Table Of ContentWörterschatz
der
Deutschen Sprache Livlands.
von
. von Gutzeit.
. ^ N!lN. !
Vritter Teil.
Erste Lieferung.
R — Rechtsinder.
Riga.
In Connnission bei N. Kymmel.
1887.
R.
In der Aussprache zur folgenden Sulbe bei mir sehr rabuschig aus, d. h. alles
gezogen in: darin, darum, daran, darob, an Sachen und Möbeln befindet sich in
darob, herein, heraus, herum, herab, her voller Unordnung. Gew. In 390 o. 44
unter, — gespr. da-rin, herr-runter, Herr- rabbussig, — leider ohne Erklärung!
rum u. s. w. Ferner in: erinnern, spr. racheln <u), 1) knallen, schlagen, kacheln,
err-rinnern, interessant, spr. inter-ressanl stoßen. Einen gegen die Wand; einem
od. in-tressant, Interesse, gspr. Inter-resse ^ eins racheln. Gew. und oft in Verb, mit
u. In-tresse; in Volderaa u. bolderaisch, durch und ver. 2) mit Gewalt fallen,
spr. Bolde-ra, bolde-raisch; in Sauer stürzen. Gin Ast rachelte aufs Dach;
ampfer, gespr. Sauer-rampf. durchs Examen racheln, durchfallen, durch«
ra (^/), zur Bezeichnung, dass etwas racheln. Er rachelte, fiel durch. Auch in
schnell geschieht. Ra, brannte er ihm 390o. 71 und 112. Sallmann sieht das
eine Ohrfeige. Wort an als ein Frequentatiu zu nd.
Rabatte, die. Wenn überhaupt noch raten, treffen, streichen, fegen. Das scheint
gebraucht, so im Sinne von Gartenbet, zweifelhaft, vgl. russ. M x ^, ^«f^
nicht von diesem unterschieden; und so von schleudern.
jeher. Nie im Sinne d. franz. Mte-banäL. Rachenputzer, der, insbesondere:
Nabatteisen, stumpfes Kalfatereisen. Schnapps, als etwas was den Nachen
Nur in 390o. 46. Ob in Livland? reinigt. Zu Grimms Ntb.
Nabe. Hierauf warf die Stadt aus rachern (^), von Löwen, brüllen.
ihrem Feuermörser, der Nabe genannt, Niickel, der, der Hund im Gegensatz zur
manche harte Eier in das Schloß, woran Tisse, Hupel. In Grimms Mb. Rakel.
sich Viele den Tod aßen, 207. 158. Hupel schreibt auch das Wort Rücke!
Rabenlönig, ein sehr schwarzhariger (fauler, grober Mensch) mit ck.
Knabe, ein sehr schwarzes Hündchen. Nllckelhun, s. Natelhun.
Nabenlost. Er sei ein Stockreckrl, eine racken, wülen, 210. Jetzt wol aus
N., eine Teufelskost, 174. 1816. 46 aus schließlich: rackern.
d. I. 1631. racken, in Grimms Wtb. plagen, martern.
Nabenpose, die, Rnbenklel. 210. Vei uns in milderem Sinne. Es rackt
Nabnsche, die, (u gedehnt, fchmfranz. j), mich nicht, 210, geht mich nicht an; rich
Unordnung, Durcheinander. Gew. Es tiger wol: kümmert mich nicht, beunruhigt
herrschte da eine schreckliche R., d. h. alle mich nicht. Neben racken kommt vor raten
Sachen lagen durcheinander, alle Möbeln u. ragen. Ebenfalls schon bei Bergmann
standen in Unordnung u. dgl. Sie finden (210): es ratt mich nicht, geht mich nichts
mich gerade in vollster Ralmsche, ich ver an; es ragt mich nicht, 210, „statt
lasse eben diese Wonung. Trotz , dieser rackt, quält."
Verschiedenheit in der Bed. fällt jedoch Die Redewendung veraltet. Meist hört
unser Rabusche ohne Zweifel mit hochd. man ragt, das wie rächt lautet.
Napuse zusammen. Denn dieselbe Ved. Nacker. vgl. dazu arg, aber auch franz.
wird auch für Rapuse Mcheinigen Wörter raoaMe. Die Hauptbedeutung bei uns:
büchern verzeichnet und statt Rapuse be schlechter, durchtriebner Mensch, auch eigen
gegnet auch Nappusche. Kein Zusammen sinniger; die Bed. Schinder unbekannt.
hang findet statt mit preuß. Nabusch Rackerei, die, 1) Schändlichkeit, Tun
Räuber und rabüschen oder rabüschern od. Tat eines Rackers. 2) Quälerei, ab
räubern, welche aus poln. rnduä hervor mattende Arbeit. Wie in 476. In
gegangen sind. Russow. VI. 45. 1: Rackerye, nach Schiller-
rabnschig su und sch wie oben), wirr Lübben: rackerie Schinderei, Nbtrittsgrube
warrig, in voller Unordnung. Es sieht u. dgl.
Wörterschlltz LivlandB. 1
2 Rackergrube — Raderkuchen.
Rllckergrube. Ehr hatte sein Hauß zur übrigens Nothauge nur als eigentlichen
Nackergroben gemacht, den(n) sein Knecht od. Hlluptnamen, und benutzt fast aus
hatte einen Hunt in dem Thorwege ge schließlich Rlldaue u. nur ein Mal Radune.
hangen, 483. 25. I. 1592. Dies letzte kann nicht aus Rotauge her
rack(e)rig, eigensinnig, störrisch, auf vorgegangen sem; es fällt, durch Wechsel
gebracht, böse. Rackerig sein u. werden. von u mit au, zusammen mit Radaune.
In 390o. 38: widerspenstig. — Das sind Das livl. Kochbuch (155) vom I. 1815
mir rackrige Genies, 321. 11. schreibt Radaune«, dasselbe von 1816
Rack(e)rigleit. dagegen Radauen, in d. Übersicht von den
Rackerlarren. Wen(n) Ehr Vuttel were, Fischen aber in beiden Auflagen: Nadau-
werde Ihme die Racker-Kärre für die Thir enen. Trotz des Zurückfürens auf Rötauge
geschoben werden, 483. 26. I. 1592. klingt Rlldaue ganz undeutsch u. erinnert
r«ckern sich, 1) wie in vielen Gegenden an das berliner Radau, es könnte ein
Deutschlands, sich mühen, sich placken. entstelltes lettisches rauda sein; doch
Er muss sich den ganzen Tag rackern. -^ widerstrebt dem die Gestaltung Radune.
