezeichnungen,
die nur in grammatisch männlicher Form angeführt sind, beziehen sich auf alle Men-
schen, unabhängig vom biologischen und sozialen Geschlecht. Wir hoffen, mit dieser Ent-
scheidung niemandem zu nahe zu treten.
V
VI Vorwort GetYourWings
Denn viele Personen, Initiativen und Organisationen geben sich nicht mehr
nur mit Kritik zufrieden, sie warten nicht ab, sondern bereichern mit eigenen
spannenden Konzepten Schule von innen und außen, oft in partnerschaftlicher
Kooperation, oft so nachhaltig wirksam, dass es richtig Spaß macht zu lesen, was
Deutschland zu bieten hat.
Damit soll dieses Buch Impulse geben für weitere Gespräche und Dis-
kussionen, es soll Mut machen, Wege begleiten, Möglichkeiten aufzeigen, Lösun-
gen und nicht zuletzt Raum schaffen für die vielen engagierten Menschen, die
sich für gute Bildung einsetzen.
Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg
GetYourWings
Vorwort Konrad-Adenauer-Stiftung
„Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und
hinterlasse eine Spur“.
Jean Paul
Das Zitat von Jean Paul gibt auch eine Antwort auf die Frage, warum Schüler
täglich zur Schule gehen: Sie werden darauf vorbereitet, ihren eigenen Weg in
der freiheitlichen Gesellschaft zu gehen. Dafür müssen sie etwas über die Gesell-
schaft verstehen, in der sie aufwachsen, arbeiten und leben werden. Vor allem
aber müssen sie auf das Unbekannte der Zukunft vorbereitet werden. Und diese
Zukunft ist ungewiss, denn wer weiß wie Klimawandel, Digitalisierung, Demo-
grafie oder Globalisierung unser Leben verändern werden?
Gute Bildung ist deshalb essenziell, um unsere Kinder und Jugendlichen
auf das Unbekannte vorzubereiten, ihre natürliche Lust und Neugier darauf zu
erhalten und zu stärken.
Trotz vermeintlich ausbleibender Investitionen darf das Bild des bundes-
deutschen Schulsystems nicht „überpessimistisch“ oder „alarmistisch“ gezeichnet
werden, denn nach wie vor ist es eines der besten und leistungsfähigsten dieser
Erde. Und es gilt auch nicht, das Grundgerüst unseres Bildungssystems funda-
mental zu verändern.
Aber vor allem im Bereich der unsere Gesellschaft umfassend prägenden
Digitalisierung, ihrer neuen Inhalte und Anforderungen, auch ihrer Möglich-
keiten, gilt es, die bestehenden guten Grundlagen weiterzuentwickeln. Und auch
der jüngst verabschiedete Digitalpakt bietet einen interessanten Ausgangspunkt,
ihn nehmen wir zum Anlass, um darüber zu sprechen, wie Lernen in und für die
Zukunft aussehen kann.
Wir glauben, dass in der Zukunft neben Wissen und Verstehen vor allem
Kreativität, Neugier und Erfindergeist gefragt sind. Und darum werfen wir in
VII
VIII Vorwort Konrad-Adenauer-Stiftung
diesem Buch einen optimistischen und konstruktiven Blick auf die Möglich-
keiten und Ansätze, die unser Schulsystem bereits heute bietet, um den konkreten
Herausforderungen zu begegnen.
Die vorgestellten Initiativen und Organisationen haben allesamt mit Kreativi-
tät und Ideenreichtum zu tun, die bei unseren Kindern gerade keine knap-
pen Güter sind. Wie sie im Schulsystem auf spielerische wie niedrigschwellige
Art und Weise gefördert und in Gründer- und Erfindergeist umgemünzt werden
können, davon handelt dieses Buch. Es gibt Impulse für weitere Gespräche und
Diskussionen, es soll Mut machen, Wege begleiten, gute bestehende Praktiken
aufzeigen, Lösungen und nicht zuletzt Raum schaffen für die vielen engagierten
Menschen, die sich für gute Bildung einsetzen. Daher ist es für alle gedacht, die
Schule heute machen und gestalten.
Denn eines ist gewiss: Egal wie die Zukunft aussieht – es braucht kreative,
selbstbewusste Köpfe, die sie gestalten.
Matthias Schäfer
Konrad-Adenauer-Stiftung
Einleitung
Wie dieses Buch entstand
Als Matthias Schäfer und ich die Idee hatten, etwas zu bewegen, um die Bil-
dung und Weiterbildung in Deutschland zu optimieren, waren wir zu Zweit. Es
war 2013 und wir überlegten, was der Bildung und Weiterbildung in Deutschland
eigentlich fehlt. Woran es liegt, dass das Land der Dichter und Denker, der Inge-
nieure und Erfinder gefühlt seit Jahren, gar Jahrzehnten in dem Bereich krankt,
der für die Vorbereitung einer starken nächsten Generation unerlässlich ist, der
die Grundpfeiler Deutschlands weiter trägt, weiterentwickelt und durch die
nächste Industrielle Revolution führt.
