Table Of ContentRiekeS  chneider 
Die Bedeutung 
der Bindungf ür die 
Entwicklungd es Kindes 
und ihre Relevanz 
in historischen 
und aktuellen 
Krippenkonzepten 
•  ACADEMIC 
RESEARCH
RiekeS  chneider 
Die Bedeutungd  er Bindung 
für die Entwicklungd es Kindes 
undi hre Relevanzi n historischen 
und aktuellen Krippenkonzepten 
•  ACADEMIC 
RESEARCH
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Inhaltsverzeichnis 
1. Einleitung ............................................................................................9.. ................ 
2. Krippenpädagogik  im Kontext historischer 
und sozialer Entwicklungen .............................................................1..3.. ........ 
2.1 Die Situation der Krippen vor 100 Jahren - Motive der 
Krippenentwicklung im frühen 20. Jh ........................................................ 13 
2.2 Der Beginn der Kinderkrippen  und seine Motive ..................................... 14 
2.3 Das „sozialpädagogische Doppelmotiv" und seine Gewichtung ............1 6 
2.4 Sind die Kinderkrippen  bis über die Mitte des 
20. Jahrhunderts  den Bedürfnissen der Kleinkinder 
und ihrer Familien gerecht geworden? ....................................................... 17 
3. ,,Bindung" als zentrales Ziel der Krippenpädagogik. ......................2..1..  
3.1 Entwicklungspsychologie der frühen Kindheit und der 
Begriff der Bindung .......................................................................................2 1 
3.1.1 Begriff der Bindung ..............................................................................2 1 
3.1.2 Speicherung der Bindungserfahrungen in inneren 
Arbeitsmodellen ...................................................................................2 2 
3.1.3 Bindung als Bedürfnis nach Schutz und Fürsorge ............................2 3 
3.1.4 Zusammenfassende Definition von Bindung ....................................2 4 
3.2 Beginn der Bindung .......................................................................................2 4 
3.2.1 Bindung entwickelt sich aufgrund kognitiver 
Voraussetzungen erst nach der Geburt ............................................2..4  
3.2.2 Bindung beginnt bereits vor der Geburt ............................................2 5 
3.3 Entwicklungsphasen der Bindung in der frühen Lebenszeit ...................2 5 
3.3.1 Nähe und Schutz einer erwachsenen Bezugsperson 
über lebensnotwendig ..........................................................................2. 5 
3.3.2 Entwicklungspsychologische Phasen der 
Bindungsentstehung ............................................................................2. 6 
3.4 Bindungsarten ............................................................................................2..8..  
5
3.4.1 Ausgangspunkt: Forschungen von Mary Ainsworth 
zur Bindungsqualität ............................................................................2 8 
3.4.2 Sichere Bindung ....................................................................................2 9 
3.4.3 Gestörte Bindungen .............................................................................3. 0 
3.4.3.1 Unsicher-vermeidende Bindung ...........................................3 0 
3.4.3.2  Unsicher-ambivalente Bindung .............................................3 1 
3.4.3.3 Desorganisierte Bindung .......................................................3. 1 
3.5 Sichere Bindung als Schutzfaktor .................................................................3 2 
3.6 Voraussetzungen für das Entstehen einer sicheren 
Bindung zum Kind auf Seiten der Bezugsperson ...................................... 34 
3.7 Voraussetzungen für das Entstehen einer Bindung auf 
Seiten des Kindes ...........................................................................................3 7 
3.8 Bindung als Voraussetzung für ein Explorationsverhalten ...................... 38 
3.9 Eingewöhnung in eine Krippe: Was sollte in Bezug auf 
Bindung beachtet werden? ............................................................................4 0 
1.  Phase: Rechtzeitige Information der Eltern .......................................... 41 
2.  Grundphase: 3 Tage. .............................................................................. 41 
3.  Phase: erste Trennung zwischen Eltern und Kind ............................... 42 
4.  Stabilisierungsphase ..............................................................................4 2 
5.  Schlussphase ...........................................................................................4 3 
4. ,,Gütekriterien" für Krippen zur Schaffung und 
Sicherung erfolgreicher Bindungen .......................................................... 45 
4.1 Der Stellenwert der Bindung in einem pädagogischen 
Konzept für Krippen ......................................................................................4 5 
4.2 Faktoren zur Sicherung der „sicheren Bindung" ....................................... 47 
4.2.1 Persönliche Voraussetzungen einer erfolgreichen 
Krippenbetreuung ................................................................................4 7 
4.2.2 Institutionelle und organisatorische Voraussetzungen 
einer erfolgreichen Krippenbetreuung ...............................................4 9 
5. Die Entwicklung von Bindungsfähigkeit in verschiedenen 
pädagogischen Krippenkonzepten  in der jüngeren 
Vergangenheit und in der Gegenwart ...................................................... 53 
6
5.1 Die Krippe in der DDR .................................................................................5 4 
