Table Of ContentDIE LEHRE YOM
WIRTSCHAFTSBETRIEB
(ALLGEMEINE BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE)
VON
DR.W. PRION
PROFESSOR DER WIRTSOHAFTSLEHRE
AN DER TEOHNISOHEN HOOHSOHULE
UND UNlVERSITl.T BERLIN
DRITTES BUOR
DER WIRTSCHAFTSBETRIEB
ALS BETRIEB
(ARBEIT)
BERLIN
VERLAG VON JULIUS SPRINGER
1936
ISBN-13: 978-3-642-90270-3 o-ISBN-13: 978-3-642-92127-8
001: 10.1007/978-3-642-92127-8
ALLE RECHTE,
INSBESONDERE DAS DER 1l'BERSETZUNG
IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN.
COPYRIGHT 11186 BY .TULIUS SPRINGER IN BERLIN.
Softcover reprint of tile hardcover 1st edition 11186
Vorwort.
Das dritte Buch der Lehre vom Wirtschaftsbetrieb behandelt den Wirtschafts
betrieb als Betrieb. Es wird dargestellt, wie die Wirtschaft durchgefuhrt wird,
anders ausgedriickt: wie sich die Arbeit in den Wirtschaftsbetrieben vollzieht. Der
Wirtschaftsbetrieb hat es in dieser Beziehung mit Stoffen und Kraften, mit raum
lichen Bedingtheiten und Einrichtungen und vor allem mit den Menschen zu tun,
die ill den Wirtschaftsbetrieben die Arbeit verrichten und daraus ideelle und
materielle Werte ziehen. So gesehen, zieht der Wirtschaftsbetrieb viele Kraftfelder
des menschlichen Gemeinschaftslebens in seinen Bann und in seine Gestaltung:
Bereiche, die auch fur sich gesehen und wissenschaftlich behandelt werden. Stoffe
und Krafte treten uns in der Wissenschaft von der Technik entgegen; die Lehre
vom Standort wird herkommlicherweise in der Nationalokonomie dargestellt;
mit den Menschen im Betrieb beschaftigt sich die Sozialpolitik sowie die Arbeits
wissenschaft. In dem vorliegenden Buche kam es dar auf an, diese Bereiche inso
weit und in der Art fUr eine Lehre vom Wirtschaftsbetrieb heranzuziehen, wie sie
sich in etwa dem Blickpunkt des Unternehmers und Betriebsfiihrers darbieten und
von ihm gedanklich und organisatorisch verarbeitet werden mussen, wenn er seinen
Betrieb in der Volksgemeinschaft erfolgreich gestalten will. Naturlich ist die
Blickweite der Unternehmer und Betriebsfiihrer nicht gleich groB; es gibt solche,
die nur das allernotwendigste fur den Betrieb sehen (und dazu noch dieses Wenige,
das uber das nachste Geschaftemachen hinausgeht, als ein notwendiges "Obel
empfinden) und auch solche, die bestrebt sind, die von anderen Bereichen her
strahlenden Einfliisse gewissermaBen mit einer Weitsehkamera aufzuspiiren.
FUr die lehrmaBige. Darstellung in diesem Buche lag die Schwierigkeit darin, die
richtigen Beziehungsmerkmale und die notwendigen Abgrenzungen dieser Bereiche
zu finden.
Eine besondere Schwierigkeit bot die Fertigstellung des Hauptteils C: Die
Organisation. Dieser Teillag dem Verfasser, der uber eine 12jahrige praktische
Tatigkeit in GroBbetrieben verfUgt, besonders am Herzen. Um aus der FUlle der
Einzelerscheinungen, die uns auf dem Gebiet der Organisation in der Praxis
- und widerspiegelnd im Schrifttum - entgegentreten, zu grundsatzlichen Fest
stellungen und Ergebnissen zu kommen, wurde der Versuch gemacht, diese Absicht
durch Arbeitsgemeinschaften von Seminarmitgliedern verwirklichen zu lassen.
Dieser Versuch ist jedoch gescheitert: Die Ergebnisse sind nicht viel uber die Bei
bringung neuer und alter Einzelheiten hinausgekommen. Auf meine Anregung hin
hat dann der Leiter dieser Arbeitsgemeinschaften und damalige Assistent am
Wirtschafts-Seminar der Technischen Hochschule, Wirtschafts-Ingenieur Dr.-Ing.
