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Die große Science-Fiction-Saga
DIE ARCHE DER FORONEN
Von Susan Schwartz
Die irdischen Astronauten John Cloud, Scobee, Resnick (h) und Jarvis gelangen durch
Manipulationen des Außerirdischen Darnok in die düstere Zukunft des Jahres 2252. Dort werden
die Menschen Erinjij genannt - »Geißel der Galaxis«.
Im sagenumwobenen Aqua-Kubus finden sie ein rochenförmiges Raumschiff, das sie auf den
Namen RUBIKON II taufen. Cloud und Scobee verschlägt es zur Erde, wo sie erfahren, dass die
vernichtet geglaubten Keelon, Darnoks Volk, hinter der Erdinvasion von 2041 stehen. Indessen
erwachen auf der RUBIKON II die wahren Herren des Schiffes, die von den Bewohnern des Aqua-
Kubus mystifizierten Sieben Hirten.
Resnick stirbt aufgrund seiner defekten Gene, und Jarvis überlebt nur durch einen »Gefallen« der
Hirten: Sein Bewusstsein wird in den Körper eines foronischen Kunstgeschöpfes transferiert.
Unmittelbar nach diesen Geschehnissen verlässt die RUBIKON II das Sonnensystem und nimmt
Kurs auf die Ewige Stätte des Aqua-Kubus, aus der die Menschen sie entführten.
Dort angekommen, vollzieht sich ein Jahrtausende alter Plan. Überragende außerirdische
Technologie kommt zum Einsatz und multipliziert die RUBIKON II. Aus einem Fabelschiff werden
plötzlich Dutzende baugleiche Giganten...
Die Foronen
Die Namen ihrer Anführer lauten Sobek, Mont, Mecchit, Sarac, Ogminos, Epoona und Siroona; die
beiden letztgenannten sind weiblich. Mont ist, wie wir inzwischen wissen, tot. Die Foronen sind die
wahren Herren der RUBIKON II (SESHA). Sie werden von den Bewohnern der Aqua-Kubus wie
Götter verehrt und »Hirten« genannt.
John Cloud
28 Jahre alt, 1,84 m groß, blaue Augen, Sohn von Nathan Cloud, der die erste Marsmission führte -
später dann selbst Kommandant von Mission II, die den Roten Planeten im Jahr 2041 erreichte. In
Clouds Körper kreisen immer noch Reste von Protomaterie, die es ihm ermöglich en, die Sprache
der Foronen zu beherrschen. Cloud wurde durch die Manipulation des Außerirdischen Darnok in
eine düstere Zukunft verschlagen, in der die Menschen »Erinjij« genannt werden.
Scobee
20 Jahre alt, 1,75 m groß, ihre Augen sind nicht nur nachtsichtig, sondern können auch die Farbe
wechseln; Grundfarbe ist jadegrün. Weiblicher Klon und Vorlage (Matrix) für sämtliche nach ihrem
Vorbild gezüchteten Scobee-GenTecs (genetisch optimierte Menschen), von denen mehr als ein
Dutzend bei der Reise zum Mars ums Leben kam. Scobee ist zusammen mit John Cloud und den
beiden GenTecs Resnick und Jarvis in ungewisser Zukunft gestrandet.
Protomaterie
Neben den Vaaren leben auch die Luuren im Aqua-Kubus; sie sind eine Art »Gesundheitspolizei«,
sammeln alles tote Organische ein und bereiten es zu einer Art Urstoff auf, Protomaterie genannt.
Die speziellen geistigen Fähigkeiten der Luuren ermöglichen es, aus diesem Stoff alles herzustellen,
was in Tovah'Zara gebraucht wird - auch hochwertige »Technik« wie etwa die Jadeschiffe.
Vaaren
Sie sind vordergründig die Beherrscher des Aqua-Kubus und bei Körperkontakt zu einer bildtelepa
thischen Verständigung fähig. Sie betrachten die Foronen als gottgleiche Wesen und nennen sie
»Hirten«. Es scheint aber eine noch höhere Instanz zu geben, die Lovrena, die Vaaren-Königin,
getötet hat, als diese SESHA bedrohte.
Erinjij
Sinngemäß: »Geißel der Galaxis« - Bezeichnung welche die Milchstraßenvölker den rücksichtslos
expandierenden Menschen verliehen haben. Die galaktische Position der Erde ist den
Außerirdischen dabei bislang unbekannt - mit einer Ausnahme: Der Keelon Darnok kennt die
Koordinaten und ermöglichte Cloud und Scobee so erst die Heimkehr ins Sonnensystem. Die Erinjij
beherrschen als einzige bekannte Spezies die so genannte »Wurmlochtechnik«. Über das künstlich
erschaffene Jupiter-Tor gelangen sie zu in der Nähe von Wurmlöchern gelegenen Außen-Basen,
von wo aus sie ihre aggressiven Eroberungsfeldzüge koordinieren.
Prolog
Erwartung
Es ist da! Es ist zurückgekehrt!
