Table Of ContentDIE LANDSCHAFTEN
DER BRITISCHEN INSELN
VON
DR. JOHANN SOLCH
PROFESSOR AN DER UNIVERSITJl.T WIEN
IN ZWEI BAND EN
ZWEITER BAND
SCHOTTLAND UND IRLAND
MIT 71 TEXT ABBILDUNGEN
WIEN
SPRINGER:=VERLAG
1952
ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER DBERSETZUNG
IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN
COPYRIGHT 1952 BY SPRINGER-VERLAG IN VIENNA
Softcover reprint ofthe hardcover 1s t edition 1952
TSBN-13: 978-3-7091-7812-6 e-TSBN-13: 978-3-7091-7811-9
DOT: 10.1007/978-3-7091-7811-9
Am 10. September 1951 ~etzte ein Herzsehlag dem arbeitsreiehen Leben
des Yerfas~ers, del' sieh nie Ruhe gegonnt und seine Krafte viel zu rasch
verbraucht hatte, ein jahes Ende. Del' Tod nahm ihm die Feder buehstablich
au~ del' Hand. Noeh am Yortag las er, genau und sorgfaltig wie immel',
einen Druekbogen z,veiter Korrektur. Die erste Korrektur hatte er noeh
el'ledigen konnen, bevor er im )Iai 1951 als Austausch-Professor nach Eng
land ging.
~eine Sehiilerin, Frau Dr. Lieh tenberger-Czermak, die bereits zu sei
nen Lebzeiten die Anlegung de~ umfangreiehen Registers iibernommen hatte, hat
sieh freundlieh bereit erkHirt, die Korrekturarbeiten am zweiten Band zu
Ende zu fiihren und die yerschiedenen Hinweise einzufiigen. Es gebiihrt ihr
dafUr del' herzliehste Dank.
'Vi en, ,Januar 1952. BERTA SOLeH
Inhaltsverzeichnis
Seite
XIII. Siidschottland . 851
XIV. Mittelschottland 875
XV. Nordschottland 952
XVI. Die schottischen Inseln und die Insel Man 1068
A. Arran .............. . 1068
B. Hebriden . . . . . . . . . . . . . 1069
C. Die Orkney- und die Shetlandinseln 1086
D. Die Insel Man . 1097
XVII. Nordirland ... 1110
A. Nordostirland . 1110
B. Nordwestirland 1153
XVIII. MiUelirland 1186
XIX. Siidirland. 1237
Anhang: Tabellen 1281
Orts- und Sachverzeichnis 1316
Ubersicht ilber den Inhalt des I. Bandes
I. 8iidostengland
II. Das Londoner Becken
III. London
IV. Mittelsiidengland (Wessex), die Insel Wight und die
Kanalinseln
V. 8Udwestengland
VI. Mittelostengland
A. Ostanglien
B. Die Fenlands und die Landstufen von Lincolnshire
VII. Mittelengland (Die Midlands)
A. Die siidlichen Midlands
B. Die nordHstlichen Midlands
C. Die westlichen Midlands
VIII. Nordostengland
IX. Mittelnordengland
X. Mittelwestengland
A. Lancastria
B. Die Wll.lschen Marken
XI. Nordwestengland
XII. Wales
A. Nordwales
B. Mittelwales
C. 8iidwales
Anhang: Tabellen
:xm.
SiidschoUland
Siidschottland umfaBt die Sou the I' n Up I and s mit dem F I a c h
I and an del' N-Seite des Sol way Fir t h im SW und mit del' T wee d
T e v i 0 t -Sen k e bis zu den Cheviots im E (Abb.155). Jene durchziehen es
in SvV-NE von Meer zu Meer, von The Rhinns of Galloway bis St. Abb's
Head. Scharf wird im N die tektonische Grenze dieses von A. GEIKIE so
genannten Gebirges durch das Southern Boundary Fault (Girvan-Dunbar)
------ S()() 1'118
--/()()O •
'i1"h".iii5<::::::::" ___ Sollfllern
Upland Faull
Abb_ 155. Die Southern Uplands und ihre Nachbarschaft.