W. Riester, die grundsatzliche Durcharbeitung des umfangreichen Stoffes vor
genommen. Das Ergebnis dieser mehrjahrigen Bemiihungen war die ausge
zeichnete Dissertationsschrift: Die Organisation in Wirtschaftsbetrieben, also der
Hauptteil C des vorliegenden Buches. Nach Vornahme einiger Kiirzungen, Ande
rungen und Anpassungen habe ich die Arbeit von Dr. Riester im Wortlaut fUr
IV Vorwort.
dieses Buch ubernommen. Denn es stand fUr mich fest, daB jeder Versuch, auf
Grund dieser Arbeit eine eigene Darstellung vorzunehmen, gegen die ursprungliche
und schopferische Bearbeitung des Doktoranden zuriickbleiben muBte. lch mochte
aber an dieser Stelle nicht unerwahnt lassen, daB Herr Dr. Riester auch sonst,
insbesondere in den technischen Teilen des Buches, mir wertvolle Hilfe geleistet hat.
Der Hauptteil D, der sich mit der Betriebs-Wirtschaftlichkeit - zum Unter
schied von der Unternehmungs-Wirtschaftlichkeit (Rentabilitat) (vgl. 2.Buch D)
- befaBt; bringt wieder das besondere wirtschaftliche Denken und Handeln zum
Ausdruck und stellt damit den Zusammenhang mit den beiden ersten Buchern her.
Die Ausfiihrungen hierzu wollen bewuBt mehr die grundsatzliche Seite heraus
stellen und nicht so sehr den Einzelheiten der praktischen Durchfuhrung nach
gehen. Wieder bin ich meinem Assistenten, Herrn Dipl.-Wirtschafts-Ingenieur
R. Bur khar d t, fUr seine verstandnisvolle und umsichtige Mitwirkung bei der
Drucklegung dankbar. Soweit nichts anders vermerkt ist, liegt das Schrifttum
zugrunde, das im ersten Buch unter D. zusammengestellt ist.
Berlin, den 2. Juli 1936.
w.
Prion.
Hauptgliederung.
Die Lehre vom Wirtschaftsbetrieb.
(Betrieb swirtschaftslehre. )
Erstes Buch.
Der Wirtschaftsbetrieb im Rahmen der Gesamtwirtschaft.
A. Wesen und Bedeutung der Wirtschaftsbetriebe.
B. Die Arten und Formen der Wirtschaftsbetriebe.
C. Die Gesamtwirtschaft.
D. Die Lehre vom Wirtschaftsbetrieb.
Zweites Buch.
Der Wirtschaftsbetrieb als Wirtschaft (Unternehmung).
A. Der Wirtschaftsplan.
B. Vermogen und Kapital.
c.
Der Umsatz.
D. Gewinn und Verlust.
Drittes Buch.
Der Wirtschaftsbetrieb als Betrieb (Arbeit).
A. Die Grundlagen.
B. Die Menschen im Betrieb.
C. Die Organisation.
D. Die Wirtschaftlichkeit.
Inhaltsverzeichnis
des dritten Bnches.
Der Wirtschaftsbetrieb als Betrieb (Arbeit).
Selte
A. Die Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1
I. Die Aufgabe ............................ 1
1. Der Wirtschaftsbetrieb als Betrieb S. 1. - 2. Die Leistung S.3. - 3. Die
Markteinfliisse S. 5. - 4. Die gesetzlichen Eingriffe S. 6.
II. Die Betriebsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 8
1. Vorbemerkung S. 8. - 2. Die technische Arbeit S. 10. - 3. Die kaufmannische
Arbeit S. 13. - 4. Die kaufmannische Nebenarbeit S. 15. - 5. Die industrielle
Arbeit S. 20.
III. Die Stoffe und Krafte ....................... 21
1. Vorbemerkungen S. 21. - 2. Die Stoffe S. 23. - 3. Die Arbeitsverfahren und
Arbeitsmittel S. 27. - 4. Betrieb und Pflege der Maschinen und Apparatc S. 31.
- Anhang: Das Rohstoffproblem in Deutschland S.33.
