Table Of ContentMichael Hüther
Matthias Diermeier · Henry Goecke
Die erschöpfte
Globalisierung
Zwischen
transatlantischer Orientierung
und chinesischem Weg
2. Auflage
Die erschöpfte Globalisierung
Michael Hüther ·
Matthias Diermeier ·
Henry Goecke
Die erschöpfte
Globalisierung
Zwischen
transatlantischer Orientierung
und chinesischem Weg
2., aktualisierte Auflage
Michael Hüther Matthias Diermeier
Institut der deutschen Wirtschaft Institut der deutschen Wirtschaft
Köln, Deutschland Köln, Deutschland
Henry Goecke
Institut der deutschen Wirtschaft
Köln, Deutschland
ISBN 978-3-658-25191-8 ISBN 978-3-658-25192-5 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-25192-5
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Lektorat: Susanne Kramer
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Germany
Vorwort
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/1990 ist die
Globalisierung mit großer Hoffnung auf weltweite Wohl-
standsmehrung und politische Modernisierung im Sinne
offener, demokratischer Gesellschaften durchgestartet.
Heute wirkt sie erschöpft: Die Arbeitsteilung intensiviert
sich nicht weiter, der Welthandel expandiert kaum stärker
als die Weltproduktion, die Anzahl dynamischer Volks-
wirtschaften stagniert, viele Entwicklungsländer bleiben
beharrlich weit zurück, viele Schwellenländer verharren im
Stillstand, viele Industrieländer erleben angesichts persisten-
ter Verteilungsfolgen eine Renaissance des Protektionismus.
Die Erschöpfung unserer – der „zweiten“ – Globalisie-
rung zu verstehen, verlangt zum einen die historische Ein-
ordnung im Lichte der „ersten Globalisierung“ von 1870
bis 1914, denn nur aus den Errungenschaften dieser Phase
weltwirtschaftlicher Öffnung und Integration sowie ihren
Hinterlassenschaften aus Desintegration, Autarkie und
Dekolonisation werden die Besonderheiten unserer Zeit
V
VI Vorwort
verständlich. Zum anderen ist es anders als üblich notwen-
dig, alle Wege der ökonomischen Globalisierung – Mig-
ration, Handel, Kapitalverkehr und Wissensvermittlung –
gleichermaßen auszuleuchten. Sichtbar werden so die
Gründe der Erschöpfung: der Mangel an adäquaten Insti-
tutionen in den Schwellen- und Entwicklungsländern, die
Illusionen in den Industrieländern über den unentrinnba-
ren Automatismus kapitalistischer Effizienz, der Konflikt
über Sinn, Verantwortung und Gestaltung multilateraler
Institutionen.
Die erschöpfte Globalisierung ist vor allem Ausdruck
eines unterschätzten normativen Konflikts zwischen dem
transatlantischen Westen sowie seinen Ideen von 1789
(und wiederbelebt 1989) und der 1978 von Deng Xiao-
ping skizzierten Idee und dem Anspruch Chinas, auf
Basis der Volksdiktatur und über ein anders wertemäßig
fundiertes Modell die Weltwirtschaft zu gestalten. Letzt-
lich prallen die westliche Konzeption unveräußerlicher
Menschenrechte, Herrschaft des Rechts, Gewaltenteilung
sowie Volkssouveränität und repräsentativer Demokratie
auf die chinesische Dominanz der Staatsinteressen, ein
autoritäres Einparteiensystem sowie den Vorrang der Par-
tei- vor den Staatsinstitutionen. Nur unter Rückbindung
an diesen normativen Konflikt wird es möglich sein, die
Globalisierung – zumal angesichts der durch Klimawandel
und Digitalisierung begründeten Herausforderungen –
zukunftsfähig zu gestalten. Dies bedarf der Klärung eines
Mindestsets von transnationalen Normen und Instituti-
onen, einer Lösung des Vertrauensproblems in Entwick-
lungsländern sowie einer Stärkung der Zivilgesellschaft.
Der zu beschreitende Prozess birgt tiefe Konfliktpotenzi-
ale, die in langwieriger Kleinstarbeit herausgearbeitet wer-
den müssen. Genau dieser langfristige Prozess ist jedoch
unausweichlich, sollen Staaten aller Weltregionen künftig
gleichermaßen inklusiv an gesellschaftlich eingebetteten
Vorwort VII
und ökologisch tragfähigen Globalisierungsprozessen teil-
haben.
