Table Of ContentPsychosomatik im Zentrum
Die Buchreihe versteht sich als interdisziplinäres Forum zur Diskussion aktueller Themen der
Psychosomatik, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie, ergänzt durch andere Disziplinen,
insbesondere der Human- und Naturwissenschaften. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei
auf der Darstellung der wechselseitigen Beeinflussung psychischer und somatischer Faktoren,
sowie deren Bedeutung für das jeweilige Krankheitsgeschehen. Dies geschieht jedoch immer
auf der Basis unserer Haltung - der Untrennbarkeit von Körper und Seele - im Sinne der Leib-
lichkeit des Menschen.
Es steht also der „ganze“ Mensch im Zentrum unserer Überlegungen und unseres Handelns,
insbesondere im klinischen Alltag. Im ständigen Versuch der Annäherung an das Leiblich-
keitskonzept scheint uns jedoch reduktionistisches Denken und Handeln eine notwendige und
sinnvolle Möglichkeit in klinischer Praxis und Forschung.
Auf der Grundlage bisheriger Erfahrungen des 2006 gegründeten Psychosomatischen Zentrums
Waldviertel (PSZW) in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einem breiten
Spektrum psychosomatischer bzw. psychiatrischer Störungsbilder hat sich die Buchreihe zum
Ziel gesetzt Fragen zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome dieser Störungs-
bilder, zu spezifischen diagnostischen Verfahren und neue Aspekte in der Therapie möglichst
differenziert zu diskutieren. Die Buchreihe soll somit zu einem intensiven Austausch zwischen
Forschung und Praxis innerhalb und außerhalb des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel
(PSZW) beitragen.
Mehr Informationen zu dieser Reihe auf http://www.springer.com/series/15568
Friedrich Riffer
Elmar Kaiser
Manuel Sprung
Lore Streibl
Hrsg.
Die Vielgestaltigkeit
der Psychosomatik
Herausgeber
Friedrich Riffer Manuel Sprung
Psychosomatisches Zentrum Eggenburg Psychosomatisches Zentrum Eggenburg
GmbH GmbH
Eggenburg Eggenburg
Österreich Österreich
Elmar Kaiser Lore Streibl
Psychosomatisches Zentrum Eggenburg Psychosomatisches Zentrum Eggenburg
GmbH GmbH
Eggenburg Eggenburg
Österreich Österreich
Psychosomatik im Zentrum
ISBN 978-3-662-54145-6 ISBN 978-3-662-54146-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-54146-3
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V
Geleitwort
Bereits in den 90er-Jahren konstituierte sich ein Interuniversitärer Fachbeirat, bestehend aus
den Vertretern der universitären Einrichtungen für Medizinische Psychologie und Psychothe-
rapie an den drei Medizinischen Universitäten Wien, Innsbruck und Graz, dem Vertreter der
Grazer Universitätspsychiatrie sowie dem führenden Promoter und Ideengeber, dem Grazer
Primarius für Innere Medizin, Univ. Prof. Dr.med. Karl Harnoncourt. Dieser Interuniversitäre
Fachbeirat bemühte sich, auf ein zentrales Defizit in der medizinischen Versorgung in Österreich
hinzuweisen. Er erblickte hierin eine systemimmanente Herausforderung. Das österreichische
Gesundheitssystem hält vorzügliche somatisch-medizinische Einrichtungen mit allen neuesten
diagnostischen Möglichkeiten und therapeutischen Ansätzen vor, die der medizinische Fort-
schritt mit sich gebracht hat. Ihm verdanken wir in Klinik und ambulanter Praxis zweifelsoh-
ne große Erfolge. In einer vorrangig organmedizinischen Ausrichtung, in einer notwendigen
Konzentration auf die Bedienung hochtechnologischer Apparate sowie in einem zeitlich immer
enger gesteckten Behandlungsrahmen vernachlässigen Ärzte aber, ihre Patienten als Personen
in den psychologischen und sozialen Dimensionen ihres Erlebens eigenständig zu würdigen. Sie
verkennen die zahlreichen persönlichen Probleme, die sich aus den vielfältigen Belastungen der
individuellen Lebensgeschichte, der aktuellen psychosozialen Lebenswelt, insbesondere aber
aus der Krise der Erkrankung und des Krankseins sowie den medizinischen Therapien ergeben
und die bedeutsam auf den Behandlungsverlauf einwirken können. Und Ärzte verfehlen sehr
häufig auch jene große Gruppe von Patienten in ihrem körperlichen Leiden grundlegend, die
mit vielfältigen funktionellen Körpersyndromen und so genannten somatoformen Störungen
im Kontext von Stress, Angst, Depression, posttraumatischer Verarbeitung oder arbeitsbezo-
genem Burn-out die Ärzte kontaktieren und medizinische Einrichtungen aufsuchen. Gerade
diesen Patienten ist mit somatisch-medizinischer Expertise und biotechnischem Können alleine
nicht wirksam zu helfen.