VI Inha,ltBverzeiohnis.
Sette
IV. Der Standort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • • . . . 34
1. Der "Produktionsfaktor" Natur S. 34. - 2. Der Standort der Industriebetriebe
S.36. - 3. Der Standort der Handelsbetriebe S.39. - 4. Die Betriebsstatte
S.41.
B. ;Die Henschen im Betrieb •. '. .........••..••••••. 42
I. Der Unternehmer und Betriebsfuhrer. . . . . . . . . . . . . . • • 42
1. Wer ist Unternehmer' S.42. - 2. Die Aufgabe des Unternehmers S.45. -
3. Die Voraussetzungen S. 51. - 4. Das Entgelt S.53. - Anhang: Die "Krise"
des Unternehmers S.57.
II. Die Mitarbeiter . . . . . . . . . . • • . • . . . . . . . . . • . • • 58
1. Aufgabe und Bedeutung S. 58. - 2. Die Gliederung S. 60. - 3. Die leitenden
Angestellten S. 64. - 4. Kundigung und Konkurrenzklausel S. 65.
III. Das Entgelt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • • . . 69
1. Grundsatze der Entlohnung S. 69. - 2. Mindestgehalter und Altersstufen
S. 73. - 3. Die Arbeitszeit S. 74. - 4. Die Hohe der Entgelte S. 78. - 5. Anhang:
Der Lohn des Arbeiters S. 81.
IV. Die Menschenfiihrung im Betrie b (Betriebliche Personalpolitik). . . . . 85
1. Wesen und Bedeutung S. 85. - 2. Die MaBnahmen S. S7. - 3. Die Personal
pflege (Betriebliche Sozialpolitik) S.9I. - 4. Kosten und Organisation der be
trieblichen Personalpolitik S. 93.
V. Die betriebliche Personalverfassung . . . . . . . . . . . . . . . . 95
I. Wesen und Entwicklung S. 95. - 2. Die Betriebsatmosphare S. 96. - 3. Die
Formen betrieblicher Personalverfassung S. 99. - 4. Die nationalsozialistische
Betriebsgemeinschaft S.I02.
C. Die Organisation (Bearbeitet von Dr. W. Riester) • • . . . . . . . . . • . . 108
I. Wesen und Aufgabe der Organisation ..............• lOS
I. Begriff der Organisation S. 108. - 2. Die Organisation und der Mensch S. 111.
- 3. Die Funktionsbildung S. 112. - 4. Die Organisationsgrundsatze S. 117.
II. Die organisatorische Auswahl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . • 119
1. Wesen und Arten der Auswahl S. 119. - 2. Die Vorauslese S. 122. - 3. Die
Priifung S. 124. - 4. Die Schulung S. 128. - Anhang: Die Bestimmungsgriinde
der Auswahl S. 130.
III. Die Ordnung als organisatorisches Verfahren .•........• 131
1. Wesen und Bedeutung S. 131. - 2. Ordnungsarten S. 133. - 3. Zweck und
Anwendungsgebiete der Ordnung S. 135. - 4. Die HiHsl!littel der Ordnung
S.14I.
IV. Die Aufgabengliederung .........•..........•• 144
I. Wesen und Arten S. 144. - 2. Zweck und Bedeutung S. 146. - 3. Die Be
stimmungsgriinde der Aufgabengliederung S.149.
V. Die Aufgabenverkettung ...............••...•• 154
1. Wesen und Bedeutung S. 154. - 2. Die Aufgabenzusammenfassung (Abtei
lungsbildung) S. 156. - 3. Die Regelung der Aufgaben S. 160. - 4. Die Aufgaben
verbindung S. 163. - 5. Die organisatorische Formgebung (Verstetigung) S. 164.
- a) Die Festigung S. 165. - b) Die Straffung (Zentralisation undDezentrali.
sation) S. 167. - c) Die Sicherung und Uberwachung der Organisation S. 171.
VI. Die Leitung .....•....................... 171
Vorbemerkung S. 171. - 1. Direktorial-und Kollegialsystem S. 173. - 2. Die
Bildung von Befugnissen S. 176. - 3. Einige Sonderfragen der Befugnisse S. 179.
a) Die tlberschneidung der Kompetenzen S. 179. - b) Die Ausiibung der Be
fugnisse S. lSI. - 4. Die historische Entwicklung S. 182.