5.1.1 Umfang der Krippenbetreuung  von Kindern ....................................5 4 
5.1.2 Motive ihrer Förderung durch den Staat und Konzeption ...............5 4 
5.1.3 Das Bild vom Kind und die Ausrichtung der Erziehung auf 
staatliche Ziele ......................................................................................5. 6 
5.1.4 Relevanz der Eingewöhnung ............................................................... 58 
5.1.5 Betreuungszeit und Betreuungsschlüssel ..........................................5. 9 
5.1.6 Auf ein Training von Kompetenzen ausgerichtet .............................. 59 
5.1.7 Folgen der Krippenbetreuung  für die Kinder und 
Schlussfolgerungen für die Bindungsforschung ...............................6. 2 
5.2 Motive der Krippenentwicklung  von der Mitte des 
20. Jahrhunderts  bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts 
in der BRD und die Frage der Bindung ......................................................6 5 
5.3 Reggio-Pädagogik und die Frage der Bindung ..........................................7 4 
5.3.1 Entstehung der Reggio-Pädagogik und heutige 
Bedeutung in der Region .....................................................................7 4  
5.3.2 Das Bild vom Kind ...............................................................................7 5 
5.3.3 Lernen und die Rolle der Erwachsenen .............................................7 6 
5.3.4 Bindung und Exploration ..................................................................7..9  
5.3.5 Reggio-Pädagogik im Kontext realer Krippenkonzepte ................... 81 
5.3.5.1 Kinderkrippe Gänseblümchen (München) ..........................8 1 
5.3.5.2 Kinderhaus Stadt Stein ...........................................................8 2 
5.3.5.3 Weitere Reggio-Krippen .........................................................8 3 
5.4 Waldkindergarten  ..........................................................................................8 4 
5.4.1 Die Waldkinderkrippe Mooswichtel als Beispiel einer 
bindungsorientierten  Krippeneinrichtung  ........................................9 0 
5.5 Freinet-Pädagogik .......................................................................................... 92 
5.5.1 Beispiele für Einrichtungen, die sich aufFreinet  beziehen ..............9 6 
5 .5. 1.1 Freinet-Kindertagesstätte PrinzHöfte ..................................9. 6 
5.5.1.2 Freinet-Kinderhaus Benjamin Blümchen .............................9 7 
5.5.1.3 Freinet-Kita in Anklam ..........................................................9 8 
5.6 Pädagogik nach Emmi Pikler .......................................................................9 8 
5.6.1 Beispiele von Pikler-Krippen ............................................................ 104 
7
5.6.1.1 Kindertagesstätte Regenbogen ...........................................1. 04 
5.6.1.2 Die Baby-Krippe am Sehlump in 
Hamburg-Eimsbüttel ........................................................... 106 
5.7  Bindung im offenen Kindergarten ............................................................ 108 
5.8 Bindung in der Montessori-Krippe  .......................................................... 112 
5.8.1 Blicke auf die Montessori-Krippenwelt .......................................... .119 
5.9 Waldorf-Pädagogik .....................................................................................1 22 
5.9.1 Die Sicht eines „kritischen Sympathisanten" auf die 
Waldorf-Pädagogik ............................................................................ 122 
5.9.2 Die wesentlichen Fragen frühkindlicher  Betreuung in der 
Waldorf-Pädagogik in neuerer Sicht. ............................................... 127 
5.9.2.1 Nachahmung als bestimmendes Prinzip der ersten 
Lebenszeit ............................................................................. 127 
5.9.2.2  Die Bedeutung einer sicheren Bindung und die 
Eingewöhnung ..................................................................... 129 
5.9.3 Waldorfkrippen und die Frage der Bindung ................................... 131 
5.9.3.1 Waldortkindergarten  Ismaning e.V.. ..................................1 31 
5.9.3.2 Waldorf-Kinderkrippe  Balingen ......................................... 132 
5.9.3.3 Waldorf-Kinderkrippe Gänsweide in Mannheim 
Neckarau ...............................................................................1 33 
5.10 Der Situationsansatz .................................................................................... 135 
5.10.1 „Das kleine Handbuch zum Situationsansatz" 
und die Herausforderungen  der Globalisierung ...........................1 35 
5.10.2 Die Nacht ist nicht so schwarz wie ihr Ruf 
(Krippen und Situationsansatz) ..................................................... 143 
5.10.2.1  Studentenwerk-Krippe in Göttingen .............................1 43 
5.10.2.2  Kinderkrippe Arche Noah in München ....................... 144 
6. Zusammenfassung  und Ausblick .........................................................1.4..5  
7.  Literatur ............................................................................................................ 147 
8
1.  Einleitung 
In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie Bindung in verschiedenen 
Krippenkonzepten  berücksichtigt wird. Da Krippen in einem historischen  ge 
sellschaftlichen Zusammenhang  stehen, befassen sich zwei Abschnitte zunächst 
mit der Entstehung von Krippen und ihrer Entwicklung, um die damit verbun 
denen Probleme zu verdeutlichen. 