Ich spüre, wie ich erwache, wie alles in mir vibriert. Nun wird es geschehen! Endlich wird das
Schicksal sich erfüllen, und sie werden alle...
Halt!
Ich finde nichts. Keinen Kontakt. Wie ist das möglich? Ist niemand mehr da? Sind sie alle tot?
Nein! Nein! Was wird dann geschehen? Was wird dann aus mir?
Nach dieser langen Zeit, nach all diesen Opfern, soll es vorbei sein? Das darf nicht sein! Ich...
Bleib ruhig!
Meine Gedanken überschlagen sich, ein Zustand, den ich zum ersten Mal erlebe...
Ich bin alt. So alt, dass es sogar meine Vorstellungskraft übersteigt. Seit Äonen, scheint es mir,
existiere ich. Ich habe Zeitalter kommen und gehen, Planeten aufblühen und sterben sehen. Ich habe
erlebt, wie aus primitiven Intelligenzen raumfahrende Völker wurden. Wie ihre Kulturen die
höchste Stufe erreichten - und schließlich untergingen...
Einst wurde ich geschaffen, um Großes zu vollbringen. Dies ist mir gelungen. Als Teil der Ewigen
Stätte ziehe ich mit ihr durchs All, auf der Suche nach der Vergangenheit, voller Hoffnung, dadurch
die Zukunft zu finden.
Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst. Ich bewerte sie nicht. Ich tue das, was mir aufgetragen, wozu
ich erschaffen wurde. Ich zweifle nicht. Ich kann definieren, was Zweifel ist, auch wenn er in
meinem eigenen Schöpfungsprogramm nicht enthalten ist. Mein Wissen ist groß, so groß, dass es
keines der organischen Wesen, die ich kennen gelernt habe, jemals erfassen könnte.
Auch meine Schöpfer sind solche Wesen, im Gegensatz zu mir zerbrechlich, kurzlebig, sterblich.
Ich bin ihnen weit überlegen. Das ist meine Stärke, das ist meine Bestimmung.
Wie die Ewige Stätte, so bin ich - untrennbar mit ihr verbunden, unendlich und nicht begreifbar.
Heute bin ich nicht mehr so reaktionsschnell wie einst. Ich habe mich verändert, durch das Wissen,
das ich in mir aufnahm, durch das Bewusstsein der Zeit, das mich hin und wieder ereilte. Ich bin
gealtert, auch wenn das Altern nie ein Ende nehmen wird. Ich spüre, wie ich das Alter ausatme, wie
es mich durchdringt, durchfließt, doch empfinde ich es nicht als Leid.
Es ist meine Bestimmung!
Ich habe gewartet. Lange, sehr lange Zeit. Wenn man ewig lebt, wenn man die Zeit als etwas
Abstraktes empfindet, was einen nicht vollständig beeinflussen wird, ergeben sich interessante
Aspekte über die Beziehung alles Lebendigen untereinander und mit dem uns umgebenden All. Ich
frage mich, was geschieht, wenn das All eines Tages aufhört zu existieren. Werde ich mit ihm
untergehen oder bleiben?
Philosophie vertreibt mir die Zeit des Wartens. Manchmal ruhe ich, schalte meinen Geist aus. Dann
ist alles dunkel, fast wie... der Tod? Ein Experiment, nicht mehr, dennoch interessant. Wenn ich
nicht mehr bin, weiß ich es dann? Oder endet mit mir auch mein Wissen?
Versinke nicht zu tief. Du lenkst dich zu sehr ab. Konzentriere dich!
Manchmal sende ich meinen Geist hinaus und suche. Ich hoffe, dass ich meine Herren nicht
überlebt habe, dass mein Warten noch einen Sinn hat. So vieles ist geschehen in den vergangenen
Äonen, es ist alles möglich. Falls meine Herren nicht mehr sind, ist meine Existenz eine Tragödie,
denn ich werde weiter warten bis ans Ende aller Zeit, auch wenn es keine Hoffnung mehr gibt. Ich
werde warten müssen, weil es meine Bestimmung ist.
Ich habe keine Angst. Das ist mir nicht gegeben. Ich kenne die Angst aus dem Wesen meiner
Schöpfer und habe auch sie philosophisch betrachtet. Doch wirklich begreifen kann ich sie nicht.
Lügner!
Ich bin kein Lügner.
Dann erkenne deine Grenzen!
Ja, auch mir sind Grenzen aufgesetzt. Ich weiß vieles, aber noch längst nicht alles.
Ich bin erwacht! Ich fühle mich so lebendig wie schon lange nicht mehr. Ein einziger, kurzer Impuls
nur, doch er schüttelt die Äonen von mir ab, die auf mir lasten, und es ist, als wäre ich gerade erst
geboren.
Ja, nun hat das Warten ein Ende, wie es scheint, und ich bin voll froher Erwartung!