Verzeichnis des einschlagigen Schrifttums 185
D. Die Wirtschaftlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
I. Wesen und Bedeutung ........................ -191
I. Der Begriff S. 191. - 2. Wirtschaftlichkeit und Gewinn. Der Wirkungsgrad.
S. 193. - 3. Die Gestaltung der WirtschaftIichkeit S. 196. - 4. Die Gewahr
leistung der Wirtschaftlichkeit S. 198.
Inhaltsverzeichnis. VII
Selte
II. Die Kontrolle. • • • . . . . . • . . • . • . . . . . . . . . . . . • 200
1. WeBen und Aufgabe 8.200. - 2. Die Arlen der Kontrollen 8.201. - 3. Die
s.
KontroI1mittel 203. - 4. Die Beurteilung S. 205. - Anhang: Die Kontrollen
in den einzelnen WirtschaftBbetrieben S. 206.
III. Die Rechnung. • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .•• 207
1. Die Buchhaltung S.207. - 2. Die Betriebsbuchhaltung S.21O. - 3. Die
Kostenrechnung S. 213. - 4. Die kurzfristige Erfolgsrechnung S. 217.
IV. Die Vergleichung •.............•........... 219
1. WeBen und Bedeutung S.219. - 2. Die Betriebs-Statistik 8.221. - 3. Die
Kennziffer S. 223. - 4. Der Betriebsvergleich S. 224.
V. Der Voranschlag (Budget) ..................... 227
1. Wesen des Voranschlags S.227. - 2. Die Durchfiihrung des Voranschlags.
S. 229. - 3. Die BeurteiIung S. 231. - 4. Voranschlag und Wirtschaftsplan.
S.233.
Namen- und Sachverzeichnis ..........•..........•• 236
A. Die Grundlagen.
I. Die Aufgabe.
1. Der Wirtschaftsbetrieb als Betrieb. Wir haben die Wirtschaft als die auf die
Bereitstellung von Gutern gerichtete menschIiche Tatigkeit erklart. Die Guter
sollen der Befriedigung menschlicher Bediirfnisse dienen. Die lJberlegungen,
welche Bediirfnisse befriedigt werden sollen, welche Mittel fur die Bediirfnis·
befriedigung in Betracht kommen, welche Aufwendungen fiir die Beschaffung der
Guter gemacht werden mussen, und ob der erzielte Nutzen den Aufwendungen
entspricht - alles dieses haben wir als die Aufgabe der Wirtschaft erkannt. Sie
nimmt in der kapitaIistischen Unternehmung das Merkmal der Rechenhaftigkeit
an, sieht alles in Geld und Kapital, wie es ausfuhrIich im 2. Buch dargestellt wor·
den ist. Demgegenuber stellt der Betrieb die planmaBige Gestaltung und Durch.
fiihrung dieser (Wirtschafts.) Tatigkeit dar. Wirtschaftsbetrieb als Betrieb heiBt
also: den Wirtschaftsbetrieb gesehen als Betrieb, als Vollzug der als Wirtschaft
geplanten und gewollten Tatigkeit. Betrieb ist hier also nicht im technischen
(naturwissenschaftlichen) Sinne gemeint, ist nicht gleichbedeutend mit Werkstatt
oder Fabrik (im Sinne der Techniker), sondern bezieht sich auf die gesamte Wirt.
schaftstatigkeit, die sich die Aufgabe stellt, Guter fur menschliche Bedurfnisse
bereitzustellen. Betrieb ist das Gegenstuck zur Wirtschaft oder, wie im 1. Buch
zu lesen ist: Wirtschaft und Betrieb sind zwei verschiedene Seiten ein und der·
selben Sache (Munze), eben des Wirtschaftsbetriebs. Demzufolge lehnen wir die
Gleichsetzung von Wirtschaft (Unternehmung) und Betrieb, wie auch die Wort.
bildung: Betriebswirtschaft abo Es gibt nur einen Wirtschaftsbetrieb, der uns in
dieser Einheit entgegentritt, und den wir aus wissenschaftlich.lehrmaBigen Grun·
den in eine Zweiheit gedanklich aufteilen mussen, wenn wir sein Sein und Wollen
befriedigend erkennen und deuten wollen.
