Table Of ContentDIE GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
DER
ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
HERAUSGEGEBEN VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KÖNIGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
DIE ORACULA SIBYLLINA
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
190*2
Druck von August Prios in Leipzig.
HERMANN UND ELISE GKIJ. HECKMANN·
WENTZ EL - STIFTU N'G.
DIE
ORACULA SIBYLLINA
BEAilBEITKT
IM AUFTRAGE DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KÖNI13L. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
VON'
DE. JOH. G E P F C K EN
UBEKLEHBEK AM \VILHELM-<.YMNA*H Μ I.N HAMIIUKU
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1902
INHALT.
Seite
Einleitung.
Vorbemerkung IX
A. Die früheren Ausgaben; Ziel und Zweck der vorliegenden X
B. Die Handschriften und die Überlieferung der Oracula Sibyllina
1. Die Handschriften XXI
2. Die Überlieferung . .· XXV
Schlusswort des Herausgebers LIII
Nachträge und Berichtigungen LIV
Verzeichnis der Handschriften LVI
Text.
l'rolog 1
Buch I—XIV 0
Fragmente 227
Register.
I. Namenregister 234
II. Sachregister 239
Einleitung.
Vorbemerkung.
Im Spätherbst des Jahres 1897 erhielt ich von der Königlich
Preussischen Akademie der Wissenschaften den Auftrag, die Oracula
Sibyllina. deren Bearbeitung Ludwig Mendelssohn s. Z. über-
nommen hatte, herauszugeben. Mendelssohns ganzes reichhaltiges Mate-
rial ward mir zur Verfügung gestellt, und obwohl es für mich natürlich
unmöglich war, hier einfach nur zu übernehmen, sondern vielmehr
die ganze Arbeit von Anfang an noch einmal geleistet werden musste,
so fühlte ich mich doch auf Schritt und Tritt durch das, was mein
Vorgänger geschaffen hatte, gefördert und zum wenigsten angeregt. Es
bleibt mir darum eine ebenso liebe wie unerlässliche, gebieterische Pflicht,
meinem besonderen Bedauern Ausdruck zu verleihen, dass ein trauriges
Schicksal den Toten verhindert hat, die Früchte seiner gewaltigen Arbeit
reifen zu sehen.
Mendelssohn hatte ebenso in die Tiefe gebohrt wie in die Weite
gestrebt. Ich fand in seinem Nachlasse Kollationen, von seiner eigenen
wie von fremder Hand gearbeitet, zu allen drei bisher angenommenen
Handschriftenklassen vor, dazu ein ungeheures Material von historischen
und theologischen Notizen, eine staunenswerte Menge sprachlicher Beob-
achtungen, oft aus der entlegensten byzantinischen Litteratur; kaum ein
Zeitschriftenartikel, der nur irgend eine Beziehung zu dem Stoffe zeigte,
war übersehen; sogar eine neue Sammlung der griechischen Orakel hatte
Mendelssohn begonnen. Da es hier aber nicht darauf ankommen kann,
nur einen Hymnus auf die Thätigkeit des bedeutenden Gelehrten zu
singen, sondern es vielmehr gilt, ihm in allen Stücken gerecht zu werden,
so muss ich auch hinzufügen, dass gelegentlich wohl in der Masse des
Materials das einfache Urteil erstickte, und dass trotz einer Menge
glänzender Emendationen oft genug die Fruchtbarkeit an blendenden
Sibylline. Β
χ Einleitung.
Einfallen dem überlieferten Texte Lichter aufzusetzen suchte, die dessen
schlichte Einfalt — häufig auch Einfältigkeit — weder verlangte noch
ertrug. Als Verwalter dieses grossen Vermögens habe ich mich daher
bemühen müssen, die wenigen unsicheren Papiere, die sich hier fanden,
loszuwerden; der Rest bildet immmerhin ein überaus stattliches Kapital.
A. Die früheren Ausgaben; Ziel und Zweck der vor-
liegenden.
Die sibyllinischen Orakel haben ein eigenartiges Schicksal gehabt.
Sie sind selten im byzantinischen Mittelalter gelesen worden, wie es
scheint; nur Tzetzes bezw. das Anecdoton Parisinum Cramers beruft
sich einmal auf sie (vgl. zu IV 140—144). Die Orakellitteratur war
eben im byzantinischen Reiche eine lebende, d. h. destruktive; fort und
fort gab es neue Sprüche; die alten poetischen Orakel gingen in neue
prosaische über, die ihrerseits wieder die Sibylla Erythraea des
Westens und andere derartige Erscheinungen hervorriefen.Erst in
der Zeit der Renaissance interessierte man sich wieder für die alten
poetischen Bücher; sie wurden zahlreich abgeschrieben, aber erst spät
gedruckt. Vier Jahre erst, nachdem die jüngste der uns bekannten
Handschriften, der Monacensis 31'2 (H) fertig geworden war, erschien
im Jahre 1545 die Editio princeps des Augsburgers Xystus
Betuleius (Sixtus Birken) in Basel.2) Betuleius, der damals zufällig
mit seinen Schülern den Laktanz las, hatte unter anderen Handschriften,
die der Augsburger Magistrat in Venedig einem Griechen hatte abkaufen
lassen, auch einen Codex Σιβυλλιαχοϊ χρηομοί, unseren Monacensis 351
(P; 15. Jahrhundert), entdeckt und voller Freude darüber, dass man nun
den Laktanz mit besserem Verständnis lesen könne, wie voll ehrlichen Ent-
zückens über die Wahrhaftigkeit dieses Glaubenszeugen gab er in aller
Eile heraus: Σιβυλλιαχών χρηαμωρ λόγοι όχτω. Sibyllinorum ora-
culorum libri octo, multis hucusque seculis abstrusi, nunc-
que primum in lucem editi. Adjecta quoque sunt Lactantii
excerpta de his testimonia, cum Annotationibus .... Dement-
sprechend war die Ausgabe sogar für eine Editio princeps ziemlich
1) Darüber vgl. u. a. das vortreffliche Buch Sackure: Sibyllinieche Texte und
Forschungen, und auch meinen Aufsatz in den Preussischen Jahrbüchern 1901,
S. 210 ff.
2) Es versteht sich von selbst, dass ich alle diese notwendigen, aber eigenes·
Urteil in keiner Weise erfordernden Notizen den Werken Alexandres und Rzachs
entlehne.