Wir fanden viele und ganz unterschiedliche Themen in der Diskussion: vom
föderalen System über den Lehrermangel bis hin zu alten Lehrmethoden, feh-
lender technischer Ausstattung und vielem mehr, was Einfluss auf schlechte
PISA-Ergebnisse, sinkende Leistungsniveaus von Schülern oder zunehmenden
Stress bei Kindern und Jugendlichen haben könnte.
Vieles von dem, so wussten wir, konnten wir nicht ändern. Aber eines wollten
wir: bestehende Initiativen zusammenbringen, die das Gleiche wollten wie wir:
die Bildung und Weiterbildung in Deutschland zukunftsfähig machen.
So gründeten wir nach vielen ersten Treffen mit einigen Initiativen für Bildung
und Weiterbildung in Deutschland den Think Tank BILDUNGSLAB ONE.
Plötzlich waren wir rund 80 Initiativen, Organisationen und Unternehmen, die
sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten für eine zukunftsfähige Bildung und
Weiterbildung in Deutschland einsetzten. Wir trafen uns in Berlin, organisierten
Konferenzen in Berlin und Stockholm – und begannen dieses Buch, das Sie in
den Händen halten.
Denn auch, wenn viele jammern und sich beschweren, wie schlecht es um
eine zukunftsfähige Bildung und Weiterbildung in Deutschland steht. Eines
IX
X Einleitung
wissen wir: Es gibt nach wie vor gute Schul- und Bildungsangebote in Deutsch-
land. Es gibt großartige Initiativen, Organisationen und Unternehmen, die sich
alle mit unterschiedlichen Schwerpunkten für eine zukunftsfähige Bildung und
Weiterbildung in Deutschland einsetzen. Und es gibt großartige Vorreiterschulen,
Wissenschaftler und auch Bildungspolitiker, die ein Gedanke antreibt: starke, auf-
geweckte, digital kompetente Kinder und Jugendliche, die das Potenzial haben,
Deutschland zukunftsfähig zu halten.
Viele von diesen großartigen Menschen und Organisationen versammeln wir
in diesem Buch. Einige haben wir in der Kürze der Vorbereitungszeit und in dem
inhaltlichen Rahmen, den ein Buch verlangt, leider nicht auf- und mitnehmen
können.
Unser Dank gilt allen Mitmachern und Mitdenkern für eine zukunftsfähige
Bildung und Weiterbildung in Deutschland, wir können noch viel zusammen
bewegen!
Interview mit Alexander Kruckenfellner, Leiter der Sprach- und Bildungs-
abteilung am Goethe-Institut Beirut, zum Thema digitale Bildungsangebote
1. Das Goethe-Institut steht als Name für Tradition – und Zukunft. Wie verbindet
sich das in eurem Bildungsansatz und in euren zukünftigen Bildungsprojekten?
Vorweg muss man sagen, dass Bildung und der Zugang zur Bildung schon immer
zu zentralen Aufgaben des Goethe-Instituts gehörten. Ganz egal ob Deutschkurse,
Fortbildungen für Lehrkräfte oder Weiterbildungen und Trainings für Kunst-
schaffende, Unternehmen, Kinder und Jugendliche, wir haben im Laufe der Zeit
verschiedenste Formate entwickelt und passen diese auch immer wieder an aktu-
elle Bedürfnisse an. Gleichzeitig stellen wir uns aber auch die Frage, wie Bildung
und Weiterbildung in Zukunft aussehen und wie digitale Vernetzung und der tech-
nische Fortschritt unsere Lernprozesse beeinflussen.
Ich habe vor einiger Zeit ein für mich sehr interessantes Interview zum Thema
„Digitalisierung in der Schule“ mit dem Medienpädagogen Professor Roland
Rosenstock gelesen. Er geht der Frage nach, wie sich der Lehrberuf und Schul-
alltag durch die Digitalisierung verändern. Er beschreibt Medienkompetenz
als Lebenskompetenz, die man von Beginn an zu lernen hat. In einem anderen
Abschnitt zitiert er das Strategiepapier der Kultusministerkonferenz „Bildung in
der digitalen Welt“. Da heißt es an einer Stelle: „Digitale Lernumgebungen sollen
eingesetzt werden, wo sie pädagogisch sinnvoll sind“.
Kürzer, prägnanter und treffender könnte man es meiner Meinung nach kaum
formulieren. Auf meinen aktuellen Dienstort Beirut bezogen: Ich bemerke immer
wieder, wie sehr die Institution Schule digital gespalten ist. Neben Befürwortern