Der Wirtschaftsbetrieb als Betrieb schlieBt die eigentliche (naturwissenschaft.
Iiche) Technik in sich ein: beim Hochofenbetrieb das Schmelzen der Erze, bei der
Maschinenfabrik die Anfertigung der einzelnen Teile und ihre Zusammensetzung
zur Maschine. Das vorliegende Buch will sich nicht mit dieser Technik beschaf·
tigen, laBt also die (naturwissenschaftIiche) Technik auBer Betracht; es findet eine
bewuBte Beschrankung auf die kaufmannische Seite des Wirtschaftsbetriebes
statt (vgl.1. Buch D). Doch schlieBt diese Abgrenzung nicht aus, daB der Technik
gelegentlich gedacht wird: sie greift sogar haufig so weit in die kaufmannische
Gestaltung ein, daB letztere nicht ohne die Technik erklart und verstanden werden
kann.
Das Wort: Technik zwingt uns, an dieser Stelle noch einmal darauf hinzuweisen (vgl.
1. Buch A), daB man von Technik auch im Sinne von Verfahrensweisen spricht: wie irgendeine
Tatigkeit ausgeiibt wird (Technik des Malens, Technik der Buchhaltung). Der Wirtschafts·
betrieb als Betrieb hat es mit dem"Wie" der Wirtschaftstatigkeit zu tun. So kommt es, daB
man von der Technik des Wirtschaftsbetriebes oder von der Technik der Wirtschaft schlecht.
hin spricht, wenn man den Wirtschaftsbetrieb als Betrieb meint. Diese Anwendung des er·
weiterten (oder urspriinglichen!) Begriffes Technik ist logisch durchaus moglich; wir konnen
ihr jedoch aus zwei Griinden nicht folgen: erstens wird das Darstellungsfeld von vornherein
Prion, Die Lehre vom Wirtschaftsbetrieb. III. 1
2 Die Grundlagen.
eingeengt (der Betrieb ist mehr als Verfahrensweisen) und zweitens ist die standige Verwechs
lung mit dem eigentlichen Begriff der Technik gegeben.
SchlieBlich sei noch erwahnt, daB das, was wir unter Wirtschaftsbetrieb als
Betrieb erkennen wollen, hier und dort auch als Organisation bezeichnet wird.
Ohne an dieser Stelle naher auf die Bedeutung des Begriffes einzugehen, solI zu
gegeben werden, daB das Wort Organisation (wie das Wort Betrieb, wie wir ge
sehen haben) an sich nichts iiber das Anwendungsgebiet aussagt: man kann alles
mogliche organisieren, darunter auch die Wirtschaftstatigkeit. Also kann man
die planvolle Durchfiihrung der Wirtschaftstatigkeit (die wir Betrieb nennen)
auch als Organisation bezeichnen. Dann standen Wirtschaft und (ihre) Organi
sation einander gegeniiber. Diese Gleichsetzung von Betrieb und Organisation
wollen wir gleichfalls ablehnen: es wird sich zeigen, daB im Betrieb vieles be
handelt werden muB, was man nur mit Miihe als Organisation bezeichnen kann
(und was man daher hier als Voraussetzungen, Grundlagen, Gegebenheiten und
iihnliches aussondern miiBte). Wir wollen Organisation in einem engeren Sinne
auffassen: als Betriebsorganisation im Sinne von Gestaltung der Betriebsarbeit
durch den Menschen (Hauptteil C).