Sie ist fort gegangen und kurz darauf zurückgekehrt! Die große, letzte Hoffnung, die Arche, das
Sinnbild des Überlebens. Sie ist noch immer so schön wie bei meiner Erschaffung. Riesenhaft,
selbst für meine Begriffe, voller Eleganz und Anmut. Getragen von ihren Schwingen, gleitet sie
gelassen in die Ewige Stätte und nimmt ihre Position ein.
Es wieder zu sehen, dieses leuchtende Instrument der Macht, erfüllt mich mit Anspannung und
Freude, dass mein Warten nicht umsonst gewesen ist, dass meine Bestimmung sich vollenden wird.
Groß war mein Schmerz, als ich daran zweifelte.
Doch jetzt ist die Zuversicht zurückgekehrt.
Und nun versuche es noch einmal. In Ruhe. Geduld.
Es ist schwierig, ich kann es kaum noch erwarten. Ich muss es wissen! Ist es endlich so weit? Es
kann nicht anders sein!
Vielleicht war ich vorhin zu stürmisch, zu ungeduldig. Ich werde es also noch einmal versuchen. In
Ruhe.
Vorsichtig strecke ich erneut meine Fühler aus, lasse meinen Geist durch die Arche schweifen und
tasten, und...
Kontakt!
1.
Vergangenheit: Siroona
»Und wieder fünf Verluste bei dem Versuch, durchzubrechen!«, erscholl die Ortung in Siroonas
Gedanken hinein.
Ändern Angriffsformation auf Strategieplan Version Drei-Zeto.
»Kampfverband Auri-Purpur sofort an die rechte Flanke! Geschwader Kolos unterstützt Gelb-Acht
frontal, nehmt den Virgh-Superdreizack als Ziel! Zerstörung nach Order Z-Vier!«
Übermittle neue Koordinaten. Gesamte Flotte auf Durchbruch vorbereiten.
»Das darf nicht fehlschlagen«, murmelte Siroona. »Sie haben uns sonst eingekesselt!«
Und dann werden sie ihren Ring um uns schließen, uns einkreisen, das Band immer enger zuziehen,
vollendete die Forone in Gedanken, und feuern...
»Achtung, Kommandant Auri-Grün, Formation auflösen, der Feind versucht, den Weg
abzuschneiden!«, warnte sie ihren Untergebenen. »Konfrontation ausweichen, Flug auf V-9
fortsetzen!«
Wenn sie gesamt das Feuer eröffnen, werden unsere Schiffe sich allein durch die kurzen Distanzen
gegenseitig zur Explosion bringen. Eine Kettenreaktion, die wir nicht aufhalten können...
Die Hiobsbotschaften überschlugen sich in Siroonas Geist. Sie war ebenso wie ihre sechs Gefährten
mit der KI der SESHA mental verbunden und erlebte die Schlacht ohne Zeitverzögerung mit, fast
als wäre sie selbst mittendrin.
Jeder Schuss, der im Schmiegschirm einschlug und ihn erschütterte, schien ihren eigenen Leib zu
treffen. Unkontrolliert zuckten ihre Muskeln, ihre Temperatur wechselte in schnellem Tempo von
Unterkühlung zu hohem Fieber. Ohne die ausgleichenden Stimulatoren im Vitalpanzer hätte die
Forone dieser Belastung körperlich nicht lange standhalten können.
Gleichzeitig wurden Siroonas Sinnesrezeptoren mit Befehlen, Anfragen und Bildern überflutet, die
die grünlich schimmernde holografische Säule in der Mitte der Zentrale in beeindruckender Optik
zeigte. Manchmal sah es so aus, als würden brennende Schiffe einfach durch das Holo-Bild
springen und in der Zentrale landen...
Die Schlacht war in vollem Gange. Tausende von Kampfschiffen aller Größen und Formen rasten
über das Holo-Bild, beschossen sich mit tödlichen Strahlen, explodierten zu rasch verglühenden
Feuerbällen oder trudelten schwer beschädigt durch das All.
Die aufleuchtenden Punkte hätten auf einen weit entfernten, unwissenden Beobachter zuerst wie
Sterne gewirkt, die plötzlich einen Sektor im Leerraum zwischen den Galaxien erhellten. Doch
schon nach wenigen Augenblicken erloschen die strahlenden Leuchtfeuer wieder und vergingen im
schwarzen Nichts.
Siroona ballte die Klauenhand so fest zusammen, dass die Knochen sich weißlich durch die dünne
Haut drückten. Die meisten der zerstörten Schlachtschiffe waren ihre eigenen, der Feind hatte
bisher so gut wie keine Verluste erlitten.
In den Wirren der letzten Jahrzehnte waren die foronischen Kampfschiffe zweckmäßig gebaut
worden - schwere, große, unförmige Raumer mit gewaltiger Feuerkraft, und schlanke, wendige,
kleine Schiffe, die wie silbern leuchtende Pfeile mit halsbrecherischen Manövern in die Front des
Feindes rasten. Eine dritte Form waren die Rautenschiffe, gerade groß genug für schwere
Offensivwaffen, aber noch wendig genug für schnelle Angriffsmanöver.
