Table Of ContentDie Frauen und das Netz
Birgit Kampmann · Bernhard Keller
Michael Knippelmeyer · Frank Wagner (Hrsg.)
Die Frauen und das Netz
Angebote und Nutzung
aus Genderperspektive
3., überarbeitete und erweiterte Auflage
Herausgeber
Birgit Kampmann Michael Knippelmeyer
Leopoldshöhe, Deutschland Bielefeld, Deutschland
Bernhard Keller Frank Wagner
Mutterstadt, Deutschland Potsdam, Deutschland
ISBN 978-3-8349-4128-2 ISBN 978-3-8349-4129-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-8349-4129-9
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Springer Gabler
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Lektorat: Manuela Eckstein
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Vorwort der Herausgeber
Über die Bezeichnung „Frauen“ im Titel dieses Buches dürfte es landläufig wenig Unklar-
heit geben, gilt doch das biologische Geschlecht eines Menschen nach wie vor als unver-
änderliches und lebenslanges Kennzeichen jeder physischen Existenz. Nun gehen aber die
Wissenschaft und insbesondere die Gender Studies bereits seit langem von Geschlecht
als sozialer Kategorie aus: ein habituell angeeignetes, komplexes Ensemble von Wahrneh-
mungs-, Gefühls-, Denk- und Handlungspraxen, die historisch entstanden sind und auf
vielfältige Weise als binäre Muster im sozialen Raum vermittelt werden. Auch Institutio-
nen, sozialen Systemen und Medien sind geschlechterrelevante Strukturen eingeschrieben.
So ist es nicht verwunderlich, dass mit dem neuen Medium Internet seit Mitte der
neunziger Jahre Vorstellungen von der Aufhebung der Geschlechtergrenzen populär wur-
den, während gleichzeitig schon bei der Herstellung, Verbreitung und Nutzung der zuge-
hörigen Technik signifikante Unterschiede zwischen Frauen und Männer nachgewiesen
wurden.
Die Internetforschung hat sich von Beginn an mit dem Phänomen des Digital Divide
beschäftigt, der in Deutschland zunächst entlang der Kategorien Geschlecht, Alter, Bil-
dung und Einkommen im Hinblick auf den fehlenden Zugang analysiert und kritisiert
wurde. Im Laufe der 15-jährigen Entwicklung und Differenzierung der Forschungs-
gegenstände und -methoden ist ein vielfältiges Bild der Internetaktivität von Frauen und
Männern entstanden: Der Internet Gender Gap, der zahlenmäßig geringere Zugang von
Frauen zu Computer und Internet, scheint bei den Altersgruppen bis 29 Jahren weitgehend
geschlossen, während sich einschränkende, geschlechtsspezifische Nutzungsmuster bei
jeder neuen Technik- und Anwendungsgeneration immer wieder herstellen und die damit
fortdauernde Gendered Digital Inequality belegen.
Aus Sicht von Wissenschaft und Praxis wollen wir die Entwicklungslinien und Verhal-
tensdimensionen von Frauen im Internet aufzeigen und analysieren. Ausgehend von den
quantitativen und qualitativen Veränderungen in der Internetnutzung zeigen sich Unter-
schiede zwischen verschiedenen Alters- und Nutzerinnengruppen: in der Motivation, in
der Herangehensweise, im Alltagsnutzen, in den Anwendungen u. a. m. Perspektiven zur
V
VI Vorwort der Herausgeber
Überwindung von Benachteiligungen und Ungleichzeitigkeiten sollen dabei thematisiert
und entwickelt werden.
Darüber hinaus wollen wir exemplarisch darstellen, wie Frauen das Innovationspo-
tenzial des Internets zur Gestaltung ihrer Lebens- und Arbeitsbiografien nutzen und die
neuen Kommunikations- und Vernetzungsmöglichkeiten auch zur Thematisierung neuer
demokratisch-emanzipatorischer Ansätze einsetzen.