2) in Unordnung bringen. Alles aus Russisch «oiL».
oder durch einander rackern, vgl. lett. Der älteste Beleg in 353. 39. (1.1724):
rakaht wülen (von Schweinen) und rakt die ^ Rotauge oder Radaue; und in
graben. 349. IX. 1. (I. 1728): Radauen. Noch
Rackwslle, vom Winde gejagte Wolke, heute gewönlich.
engl. r»ok. Inl Scherz: Mensch mit rotgeriinderlen
Rad, gespr. Ratt, des Rades, dem Augenlidern, u. daher in den 20 u. 30-r
Rade oder Ratt, die Räder. Jahren dieses Jahrhunderts Witzname
Als Verräther mit dem Rade gestoßen für einen Herrn T.
werden, 350. XVIII. 2. Bei Luther: radbrecken, (radebraken), nd. f. rade«
aufs Rad stoßen. brechen, Bergmann. Veraltet.
Die Zufuhr auf Rädern, 176. 1832. Radbrunnen, (spr. Ratt-) Ein Zieh
29, st. auf Wagen. — Auf Neddeln oder oder Radbrunnen, 175. 1855. 119. In
Rahter ist am Besten das Korn auszu Grimms Wtb. nach Frisch.
schlagen, 329. 34. Radchen, das, gspr. Rattchen, kleines
Von Wachs, runde dicke Scheibe, in Rad. In Uhrwerken u. a.: Rädchen.
welcher Gestalt es im Handel vorkommt. Radebügel u. Niiderbügel. Nadebstgel
Weiter nachgrabend fand er vier Räder werden zu 3 Rb. der Gang verkauft, rig.
Wachs, jedes etwa ein Liespfund schwer, Ztg. 1859. 152.
rig. Ztg. 1883. 221; man hat im Moraste Radelammer, die, einer Müle, 172.
mehre Räder Wachs gefunden, ebda. 1768. 94.
Von Federn. In Kopfkissen od. Bett- Radel« u. Rädelwache. Seit 1643
pfülen nennt man flache Ballen, welche musste die Rädel- Wache des Nachts alle
aus zusammengesilzten Federn sichb ilden, Stunden umgehen, 350. XXVIII; daß er
Räder. Als .Kern dieser Räder dient die Radelwllche geschimpfet, 349. XXl. 1.
gewönlich ein Ästchen, das sich unter den I. 1661/62. vgl. Ratelwacht. In Grimms
Federn befindet. Um dieses ballen sich Wtb. erst aus Schelmuffsky.'
und in dasselbe stechen sich eine Menge Rädemessen, Art Pilze, 330 11, falsch
Federn, die endlich einen stachen Ballen für Rudmeeschen.
bilden. Radee, der, Rademacher. In verach
Rad, st. Rat. tendem Sinn.
Radaue, die, der Fisch Rotauge, e^- Räderbüchse. Eiserne Räderbüchsen,
vrinu8 sr^tkrapntll8.1mu8, nach Bloch (Na- 172. 1803. 431.
turgesch. d. Fische) (Wrinus rutilus. Das Räderfarzeug, Wagen auf Rädern.
Wort wird als Entstellung aus Rotauge Raderfelge, st. Rad- oder Nadefelge.
angesehen. So sagt Oken: Nothauge, Kleine Räderfelgen, 172. 1786. 209;
franz. ro88e, engl, roaoke, in Meißen Räderfelgen, 172. 1797. 319.
Rothfeder, in Stettin u. Rostock Rodd-au Räderfurwerl.
(Rothauge). Nach Bloch: Nothauge, Roth- Nädergang. Wagen, wozu ein doppel
siofser, Rothfeder u. in Livland: Roth ter N. gehört, 172. 1784. 142. Ein
auge, Rlldane und Raudi. Diese livl. Gang Räder sind 4 Näder.
Benennungen verzeichnet Bloch nach Fischer Radertuchen. 1) eine Mannskrankheit,
(170) und schreibt unrichtig Rlldane st. Raderkuchen genannt, lett. gumba, Stmder
Rlldaue u. Raudi st. rauda (die lettische I. Obl. Das lett. gumba wird erklärt
Bezeichnung). Fischer (170) verzeichnet mit Geschwulst und Fieberkuchen. 2)
rabern — Rah. 3
ein Gebäckliss, Art Kuchen, Stender. dürfte nicht auf das Nw. rap schnell
Auch in Riga früher eine Art Kuchen zurückgehen, sondern nur nd. Gestaltung
oder Gebäck. Piroggen, Waffeln und für hd. raffen sein. Das slaw. grabitj
Näderkuchen, 172. 1821. 7. Nach 476: ist raffen und rauben.
längliches Schmalzgebäck zum Kaffee, Gern in Bezug auf reißerifche Beamte
dessen Teig durch ein sporenartiges Rad angewandt: in happiger Weise an sich
der Länge nach zerschnitten ist, wodurch reißen, räubern. Dieser Beamte rafft
der Rand gezackt erscheint. Hiernach wol wo er kann; er rafft schrecklich, macht
die Benennung Räderkuchen für eine sich unerlaubte Sinnamen. Ripsraps,
Art Seescheiben oder Seeigel, bei Campe. der Alles an sich rafft, Stender I.
radern, Räder machen. In verachten Raffer, der, räuberischer Beamter.
dem Sinn. rafstg, rappig, alles an sich reißend,
rädern, 1) etwas, ein Einerlei wieder habsüchtig. Ruppig und rassig sein.
holen, beständig herunterleiern. Er Rage, die, f. Zimmerrage.
rädert das den ganzen Tag. 2) in Verb, ragen. Nur in d. Ra.: es, das ragt
mit ab und herunter st. sprechen, herer- mich nicht, d. h. kümmert, beunruhigt
zcilen, ohne Unterbrechung. Die ihm mich nicht. Gespr. rachts». — Zuerst in
bekannten Neuigkeiten ab- oder herunter 210: es ragt mich nicht, st. rackt, quält;
rädern. das ragt mich, ebda. vgl. engl. rako. —
Räderpiftole, 185. 755. vgl. Schlossrad. Veraltend, vgl. racken und raken.