1 Misty Law (S. 931), 2 Kilpatrick Hills (S. 877), 3 Campsie Fells (S. 877), 4 Tinto Hill
(S. 877), 5 Pentland Hills (S. 902), 6 Moorfoot Hills (S. 866), 7 Lammermuir Hills (S. 865),
8 Merrick (S. 853), 9' Kells Range (S. 869), 10 Cairnsmore of Fleet (S. 853), 11 Cairnsmorc
of Carspbairn (S. 853), 12 Criffel (S. 853), 13 Hart Fell (S. 868), 14 Broad Law (S. 868),
15 Cheviot Hills. (S. 590).
gegeniiber den Low lands bezeichnet; orograp hisch gehen sie, wenigstens
streckenweise, mehr allmiihlich in deren Plateallwellen iiber. Anf del' S-Seite
treten ihre Hohen, stark erniedrigt undaufgelOst, an die Irische See und
den Solway Firth heran, von welchem tiefe, breite Taler in sie hineinfiihren.
Weiter no. hiingen die Uplands durch das Esk-Teviot-Plateau s. Hawick mit
den Cheviots zusammen; noch wei tel' gegen NE werden sie von diesen durch
das wellige Flachland am unteren Tweed getrennt. Ungef. 200 km lang und
bis zu 50 km breit, werden sie durch tiefe Querfurchen, besonders den Durcll
brucll des mittleren 'rweed, die Talflucllt Annandale-oberer Clyde und Niths-
Solch, Britische Inseln II 54
852 XIII. Siidsehottlund
dale in etliche Gruppen gegliedert, mit GipfelhOhen von libel' 800 m (Merrick
842 m; Tweedsmuir Hills mit Broad Law 839 m). Obwohl also kein ununter
brochener 'Wall, haben sie doch stets als starke Verkehrsschranke gegenliber
England gewirkt und sind sie Schottlands Hauptbollwerk gegen Einbrliche
aus dem S gewesen, zumal seitdem die Englander das Cheyiot Gate und Ber
wick in del' Hand hatten. Eine ganze Anzahl von Schlachtfeldern liegen in
den Grenzmarken (vgl. S. 858 ff.). Zwar hat namentlich das "Borderland" im
unteren Tweedgebiet auch reichliche kulturelle Anregungen von England
erhalten und Schottland weitel'vermittelt, allein nur allzuoft ist es Kampf
platz und Ausgangsgebiet feindlicher Vol'stoI3e gegen dieses geworden. 1m
W erfolgten solche von Carlisle (u. a. Schlacht im Solway Moss 1543).
SchlieI3lich sind Berwickshire groI3tenteils und das N-Gestade des Solway
Firth fast ganz bei Schottland geblieben. Heute verlauft die schottisch-eng
lische Grenze libel' die Hohen del' Cheviots, steigt dann durch Liddisdale
hinab und folgt zuletzt dem FlliI3chen Sark bis zu seiner Mlindung in das
Eskastuar im innersten Winkel des Solway Firth. Nicht weniger als 11 Gr.
haben Anteil an den Uplands. Von N dringen Ayr- und Lanarkshire in sie
ein, auch ~Iid- und East Lothian; Peebles- und Selkirkshir'e liegen groI3ten
teils in ihnen. 1m 8reihen sich Wigtown- und Kirkcudbrightshire, ehemals
t-lhire of W., bzw. Stewartry of K. (als Galloway zusammengefaI3t) sowie
Dumfriesshire langs dem Solway Firth aneinander, und yom Teviot- und
Tweedgebiete steigen Roxburgh- und Berwickshire in sie auf [11, 12].
