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Die Diplom-Arbeit
Dr. Josef Zimmennann
Die Diplom--Arbeit
Ein Wegweiser zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten
von der Ubungsarbeit bis zur Diplom-Arbeit und Dissertation
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
ISBN 978-3-663-12678-2 ISBN 978-3-663-13549-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-13549-4
Verlags-Nr. 3922
Copyright by Springer Fachmedien Wiesbaden 1966
Urspriinglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1966.
Vorwort
Der Studierende der "Wirtschaftswissenschaften" steht schon bald nach Beginn
seines Studiums vor der Frage, wie er wissenschaftliche Arbeiten anzufertigen
hat. Die erste Beriihrung mit diesem Problem erhalt er meist in Ubungen oder
Seminaren. Es wird von ihm beispielsweise die Anfertigung eines wissen
schaftlichen Referates tiber ein bestimmtes wirtschaftswissenschaftliches
Thema verlangt. Der Verfasser hat in seiner mehrjahrigen Tiitigkeit als
Dozent haufig feststellen konnen, daB viele Studierende nicht wissen,
welche Anforderungen an eine wissenschaftliche Arbeit zu stellen sind. In
Vorlesungen, Ubungen und Seminaren werden Erlauterungen tiber die Tech
nik des wissenschaftlichen Arbeitens kaum oder nicht hinreichend gegeben.
Die Anfertigung der Diplom-Arbeit, die in den letzten Semestern des Stu
diums verlangt wird, stellt den Studierenden vor ganz besondere Schwierig
keiten, denn er weill oft nicht genau, wie er u. a. wissenschaftliche Ergebnisse
aus anderen Arbeiten verwerten darf oder wie die FuBnoten- oder Zitaten
technik getibt wird.
In der vorliegenden Arbeit findet der Leser nun viele Ratschliige nach der
praktischen Seite hin. Bei der Darstellung wurde die "lch-Form" gewahlt, wie
der Verfasser dieser Arbeit sie in einer Spezialvorlesung angewandt hat.
1m Anhang werden, urn die Arbeit anschaulicher zu machen, noch Muster
dispositionen wiedergegeben sowie Hinweise maBgebender Professoren tiber
besondere Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten.
Ich hoffe, daB das Buch den Studierenden der Wirtschafts- und Sozialwissen
schaften, vielen Studierenden der Rechtswissenschaften, dartiber hinaus auch
allen, die an Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien sowie an verwandten
Blldungsanstalten studieren, ein wertvoller Helfer sein wird.
Josef Zimmermann
Inhaltsverzeicbnis
I. Einleitung ..... . .................. 9
II. Die Voraussetzungen und der Begriff der wissenschaftlichen
Arbeit ....................... 12
III. Welche Arten von wissenschaftlichen Arbeiten sind hauptsiichlich
anzufertigen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
A. Einteilung nach dem Zweck der Arbeiten im Rahmen der
akademischen Ausbildung . . . . . . . . . 15
1. tl'bungsarbeiten (Klausuren, Hausarbeiten) 15
2. Seminararbeiten 16
a) Referate . . . 17
b) Protokolle . . 18
c) Hausarbeiten 18
3. Priifungsarbeiten (Klausuren, Hausarbeiten) 19
B. Einteilung der Arbeiten nach der Art der wissenschaftlichen
Tiitigkeit .... . . . . .... 19
1. Bericht oder Berichterstattung . 20
2. Besprechung, Beurteilung, Kritik oder auch rezensierende
Kritik . . . . . . . . .... 21
3. Wissenschaftliche Abhandlung . 23
a) Allgemeine Anforderungen 23
b) Wahl des Themas . . . . 25
c) Stoffsammlung 26
d) Zusammenstellung bzw. Ordnung des Quellenmaterials 38
e) Gliederung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . 41
f) Niederschrift der Arbeit bzw. deren eigentliche Darstellung . 49
4. Allgemeinverstiindliche Darstellung . . . . . . . 64
IV. Sonderprobleme bei der Anfertigung von Klausuren 65
V. Kurze tJbersicht iiber die zweckmiiBigste Vorbereitung auf eineiIl
Seminarvortrag . . . . . . . . . . . . . . 68
VI. Ratschliige zur Vorbereitung auf Priifungen 71
AnZagenteiZ 73
Anlage 1: Literaturverzeichnis 75
Anlage 2: Muster von Gliederungen 77
Anlage 3: Ratschliige zur Anfertigung betriebswirtschaftlicher
Diplomarbeiten und Dissertationen
von Prof. Dr. Miinstermann . . . . . . . . . . . 88
Anlage 4: Ratschliige fUr die Anfertigung rechts- und wirtschafts
wissenschaftlicher Dissertationen
von Prof. Dr. Wolff uid Prof. Dr. Spitaler . . . . . . 94
Anlage 5: Deutsche Normen, Begriffe und Benennungen DIN 2330
(Auszugsweiser Nachdruck) . . . . . . . . . . . . . . . . 103
I. Einleitung
Zu Beginn meiner Darlegungen mochte ich Ihnen ein bezeichnendes Erlebnis
schildern:
Ich beobachtete vor Beginn einer Vorlesung einige Studierende. Einer von
ihnen nahm gerade eine wirtschaftswissenschaftliche Ubungsarbeit in Emp
fang, die ihm zensiert worden war. Die Arbeit war, das sah ich sofort, sehr
umfangreich, und auf dem Gesicht des Verfassers spiegelte sich erwartungs
voller Stolz. Den Mienen der anderen, an Lebensjahren erheblich jiingeren
Kollegen war deutlich anzusehen, daB sie sich innerlich etwas angstlich
die Frage stellt en: "Wie sollen wir neben unserer sonstigen Arbeit derartige
,Bucher' abfassen?"