Naderwinde, 172. 1793. 128. Ragätla, die, richtiger Rogatka, Schlag
Radkäse. Inländischen R. verkauft baum, nach d. Russ. Gin Wort, das
W.. 361. 1874. für Riga nicht zu bezeugen und nie
Rädlein. Hat er (N. Eite) sich zur gebraucht ist. In Dorpat in den
Vögten eingedrungen und führet das 30r Jahren die Benennung der Ausgangs-
Rädlein zu Nathhaus und auf der Güld- stellen der Stadt auf der rigischen und
stuben, 174. 1885. 156 aus I. 1588. Petersburger Seite.
Zu Grimms Wtb. 5). Ragen, der, st. Rogen der Fische,
Radmacher, gespr. Rattmacher, Rade- Bergmann und Hupel. In Grimms Wtb.
macher. Ragen, nach Gottsched!
Nadreif (spr. Ratt). Einen Radreifen Ragg. Arndt (179. II. 43) sagt:
aufziehen. Ragg (l. rags) heißt im Lettischen Hsrn
Radnne, die, Radaue. Fischer in 170. und Sandbank. Davon bei Riga der
42. I. 1791 gebraucht indess meist Kruse-Ragg und der Kenge-Ragg, und
Radaue. Durch Wechsel des u in au bei Iütland dßr SchaggeragA — Auch
entsteht Radaune. Poderagge, gew. Poderaa geschrieben,
Nädnngsgerste, 172. 1776. 84, st. gehört dazu.
Rödungsgerste. Ragge, die und Raggen, der, Nauer-
Nadungsland. Saatgerfte auf Rädungs- schlitten, nach lett. raga, in Estland
ländern erbaut, 172. 1770. 93. Statt Regge, nach estn. reggi. Eine Ragge,
Rödungsland. 172. 1778. 39; Pferd, das in einem
raffen, wird in Grimms Wtb. aus alten Hintergeschirr vor einer Ragge
niederländ. rap schnell, beweglich abgelei gespannt war, 172. 1787. 556; ordinäre
tet und die Beziehung zu lat. rapers ab Schlitten oder sog. Raggen, 172. 1796.
gewiesen; auch bemerkt, dass Vergleiche 522; eine Ragge mit einem sog. Korbe
über die germanischen Sprachen hinaus oder Kabitte, 172. 1805. 751; Pferd
felen. Indess lässt sich die Haupt- und nebst Ragge und Ranken, 172. 1813. 3.
Grundbedeutung von raffen, nämlich — In Riga versteht man unter Raggen,
heftig und begehrlich ergreifen, an sich der, gewönlich nur einen kleinen Hand
reißen, wegnemen nicht so gut mit rap schlitten oder den kleinen Schlitten der
schnell und mit engl, to ran schnell und Kinder, wie im brem. Wtb. Kreke.
stark schlagen in Einklang bringen, als Ragösche, die, (sch weich wie franz. j),
mit lat. ravLro und gr. äpnelv. Über richtiger: Rogosche, vom russ. powN», 1)
einstimmt auch russ. z>e2,N- plwaib, wo Matte von Lindenbast. 2) in d. Vz.
russ. n deutsches i vertritt. Das deutsche Nagoschen, ausgefaserte Matten, Matten-
raffen ist daher, scheint es, auch eines bast. Die Sattler brauchen Rogoschen,
Stammes mit raufen (rasen, raufen, d. i. Mattenbast, zur Polsterung von
raffen) und rauben (ags. rMku, engl. Matratzen und Stulkissen.
i'Ln,ve, alt«. rsM). Daher die Rasse — Räh, die, oder Reh. Die Riih oder
Raufe. Auch nd. und hochd. rappen Reh entsteht, wenn ein Pferd nach
1*
4 rahnleibicht — Rammbock.
schwerer Arbeit gleich getränket oder ins 16—20 O. auf verschiedene Art gebun«
Wasser gelassen oder schleunig gefüttert den vor, entweder oben mit 4 Köpfen
wird. Daher giebts Wind- Wasser- und oder Knocken oder ohne Köpfe, blos in
Futter- Reh, welches alles auch Verfangen der Mitte mit 2 Bänden von gedrehtem
genannt wird, 447. 127; zu dieser Krank Flachs zusammengebunden, 142. Der
heit schlüget oft die Reh od. Fettzer Drujaner Ralitscher Flachs- Croon, aller
schmelzung zu, ebda. 118. vgl. Grimms Wtb. littauisch- und curisch Ralitscher Flachs-
rahnleibicht, s. rnnleibig. Croon, und der geflochtene Ralitscher
Rahr, der. Zwei Bootshaken, ein Flachs- Croon gehören zur ersten Sorte
Nähr und Nohrpinn, eine Fangleine, 172. Flachs, 316. 44; Drujaner Ralitscher
1784. 97. Wrack, der littauische und curische
Rain, der, Feldrand, Wisensaum. Rakitscher Wrack gehören zur zweiten
Nach Grimms Wtb. felen sichere Be Sorte, ebda 45; der littauische und cu
ziehungen zu außerdeutschen Wörtern. rische Dreibands- Flachs oder littauisch
Man denke aber an altruss. z^N oder Rakitscher Dreibcmd gehört zur dritten
p6N, böhm. rVM3, Sandbank, das in Sorte, ebda 46. Die Haupt- oder
Nestors Srzälung von Perun's Zernichtung Kronsorten von Flachs find 1) Drujaner
durch Wladimir vorkommt; ferner an Rakitzer; 2) Tiesenhausen Nakitzer; 3)
franz. wie Rain, an slaw. krai, wovon littauisch Nakitzer und 4) Rein Marien-
«PkLmL, ganpaLua Rand, MpaLua Grenze; burger Flachs, 133. Drujaner Rakitzer
an iMN Grenze. Das russ. pbllö wird Wrack, 118. I. 1806; Drujaner Nakitzer
in Oldekov's russ..franz. Wtb. erklärt Dreibund nach den Badstuben oder Wrak-
rive bk88s und stimmt in dieser Beziehung scheunen bringen, ebda. Der Drujaner
zu d. Bed. 3 u. 4 des Grimmschen Wtb. Rakitscher kommt aus Druja, Sebesch u.
u. zu Rang u. Rank (Nerghang); in der angrenzenden Gegenden. Bios der
Bed. von Feldrand mit Rand u. Ranft. Schwanz des Gebundes ist frei, den
rajölen, die untenliegende Erde nach Kopf unterbindet man mit Flachsseilen
oben schaffen, umwenden. In Liv- und und noch mit dünnen Schnüren.