Ziel des Buches ist es, den Sach(ver)stand aus verschiedenen Branchen und Perspekti-
ven zu bündeln, den Status quo zu zeigen und Entwicklungsmöglichkeiten darzustellen.
Zusätzlich sollen erfolgversprechende und erfolgreiche Wege aufgezeigt und erfolglose
begründet werden, gute Beispiele gefunden und Erfolgsfaktoren benannt werden. Wir
wollen damit auch Handlungsempfehlungen geben, zum Austausch und zur Diskussion
anregen, die Debatten versachlichen und Pauschalisierungen entgegen wirken.
Im Kapitel „Internetnutzung und Gesellschaft“ haben wir die Textbeiträge gebündelt,
die sich mit tatsächlichen und vermeintlichen Unterschieden in der Internetnutzung von
Frauen und Männern und der gesellschaftlichen Einordnung dieser Befunde befassen.
Klaus Wöhler und Claudia Knoblauch diskutieren und bewerten die in verschiedenen Stu-
dien gewonnenen Erkenntnisse im Hinblick auf Annahmen zur Geschlechter‘identität᾽.
Claudia Gaspar und Katrin Birner prüfen aktuelle Geschlechterklischees und ihre Aus-
wirkungen auf präferierte Inhalte der privaten Internetnutzung. Birgit Kampmann geht in
ihrem Beitrag der Frage nach, warum Frauen nach wie vor nicht ihrem Bevölkerungsanteil
entsprechend im Internet vertreten sind. Ausgehend von den Hoffnungen und Befürch-
tungen aus der Pionierphase des Internets werden Entwicklungslinien der geschlecht-
lichen Positionierung im Web und des frauenpolitischen Diskurses über das und in dem
Medium aufgezeigt.
„Die Zielgruppe Frauen“ steht im Vordergrund der Beiträge in zweiten Kapitel: Meinert
Jacobsen beleuchtet auf der Basis exklusiver Studienergebnisse aus Marketingsicht das
Online-Kaufverhalten von Frauen im Vergleich zu Männern und wendet sich speziell dem
Öffnungs- und Klickverhalten der weiblichen Zielgruppe zu. Cirk Sören Ott und Dr. Bar-
bara Holstein gehen der Frage nach, wie ein erfolgreiches Gender-Business-Modell für das
Einkaufen im Internet die Shopping-Motive und Verhaltensmuster der weiblichen Ziel-
gruppe berücksichtigt und zeigen auf praktische Art und Weise auf, welche relevanten
weiblichen Spezifika es im Hinblick auf das Internet-Shopping gibt und wie die e-Marke-
ters damit bestmöglich umgehen. Ingo Bohg fragt, inwiefern die Kundengruppe „Frau“
für Lebensmittel-Onlinehändler von besonderer Relevanz ist, und analysiert in mehreren
Schritten das Verhalten von Frauen beim Lebensmitteleinkauf, die Nutzungszwecke im
Internet und das Verhältnis von Frauen zum E-Commerce. Im letzten Beitrag dieses Kapi-
tels beschreibt Sandro Matzke das Angebot von Finanzdienstleistungen im Internet, das
sich speziell an Frauen richtet.
Für „Das soziale Netz“ zeigt Dr. Karin Windt die Notwendigkeit auf, dass Frauen die
sozialen Netzwerke zur gezielten Karrieresteuerung und als Instrument der Unternehmens-
kommunikation einsetzen. Carola Herbst kann exemplarisch an der Initiative „Komm,
mach MINT“ nachweisen, wie junge Frauen im Web 2.0 kreativ und aufmerksamstark
Vorwort der Herausgeber VII
angesprochen und über männerdominierte Berufs- bzw. Studienbereiche informiert wer-
den können. Die Bloggerin Helga Hansen beschreibt die Entstehung und Entwicklung des
feministischen Blogs „Mädchenmannschaft“ und die Erfahrungen mit Aktivismus und
Vernetzung in der Blogosphäre.