Die Arbeitsgruppe machte in differenzierten theoretischen Vorarbeiten und empirischen Ana-
lysen sehr deutlich, dass diese inhärenten Defizite im medizinischen Betrieb nicht bloß einer
zu vernachlässigenden banalen Natur sind und auch nicht so einfach hingenommen werden
dürfen. Eine einseitige Ausrichtung der medizinischen Versorgung zeitigt vielmehr höchst
bedenkenswerte negative Folgen. So kann sie Behandlungsverläufe unnötig prolongieren und
komplizieren, Morbidität und Mortalität sogar erhöhen. Sie verursacht enorme prinzipiell ver-
meidbare sozioökonomische Zusatzkosten. Sie verhindert auch, eine echte und hilfreiche Ko-
operationsbereitschaft der Patienten herzustellen, deren aktive und aufgeklärte Involvierung
unabdingbar für einen Behandlungserfolg, für eine künftige eigenverantwortliche und wirksame
Selbstfürsorge ist. Ja, sie weist auch auf eine sowohl in medizinisch-ethischer als auch in juris-
tischer Hinsicht bestehende Problematik hin, auf deren Lösung Patienten einen verbindlichen
Anspruch besitzen. Und nicht zuletzt engt sie Selbstverständnis und Handeln der Ärzte selbst
in ihrer Berufsausübung gravierend ein, zum möglichen Nachteil der eigenen körperlichen
und seelischen Gesundheit.
Was sollte die Konsequenz in der ursprünglichen Sicht des Interuniversitären Fachbeirats sein?
In einer theoretischen Perspektive sollte ein klares Bekenntnis zu einem bio-psycho-sozialen
Modell von Krankheit und Gesundheit als Grundorientierung für die gesamte Medizin vor-
herrschen. Es sollte in seiner herausfordernden Komplexität ein herkömmliches biotechnisches
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Modell nicht einfach ablösen, sondern es vielmehr qualitativ umgestalten und erweitern. Und
es sollte in einer praxisbezogenen Perspektive für ein kluges Anliegen der traditionellen an-
thropologischen Medizin wieder verstärkt werben, nämlich sich nicht isoliert auf die Krank-
heiten, die eine Person hat, zu konzentrieren, sondern vielmehr die Person selbst, die an einer
bestimmten Krankheit oder körperlichen Beschwerden leidet, in den Mittelpunkt des ärztlichen
Denkens und Handelns zu rücken. Erstere Forderung zielte auf einen in der Ausbildung und
Sozialisation zum Arzt notwendigen Erwerb von komplexeren Wissenszusammenhängen über
die Regulation von Krankheit und Gesundheit. Letztere forderte aber eine dringend anzumah-
nende Schulung in den grundlegenden praxisbezogenen Kompetenzen von Kommunikation
und interpersonaler Beziehungsgestaltung im Umgang der Ärzte mit ihren Patienten.