Der Wirtschaftsbetrieb legt in seinem Wirtschaftsplan das "Was" seiner Tiitig
keit (unter Beriicksichtigung der betrieblichen Moglichkeiten und Notwendig
keiten) fest; der Betrieb hat es mit dem "Wie" zu tun, d.h. der Mensch fiigt die
Mittel und Moglichkeiten durch Arbeit zusammen, um den Wirtschaftszweck zu
verwirklichen. Wir wollen das, was der Betrieb auf diese Weise erzielt, die Leistung
nennen; sie wird zum Gut im wirtschaftIichen Sinne, wenn sie ihre Eignung als
Bediirfnisbefriedigungsmittel erlangt hat (und sie wird Ware genannt, wenn sie
Gegenstand des Marktverkehrs geworden ist). 1m Betrieb kommt es also darauf
an, daB der Mensch tiitig wird, um eine Leistung zu vollbringen. Hiernach wollen
wir unsere Darstellung einrichten: im Hauptteil A werden die Grundlagen: die zu
erstellende Leistung, <lie zu verrichtende Arbeit, die benutzten Sachmittel (Stoffe
und Krafte) sowie die Wahl des Ortes, an dem sich der Betrieb abspielen soll,
dargestellt. 1m Hauptteil B beschaftigen wir uns mit dem Menschen, der am
Anfang und im Mittelpunkt des Betriebes steht. 1m Hauptteil C werden wir
sehen, wie der Mensch Arbeit und Mittel sinnvoll zu einer Organisation verbindet.
1m Hauptteil D werden die Mittel und Wege behandelt, die es dem Betriebe er
moglichen, nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit zu verfahren.
Um MiJlverstandnissen vorzubeugen, die aus dem getrennten Erscheinen der drei Bande
dieses Werkes entstehen konnten, sei an dieser Stelle noch einmal aus dem ersten Buch wieder
holt:
1. Die Wirtschaft kommt in verschiedenen Formen vor (Haus- und Tauschwirtschaft,
Natural- und Geldwirtschaft). Die gegenwartige Form ist die Erwerbswirtschaft, d. h. der
Verkauf der Giiter gegen Geld und damit zusammenhangend: die Bildung von Geldeinkom
men. Die Gesamtheit der arbeitsteilig gegliederten (einzelnen) Erwerbswirtschaften stellt die
Gesamtwirtschaft dar, die auf ein Yolk (Staat) bezogen die (deutsche, englische oder ameri
kanische) Volkswirtschaft ergibt. Eine besondere Erscheinungsform der Erwerbswirtschaft
ist die kapitalistische Unternehmung, die dem heutigen Wirtschaftsleben das Geprage gibt.
Die kapitalistische Unternehmung veranschlagt das Wirtschaftsvermogen in Geld (Kapital),
rechnet die Aufwendungen (Kosten) und die Erlose in Geld und will auf das Kapital eine
Rente (Geldgewinn) erzielen. Die Rentabilitat ist der Ausdruck fiir die Wirtschaftlichkeit der
Unternehmung.
2. Was Betrieb ist, ist oben schon erwahnt worden: die Durchfiihrung der Wirtschafts
tatigkeit (Vollzug der Wirtschaft). Wie es einen Betrieb der Haus-und Tauschwirtschaft gibt
oder gegeben hat, ebenso gibt es einen Betrieb der Geld-und Erwerbswirtschaft, gibt es einen
Betrieb der (kapitalistischen) Unternehmung. In diesem Sinne ist Betrieb mehr als "die Ge
samtheit raumlicher Gegebenheiten" oder als "Energieumwandlung" (neuerdings noch
Riedel), ist Betrieb eben die gesamte, sich in einem Wirtschaftsbetrieb vollziehende Tatigkeit.
Die Wirtschaftlichkeit ist hier gewahrt, wenn die Mittel und Wege zum groBten Erfolg gefiihrt,
die Betriebseinrichtungen entsprechend ausgenutzt werden und die beteiligten Menschen (in
Die Aufgabe. 3
jeder Beziehung) auf ihre Kosten kommen. Die Wirtschaftlichkeit des Betriebes ist also nicht
ohne weiteres der Wirtschaftlichkeit der Unternehmung gleichzusetzen.
3. Wie die Wirtschaftlichkeit der Unternehmung (Rentabilitiit) von der Gestaltung des
Betriebes (Kosten, Beschitftigung) beeinfluBt wird, so hat umgekehrt der Betrieb auch auf
die Gestaltung der Unternehmungs-Wirtschaftlichkeit Riicksicht zu nehmen. Die Kunst des
Wirtschaftsbetriebes besteht darin, die Wirtschaftlichkeit der Unternehmung (Rentabilitiit)
mit der Wirtschaftlichkeit des Betriebes in Einklang zu bringen und zu halten.