Gründerinnen und Unternehmerinnen berichten im nächsten Kapitel über ihre Erfah-
rungen und Erkenntnisse. Andrea Peters und Regine Haschka-Helmer befassen sich am
Beispiel von zehn Gründerinnen mit den Ursachen für die geringe Zahl von Frauen in der
Internetgründerszene. Für Verena Delius birgt die Tatsache, dass die Internetbranche noch
jung und wenig standardisiert ist, Chancen für Frauen in der Praxis, neue Wege in Bezug
auf Führungsstil, Unternehmenskultur, Positionierung und langfristige Strategien in der
Internetwelt zu gehen und daraus eine neue Generation von Internetunternehmen entste-
hen zu lassen. Susanne Mersmann beschreibt demgegenüber mit Blick auf die Pionierzeit
des Internets die Gründung, Gestaltung und die Erfolge des Internetangebots der Frau-
enzeitschrift „Brigitte“ und die Wirkung der Aktion „Frauen ans Netz“. Ihre Karriere als
Infobrokerin nimmt Susanne Eschke als persönlichen Ausgangpunkt für die Darstellung
der Internetbranche als besonders geeignet für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
sowie für den Aufbau einer Selbstständigkeit für Frauen.
Dr. Barbara Keck stellt in ihrem Beitrag unter der Fragestellung „Ist das Internet reif für
ältere Frauen?“ beispielhafte Projekte vor, wie die Internetnutzung älterer Frauen geför-
dert werden kann. Im nächsten Beitrag des Kapitels „Bildung und Beruf“ widmen sich
Jutta Croll und Carolin Müller-Bretl der Heranführung von niedrigqualifizierten Frauen
an die Internetnutzung und können auf der Grundlage des Pilotprojekts mit der Bremen
Logistics Group (BLG), dem Gesamthafenbetriebsverein und der Bremischen Gleich-
stellungsstelle (ZGF) Empfehlungen aus den Erfahrungen ableiten. Die Unternehmerin
Bea Beste geht anschließend der Frage nach, warum der Erziehungsurlaub für Mütter
eine echte Weiterbildung darstellen kann und welche Fertigkeiten und Fähigkeiten sich
die moderne Online-Mutter selbst und durch die Kinder aneignen kann. Einen kritischen
Blick auf weibliche Berufsbilder in der Internetbranche wagt Constanze Buchheim und
zeigt auf, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsste, um Frauen die Vielfalt der
Möglichkeiten der Internetbranche aufzuzeigen und sie auch für andere Bereiche inner-
halb dieser zu begeistern.
Unter „Themen und Anwendungen“ befassen sich zwei Beiträge mit Liebe und Sex im
Internet. Prof. Dr. Nicola Döring liefert eine strukturierte Übersicht über Phänomene wie
Online-Partnersuche, Cybersex, Cyberuntreue sowie der Darstellung von und mit Frauen
als Opfer oder Gewinnerinnen der Entwicklungen und weist auf Chancen und Risiken
sowie die Bedeutung der Medienkompetenz im Umgang mit Liebe und Sexualität im
Internet – vor allem im Web 2.0 – hin. Yvonne Trappe begleitet Frauen auf der Suche nach
der Lust im Internet und analysiert aktuelle Studienergebnissen zur Internet-Sexualität aus
der Konsumentensicht heterosexueller Frauen.
Anja Ebersbach beschreibt das Phänomen, dass die weltgrößte Enzyklopädie Wikipedia
zwar jedem die Welt erklärt, dies aber bisher überwiegend aus männlicher Sicht, und dass
Frauen als Autorinnen dringend gesucht werden.
VIII Vorwort der Herausgeber
Ron Degen und Dr. Frederik Funke stellen in ihrem Beitrag dar, inwieweit sich bei
der Nutzung von Mobilfunkgeräten und der mobilen Nutzung des Internets tatsächlich
geschlechtsspezifische Nutzungsgewohnheiten beobachten lassen. Christopher Morasch,
Tom Wirth und Marko Petersohn gehen der Frage nach, ob Frauen online anders einkaufen.