Viel Platz für die Besatzung gab es auf keinem dieser Schiffe, jeder kleinste Raum wurde für
Antrieb und Waffen genutzt.
Dennoch dienten etwa fünfzig Bautenschiffe als Fluchtgefährte und waren bis in den letzten Winkel
mit den nötigsten Mitteln zum Überleben und mit Flüchtlingen voll gestopft. Diese Schiffe hielten
sich hauptsächlich in der Mitte der einzelnen Verbände auf, von außen nicht erkennbar, dass sie die
kostbarste aller Frachten beherbergten.
Jeder einzelne Verlust war unersetzlich, unwiederbringlich und unendlich schmerzhaft.
Wohin ist es mit uns nur gekommen?, dachte Siroona in hilflosem Zorn. Der Stolz der Foronen ist
gebrochen, wie es scheint.
Siroonas Kopfhaut zog sich vor Scham zusammen, als sie daran dachte, dass sie nun wie Feiglinge
flohen. Als wären sie nichts weiter als elende, primitive Kreaturen, die nur an Nahrungsaufnahme
und Fortpflanzung dachten, die keinen Sinn für höhere Werte, für Macht und Wohlstand hatten.
Die letzten der Foronen hatten nichts anderes mehr im Sinn, als aufzugeben, Samragh zu verlassen,
und mit den wenigen Verbliebenen - die wenigen, die sie retten konnten -, verteilt auf zehntausend
Kriegsschiffe und die große Arche durch den Leerraum zu fliehen.
»Siroona...«
Die Forone drängte die Verbindung zur KI der SESHA zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit
auf Mont, der neben ihr in dem Sarkophag-Sitz kauerte.
Was ist?, fragte sie telepathisch.
»Du darfst nicht verzweifeln.« Mont antwortete nicht mental, vielleicht, um seinen Worten mehr
Ausdruck zu verleihen. Foronen hatten kein Problem, sich auf mehrere Ereignisse gleichzeitig zu
konzentrieren.
»Ich soll nicht verzweifeln?«, gab Siroona bitter zurück und richtete sich auf. Die übrigen vom
regierenden Rat - Sobek, Mecchit, Sarac, Ogminos und Epoona - achteten nicht auf sie, sondern
konzentrierten sich auf die Schlacht, gaben Angriffsbefehle, entwickelten neue Strategien, wenn die
geplanten fehlschlugen.
»Sieh dir an, was dort draußen vor sich geht!« Siroona deutete mit einem knöchernen Finger auf die
Holosäule. »Sie lassen uns nicht einmal in Frieden ziehen! Obwohl sie nun die Herren von Samragh
sind und ihren Sieg feiern könnten, lassen sie nicht von uns ab! Sie wollen uns vernichten, unser
ganzes Volk für immer auslöschen!«
»Ich weiß«, sagte Mont leise. »Wir können von Glück reden, dass es uns gelang, rechtzeitig die
Arche fertig zu stellen.«
»Mit zehntausend Schiffen sind wir gestartet, mehr waren uns nicht geblieben. Zehntausend! Eine
unvorstellbar geringe Zahl, bedenkt man, dass wir die Herren der ganzen Galaxis Samragh waren!«
Siroona, eine der sieben Führer des foronischen Volkes, rang deutlich um ihre Fassung. »Das ist
alles, was von uns noch übrig ist! Und von Augenblick zu Augenblick werden es weniger.«
»Was sind das nur für Wesen, die so grausam sind, einen Gegner, der bereits am Boden liegt, noch
voller Genuss zu zertreten?«, murmelte Mont. »Manch ein Volk hat uns Unterdrücker genannt,
doch wir sind die Güte selbst im Vergleich zu den Virgh.«
»Es sind Unwesen, deshalb nennen wir sie ja Virgh«, stieß Siroona hasserfüllt hervor.
Niemand hatte jemals herausgefunden, woher die Virgh kamen. Sie machten keine Gefangenen. Sie
eroberten, indem sie zerstörten. Aus dem Nichts waren sie aufgetaucht und hatten binnen kürzester
Zeit die hoch entwickelte Zivilisation der Foronen an den Rand der Vernichtung geführt. Mit ihren
furchtbaren Waffen unbekannter Bauart waren sie sogar in der Lage, komplette Planeten zu
verglasen.
Die Unwesen hatten lange Zeit keine Stimme gehabt, kein Gesicht. Man hatte sie nur an den
Dreizackschiffen erkannt, die stets in großen Verbänden urplötzlich auftauchten, eine Welle von
Tod und Vernichtung über bewohnte Welten brachten und nach vollendetem Werk wieder
verschwanden.
Heute wussten sie, dass die Virgh im Grunde nur aus sechs massiven Beinen zu bestehen schienen,
in denen die Organe verteilt waren.