2. Die Leistung. 1m Betriebe gilt es, eine Leistung zu erstellen. Wenn auch die
letzte Zielsetzung: als Gut fiir die Befriedigung menschlicher Bediirfnisse zu
dienen, als ein eindeutiger und einheitlicher Tatbestand anzusehen ist, so laBt doch
die Verwirklichung dieser Aufgabe eine verwirrende Fiille von Moglichkeiten zu.
Wir haben bereits einen ersten Eindruck von der Mannigfaltigkeit und Viel
gestaltigkeit der Betriebsleistungen erhalten, als wir - im 1. Buch - die Betriebe
nach dem Gegenstand (eben nach ihren Leistungen) eingeteilt haben: angefangen
von den Handelsbetrieben und den Industriebetrieben iiber die Verkehrsbetriebe
zu den Bankbetrieben.
Wenn die Gemeinsamkeit der Leistungen der Handelsbetriebe in der Zufiih
rung der Giiter vom Hersteller zum Verbraucher (in der "Oberwindung der per
sonlichen, raumlichen und zeitlichen Trennung zwischen Hersteller und Ver
braucher) besteht, so weist die Wirklichkeit wieder eine groBe Zahl verschiedener
Arten von Handelsbetrieben auf, die sich wesentlich durch die Art ihrer Tatigkeit,
also ihrer Leistungen, unterscheiden: der GroBhandel, der sich insbesondere auf
dem Gebiete der landwirtschaftlichen und industriellen Rohstoffe weitgehend ge
gliedert hat und seine Aufgabe durch geschickte Ausnutzung der Marktlage, Vor
ratshaltung und Finanzierung seiner Lieferanten oder Abnehmer zu erfiillen sucht,
aber auch bei den Fertiggiitern diese Aufgaben iibernimmt; der Kleinhandel, der
sich auf einige wenige Waren beschrankt oder viele Warenarten zusammenfaBt,
versucht, den Verbraucher zum Kaufe anzuregen, wobei er in mehr oder weniger
groBen Raumen seine Waren zur Schau stellt, sich der Werbung und der Hilfe
zahlreicher Angestellten bedient; der Export- und Importhandel, der ii ber die
Landesgrenzen hinweggehend in dem ganzen Bereich des Weltverkehrs nach den
besten Absatz-und Bezugsgelegenheiten sucht und dabei die Technik des zwischen
staatlichen Nachrichten-, Waren-, Zahlungs- und Kreditverkehrs in seine "Ober
legungen einbeziehen muB. (Was das bedeutet, wird heute an der auBergewohn
lichen Gestaltung des zwischenstaatlichen Waren- und Zahlungsverkehrs deutlich,
wenn an Stelle der friiheren Ausgeglichenheit hemmende Einfuhrbeschrank~ngen
und. . gesetzliche Regelungen des Zahlungsverkehrs getreten sind.)
Ahnlich beim Industriebetrieb. Beim Abbaubetrieb, der Rohstoffgewinnung,
kommt es auf das Abbauprodukt sowie auf Art, Tiefe und Ausdehnung der Lager
statten (Kohle oder Erze) an. Hiervon ist die GroBe und Einheitlichkeit der An
lagen abhangig. Immer spielt die technische Seite und die Verwendung mensch
licher Arbeitskrafte eine groBe Rolle. Der Industriebetrieb (im eigentlichen Sinne)
andert, zerlegt, formt, baut die Rohstoffe mit Menschen und Maschinen zu Giitern
fUr die Weiterverarbeitung oder den Verbrauch in vielen Arten von Betrieben urn.
1m Handwerksbetrieb ist alles auf die Person des Handwerkers abgestellt: die
GroBe, die Leistung, das Verhaltnis zu den Mitarbeitern. In der Fabrik herrscht
die Maschine, der Automat, die Apparatur vor, verschieden wieder, ob es sich um
den Zusammenbau, um die Stoffveranderung oder die Stoffzerlegung handelt.
Die in dem Gesetz zur Vorbereitung des organischen Aufbaus der deutschen Wirt
schaft (vom 27. Februar 1934) vorgesehenen sieben groBen Gruppen: Bergbau,
Metallwaren, Maschinen, Steine und Erden, Chemie, Nahrungs- und GenuBmittel,
Textil legen Zeugnis von der Mannigfaltigkeit der von den Industriebetrieben
dargebotenen Leistungen abo
1*