Estland sehr gew. gesprochen st. riölen. Was von diesem Flachs ausfällt, heißt
Rajolen, 224. 1825. 38. u. 390 o. 38. Blldstubengeschnitten und wird nach dem
franz. eNnärsr. Braten in Riga umgebunden. Diese
Gebunde haben die Form des Nisten-
Wale, die, Blaurake, Mandelkrähe,
dreibandes und des rosietischen Flachses,
373. II. 300.^
aber der Braker gibt ihm noch über den
Ralelhnu, Rackelhun, Bastard von
Spiegel einen Einschnitt, 395. VI. 256;
Auerhan und Birkhenne, seltner von
der litthauische Rakitscher steht oft mit
Birlhan und Auerhenne. Ist größer als
dem Drujaner Rakitscher in gleichem
der Virl-, kleiner als der Auerhan; in
Werth; man bindet ihn wie diesen, doch
Gestalt und Ansehen beiden gleich. In
nicht mit so feinem Halsbande am Kopfe.
Livland nicht ganz selten und selbst in
Der Ausfall desselben heißt Badstuben-
ganzen Ketten vorkommend. Schwed.
paternoster, ebda 257.
LkKKMane. Bei Cuvier- Voigt: tetrao
intLrm6Üin8. Bei Hueck (190) Bastard- rälen, vom Kranich, schreien.
Huhn? vgl. Veseke, Naturg. der Vögel stalle, die, Rospuske, Rollwagen.
Kurlands S. 69. R«m, der. Der Hase bekam keinen
ealen, racken. Es rakt mich nicht, Rahm, 333. 17.
geht mich nichts an, 210. Das nd. raten, Namen, in 149 durchweg st. Raen. s.
treffen, erreichen. In 476 vorzugsweise Rane.
mit Gebefall, hier ausschließlich mit Ramen. In d. Vz. oft Name. Fen
Klagefllll. ster- und Bilderräme.
Ralitscher (Rakitzer) Band. Für ein ramen. Den uniform gerahmten
S.-M Flachs in Ralitscher Band zu bin Donizettifchcn Opernfiguren, 361. 1871.
den, 276. I. 1770. vgl. d. folg. 84, d. h. in gleichem Ramen sich befin
Ralitscher (Nakitzer) Flachs. Drujaner denden Gestaltungen.
Rakitzer Flachs muß weiß oder silbergrau, Ramensteller. Rahmensteller u. Kreis-
lang von Hart und ganz rein von säger finden auf Thalheims Sägemühle
Schauen und Hede sein, nicht mißfarbig Beschäftigung, 361. 1882. 231.
oder steckig; sonst würde er verwrackt, Rammbär, Jungfer zum Einrammen
d. h. für Wrak erkannt und Badstuben von Pfalen, rig. Ztg. 1858. 53
geschnitten oder Risten Dreiband daraus Nammbock und Nammelbock, Gerät
gemacht. Er kommt in Bündelchen von zum Rammen von Pfälen.
Rammelei — Rapate. 5
Rammelei, Prügelei. Ranle, die, eine Pflanze, bei Lange:
Rammslopf. Hengst, der einen starken Range, Flachs- oder Leindotter, Filz-
N. hat, 172. 1773. 244. Des Alters kraut. lett. iddri.
wegen! Ranken, die, Kummett, eine Vielzal
Nammnng, der Pfale, 172. 1784. 285. wie im Estnischen: rangid. Sallmann
Rampelei. Unzählige „Nampeleien" (390 c. 57): Merkwürdig ist, dass für
nahmen ihren Ausgang am Mittelstem, das Kummet, mhd. komat, kumut, das
361. 1884. F. B. 14. vgl. Rempelei. slawischen Ursprungs ist (russ. onomüt,
Namfpigel. Rahmspiegel und Schieb böhm. enowaut, inselschwed. cluunüt),
ladenspiegel, 172. 1814. 18; Rahmspiegel, sich gerade hier häufig die deutsche
172. 1778. 59. Bezeichnung Ranken findet mit ihrer
Rand. Von einem schmutzigen, unten ursprünglichen Bedeutung „Krümme/-
nassen Geschirr bleibt auf der Stelle, „Bug," von goth. vnFUkn, ahd. riuokan
wohin es gestellt, ein Rand nach, d. h. sich drehen, winden. Ebenda S. 19 u.
runder Schmutzkreis. Rand nennt man 20 sagt er aber: mehr oder weniger
die sich abzeichnende Grenze feuchter verändert von estnischen Wörtern ist
Stellen an Wänden und an Wäsche. Ranken, Bz., Kummethölzer, kin Theil
Wenn Wäsche ungleich trocken wird, so des landesüblichen Pferdegeschirrs (estn.
läuft sie an und an den länger feucht ranß, Vz. ranßiä). Richtiger ist die An
gebliebenen Stellen entsteht ein Rand. gabe von Hupel, das Wort fei ein estni
— An Stifeln und Schuhen. Wollen sches, daher auch im estnischen Livland u.