Eine endlose Folge palaozoischer Tonschiefer, Sandsteine, Grauwacken
("shinstonebasalt"), Konglomerate bauen die Uplands auf. Zwar verbunden
schon mit den Anfiingen geologischer Forschung iiberhaupt (HUTTON), bieten
sie in Stratigraphie und Tektonik auch heute noch strittige Fragen. Jeden
falls entstand am Ende des Silur ein Faltenwurf mit kaledonischem
SW-NE-Streichen, im N eine breite Antiklinale yon Dunbar libel' die Latll
mermuir und Moorfoot Hills, Leadhills und Sanquhar nach Portpatrick,
im S anschlieI3end eine geraumige Synklinale yon St. Abb's Head libel'
Hawick und Dumfries zum :Mull of Galloway. Beide bestehen aus einer
groI3en Anzahl von Sekundlirfalten, beiderseits der Hauptachsen in Facher
stellung, die Antiklinale mit pseudosynklinalem, die Synklinale mit pseudo
antiklinalem Bau [21, 23]. Dicht gedrangt, am;gequetscht, in Schuppen zer
legt, lagern die Gesteinskorper libereinander. Abel' von dem Scheitel der
Antiklinale wurde das Silur (Llandovery und Wenlock) abgetragen und das
Ordoviz (Arenig, Caradoc, Ashgill) bildet infolgedessen einen Glirtel im N,
del' in den Lammermuirs ganz schmal ist und sich gegen S'Y zum N ordkanal
hin immer mehr verbreitert [215, 217]. 1m S herrschen fast ausschlieI3lich
'Yenlock-, im mittleren Ubergangsglirtel vornehmlich Llandoyerygesteine,
nul' in den Achsen del' Teilantiklinalen erscheint in del' Tiefe das Ordoviz.
Fast in allen Schichtverbanden kehren die 'l'onschiefer, Sandsteine, Konglo
merate wieder, Fossilien sind nicht haufig. Dadurch wurde die geologische
Erkundung des tektonisch so kompliziel'ten Gebietes erschwert, und die hier
unterschiedenen und mit Lokalnamen bezeichneten Gruppen konnten nicht
ohne weiteres mit dem AltpaHiozoikum von 'Vales verglichen werden. Die
verhaltnismaI3ig gut verfolgbaren Hartfell Shales entsprechen dem Caradoc,
die darliber folgenden Brickhill Shales und deren Hangendes, die Sandsteine
und Konglomerate del' Gala Group, zu welcher auch die Queensberry Grits
gehOren, dem Llandovery ('l'arannon). Downtonian fehlt [21+; 20-23, 25,
214, 220].
XIII. Siidschottland 853
Diskordant, meist viel flacher und tektonisch viel weniger in Anspruch
genommen, lagern Old Red Sandstone und Karbon auf dem altpalliozoischen
Sockel. Dieser wird von mehreren mlichtigen granitischen Massen des Lowel'
Old Red durchbrochen. 1m Loch Doon· (odeI' Dee-) Massiv wurden dabei die
ordovizischen Sedimente durch Kontaktmetamorphose so verhartet, da13 sie
den Ring der Merrick und Kells Ranges bilden, wahrend die Erstarrungs
gesteine selbst - wei13e Biotitgranite, graue Tonalite, Norite - ausgeraumt
Hind. Doon und Girvan flie13en aus dem "Kessel" gegen N, Dee und Trool
gegen S hinaus [216, 218, 35]. Auch die Cairnsmores of Carsphairn (796 m),
of Fleet (711 m) und of Dee (488 m) knfipfen sich an solche Intrusionen und
eben so del' inselbergartige Criffel (569 m) [22, 218 a, 220, 221]. In den o. Up
lands sind granodioritische oder tonalitische Vorkommen kleiner [210-214].
Dort bilden Sandsteine und Konglomerate des Upper Old Red Sandstone in
del' Landschaft Merse ein welliges Gelande aus del' Gegend von Greenlaw
bis s. fiber Jedburgh und ebenso n. deH Solway Firth; diesel' und Merse sind
schon damals Senkungsrliume gewesen, die sich im Karbon erweiterten [27].