Die Geschichte dieses Buches beginnt mit dem For-
schungs- und Lehraufenthalt von Michael Hüther im
Rahmen der Gerda Henkel Gastprofessur am Department
for German Studies der Stanford University im Herbstse-
mester 2016. Aus diesem Anlass haben sich die Autoren
die Globalisierung als im doppelten Sinne transatlanti-
sches Forschungsthema gewählt. Wie jeder kreative Pro-
zess des Schreibens hat auch dieser den Gegenstand immer
weiter entwickelt und neue Dimensionen erschlossen.
Dankbar schauen wir auf eine anregende Phase gemeinsa-
men Lernens und Weiterdenkens zurück.
Das Buch hätte aber nicht in dieser Zeit abgeschlos-
sen werden können, wenn wir nicht auf die Unterstüt-
zung vieler hätten zählen können. Zu danken haben wir
den studentischen Mitarbeitern in der Direktion des Ins-
tituts: Melinda Fremerey, Pekka Sagner, Onur Seker und
Ekaterina Yurinskaya. Christopher Lin Xin Lu, Stanford
University, danken wir für seine Ausarbeitung zu kapital-
gedeckten Alterssicherungssystemen in Subsahara-Afrika
während seines Studienaufenthalts in Köln. Dankbar sind
wir für Hinweise und Kritik, die wir uns nun von den
Lesern erwarten. Denn der arbeits- und wissensteilige Pro-
zess, der mit jedem Buch verbunden ist, endet nicht mit
dem Schreiben, sondern erst mit dem Lesen. Wir freuen
uns, so schnell eine zweite Auflage publizieren zu können
und danken unseren Lesern für vielfältige Hinweise.
Köln, Deutschland Michael Hüther
Februar 2019 Matthias Diermeier
Henry Goecke
Inhaltsverzeichnis
1 Die Unlesbarkeit unserer Zeit 1
1.1 Tendenzwende: Verspätete
Koinzidenz bedeutender
Epochenwechsel 3
1.2 Was unter Globalisierung zu
verstehen ist 9
1.3 Illusionen über die Globalisierung
unserer Zeit 21
1.4 Globalisierung im Spannungsfeld
von Netzwerk und Hierarchie 28
1.5 Globalisierung als normatives
Projekt: Die Ideen von 1789 und
die Ideen von 1978 32
IX
X Inhaltsverzeichnis
2 Integration in begrenztem Raum:
Treiber und Strukturen der „ersten
Globalisierung“ 43
2.1 Die Globalisierungsanläufe
Europas 45
2.2 Migration: Verbindung
unterschiedlicher Erfahrungsräume 55
2.3 Gütermarktintegration: Im Sog
der Transportkostenersparnis 73
2.4 Finanzmarktintegration: Hohe
Verflechtung durch stabile
Institutionen 87
2.5 Wissensdiffusion: Moderne
Technologien ermöglichen
globalen Echo-Raum 101
2.6 Resümee: Muster der „ersten
Globalisierung“ 114
3 Räumliche Öffnung und hohe
Dynamik: Stilisierte Fakten zur
„zweiten Globalisierung“ 123
3.1 Der lange Schatten des „langen
19. Jahrhunderts“ 125
3.2 Migration: Hohe Anziehungskraft –
geringe Durchlässigkeit 138
3.3 Gütermarktintegration: Freier
Handel im Zeitalter multilateraler
Institutionen 151
3.4 Finanzmarktintegration: Eine
„Rich-Rich-Affair“ 178
3.5 Wissensdiffusion: Die Welt in
Echtzeit für jeden 188
3.6 Resümee: Muster der „zweiten
Globalisierung“ 195
Inhaltsverzeichnis XI
4 Das Scheitern inklusiver
Globalisierung: Institutionelle
und kulturelle Spannungen 211
4.1 Ein Vergleich der institutionellen
Bedingungen beider
Globalisierungsphasen 216
4.2 Die erschöpfte Globalisierung
und die globale Ratlosigkeit 231
4.3 Was bleibt von der Globalisierung
als normativem Projekt? 254
4.4 Digitalisierung und Globalisierung:
Bedrohung des öffentlichen
Raums und Sieg der Netzwerke? 266
4.5 Klimawandel und Globalisierung:
Konflikt, Migration und Sieg der
Hierarchien? 281
5 Orientierungen für die „dritte
Globalisierung“: Vorteilspositionen
für alle 295
5.1 Worum es geht: Die wirklich
inklusive Globalisierung 300
5.2 Institutionen und Kapitalbildung:
Alterssicherung als Game Changer
in Entwicklungsländern 322
5.3 Die Zivilgesellschaft und die
Wiedergewinnung von
Souveränität 341
Literatur 357