Sie Stifeln mit Rand oder ohne? in Estland. Für Riga sparsam und nur
Schuhe mit (einem) Rand, Randschuhe. aus früherer Zeit zu belegen. Zäume u. Ran
Randacker. Die Randiicker, 201.1. 430. ken, 172. 1798.162; einen Ranken mit Hin
ränden, rändern. Gerundete Dukaten, terzeug, 172. 1804. 414; Pferd nebst
172. 1798. 33. Piroggen ränden, mit Ragge und Ranken, 172. 1813. 3. —
dem Zllckriidchen, 155. Ranken, Pferderanken, lett. sakkns, Lange.
rändern. Rot geränderte Augen oder Nanlenband oder Ranlenschnur, estn.
vielmehr Augenlider. rinnus, 444. 1780.
ländig. Räudige neue Dukaten, 172. Ranlenholz. Rankenhölzer an den
1782. 254; neue rändige Thaler, 172. Ranken, sakkauli, Lange.
1800. 15. Rllnlenlissen, das, estn. taus palge,
randsslig. Randsoligte Schuhe. 444. 1780.
Randstifel, wie Nandfchuhe. Nanlenpolster, lett. filknis, Lange.
Nane, die, Rne oder Ra. Bortillen, Nanlenrimen oder Ranlenstricke, sind
Ranen, 172. 1768. 16. die 2 Kummetbänder, vermittelst deren
Ranefarer. Rahnefahrer, 195. Hennig das Pferd zwifchen die Femern an- oder
Chr. 234. „wol vom estnischen Rand, eingespannt wird, Hupel. In 444. 1780
Gen. Ranne, Rand, Strand; daher Rcmd- erklärt: Gusen. Leder zu Nankenriemen,
uder Küstenfahrer, Schmuggler." Nach 444. 1780. 77.
Schiller- Lübben Rcmeuarer diejenigen, ranleibig. Der Bauch des Rindes
welche verbotene Handelswege einschlagen, darf nicht freßwanstig, am Wenigsten
verbotene Reisen machen. Nach I. Grimm aber rcihnleibicht sein, 447. 168.
von ran, eigtl. ßraeilis, auch äebiUs, Nänzel, der, heißt Jan im Brettspiel,
vravu8. So Lappenberg zu Hans. Urk. Hupel.
S. 228. 3. Ränzel, der und das, bei Hupel Reise
rang? Das ränge Leder einkaufen, 268. bündel, Reise- oder Quersack. Jetzt ins
Rang, Dienstrang. Welchen R. hat besondre in Bezug auf Schüler und
er? russ. ?NN5. Ehemals: Charakter. Schülerinnen, in Grimms Wtb. Schul
Rangadel, Adlige, die durch einen ranzen, Ranzen. — Sein(en) R. schnüren,
Rang den Adel erdient haben. Hofes in Grimms Wtb.: den Ranzen schnüren,
leute, welche Gdelleuten und dem nicht sich auf die Wanderschaft begeben; hier:
besitzlichen R. gehören, 147. sich fortbegeben oder fortbegeben müssen.
Ranzen, der. Zu diesem dunklen
Range, die, eine Pflanze, s. Ranke.
Wort vgl. russ. paNRaoder MMR»,, kleines
rangeln, sich, sich räkeln.
Gefäß, Eimer, Büttchen. Das russ. «
rangig. Nangige Knaben, Rangen. vertritt deutsches an.
Nangllasse, Rangstufe, russ. «3,005. sNapate, die. Riesenkampsf, der deutsche
In welcher N. steht er? „In der zehn Hof zu Nowgorod S. 37. Anm. 11, weiß
ten." Auch Dienstklllsse. keine Erklärung, meint aber, das Wort
6 Rappel —— Rapuse.
sei nicht russisch. Ich halte es für das Boden entstanden sei, dafür sind keine
nltruss. ponaik Kirche, vgl. Schiller- Beweise beigebracht; ebenso ist auch die
Lübben.^ Bemerkung, Luther habe es als treffend
Rappel, der, Zustand geistiger Gestört- benutzt, nicht recht zu bestätigen; treffen
heit; rappeln, im Zustande geistiger der wäre Raub oder Beute gewesen.
Gestörthett sein. Das Wort mit rappen, Die Erklärung Plünderung und Beute
raffen zusammenzubringen, hat keine stimmt zwar mit dem biblischen in rapi-
Wahrscheinlichkeit. In Preußen (vgl. nmu, doch schlecht zu den üblichen Rede
476) heißt rappeln rasseln, klappern u. wendungen: in die R. geben, d. h. preis
bilolich: dem rappelt's im Kopfe, er ist geben, in die R. werfen, kommen, gehen,
nicht bei gesundem Verstände. Vermutlich d. h. verloren geben und gehen. Das
ist rappeln aber franz. r^NNer närrisch Vorwort „in" liisst sich zwar im lateini
sein u. rkfoUir närrisch werden. schen in rllpinllm wiederfinden, doch mit
fRappen, Rapen, Rappe, Rapfen, der keinem deutschen Wort in Verbindung
eisprmn8 rap»x oder Ä8piu8. Da dieser bringen: in Rappse, in Raub, in Plün
Fisch nur in Preußen, Pommern, derung, in Beute geben, gehen, kommen,
Schlesien» und bei Meißen, in anderen werfen — wäre ganz undeutsch, und
Gegenden, z. B. am Rhein Mulbe, an wenn Luther emige wenige Male „in
der Donau Schied oder Schwarznörsling Raub" gebraucht (vgl. Grimms Wtb.
heißt, so ist die Benennung Rappen als unter Raub Sp. 214. oben), so ist das
deutsche verdächtig. Indem man sie sicher eine Nachbildung des biblischen
auf rappen stützte, „die weil er fehr räu in oder elx, oder ein Beweis, dass schon
dig und fräßig sol sein," hat man den Luther das Wort nicht verstanden hat, u.