Unterkarbon (Calciferous Sandstone und Carboniferous Limestone) zieht
im E aus Northumberland zum Esk und Liddel Water hiniiber. Auch die
Quertalfurchen del' sw. Uplands wurden schon wlihrend des lilteren KarbonI'!
vorgezeichnet und nach einer neuerlichen Hebung und Abtragung die floz
ffihrenden Coal Measures von Canonbie nahe del' l\1iindung des Liddel Water
und des Nithsdale im Becken von Sanquhar-Kirkconnell abgelagert [22, 2z a,
26, 221]. Hier steigen sie auf einer abgesunkenen Silurscholle bis 360 m Tiefe
abo Die Floze sind im SW-Fliigel durch Doleritgange und Intrusivdecken so
gestort, da13 sie nicht abbauwert sind. Die hangenden Barren Red Measures,
rote Mergel und Tone, dienen bei Sanquhar zur Erzeugung von Tonwaren
und Ziegeln. Coal Measures stellen sich ferner an del' W-Seite des Loch
Ryan ein, darfiber diskordant permische Brekzien. Ausgedehnter treten
solche und Sandsteine in den isolierten Becken des Nithsdale auf, bei
Sanquhar, Thornhill und Dumfries, wo sie den als Baustein geschatzten
"Dumfries Sandstone" liefern, und im Tal des Annan ziehen sie von Lockerbie
fast zusammenhlingend bis hinauf in sein Quellgebiet [22, 28, 221]. Nur
zwischen Annan und Canonbie erscheint schlie13lich auch Triasbuntsandstein,
das Gegenstiick ZUlll St. Bees Sandstone von Cumberland (vgl. So 683)
[29,222].
Wlihrend del' ganzen Zeit lebte del' Vulkanismus mehrmals von neuem
auf. Auf dem Upper Old Red Sandstone von Dumfriesshire lager! die Bir
renswalk Volcanic Group, an del' Basis des Cementstone von Berwickshire
del' "Kelso trap" (Olivinbasalt). Die EiIdon Hills gelten als Uberreste eines
unterkarbonen Lakkolithen (~~elsite, Trachyte), bei dem im Bereich eines
Upper Old Red-Ausliegers, del' auf SiIur erhalten blieb und den Sockel bil
det, Decke auf Decke gebreitet wurde, so da13 del' Anschein einer Schichtung
entstand [21, 28 a] .
Wahrscheinlich waren die Uplands einst unter Jura-, Kreide- und viel
leicht auch alttertiaren Deckschichten begraben, doch ist nichts davon erhal
ten geblieben. Alttertilirer Vulkanismus lie13 viele Hasaltgange in NW-HE
Richtung entstehen, dal'unter einige von gro13er Ausdehnung; Eskdalemuir
Dyke ist stellenweise fiber 50 m breit, Acklington Dyke zieht vom Ursprung
des Ale Water fiber Hawick und Rochbury bis zur E-Kfiste [21+]. Wie in
den Highlands, verlaufen sie unbekfimmert urn Berge und Taler, ein Beweis
daffir, da13 die heutige Tallandschaft erst nachher eingeschniUen wurde [21+,
35 u. ao.]. Noch sind im Inneren des Gebirges in 700-800 m H. die Uberreste
54'
854 XIII. Siid5chottland
einer mesozoischen FasteOOne erkennbar, die wahrscheinlich zuletzt vom
Kreidemeer ausgestaltet wurde. Unter ihr folgen weitere EinfHichungs
systeme in 300-400 m und in etwa 100 m H. Also auch hier del' Wechsel von
Hebungs- und Ruhezeiten, Tiefen- und Seitenerosion del' Fllisse wahrend des
J ungtertiars. In den harteren paHiozoischen Gesteinen blieben die Taler ver
haltnismaBig schmal, dagegen wurden die alten Senken, so Annan- und Niths
dale, durch Ausraumung del' jlingeren Eindeckungsstoffe zu neuem Leben
erweckt ("resuscitation") [23 +, 24 a +]. Besonders auffallig ist del' Lauf des
Nith. An del' N-Seite del' Uplands entspringend und zuerst gegen N gerich
tet, liOOrschreitet er die Randverwerfung del' Lowlands, wendet sich dann
entlang del' Karbonmulden von Cumnock und Sanquhar wieder in die Up
lands zurlick und durchmiBt sie gegen S. Die groBzligige Auffassung, wo
nach jene Upland Dales von Highlandfllissen eingeschnitten worden seien,
OOvor diese durch den Firth of Clyde-FluB enthauptet wurden [14*; 34,35],
libersieht jedoch die jungtertia re Einbiegung del' Lowlands. Auch die Ge
schichte des Tweedtals wird bessel' durch ungleiche Verbiegung, bzw. Kip
pung del' alteren Einebnungsflachen del' Uplands verstandlich als bloB durch
Anzapfungen. Tatsachlich steigen die Flachensysteme einerseits zum Solway