Kinderkrippen  sind  menschheitsgeschichtlich  eine junge  Erscheinung. Es 
gibt sie seit etwa hundertfünfzig  Jahren.1 Sie sind vor allem eine Folge sozialer, 
wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen. Ihre pädagogische Begründung 
kann daher vor dem Hintergrund  von Sachzwängen leicht als Bemäntelung für 
die ,,Weggabe" von Kindern durch ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten  er 
scheinen. 
Da die Objekte ihrer Bemühungen, Kleinkinder und Säuglinge, Entscheidun 
gen unterworfen sind, die andere für sie treffen, soll im Folgenden zum einen 
kurz die „Bruchlinie" skizziert werden, die von der traditionellen  Familie zur 
Integration von Kindern in pädagogische Institutionen  verläuft, um einen Be 
zugsrahmen für weitergehende Fragen zu schaffen. 
Es ist selbstverständlich, dass die Arbeit der Krippen wie jede pädagogische 
Tätigkeit theoretisch (pädagogisch) begründet  sein sollte. Dies trifft jedoch für 
lange Zeiträume der Krippenentwicklung  nicht zu. Dabei müssten an sich be 
sonders überzeugende  Argumente  angeführt  werden, die eine Trennung  der 
Kinder von ihren Müttern mit einem pädagogischen Vorteil begründen, den nur 
Krippen erbringen können. Tatsächlich war aber die Unterbringung von Klein 
kindern bis ins 20. Jahrhundert  hinein eine Mangelverwaltung, da Frauen mit 
Kindern aus individuellem oder familiärem finanziellen Mangel zu arbeiten ge 
zwungen waren, obwohl sie Kleinstkinder zu betreuen hatten. 
Dieser Hintergrund der Krippen soll zunächst an einigen Beispielen dargestellt 
und diskutiert werden, denn man kann die Folgen nicht beurteilen, wenn die Ur 
sache nicht bekannt ist. Das heißt, dass historische und moderne Krippenkonzepte 
grundsätzlich als Antwort auf sozialpolitische Entwicklungen angesehen werden 
müssen, die die historisch dominierende  Betreuung von Kleinstkindern durch 
ihre Mütter partiell ersetzen. Vor dem Hintergrund psychologischer Erkenntnis 
se über die Entwicklung des Kleinstkindes und insbesondere der herausragenden 
Reyer, Jürgen; Kleine, Heidrun  (1997) Die Kinderkrippe  in Deutschland, Sozialge 
schichte einer umstrittenen Einrichtung, Seite 9. 
9
Bedeutung einer erfolgreichen Bindung werden dann verschiedene Krippenkon -
zepte auf ihre Qualität als Ersatz oder Begleitung mütterlicher Betreuung über 
prüft und diskutiert. 
Um die Proportionen  innerhalb  der Arbeit nicht unzulässig sozialpolitisch 
zu überfrachten,  kann auf bestimmte  Phänomene,  die mit der Pädagogik der 
Kinderkrippe und ihrer Existenz eng verknüpft sind, nur punktuell hingewiesen 
werden. Dazu gehören u.a. die Tendenz einer Auflösung der traditionellen Fami 
lie durch die Illusion einer Frauenbefreiung, die jedoch überwiegend die Frauen 
an (im Verhältnis zu Männern) schlechter bezahlte Arbeitsplätze vermittelt hat. 
Unabhängig  vom Ort der Erziehung  und den Bezugspersonen  muss eine 
Beurteilung kindlicher Erziehung jedoch die Intentionen  und Grundsätze von 
Kinderpädagogik  berücksichtigen . 
Wenn man die Frage der kindlichen Entwicklung vom Endresultat her denkt, 
so steht das angestrebte Menschenbild einer Erziehung im Mittelpunkt. Diese 
Frage zu relativieren, soll ein Blick in die Literatur helfen. Mitte des 19. Jahrhun 
derts (1857) erschien die erste Ausgabe von Stifters Roman „Der Nachsommer". 
In ihm kann der Leser die Entwicklung eines jungen Mannes von der Kind 
heit bis zur Ehe begleiten. Er wächst in einer traditionell patriarchalisch gepräg 
ten wohlhabenden  Familie auf, in der alle Rollen klar verteilt sind. Dennoch ist 
es nicht das Bild des „Untertanen" (Heinrich Mann), das hier Gestalt annimmt. 