Fisch LWrinll8 rapax, weil er in Schweden dass alle Späteren, die es gebraucht, es
Asp heißt, «M-. a8pin8 genannt. In ebenso wenig verstanden haben. Weil ein
476 dafür als apr. rapis, kur. rapzur unverstandenes Wort, konnte es benutzt
nngefürt.^ werden (vgl. Grimms Wtb. 3, 4, 5,) g,,
rappig, f. raffig. Verschieden von als allerlei Krimskrams (: der Beleg aus
rapvsig. Zelters Briefen verlangt, fcheint es, eine
lapps, schnell, wie weggestolen, Hupel. andre Deutung!) b, ein Kartenspiel; o,
Oft. In Grimms Wtb. nur rips raps. Hals oder Kragen: bi der ravuüsen tri»
Rapps, der, kleine Dieberei. gen, in Türingen. Auffallender Weise
rappsen, gmppsen, stibitzen, wir in der übergeht Grimms Wtb. noch eine Bedeu
Wetterau. Zuweilen mit rippsen verbun tung, welche sich bei uns, in dem Worte
den. Sie rippst und rappst, wo sie kann. Rabusche, vorfindet und die auch in ei
Hupel schreibt rapsen, und sagt: statt nigen Wörterbüchern verzeichnet steht.
raffen, fielen, an sich rechen. In 390 o. So in I. A. E. Schmidt, deutsch- rUss.
39: eilig raffen. Handwörterbuch, Moskwa 1839, wo
rappstff, zum Stibitzen geneigt. Rappuse erklärt wird, außer mit IM66NI.
Rappsigteit, Neigung zu rappsen. Raub, Plünderung, mit ^«aioxa d. h.
Rappstute. Sine Rapp- Stute, 172. Wirrwarr, unruhiges Tun, Getümmel;
1776. 103. so in F. A. Webster, deutsch- engl. Ta
Raptus, der, plötzlicher seltsamer Ein schenwörterbuch, Leipzig 1856: Rappuse,
fall. Einen R. bekommen. 8crn,iüb1e, seizure; oontu8iou Verwirrung.
Rapuse, Rappuse, die, Plünderung, Unordnung. Man kann diese Ved.
Beute. Mir nicht begegnet; aus Kurland damit erklären, dass bei Plünderungen
von Stender bezeugt: in die Rappuse alles oder vieles in Unordnung oder
geben, preisgeben. Von Bergmann und Verwirrung gerät; der Plünderung folgt
Hupel nichtverzeichnet. In Posen (vgl. 163) Unordnung, Wirrwarr.
Rappusche. — Soll, nach Grimms Wtb., Die oben berürte Verbindung mit
groteske Umbildung des nd. Hw. Rapse, „in" tonnte Rapuse als Fremdwort ver
Rappse, das Zugreifen, der Raub fein, muteil lassen; nicht minder auch die
durch eine romanisch klingende Endung angeblich romanische Endung, die bei
und romanische Betonung. Es soll, wird Luther use, bei Burchard Waldis auß ist,
ferner gesagt, ein Wort des Kriegs- und nd. und obersächsisch und in Posen usche,
Feldzugslebens sein, welches Luther als und zwar hauptsächlich wol mit weichein
treffenden Ausdruck verwendet habe, und sch, d. h. französ. ^, wie bei uns. Es
vermutlich auf niederd. oder nieder!. scheint denn doch die Herleitung aus dem
Boden entstanden sein. — Dass es ein Lateinischen etwas für sich zu haben, um
Kriegerausdruck und auf nd. od. ndl. fo mehr, da für ravtu,8 Raub mittelalterlich
raren - Rat. ?
auch rkppu8 und rapus begegnet, vgl. Du — Einige schreiben Rissoll —, besteht
dlln^L, der rappriL oder rapn8 noch in der heute meist aus gehackten (weich gekochten)
Ved. von nomiwtW vortio und clulrtulö. Kartoffeln, Beten, Gurken, auch Fleisch-
plenariae 8ecuritat,i8 verzeichnet. stückchen, mit Essig und Senf angemacht
raren. Wenn der Busch und offenbare und kalt zu essen. Meist nur Erfrischungs
See von sich selber raren und brummen, mittel nach durchzechter Nacht.
328. 75. I. 1649 und in spät. Ausg. lRast, die, Wegestrecke. Grimms Wtb.
In Grimms Wtb. von Tieren: blöken, sagt: „In urverwandten Sprachen kein
brüllen; in 476: tosend brüllen, stark vergleichbares Wort." Die Normann-
schreien; zunächst vom Rindvieh, dann schafter haben dazu ruff. »speia,, die Werst,
von der See. — heute unbekannt. gestellt u. dieses aus altn. raztH gedeutet,
iMsaunen, lärmen, poltern. Dies Her- wogegen Gedeonow und Andere geeifert
leitlich dunkle Wort ist zurückzufüren auf haben.)
franz. rssonnsr schallen, wiederhallen, od. sMstel, Dratgeflecht. In Grimms Wtb.
auf rkiFOnner oder auf razonner murren. aus d. tat. i-a8teI1llm gedeutet. Indessen
Das in Schlller-Lübben verzeichente ras- kommt im Altlatein nur rastellnä u. in
Lünen ist ranzunen, d. i. ranzioniren. Es andrer Bed. vor. Miklosich im etnm. Wtb.
ist daselbst nur belegt aus 194. IV. 2.208.) fürt es mit deutschem Rost zusammen,
rasch, vgl. lett. asche. hält das M. roste!) Rost für aus dem
rasch (-), rösch, Bergmann u. Hupel. mag. rostel? hervorgegangen, und meint,
Naschwaud, der, st. Rasch, ein locker letzteres könne deutschen Ursprungs sein.
gewebtes Wollenzeug. Raschwandt ö 13 Mag indessen lat. ra3t<?11niu, mag mag.
gl.. 349. XXV. 1. I. 1669. lOLtsl? das Ursprungswort von Rastel
Rasenbrand, der, Rasenbrennen. sein, so fragt sich noch, woher die Be
Rasenbrennen, das, Küttisbreunen. tonung auf n, beruht?).
Hupel (434. I. 13 u. 18) unterscheidet sriiß (-), beißend, stechend, fcharf. In
genauer Küttis oder Nasenbrennen von Grimms Wtb. übersehen russ. piZML
der Rodung, 190; das übliche Rasen scharf, schneidend, durchdringend, von
brennen (Küttis), 190. 78; das R. in pkökib schneiden. Zu dem Hw. Räße,
Estland Küttlsbrennen genannt, 168. 242; die, stellt sich russ. xiZk, welches bezüglich
das R. ist auf thonigem, schwerem, sauren des Empfindens ganz mit des Paracelsus
Boden ein vorzügliches Culturmittel, ebenso „Räßi der Colica" zusammenfällt: ptzgL
nachtheilig auf leichtem u. warmem, ebda. 8K N2Lorb Leibschneiden. RH u. Räße
Rasensammelu, das, auf Feldern, eine steht zu d. slaw. Wörtern offenbar näher
besondere Arbeit. als sllnscr. raä kratzen, ritzen, nagen oder
sRasenvogel, scherzhafte Benennung des als lat. rküere.)