Sowohl der erwartungsvolle Stolz des Autors als auch die Besorgtheit der
anwesenden Studierenden waren unbegrundet.
Als ich den Verfasser der Arbeit in der Vorlesungspause sah, rnachte er
einen recht enttiiuschten Eindruck. Ich lieB rnir seine Arbeit geben. Sie war
mit "gerade noch ausreichend" zensiert. Der Dozent hatte im Votum wohl
wollend, aber deutlich zum Ausdruck gebracht, daB die Arbeit nur wegen
des auBergewohnlichen FleiBes noch mit "ausreichend" zensiert worden war,
daB im ubrigen die Einleitung zu lang und in den Hauptabschnitten das
Thema ziemlich verfehlt seL AuBerdern habe der Verfasser zwar sehr viel
Quellenmaterial verwertet, aber nicht hinreichend genau zitiert, so daB kaum
nachzuprufen sei, was die Arbeit an fremdern und an eigenem Gedankengut
enthalte.
Hatte er nur einen Bruchteil seines FleiBes darauf verwandt, sich daruber
zu informieren, nach welchen Methoden eine tJbungs-Hausarbeit aufzu
bauen und abzufassen ist, hatte er ein besseres Ergebnis mit weniger
Arbeitsaufwand erzielen konnen.
Mit der· Schilderung dieses Erlebnisses habe ich die Frage nach Sinn und
Zweck der Beherrschung der Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens
bereits zu einern erheblichen Teil beantwortet. Urn es unmiBverstiindlich zu
wiederholen: Das Wichtigste, was die Studierenden aller Hochschulen und
Akademien in ihrem Studium lernen mussen, ist die Fahigkeit, nach wissen
schaftlichen Methoden zu arbeiten.
Eine weitere BegriLndung fiir Sinn, Zweck und Notwendigkeit des Erlernens
der Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens ist folgende: Kaum einem
Menschen ist irgendeine Arbeitsmethode in entwickelter Form angeboren.
Selbst bei besten Anlagen bedarf er zur Beherrschung selbst einfacher
Handgriffe der Anleitung und tJbung. Urn so mehr muB dies bei wissen-
10 Einleitung
schaftlichen Arbeitsmethoden gelten, die zu einer h5heren geistigen Tatigkeit
hinfiihren sollen.
Sie diirfen auch nicht iibersehen, daB die wissenschaftliche Arbeit an ganz
bestimmte Formen gebunden ist.
Folgendes sollen Sie jedoch noch besonders beachten:
Ich habe zwar soeben mehr den praktischen Wert des wissenschaftlichen
Arbeitens herausgestellt; besonders deshalb, weil die Studierenden unter
besonderem Zeitmangel leiden und durch die richtige Arbeitsmethode viel
Zeit sparen.
Dies soIl jedoch nicht Hauptgrund sein. Dieser liegt darin, daB mit der Be
herrschung der richtigen Arbeitsmethoden fiir Sie der Zugang zu den ein
zeIn en Sie mehr oder weniger interessierenden Fachern erleichtert wird und
mit mehr Verstiindnis und Erfolg auch mehr Freude am Studium entsteht.
Erregen namlich einige Facher Ihr besonderes Interesse, so fiihrt dies von
selbst das richtige Verhaltnis zu Ihrem Studium herbei. Dieses solI Ihnen
zwar auf die Dauer Nutzen bieten, Sie aber auch iiber das reine Niitzlich
keitsdenken hinaus den hoherrangigen Fragen, die jedes Fach stellen kann,
naherbringen und Sie dadurch mit groBerer innerer Genugtuung erfiillen.
tTber die Methodik des wissenschaftlichen Arbeitens gibt es eine umfang
reiche Literatur, die zum Teil ausgezeichnete Werke enthiiltl). Fiir Stu
dent en ist es aber meines Erachtens kaum sinnvoll, sich mit dies en Werken
zu befassen. In denersten Semestern sind sie mit der wissenschaftlichen
Ausbildung noch nicht weit genug, um sie auswerten zu konnen, in den
letzten Semestern fehlt im allgemeinen die zusatzliche Zeit zum Studium
dieser Literatur2). Ich halte es deshalb fUr zweckrnaBig, Ihnen aufgrund
und unter Verwendung mehrjahriger Erfahrungen eine kurzgefaBte Anlei
tung zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten zur Verfiigung zu stel
len3).