Der Interuniversitäre Fachbeirat stellte hierbei sehr klar, dass für eine erfolgversprechende
Umsetzung eines solchen theoretischen und praktischen Vorhabens im österreichischen Ge-
sundheitssystem mehrfache Voraussetzungen zu schaffen sind: Ein derartiges Projekt erfordert
zunächst eine integrale Verankerung dieser vereinfacht „psychosomatisch“ bezeichneten, kor-
rekterweise aber „bio-psycho-sozial“ zu benennenden integrativen Perspektive bereits wäh-
rend des gesamten Medizin-Studiums. Es bedarf einer konsequenten Fortführung der „psy-
chosomatischen Perspektive“ in allen allgemeinmedizinischen und fachärztlichen Weiter- und
Fortbildungen. Hierzu sind ferner in psychosomatischen und somatopsychischen Kenntnissen
und Kompetenzen hoch spezialisierte Expertenzentren notwendig, die an den medizinischen
Universitäten in eigenständiger Forschung und Lehre als Impulsgeber für die Verbreitung die-
ser umfassenderen ärztlichen Perspektive fungieren sollen. Einige wenige psychosomatische
Spezialkliniken müssen aber ebenfalls geschaffen werden, in denen diese integrative Perspektive
auf ihre praktische Umsetzbarkeit und Versorgungswirksamkeit empirisch überprüft werden
kann. Die Nachhaltigkeit der unter speziellen Behandlungsbedingungen an solchen psycho-
somatischen Fachkrankenhäusern erzielbaren Besserungen hängt wiederum von einer sich
anschließenden ambulanten Stabilisierung innerhalb eines Netzes psychosomatisch interessier-
ter, ausgebildeter und engagierter Allgemeinmediziner, Fachärzte und Psychotherapeuten ab.
Der Interuniversitäre Fachbeirat konnte mit seinen konzeptuellen Vorschlägen sowohl das
Bundesministerium als auch die Sozialversicherungsträger von der Notwendigkeit und dem
prospektiven Nutzen eines solchen Vorhabens überzeugen. 2006 wurden mit Unterstützung
der beiden Bundesländer Niederösterreich und Steiermark an den Standorten Eggenburg und
Bad Aussee zwei psychosomatische Modellfachkliniken gegründet. Rasch wurden die beiden
Kliniken von der ärztlichen Kommunität in den jeweiligen Bundesländern und darüber hinaus
österreichweit als eine sehr wertvolle und auch notwendige Unterstützung in den komplexen
Anforderungen des medizinischen Versorgungssystems angenommen und in ihren Leistungen
auch anerkannt. Eine qualitätssichernde Begleitforschung an beiden Kliniken während der ers-
ten Jahre dokumentierte einen in bio-psycho-sozialer Perspektive enormen Versorgungsbedarf.
Dieser wird ganz offenkundig von den bestehenden somatisch-medizinischen, den psychiat-
risch-psychotherapeutischen Kliniken, aber auch vom ambulanten allgemeinmedizinischen,
fachärztlichen und psychotherapeutischen Versorgungsnetz nicht hinreichend gedeckt. Die
Begleitforschung belegte auch, dass beide Kliniken mit ihren multimodalen somatisch-fachärzt-
lichen, psychiatrischen, psychotherapeutischen und klinisch-psychologischen Behandlungsan-
sätzen empirisch nachweisbare, auf den zentralen bio-psycho-sozialen Ebenen objektivierbare
Besserungen bei ihren Patienten erzielen können. Leider harren diese erhobenen Forschungs-
befunde nach wie vor einer detaillierten Publikation in wissenschaftlichen Fachjournalen. Sie
bedürfen auch einer noch intensiveren Mitteilung an die breite österreichische Ärzteschaft und
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das medizinisch interessierte Publikum. Die empirischen Ergebnisse überzeugten aber immer-
hin das Bundesministerium und die zuständigen Gesundheitsbehörden der beiden Länder,
auch weiterhin für eine tragfähige finanzielle Absicherung der zwei psychosomatischen Fach-
kliniken sorgen zu wollen.