Landmessers, dem estn. mätalind nach Rat. Gr,mms Wtb. sagt: Rat gehört
gebildet. 390c 71.) mit seinem Zeitwort raten zu denjenigen
Naslelzeug, Gesindel, Takelzeug, engl. alten gemeingermanischen Wörtern, welchen
lü,8eal, franz. rn,emUe. kein sicher vergleichbares in den urver
raspeln, schlecht sprechen. Er raspelt wandten Sprachen zur Seite steht. —
das Französische. Im Russ. ist paM Rat, d. h. Versammlung
rasseln, röcheln. Bezeuget, daß dem UNd Hilfe, PÄZM2, P3.Z,2AX1> U. MM16Ä5
Kranken das Wort schon bestecket ist und Ratgeber u. Mitglied eines städt. Rats.
hat zum Tode geraßelt, 352. XVI. 1. Zu Wenn auch russ., poln. u. czech. raäg, —
Grimms Wtb. 2). die, wol bemerkt, alle weiblichen Geschlechts
rasseltrocken, von Getreide, ganz trocken. sind — deutschen Ursprungs sein sollten,
rassiren, st. rasiren, 172. 1767. 32 u. so ist doch Rat zunächst, wie Grimms
hier u. da noch heute. Wtb. angibt, Gesammtbegriff für alles,
Rassirmesser. Rasfiermesser, 172. 1799. was für die leibliche Fürsorge u. Nahrung
192; Nllßirmesser, 172. 1796. 23. anzuschaffen u. zu gewähren war (woraus
Rassöll, der (u. das), russ., vm^iFretts. sich die Bed. 3) von Rat, nämlich Vor
Hupel zieht die Schreibung Rossol, oder sorge, Hilfe erklärt). Es kann auch heran
eigentlich Rosol, das, vor: eine aus Fleisch, gezogen werden russ. VM^ bereit (etwas
Hering, Zwibeln, Nettig, Äpfeln u. dgl. zu tun), MZHik sorgen für etwas, PN»'
mit Essig zubereitete kalte Speise. Sie rührt ssbiSÄb Woltäter, pa,?UN Sorge tragen
aus Russlllnd her und wird wie dort ge um, MWisN Fürsorger u. a. Das russ.
meiniglich zum Anfang der Mahlzeit ge KM3, wird aus dem Altnord, hergeleitet,
nossen. Im Russischen wird dafür VUnerpeiB wie schon früher, so jetzt auch von Mi
benutzt; M3oo^ ist Salzlake. Der Rassoll klosich (etymol. Wtb.) als Entlenung „in
8 ratata — Ratmann.
der ersten Periode" angesehen und zu Nachts umgehen muffte, 350. XVIII. 2.
A^UH und Z,M«.i5 u. s. w. gestellt goth. I. 1643. vgl. Mdelwacht. In 174. 1816.
döm Sinn, Urteil, ahd. wom Tat, Urteil, 22? heißt es: 1643-hat der Rath (zu
Gericht. Duma u. s. w. eigentlich nur Riga) verordnet die Rathelwacht, fo alle
russisch u. bulgarisch. Stunde des Nachts muß umgehen; ist ein
Einer Stadt. Auß der Bencke zu Nahte fchön Werk für Feuerschaden.
gezhogen, 349. IV. 4. I. 1654, d. h. aus raten. Das bei Rat Erwänte wird
der Ältestenbank in den Rat, Ratsherr durch die Ved. dieses Zw., welche Grimms
werden; einen nicht in dem Rath auf Mb. unter 2. b. angibt, vollständig be
nehmen, er habe denn zuvor dem Landes- stätigt: „gewönlich aber ist raten d. Begriff
herrn den Huldigungs-Eid u. dem Rath der Fürsorge, sorgen, beistehen, fördernd
den Bürger-Eid geleistet, 349. VIII. 2. helfen." Diese Bed. hat russ. M?H^
Einen heimlichen geschworenen Rath aus Sorge tragen, sorgen für etwas.
der Bürgerschaft dienstpflichtig zu machen, Bei derselben Kasten oder Kämmerei
349. VII. 4; mit seinem geschworenen sollen sitzen als Verwalter der Burgemeister,
Kammer-Ratt) seine Practiten fortsetzen, welcher nach Ausgaug seines Rächendes
ebda. Darum müssen alle Klagen vor , ein rathend Eltermann großer und
dem ganzen Rath, und nicht Kümmeret- ein rathend Eltermann kleiner Gilde,
Rath erörtert werden, 349. IV. 11. — In 349. XIV. 12; der Eltermann der kleinen
den Beugefällen ehemals oft mitcl. Einem Gilde, wenn sein Jahr des Rachens zu
ehrbaren Rade, 257. —Der sechsstimmige Ende gelaufen, soll abtreten, ebda.
Rath, zur Zeit der Statthlllterschaftsuer- Nathans. Solches zu Rathhause an
fassung, wurde vom eigentlichen Stadt- zeigen, 172. 1775. 33; zu Rathhause
Magistrat unterschieden und bestand aus unter VerHaft halten, 172. 1786. 262. —
dem Stadthauvt und den Stellvertretern Aus dem (vom) Rllthaufe kommt man
oder Wortführern der sechs Vürgertlassen. immer klüger (zurück), als man hinging.
Hieß auch der gemeine Stadtrath. Rathansordnung. Heimlichkeit ist die
Die Bischöfe hatten weltliche Räte und Rathhausordnung, wornach die Naths-
geistliche, dasCapitel. Daher: dasCapitel herren sich in ihrem Amte auf und außer
u. die Räthe, 369. 17 u. 18; ein Erz- dem Rathhause richten mufften, 180.
stiftischer Rath (u. Tiesenhausen), 350. III. 1. 74.