Die Foronen hatten sich den Unwesen gestellt, doch sie konnten die Virgh höchstens bremsen,
niemals besiegen. Jedes vernichtete Virgh-Schiff kostete viele foronische Einheiten.
Die Sieben Ratsmitglieder hatten die Situation sachlich analysiert und schließlich den Rückzug als
einzige Lösung erachtet und befürwortet. Ja, mehr noch: Sie entschieden sich für den Exodus aus
ihrer Heimatgalaxis.
Darauf hoffend, dass die Virgh sich damit zufrieden geben würden, die Foronen auf wenige
Überlebende reduziert und vertrieben zu haben, war der Kern des einstmals stolzen Volkes mit
dieser Flotte aufgebrochen.
Alle, die zurückblieben, würden weiterkämpfen - und sterben...
Doch mitten im Leerraum waren die Schiffe der Virgh aufgetaucht, so unwirklich wie Schemen,
und jeder einzelne Forone hatte im selben Moment das Gefühl eines eiskalten Atemstoßes im
Nacken verspürt, und den gierigen Griff einer messerscharfen, stählernen Klaue nach dem Herzen.
Die Sieben Hirten waren fast ohnmächtig geworden, als sie die geballte Emotion der von
Schmerzen getragenen Todesfurcht ihres Volkes in einem einzigen mentalen Aufschrei empfingen.
Möglicherweise eine neue Waffe der Virgh, ähnlich der mentalen Strahlwaffe der Foronen...
Siroona hatte für einen Moment tatsächlich geglaubt, unter grausamen Schmerzen sterben zu
müssen. Es dauerte mehrere stockende Herzschläge, bis sie sich wieder in der Gewalt hatte und ihr
Verstand die Oberhand zurück gewann.
Gleichzeitig hatte sich die KI der SESHA mit Meldungen überschlagen, dass die Virgh wie
gewohnt ohne Vorwarnung, ohne Verzögerung, das Feuer eröffnet hatten.
Die sieben Führer der Foronen stellten sich umgehend auf die neue Situation ein und erteilten
Befehle. Die annähernd zehntausend Kampfschiffe schwärmten aus und begannen einen
Gegenschlag an mehreren Fronten. Sie aktivierten alle Waffen - bis auf SESHAs Primärwaffe, die
auch die eigenen Schiffe vernichtet hätte - und setzten sich erbittert zur Wehr.
Die Virgh, sich anscheinend ihrer Überlegenheit voll bewusst, setzten größtenteils konventionelle
Waffen ein, und ihre furchtbarste Waffe nur gezielt bei anfliegenden Pulks, wenn der Durchbruch
fast erreicht war. Vielleicht benötigte diese Waffe Unmengen an Energie - was bei ihrer Wirkung
kein Wunder wäre.
Es war ein einzigartiger, regenbogenfarbiger Kampfstrahl, der nur von dem Superdreizack
abgefeuert wurde. Er schien breit gefächert lediglich über das gegnerische Schiff hinweg zu
streichen, und hüllte es für einen kurzen Moment in ein zauberisch anmutendes, bunt strahlendes
Licht. Dann jedoch brach innerhalb weniger Augenblicke der Schirm durch Überlastung zusammen,
und das ungeschützte Schiff wurde mit einem zweiten, konzentrierten Strahl mit voller Wucht
getroffen und wurde in einer Kettenreaktion in eine zusammengeschmolzene, glasartige Masse
verwandelt.
Die SESHA, mit den Sieben Ratsmitgliedern und den meisten Flüchtlingen an Bord, setzte die
Flucht fort, ohne direkt in die Kampfhandlungen einzugreifen. Sie schoss lediglich den Weg vor
sich frei, und bis jetzt hielt der Schmiegschirm noch den Belastungen stand. Die foronischen
Verbände hatten bisher verhindert, dass ein Superdreizack der Arche zu nahe kam.
»Wir müssen es schaffen«, presste Siroona hervor. »Es soll nicht alles umsonst gewesen sein...«
»Du missbilligst unsere Entscheidung, das weiß ich«, meinte Mont besänftigend.
»Es ist nicht unsere Art, zu kneifen.«
»Aber in diesem Fall ist es keine Schande. Schließlich geht es um das Überleben des Volkes. Es ist
nur ein Rückzug ins Verborgene, Siroona. Eines Tages werden wir aus dem Nichts kommen und die
Virgh aus Samragh, aus dem ganzen Weltall fegen. Wir werden dann das für sie sein, was sie für
uns jetzt sind: Tödliche Unwesen.«
»Ich kenne die Argumente, und ich habe sie verstanden«, wies ihn Siroona zurecht. »Ich weiß, dass
sich die meisten Foronen ins Unvermeidliche gefügt haben. Aber bei mir ist das nicht so einfach.
Ich werde Zeit benötigen... viel Zeit.«
Eine Weile konzentrierte sie ihre Wahrnehmung auf die Holosäule. Sie musste den Kopf dazu nicht
drehen, denn ihre Sinnesrezeptoren waren in eine dünne, lederartige Haut eingebettet, die sich straff
über den knöchernen Schädel spannte. Damit beherrschten die Foronen absolute Rundumsicht.