Der von beiden Fachkliniken in Eggenburg und Bad Aussee während der zurückliegenden Jahre
geleistete großartige Beitrag ist im Hinblick auf das umfassende Vorhaben des Interuniversitären
Fachbeirats, nämlich eine allgemeine „psychosomatische Perspektive“ im österreichischen Ge-
sundheitssystem breit zu verankern, nicht isoliert zu sehen. Der initiale Anstoß ist zwischenzeit-
lich durch mehrere Entwicklungen auch auf anderen Ebenen nachhaltig gefördert worden. An
allen medizinischen Universitäten wird das curriculare Medizin-Studium durchgängig von einer
bio-psycho-sozialen Perspektive mitgeprägt. Das Landeskrankenhaus-Universitätsklinikum
Graz bildet diese Grundausrichtung sogar in ihrem offiziellen Leitbild ab. An allen österreichi-
schen Universitätskliniken und Schwerpunktkrankenhäusern sind psychiatrisch-psychosoma-
tische CL-Dienste eingerichtet, die durch klinisch-psychologische Betreuungsangebote ergänzt
werden. Nicht überall ist schon eine integrative Abstimmung dieser differenziellen Ansätze
nach vorliegendem objektiven Versorgungsbedarf und subjektiven Versorgungsbedürfnissen
der Patienten befriedigend gelungen. Aber an der Einsicht in die grundlegende Notwendigkeit
dieser PSY-Angebote für einen modernen medizinischen Klinikbetrieb besteht kein Zweifel
mehr. Selbst die aus historischen und ideologischen Quellen gespeisten Konfliktspannungen
zwischen den akademischen Fächern Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin einerseits
und Medizinische Psychologie und Psychotherapie andererseits haben abgenommen und sind
mittlerweile einem Bemühen um eine gemeinsame psychosomatische Perspektive gewichen,
die an die Kollegen und Kolleginnen aus den somatisch-medizinischen Fächern konstruktiv
und versorgungswirksam vermittelt werden soll. Nicht nur das Sonderfach Psychiatrie und
Psychotherapeutische Medizin führt in seiner Weiterbildungsordnung einen verpflichtenden
Erwerb von Kenntnissen und Kompetenzen in psychosomatischer Medizin auf. Auch viele
andere Sonderfächer und die Allgemeinmedizin bekennen sich durch ihre Fachgesellschaften
zu einer solchen Perspektive. Die bisherige Möglichkeit einer in mehreren Stufen aufeinander
aufbauenden Ausbildung in psychosozialen, psychosomatischen und psychotherapeutischen
Inhalten und Fertigkeiten (die so genannte PSY-I-, -II-, -III-Qualifikation), die auch bisher
schon allen interessierten Ärzten und Ärztinnen offenstand, wird künftig durch eine von der
Österreichischen Ärztekammer anerkannte „Spezialisierung in fachspezifischer psychosoma-
tischer Medizin“ ergänzt werden. Durch all diese Bestrebungen wird eine zunehmend klarere
Struktur dieser vor Jahren angestoßenen Bewegung um eine „psychosomatische Perspekti-
ve“ im Österreichischen Gesundheitssystem erkennbar. Es ist zunächst eine Qualifikation in
psychosomatischer Grundversorgung möglichst breit anzustreben. Sie bedarf zusätzlich einer
psychosomatischen Spezifizierung in den einzelnen medizinischen Disziplinen und Fächern.
Hochspezialisierte psychosomatische Therapien müssen psychiatrischen Kliniken und aus-
gewiesenen psychosomatischen Fachkliniken vorbehalten sein.
Vor diesem Hintergrund können beide psychosomatischen Fachkliniken in ihrer Rückschau
auf die zehn Jahre ihres Bestehens über eine Erfolgsgeschichte berichten. Das Psychosomatische
Zentrum Waldviertel Eggenburg mit der Dependance Gars am Kamp hat dieses Jubiläum zum
Anlass für die Ausrichtung eines großen Kongresses mit zahlreichen renommierten nationalen
und internationalen Referenten und Referentinnen genommen. Das gewählte Motto dieses
Kongresses lautete „Psychosomatik im Zentrum – die Vielgestaltigkeit der Psychosomatik“. Der
derzeitige Ärztliche Direktor des Psychosomatischen Zentrums, Herr Prim. Dr.med. Friedrich
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Riffer, und die weiteren Herausgeber haben ihrem Vorwort zu dem nun vorliegenden Buch,
das die Vorträge des mehrtägigen Kongresses aus dem Herbst 2016 versammelt, den treffenden
Titel vorangestellt: „Der Mensch im Mittelpunkt“. Dieses Bekenntnis zu einer wiederbelebten
ärztlichen Anthropologie ist Leitmotiv seiner schönen einführenden Übersicht, die das Selbst-
verständnis von Psychosomatik in seinen vielfältigen theoretischen Modellen, in seinen er-
weiterten diagnostischen Perspektiven und therapeutischen Möglichkeiten illustriert. In einer
klinischen Versorgungsrelevanz kann diese psychosomatische Sichtweise und Behandlungs-
praxis besonders eindrücklich anhand der Herausforderungen Schmerz, Essen und Trauma,
wie sie sich in den medizinischen Versorgungsfeldern präsentieren, dargestellt werden. Hier-
von berichten die kenntnisreichen und einfühlsamen Beiträge dieses spannenden Buchs, dem
ich nur nachhaltig möglichst viele interessierte Leserinnen und Leser wünschen kann. Herrn
Kollegen Riffer mit seinem engagierten Team möchte ich zum 10-Jahres-Jubiliäum herzlich
gratulieren, meinen hohen Respekt für die geleistete Pionierarbeit ausdrücken und zur Fort-
setzung dieses unverzichtbaren psychosomatischen Beitrags für eine humane Ausrichtung des
österreichischen Gesundheitssystems nachdrücklich ermutigen.