Firth, anderseits gegen die Lowlands hin ab [35]. Sehr bezeichnend ist auch,
daB die Niederung des N ordkanals, die westlichste del' groBen Furchen liber
haupt, OOinahe ganz unter den lIleeresspiegel geraten ist; bloB die Landenge
von Stranraer verbindet zwischen Loch Ryan und Luce Bay die H.I. The
Rhinns mit dem Hauptland. Immerhin mogen Anzapfungen durch die Stei
gerung des Gefalles nach bestimmten Richtungen verursacht odeI' doch
beglinstigt worden sein. So erkliiren sich die Erfolge del' Fliisse an del'
S-Seite del' Lowther Hills gegenliber den en del' N-Seite im Kampf urn die
Wasserscheide und del' Gegensatz del' Talformen an deren beiden Seiten
[312]. Auch waren Nith und Annan den Fllissen del' NW-Abdachung gegen
libel' wegen des geringen Widerstandes del' Karbon- und Permschichten ihrer
Taler im Vorteil [35]. Ebenso hat del' mittlere Clyde dank seinem kiirzeren
Lauf und del' leichteren Ausraumbarkeit del' Karbongesteine dem Tweed
noch im Pl'aglazial seinen alten Oberlauf geraubt, del' durch die breite Pforte
von Biggar gegangen war. Nul' voriibergehend ist "Biggar Gap" im Spat
glazial wieder durchflossen worden, u. zw. von dem AbfluB eines durch
das Highlandeis am mittleren Clyde abgedammten Stausees ("Lake Clyde",
vgl. u.) [21 +, 39-312].
Wahrend des Hochststandes del' letzten Vergletscherung \varen die Up
lands ganz unter Eis be graben, das von zwei Hauptzentren abfloB, del'
Merrickgruppe und dem Quellgebiet von Tweed, Yarrow und Ettrick vYater.
Doch verlegte im N das herandrangende nordschottische Highlandeis den
Uplandeisstromen den 'Yeg gegen die Lowlands. Daher wandten sich die
w. libel' Ayrshire gegen SW und W, die o. behaupteten zwar den Raum s. del'
Pentland Hills, die ~foorfoot und die Lammermuir Hills wurden jedoch vom
Highlandeis in del' Forthsenke gegen E, dann vom Nordsee-Eis gegen SE libel'
das untere Tweedgebiet (Merse) und urn die Cheviots herum nach North
umberland gedrangt. Auch die durch die Dales gegen S stromenden Eis
massen wurden abgelenkt: genotigt durch die Vergletscherung Cumberlands
flossen sie teils in den Solway Firth ab, teils nach E in das Tynegebiet.
Eine Reihe Riickzugsstadien del' letzten Vel'gletscherung lassen sich unter-.
scheiden, gekennzeichnet dul'ch z. T. gut ausgepl'agte Endmol'anen. Eine
besondel'e Stellung nimmt ein weitgespanntel' Giirtel im N ein. Er zieht von
St. Abb's Head langs dem N-FuB del' Lammel'muir und Mool'foot Hills zum
XIII. Siidschottland 855
Clyde oberhalb Lanark und tritt auch bei Stranraer und in The Rhinns of
Galloway auf ("Lammermuir-Stranraer Moraine"); er ist meist eine echte
KamesmOJ;ane, aufgeschtittet langs dem Rand des nach dem Zurtickweichen
des Uplandeises noch einmal kraftig yorstoBenden Highlandeises. Zur Zeit
seiner groBten Ausdehnung vereinigte sich dieses mit dem Upper Clydesdale
Glacier bei Biggar. Die Lammermuil's trugen nul' kleine Kargletscher, das
Tweedtal unterhalb del' )Itindung von Biggar war bereits eisfrei, damals
konnte "Lake Clyde" hier abflieBen. In den Uplandtalern zogen noch Eis
strome hinab, besonders machtige aus dem Mel'rickstock. Die Rtickzugs·
stadien diesel' Talgletscher sind namentlich im Gebiet des Cree, Fleet, Ken
und Nith gut erkennbar. 1m Creetal werden deren fUnf unterschieden: 1\10n
reith- (0. Port William, Luce Bai), Kirkcowan-, Newton Stewart-, Minnoch
(am Oberlauf des Cree) und Corrie-(Kar-) Stadium. Ftir das Kirkcowan
Stadium, das zeitlich del' Lammermuir-Stranraer Moraine entsprechen
dtirfte - nach anderer Ansicht ware diese mit dem "Scottish Re·advance"
del' Uplandgletscher gegell S zu parallelisieren, das Kirkcowan- mit dem
Pentland-Carstairs-Maybole·Stadium [520*] (vgl. S. 879) -, wurde die Schnee
grenze auf 300-330 m, fUr das folgende auf 360 m, fUr das abschlieBende
Karstadium auf ungef. 450 m berechnet [21, 36-39].