Doch die Höflichkeit gebot es, sich einem Diskussionspartner zuzuwenden.
»Ich werde niemals vergessen«, stieß Siroona hervor, wobei ihre Sprachmembran vibrierte, »wie
die Virgh eines Tages den Vorteil einer Geiselnahme erkannten, als er sich ihnen anbot. Ihnen
geradezu serviert wurde! Das zeigte, dass sie alles wussten über uns: wer das Volk anführte und die
Entscheidungen traf. Und sie gönnten sich dieses grausame Vergnügen, unsere Moral
niederzutrampeln und uns vor einen unlösbaren Konflikt zu stellen.«
»Ich weiß.« Monts Stimme war fast unhörbar.
»O ja, sie nutzten die Gunst des Augenblicks. Sie projizierten das Bild des Namenlosen von ihrer
Rauminsel aus. Wir wussten, dass er sich dort in ihrer Gewalt befand. Es war eine neue Dimension
unseres Krieges. Wollten sie unsere Kapitulation provozieren? Wir wissen es nicht.«
»Es sprach vieles dagegen.«
»Ja. Auch Sobek sah es so. Unser Exodus stand kurz bevor. Und nun... Wie viel zählt ein einzelnes
Leben?«
Mont zögerte. »Manchmal zählt ein Leben so viel wie das eines ganzen Volkes - manchmal
nicht...«
Siroona machte eine Geste des Zorns mit der rechten Hand. »Aber wer entscheidet das?«
»Sobek hat entschieden.«
»Ja, Sobek. Und ich!«
Die Bitterkeit in Siroonas Stimme nahm einen metallischen Klang an. »Zwar befahl er den Angriff,
aber ich stimmte zu. Wir waren uns einig, dass die Virgh nicht damit rechnen würden. Und dass es
uns Zeit verschaffen würde, die Flucht einzuleiten und zu verschwinden, bevor sie es merken.«
Siroonas stolze Haltung sank in sich zusammen. Für einen Moment wirkte sie schwach und müde,
versunken in Trostlosigkeit. »Wir opferten unser gemeinsames Kind, um das Volk zu retten. Es
hatte nicht einmal seine Initiierung erlebt. Die Rauminsel ging unter, und mit ihm unser
Nachkomme. Namenlos starb er, und... namenlos wird daher meine Rache sein, die ich an den
Virgh nehmen werde! Eines Tages...«
Konzentration!, fuhr plötzlich Sobeks mentaler Impuls dazwischen. Die Schlacht geht in die
entscheidende Phase. Ich brauche euch, Siroona, Mont! Unterstützt mich!
Siroona riss sich augenblicklich zusammen. Ihr Oberkörper streckte sich, die zuvor fahlbleiche Haut
nahm wieder die gewohnte bräunliche Tönung an.
Natürlich, Gefährte. Verzeih, dass ich in Trauer schwelgte. Noch während sie den Impuls an Sobek
richtete, orientierte Siroona sich über das Geschehen, und ihre Finger flogen über die Eingabefelder
auf ihren Armlehnen.
Auch ich trauere, Siroona. Die Virgh werden dafür bezahlen. Millionenfach, kam Sobeks kurze,
aber tröstliche Antwort.
Siroona konzentrierte sich mit grimmiger Entschlossenheit auf die Schlacht. Allerdings schlug ihr
Herz für einen Moment schneller, als sie einen zweiten, tröstlichen Impuls empfing - von Mont.
Du wirst wieder ein Kind haben, Siroona. Ich bin da, und ich werde zu dir stehen.
Es wurde knapp. Den foronischen Kampfschiffen war es gelungen, eine Bresche in die Front der
Virgh zu schlagen. Aber die Verluste nahmen eine kritische Höhe an. Wenn sie sich nicht beeilten,
gelangten sie durch diese Bresche nicht mehr hindurch - und dann wären sie am Ende, denn für
einen zweiten Vorstoß hatten sie nicht mehr genügend Schiffe.
Sobek gab den Befehl, sich zu sammeln und zu beschleunigen. Die Virgh erkannten natürlich seine
Absicht, aber auch sie mussten erst ihre Einheiten sammeln, um dann geschlossen zuzuschlagen.
Auf beiden Seiten begann ein Wettrennen. Die Superdreizacke nahmen Fahrt auf, und die KI
berechnete die Koordinaten, auf die der Feind Kurs nahm.
Es sieht aus, als ob sie in Formation gehen, meldete die künstliche Schiffsseele den Hirten.
Wahrscheinlich ein Fünfeck. Möglicherweise für den vernichtenden konzentrierten Beschuss aus
ihrer Regenbogenwaffe.