Ich will noch folgendes bemerken: Diese Darstellung solI selbst keine
wissenschaftliche Abhandlung sein, sondern der Versuch, Ratschlage zu
einem planmiiBigen Vorgehen bei der schriftlichen Niederlegung wissen
schaftlicher Arbeiten zu erteilen.
Falls Sie Lehrveranstaltungen iiber die Methodik des wissenschaftlichen
Arbeitens besuchen k6nnen, so sollen Sie dies tun. Jeder Dozent hat seine
1) Eine kurze Ubersicht tiber diese Literatur finden Sie in der Anlage Nr. 1.
') AuBerdem sind manche - sehr gute - Werke vergriffen.
0) Ich halte mich hierbei an die Grundlagen. die Professor Dr. Leopold Fonck in seinem noch
heute beachtlichen. ausgezeichneten Werk .. Wissenschaftliches Arbeiten" - Beitrage zur
Methodik und Praxis des akademischen Studiums - 2. AufI ., Innsbruck (Felizian Rauch) 1916,
396 S., gibt.
Einleitung 11
eigene Methode, und iiberall gibt es bestimmte Eigenheiten der Studien
gestaltung und Lehrmethoden, die in einer kurzen Darstellung wie der vor
liegenden natiirlich nicht beriicksichtigt werden k6nnen.
Die im folgenden beschriebene Methodik des wissenschaftlichen Arbeitens
gilt fUr viele wissenschaftliche Disziplinen. Sie ist jedoch nur sehr bedingt
bei der L6sung von Rechtsfiillen zu verwenden, die nach eigenen Regeln zu
erfolgen hat.
Eine notwendige Ergiinzung der Einleitung
Wenn Sie ein Studium beginnen, z. B. das der Wirtschaftswissenschaften, mit
dem Ziel, Betriebs- oder Volkswirt zu werden, so wird Ihnen fast an jeder
Hochschule eine Fiille von Vorlesungen aus den verschiedensten Wissen
schaftsbereichen geboten. Manchmal erhalten Sie bei der Auswahl der fur
Sie notwendigen bzw. zweckmiiBigen Vorlesungen Hilfe von seiten der
Hochschule oder einer studentischen Organisation, manchmal sind Sie ziem
lich auf sich seIber gestellt. Sehr viele RatschHige kann Ihnen neuerdings
das Taschenbuch fUr Studierende der Wirtschaftswissenschaften erteilen4).
Bei Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien ist der Lehrplan meist gestraff
ter, und auf wissenschaftlichen Bildungsanstalten, an denen die akademische
Freiheit nicht oder nur eingeschrankt herrscht, entfiillt eine selbstandige
Auswahl der Lehrveranstaltungen durch den Studierenden.
In jedem Fall muE Ihnen aber eines klar sein:
Jedes fachwissenschaftliche Studium will ein Wissenschaftsgebiiude ver
mitteln. Jedes Wissenschaftsgebaude setzt sich zusammen aus einer Anzahl
von Haupt-, Teil- und Hilfs- bzw. Nebenwissenschaften. Das wirtschafts
wissenschaftliche Studium ruht z. B. auf den drei Hauptsaulen Volkswirt
schaftslehre, Betriebswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft. Je nach der
speziellen Ausrichtung kann sich natiirlich das Gewicht von der Volkswirt
schaftslehre zur Betriebswirtschaftslehre verschieben und umgekehrt. Auch
hinsichtlich der Bedeutung und des Umfangs der rechtswissenschaftlichen
Facher kann es erhebliche Unterschiede geben.
Dariiber hinaus kann man die drei Hauptgebiete in sich selbst starker oder
weniger stark untergliedert vermitteln.
Hauptziel jedes Studienplanes - den sich der Studierende nach dem eingangs
Gesagten unter Umstanden recht selbstandig zusamm.enstellen miiBte - ist
aber in jedem Fall die Vermittlung eines moglichst kompletten Wissen
schaftsgebiiudes. Durch seinen Besitz und seine Benutzung soIl die Fahig
keit entwickelt werden, selbstandig mit Hilfe bestimmter Denkwege, z. B.
des Volkswirts, des Betriebswirts und schlieBlichdes Juristen, Sachverhalte
'J Taschenbuch fur Studierende der Wirtschaftswissenschaften, BetriebswiI'tschaftlicher Verlag
Dr. Th. Gabler, Wiesbaden 1965.