Del' glaziale Formenschatz ist am bestell in del' Merrickgruppe aus
gepragt, die landschaftlich schon etwas an die w. Highlands erinnert. Aber
der Gletscherschurf ist selbst dort unbedeutend gewesen, obgleich er einzelne
Felsbecken ausgehobelt hat, die nun von Seen erfUllt sind. Die meisten von
diesen sind jedoch durch Moranen abgedanllut. Ein machtiger Blockwall
umschlieBt auch Loch Skene. "\Veit verbreitet sind machtige Geschiebe
lehme, namentlich im Solwayflachland, tiber welches u. a. Tausende von
Granitirrlingen yerbreitet sind, und in del' Tweedsenke. Beide Gebiete wei sen
ausgedehnte Drumlinlandschaften auf (vgl. S. 866) [36+]. SolIe sind in den
Kamesmoranen haufig. Fluvioglaziale Schotter und Sande finden sich in
vielen TaleI'll. Sie und die Geschiebelehme wurden im Postglazial wieder
zerschnittell, wobei es Of tel's zu Epigenesen kam, z. B. zwischen Jed und
Oxnam Waters und bei Neidpath (2 km oberhalb Peebles) im Tweedtal. Die
Zerschneidullg wurde durch die 8piegelstande des Meeres geregelt, welches
besonders an del' Kiiste des Solway Firth - u. a. zwischen Newton Stewart
und Wigtown - gehobene Stl'andterrassen in 100', 50' und 25', stellenweise
in 75' zUrUckgelassen hat; wie auch sonst gewohnlich, ist zumal die 25'
Terrasse gut ausgepragt, manchmal auch die 50'-Terrasse (Rhinns of Gallo
way, Kirkcudbright, St. Abb's Head). FluBterrassen am Unterlauf des Tweed
entsprechen anscheinend den alten Strandlinien. Schutthalden legen sich oft
an die Sttifchell und Walldchen del' Berghange, und die durch ihre Hoch·
wasser bertichtigten Bache und Fltisse tragen gew"altige Mengen yon
Schwemmstoffell in die Tiller hinab. Das jtingste genauer beschriebene Bei
spiel hiefUr brachten heftige RegellgUsse im Aug. 1948 mit schweren Schiiden
an Brticken, StraBen und Farmen in Umkreis del' Lam mer muir Hills; "sheet
wash" his zu 7 cm Tiefe auf Hangen von 5 his 30° wnrde gemeldet [42 b, c;
vgl. 42 a]. In den Schlingen del' groBeren }<~Itisse liegell oftmals geranmige
AlluvialbOden ("hanghs") [21,22 u. ao.].
Die Uplands und ihre Nachbarschaft stehen unter del' Herrschaft del'
W- und SW-Winde; 60% aller Winde kommen aus dem sw. Viertelkreis.
Wohl schwacht sie sich gegen E hin etwas ab, zugleich wird die mittl. J.Schw.
del' Temperatur etwas groBer, del' Niederschlag kleineI'. Doch bleiben auch
im E die Winterl\L im Meeresniveau betrachtlich tiber 0°, selbst Eskdalemuir,