Sie gehen davon aus, dass auch SESHA das nicht überstehen wird, übermittelte Sobek seinen
Gefährten. Jetzt wollen sie aufs Ganze gehen. Anscheinend haben sie uns bis jetzt nur ein
Scharmützel geliefert und unterdessen analysiert, wie verzweifelt unsere Lage ist - und was es mit
SESHA auf sich hat. Vielleicht haben sie auch darauf gewartet, ob wir uns letztendlich nicht doch
ergeben.
Siroona antwortete: Ich vermute, dass sie von Anfang an die Arche in ihren Besitz bringen wollten,
deshalb haben die
Superdreizacks der Virgh sie auch noch nicht angepeilt und unter Beschuss genommen. Aber das
werden wir ihnen verleiden.
Allerdings, fauchte Sobeks Gedanke wie ein zorniger Windstoß durch die Geister seiner Gefährten.
Ich werde eher die Arche opfern, als das zuzulassen.
Den Virgh war sicher schnell klar geworden, dass die SESHA einzigartig war und als Kriegsbeute
nicht zu unterschätzen. Möglicherweise hatten sie ihre ursprüngliche Angriffsstrategie geändert.
Doch alle diese Überlegungen waren müßig. Jetzt machten die Virgh den Foronen deutlich, dass es
nur noch zwei Möglichkeiten gab - entweder Kapitulation oder totale Vernichtung.
Sie sollten uns inzwischen besser kennen, überlegte Siroona.
Möglicherweise ist es auch eine Falle, warf Mont ein. Vielleicht können sie im Verbund einen
superstarken Traktorstrahl oder ein Energiefeld erzeugen, das uns lahm legt, ohne uns zu zerstören.
»Sie werden keine Gelegenheit mehr haben, dies unter Beweis zu stellen«, äußerte sich Sobek
grimmig. Und fügte leise hinzu: »Es ist Zeit, den Prototyp in der Praxis zu testen.«
SESHA, lade Kontinuumwaffe.
Gib Befehl an alle Einheiten, sich hinter uns zu formieren und Position zu halten.
Leite alle Vorbereitungen ein, die für den Einsatz der Kontinuumwaffe notwendig sind, ohne
Rücksicht auf eventuelle Schwierigkeiten oder Wahrscheinlichkeitsberechnungen, die gegen einen
Erfolg sprechen. Diese Aktion muss unverzüglich geschehen, es gibt kein Zweifeln und kein
Zurück.
Die KI gehorchte unverzüglich.
Ein deutlich spürbares Zittern ging durch die Arche.
Dann begann sie sich zu entfalten.
Die Holosäule projizierte durch wechselnde Perspektiven der Außenkameras das mächtige Schiff,
das weiterhin Kurs auf die Superdreizacks nahm, die inzwischen die erwarteten Koordinaten
beinahe erreicht hatten.
Gleichzeitig begann sich die Bresche zu schließen.
Jetzt kommt es auf den alles entscheidenden Schlag an, dachte Siroona.
Das Holo-Bild zeigte die SESHA nun mit voll sichtbarem Schweif, der sie auf doppelte Länge
brachte.
Ein Pulk Dreizackschiffe nahm Kurs auf die Arche - um anzugreifen oder aus einem anderen
Grund, war nicht ersichtlich.
Die verbliebenen foronischen Raumschiffe hatten die befohlene Position hinter SESHA erreicht.
Die KI meldete Bereitschaft. Die Kontinuumswaffe war einsatzbereit und brauchte nur noch durch
einen Gedankenimpuls aktiviert zu werden.
Sobek leitete ein schnelles Wendemanöver ein, das die SESHA an die Grenzen der Belastbarkeit
brachte. Doch Siroona wusste, dass ein Betrachter von außen nur die unglaubliche Eleganz sah, mit
der die Arche durch das All schwamm.
Mit schlagenden Schwingen begann die SESHA eine Kehrtwendung, dazu noch bei kaum
verminderter Geschwindigkeit. Sie drehte und wand sich, bis der Stachelschweif auf die Super
dreizacks ausgerichtet war.
Ein rubinfarbenes Licht erhellte die Spitze, umzüngelt von Blitzen.
Dann nahm die zuckende Intensität der Blitze zu, und Siroona sah voll atemloser Spannung, wie die
erste Entladung in die ewige Nacht des Alls hinausgeschleudert wurde. Dies war allerdings nur ein
kleiner Vorgeschmack, wie ein Vorglühen, bis die tatsächliche Eruption erfolgte.
Siroona fragte sich, was jetzt in den Virgh vorgehen mochte. Sicher konnten sie dieses
halsbrecherische Manöver nicht nachvollziehen und fragten sich, was das sollte.
Sie würden nicht mehr lange genug Zeit haben, die Antwort noch bewusst zu erleben.
Voller Befriedigung registrierte die Hirtin, dass die Virgh zum ersten Mal eine Niederlage würden
hinnehmen müssen. Sie kannten die Geheimwaffe der Foronen nicht, die jetzt zum ersten Mal zum
Einsatz kam. Und selbst wenn sie nun ahnten, dass da etwas Ungeheuerliches vor sich ging,
konnten sie nicht mehr reagieren. Sie hatten keine Chance mehr.