Zwar erfährt man nichts über die ersten drei Lebensjahre des Erzählers, aber 
indirekt lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass seine Bindung an die Eltern 
positiv verlaufen ist und dass er sich zu einem interessierten, fähigen Menschen 
entwickelt. Sein Vertrauen in die Eltern lässt ihn ohne Widerstand ihre Aufgaben 
erfüllen, so dass sich sein Gesichtskreis zunehmend erweitert und die Abhängig 
keit von den Eltern fortschreitend verringert. Seine soziale und kommunikative 
Kompetenz, sein Ehrgeiz und sein ursprüngliches Interesse, sich Kenntnisse und 
Fähigkeiten anzueignen,  würden  ihn heute zu einem Kandidaten jeder Elite 
Universität machen. Diese Ausrichtung nach außen auf ,Top-Jobs',A  rbeitsmarkt 
und Karriere sucht man in diesem Roman vergebens, denn es geht nicht um eine 
Anpassung des Individuums an gesellschaftliche oder wirtschaftliche Verhältnis 
se, sondern um die Geeignetheit eines Menschen für eine Aufgabe. Im Roman 
wird die Entscheidung darüber nicht der Gesellschaft überlassen, sondern muss 
vom Individuum  selbst gelöst werden2 Zum einen gegen den Widerstand  der 
• 
2  Der Erzähler „bestimmt (sich) ... zu einem Wissenschaftler im Allgemeinen" (Stifter, 
Adalbert; Der Nachsommer 2001, S. 9). Er „hatte den angedeuteten Lebensberuf von 
dem Vater selber verlangt und er dem Verlangten zugestimmt." (ebenda) 
10
Gesellschaft3 muss das Individuum seinen Weg finden aus seinem eigenen Geist 
und Körper heraus, aber andererseits auch gegen die eigene Unsicherheit und 
Unbestimmtheit, wie das Leben verbracht werden soll. Der Erzähler sagt: ,, ... 
was und wie viel ich lernen würde, das war mir eben so unbestimmt , als mein 
Gefühl unbestimmt  war, welches mich zu diesen Dingen trieb. Mir schwebte 
auch nicht ein besonderer Nutzen vor, den ich durch mein Bestreben erreichen 
wollte, sondern es war mir nur, als müsste ich so tun, als liege etwas innerlich 
Gültiges und Wichtiges in der Zukunft. Was ich aber im Einzelnen beginnen 
und an welchem Ende ich die Sache anfassen sollte, das wusste weder ich, noch 
wussten es die Meinigen. "4 
Es ist diese absolute Selbstbestimmung des eigenen Weges bei einer gleich 
zeitigen Gelassenheit, die unter anderem dem Roman und dem Weg seines Pro 
tagonisten etwas Utopisches verleihen, dem wir uns im 21. Jahrhundert  immer 
noch anzunähern versuchen. Der Vater des Erzählers im „Nachsommer" wehrt 
die Kritik der „Leute" damit ab, dass „der Mensch nicht zuerst der menschli 
chen Gesellschaft wegen da (sei), sondern seiner selbst willen. Und wenn jeder 
seiner selbst willen auf die beste Art da sei, so sei er es auch für die menschliche 
Gesellschaft. Wen Gott zum besten Maler auf dieser Welt geschaffen hätte, der 
würde der Menschheit einen schlechten Dienst tun, wenn er etwa ein Gerichts 
mann werden wollte: wenn er der größte Maler wird, so tut er auch der Welt den 
größten Dienst, wozu ihn Gott erschaffen hat. Dies zeige sich immer durch einen 
innern Drang an, der einen zu einem Dinge führt, und dem man folgen soll." 5 
Im  Folgenden  soll vor  dem  Hintergrund  dieser  Argumentation,  die die 
Selbstbestimmung des Menschen in den Mittelpunkt rückt und gleichzeitig Ge 
lassenheit und  Akzeptanz zeigt hinsichtlich  individueller  Entwicklungen,  die 
Betreuung von Kindern in verschiedenen Krippenkonzepten  diskutiert werden, 
nachdem zunächst der geschichtliche, soziale und pädagogische Rahmen  der 
,,Weggabe" von Kindern aus dem Elternhaus knapp dargestellt wird. 
3  „Nicht die Ungeheuerlichkeit, welche in diesem Beginnen lag, war es, was die Leute 
meinem Vater übelnahmen , sondern  sie sagten, er hätte mir einen Stand, der der 
bürgerlichen Gesellschaft nützlich ist, befehlen sollen, damit ich demselben meine 
Zeit und mein Leben widme, und einmal mit dem Bewußtsein scheiden könne, meine 
Schuldigkeit getan zu haben." Ebenda, S. 10. 
4  Ebenda, S. 10-11. 
5  Ebenda, S. 10. 
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