Wir hoffen, dass wir mit diesen Beiträgen einen vertiefenden Blick in die Vielfalt der
Nutzung und das Spektrum der Möglichkeiten zum Thema „Frauen und Internet“ liefern
können, und wünschen spannende Lektüre.
Inhaltsverzeichnis
Teil I Internetnutzung und Gesellschaft ................................................................. 1
1. Wie Frauen von der digitalen Entwicklung profitieren
könn(t)en – Empirische Befunde zur weiblichen
und männlichen Internetnutzung ..................................................................... 3
Klaus Wöhler und Claudia Knoblauch
2. Das androgyne Internet? Die Onlinenutzung von Frauen
(und Männern) ................................................................................................... 19
Claudia Gaspar und Katrin Birner
3. Die Hälfte des Himmels oder das ganze Netz? Frauen im Internet .............. 45
Birgit Kampmann
Teil II Die Zielgruppe Frauen .................................................................................. 69
4. Brauchen Frauen eine andere Ansprache? Nutzungs-
und Reaktionsverhalten im Web ...................................................................... 71
Meinert Jacobsen
5. Shopping im Netz – Anforderungen aus Sicht der Frauen ............................ 85
Cirk Sören Ott und Anna Barbara Holstein
6. Lebensmittel online bestellen? Frauen als Zielgruppe
der Lebensmittel-Onlinehändler ...................................................................... 97
Ingo Bohg und Jule Leger
7. Neue Marketing-Herausforderungen für Finanzdienstleister –
Geschlechterspezifisches Online-Nutzungsverhalten
im Branchenfokus .............................................................................................. 109
Sandro Matzke
IX
X Inhaltsverzeichnis
Teil III Das soziale Netz ............................................................................................. 119
8. Social Media aus Genderperspektive – Frauen und soziale Netzwerke ....... 121
Karin Windt
9. Web 2.0 als Chance für Berufsorientierungsprojekte für
junge Frauen am Beispiel von „Komm, mach MINT.“ ................................. 135
Carola Herbst
10. Feminismus reloaded – das Weblog Mädchenmannschaft............................. 149
Helga Hansen
11. Wikipedia: Lexikon sucht Frau ........................................................................ 159
Anja Ebersbach
Teil IV Gründerinnen und Unternehmerinnen ....................................................... 173
12. Gründen Frauen anders? Junge Gründerinnen in
der Internetwirtschaft auf dem Vormarsch ..................................................... 175
Andreas Peters und Regine Haschka-Helmer
13. Langfristiger Erfolg statt kurzfristige Profitoptimierung ............................. 191
Verena Delius
14. Pionierinnen – aus der Gründungszeit des Internets ..................................... 199
Susanne Mersmann
15. Meine Karriere als „Internetfrau der ersten Stunde“ .................................... 211
Susanne Eschke
Teil V Bildung und Beruf .......................................................................................... 221
16. Ist das Netz reif für ältere Frauen? .................................................................. 223
Barbara Keck
17. Heranführung niedrigqualifizierter Frauen an die Internetnutzung ............ 231
Jutta Croll und Carolin Müller-Bretl
18. PlayDUcation – Weiterbildung für die Top MAMAgerin: Warum
Kinder und Internet eine Zusatzqualifikation darstellen ............................... 243
Béa Beste
19. Weibliche Berufsbilder in der Internetbranche – ein Phänomen,
das man nicht erwarten sollte .......................................................................... 259
Constanze Buchheim
XI
Teil VI Themen und Anwendungen .......................................................................... 273
20. Sex 2.0 – Chancen und Risiken für Mädchen und Frauen ............................. 275
Nicola Döring
21. Frauen auf der Suche nach der Lust im Internet – Wie Frauen
Erotikangebote im Internet zur persönlichen
Bedürfnisbefriedigung nutzen .......................................................................... 289
Yvonne Trappe
22. Frauen, Smartphones und mobile Internetnutzung:
Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Studie ................................... 307
Ron Degen und Frederik Funke
23. Shoppen Frauen online anders? ....................................................................... 323
Christopher Morasch, Tom Wirth und Marko Petersohn