Es ist so weit, dachte Siroona.
Jetzt, SESHA, befahl Sobek, und das sichere Gefühl seines Triumphes schoss wie ein Pfeil durch
die Gedanken seiner Gefährten...
Der Stachel der SESHA glühte auf, erzeugte ein gespenstisches Leuchten, wie ein Fanal. Ein
wahres Blitzgewitter brach los.
Die Schiffe der Virgh stellten plötzlich sämtliche Kampfhandlungen ein und verharrten für einen
Moment nahezu regungslos.
Wir haben sie, dachte Siroona nun ebenfalls triumphierend. Zum ersten Mal in unserem Krieg
haben wir sie außer Fassung gebracht. Zum ersten Mal wissen sie nicht, was auf sie zukommt.
Zuerst bildeten sich winzige Löcher im Universum, Zugänge zu einer anderen Dimension. Die sich
bald zu Rissen erweiterten, verästelten und verzweigten wie gesprungenes Glas, sich miteinander
verbanden und zu Spalten wurden, die rasend schnell weiter und weiter auseinander klafften.
Sie werden nicht glauben, was sie da sehen. Siroona fühlte zum ersten Mal so etwas wie Trost. Und
doch ist es wahr. Die Kontinuumwaffe reißt das Universum auf, zerstört das bekannte Kontinuum.
Es funktioniert!
Der Feind nimmt Fahrt auf und will den Abstand zu uns vergrößern, meldete die KI.
Zu spät, bemerkte Sobek in grimmiger Freude. Gleichzeitig gab er den Befehl an alle Einheiten,
sämtliche Energie auf die Antriebssysteme umzuleiten und auf Fluchtkurs zu gehen.
Lediglich die SESHA verharrte, sie als Einzige war in der Lage, der furchtbaren Waffe Widerstand
zu leisten. Wie ein wildes Tier, das den Naturgewalten trotzte, krallte sich die Arche ins All und
hielt stand.
Ein riesiger, von Blitzen durchzuckter Schlund mit gleißenden, wie ausgefranst wirkenden Rändern
hatte sich zwischen den Foronen und den Virgh gebildet. Ein fahles Licht war in seinem Inneren,
strömte aus ihm heraus, erhellte jedoch nichts, worauf es fiel, sondern schien im Gegenteil alle
Konturen aufzulösen.
Doch dies war nur eine optische Begleiterscheinung, die Gewalt des fremden Kontinuums zeigte
sich auf andere Weise. Ungeheure Gravitationskräfte begannen zu wirken, als der Schlund in
Rotation geriet, seine Angeln hinausschleuderte auf der Suche nach Beute. Erst einmal im Griff
dieser schier unglaublichen Anziehungskraft, hatte die Beute keine Chance mehr.
Der Pulk an Dreizackschiffen, der ursprünglich Kurs auf die SESHA genommen hatte und ihr
immer noch am nächsten war, verschwand als Erster. Wurde lautlos eingesaugt und verschlungen,
verschwand im pulsierenden Nichts des tödlichfahlen Lichtes im Schlund.
Die SESHA stöhnte und zitterte. Trotz der stabilisierenden Kräfte ihres Sarkophag-Sitzes spürte
Siroona, wie die Arche his in die Grundfesten erschüttert wurde und bis an die äußerste Grenze der
Belastbarkeit um ihre Position kämpfte. Aber die Hirtin zweifelte nicht am Erfolg. Das Wagnis
hatte sich gelohnt, die Kontinuumwaffe funktionierte, und die SESHA wurde dabei nicht zerstört.
Zumindest noch nicht!
Plötzlich gellte der Alarm durch die Arche, und für einen Moment sah es so aus, als ob sie das zähe
Tauziehen doch noch verlieren würde. Ein scharfer Ruck ging durch das Schiff, es schien einen
gewaltigen Satz auf den Schlund zuzumachen. Die Foronen verloren bei den ungeheuerlichen
Vibrationen beinahe das Bewusstsein, doch dann hörten sie ebenso plötzlich wieder auf.
Als Siroonas Sinne wieder klar waren, hatte sich der Abstand nicht verringert. Die KI hatte noch
rechtzeitig eingegriffen, die SESHA hatte es gerade noch einmal geschafft.
Das werden wir nachjustieren müssen, damit es nicht noch einmal passiert, stellte Sobek in seiner
typisch klaren, emotionslosen Art fest.
»Da, seht doch!«, rief Mont und deutete auf die bräunlichrot glühende Holosäule, auf der die
Abbilder nur noch verschwommen sichtbar waren. »Sie geben auf!«
Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges ergriff eine gesamte Flotte der Virgh die Flucht. Doch
längst nicht alle schafften es, selbst zwei Superdreizacks erwischte der Schlund. Sogar diese
scheinbar unüberwindlichen Schlachtschiffe, die ganze Planetensysteme geschmolzen und verglast