Hans-Peter Kapfhammer, Graz
IX
Vorwort
z Der Mensch im Mittelpunkt
Der erste Band der neu gegründeten Buchreihe des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel
(PSZW) umfasst Beiträge von Referenten des Jubiläumskongresses „10 Jahre PSZW – Klinik
Eggenburg“ aus dem Jahr 2016. Inhaltlich wird ein weiter Bogen gespannt von philosophischen
und spirituellen, das Menschenbild der Psychosomatik reflektierenden Fragestellungen bis hin
zur Auseinandersetzung mit ätiologischen, diagnostischen und therapeutischen Aspekten ver-
schiedener psychosomatischer Erkrankungen. Eine Besonderheit des Bandes liegt dabei in der
Vielfalt der behandelten Themen, die das breite Spektrum der in der Psychosomatik verorteten
Störungsbilder widerspiegeln. Ein Schwerpunkt liegt dabei in diesem Band auf der Diskussion
unterschiedlicher Themen zu Trauma und Traumafolgestörungen.
Interessant ist das Buch für Ärzte, Psychotherapeuten, Klinische- und Gesundheitspsychologen
sowie verwandte Berufsgruppen, die in ihrem Arbeitsalltag Kontakt zu Patienten mit psycho-
somatischen Beschwerden haben.
Das Buch ist in folgende drei Teile gegliedert:
z Psychosomatik: eine Annäherung aus verschiedenen Perspektiven
Die Beiträge im ersten Teil setzen sich mit unterschiedlichen Betrachtungsweisen psychischen
Leidens und Erkrankungen auseinander. Riffer und Stöckl beschäftigen sich mit Veränderungs-
angst und deren Bedeutung in der postmodernen Zeit sowie mit gelebter Dankbarkeit und
Achtsamkeit als zentralen Elementen gesunder Beziehungs- und Lebensgestaltung und auch
als wesentlicher Beitrag in der Behandlung psychischer Erkrankungen. McNally widmet sich
dem Abgrenzungsproblem der Unterscheidung zwischen psychischen Störungen und psychi-
schen Leiden und thematisiert u.a. sozialkonstruktivistische und evolutionäre Erklärungsmo-
delle. Abschließend präsentiert er eine radikale Alternative für traditionelle kategorische und
dimensionale Modelle: den Netzwerkansatz.
Mettnitzer beschreibt in seinem Beitrag einen ganzheitlichen Ansatz zur Behandlung psychi-
scher Störungen, der die spirituelle Dimension des Menschen als wesentliches Instrument der
ärztlichen und therapeutischen Heilkunst sieht. Anschließend thematisiert Eichberger den
Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt und analysiert dabei die Monotheismus-D ebatte
und den Dschihadismus, auch im Hinblick auf aktuelle Radikalisierungsprozesse europäischer
Jugendlicher.
In einem Gastbeitrag beschäftigen sich Hauke und Flies mit Supervision bzw. Strategischem
Coaching in psychosomatischen Kliniken und rücken dabei die Arbeit mit Werten in den Vor-
dergrund. Dabei wird auch auf das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen und medizinisch-
therapeutischen Zielen eingegangen.
z Die Vielgestaltigkeit der Psychosomatik
Die Beiträge im zweiten Teil spiegeln die Vielgestaltigkeit der Psychosomatik wider und reichen
von Beiträgen über die Behandlung von chronischen Schmerzen, Borderline-Störungen und
Adipositas bis zu speziellen Therapieansätzen, wie Skills-Training, Gruppenbiofeedback,