IV; der H. v. Tiesenhausen u. die andern Nathans- oder Gerichtstage sind nach
Erzstiftischen Räthe, ebda; sechs Personen, dem schwed. Stadtrechte in jeder Woche
zwei von unseren Ruthen, zwei aus un« Montag, Mittwoch und Sonnabend, 193.
serem Orden u. zwei aus der Gemeinheit, II. 483.
350. XVIII. 1. I. 1554; geloben, die Nathauszoll. Einkommende Maaren
Ritterschaft u. Räthe über hergebrachten hatten zu Ende der schwed. Zeit folgende
Gebrauch und Gewohnheit nicht zu über Zölle zu tragen: Licenten, Nnlagezoll u.
fahren, 194. R. R. d. F. E. 138. Nathhauszoll, 349. XVII.
Statt Titulärrat. Er ist Rat geworden. Nätin, die, Frau eines Titulärrats.
Da dieser Dienstrang, bis in die 40-er Da der Titel eines solchen in den 20r u.
Jahre, viel Bedeutung hatte, so wurden 30r Jahren dieses Iahrh. viel bedeutete,
mit Herr Rat und Frau Rätin Personen so wurden Frauen, deren Stellung eine
angeredet, welche dem besseren Mittelstände bessere war od. schien, von Gewerlsleuten
angehörten und denen man einen ehren insbesondere gern Frau Nätin genannt.
vollen Titel erteilen wollte. Sehr gew. Natlammer, ehemals die Stube, in der
war diese Anrede im Munde rig. Hand die Lcmdräte zu Rate saßen. In der
werker. Rathtammer (des Ritterhanses), 214. 12.
Es geschehe denn mit freiwilliger Be ratlich. Mittelst Rathlichem Bedenken,
willigung, Vollbort u. Raht, 155. Henning 66, Bedenken von Seiten des Rats; nach
Ehr. 215: „Genehmigung, Vollmacht". reifem rathlichem Erwegen, 192. II. 213,
ratata, ratata, rätata, oder rätata ta mitau. Nec. v. 1572.
ta, ta tä, ta tä Nachahmung des Trom Natmann, Ratsherr, in d. Vz. Nat-
melschlag-Geräusches. Ebenso: tarn, tarn, männer. Radtmanne der Stadt Riga,
tarn tä, tä, tä. In Donizettis Tochter 241; Bürgermeisters und Nathmanne der
des Regiments hat der ungeschickte Über Stadt Riga, 257; wir Vürgermeistere u.
setzer das franz. rawplllu eingeschmuggelt. Nllthmänner der Königl. Stadt NM,
Ratelwacht, die, in Grimms Mb. Na 344. 3; den neu erwählten Rnthmann
delwache, Wachal'theilliug, Scharwache. weder am Freitage (als dem gewönlichen
Die Ratelwacht, so alle Stunde des Tage solchen Actus) zu Nnthhnuse, weder
Ratmann in — Rat st übe. 9
den Sonntag darauf zur Kirchen in den Ratsherr. In Riga gibt es gelehrte
Nathsftuhl führen, 349. VIII. 2. Auch und kaufmännische Ratsherren; in Dor-
in 180 oft st. Ratsherr. Hupel sagt: pat literate Ratsherren, im Sinne der
Rathmann hört man zuweilen st. Rathsherr. gelehrten Rigas.
Ratmann«, die, Natsherrin. Die ver Ratsjahr, von Micha« zu Mchiili.
witwete Rathmannin, 172. 1784. 388; Die Rechnung geht von dem Rathsjahr
Rathmannin, 172. 1794. 140. 1637 — 38, 174. 1823. 136.
Rats. Fast alle mit Rats- zusammen Ratslrug, der, in Pernau.
gesetzten Hauptwörter haben den Ton auf
Ratssitz, der, Ratssitzung. Alle Raths
dem zweiten Hauptworte: Natsdiener,
diener sollen bei den Rachssitzen gegen
Natsstul, Ratspriuilegium. Ausgenom
wärtig sein, 180. IV. 2. 499. Unge
men: Ratsbeamter, Rätsverwandter u. a.
bräuchlich.
Ratsbuch. Das sog. schwarze oder
Ratsställ. der, Marstall der Stadt
Rachsbuch, 174. 1883. 203. Anm.; die
Riga. Die Bezeichnungscheintim 17. Iahrh.
Declaration ist in den Ratsbüchern ver
aufzukommen und hörte auf, als der
zeichnet worden, in CessionsUrkunden. Zu
Ratssiall, welcher Wagen und Pferde für
Grimms Wtb.
den Rat enthielt und demgemäß auch
Ratscalefactor. Der Eid eines solchen
Kosten verursachte, im 2 ten Viertel dieses
u. 1721 in 349. X.
Iahrh. aufgehoben wurde. Er diente
s Ratsche, Topf? fragt Schiller-Lübben.
darauf als Stadt-Pöststation.
Ich halte es kür slawisch, da es nur aus
Wismar bezeugt wird, u. für entsprechend Ratsstübe, zuweilen Ratstube, früher
ruff. Mm«a kleiner Zuber oder Eimers der jetzt sog. Ratssäl. In der großen
Natschaft, Gerätschaft? Von des Schiffes Rathsstube. 350. XXV. 1; der Obersekre
Rahtschaft, 148. tär wird an die Rathsstube gerufen und
Ratschlag. Beratschlagung. Außerhalb sodann verfügt sich der Rath aus der
den Steuen in gemeinen Stadt Nach Rathsstube in die Kämmerei, von wannen
schlagen auf der Gildestuben werden nach die beiden ältesten Herren Bürger
folgende Gebräuche gehalten, 349. IV. 11; meister mit dem Oberselretiir auf den
in gemeinen Nachschlagen, 349. IV. 1; die Balkon austreten, 174. 1883. 204 aus
Rathschlage u. Zusammenkünfte auf den Ende d. 18. Iahrh. — Die allgemeine
Gildestuben, 180. II. 2. 104 u. oft. Jetzt Rathsstube hieß früher Reuenter auf dem
ungebräuchlich. Zu Grimms Wtb. Rathhause. Vrotze in 350. XVIll. Bl. 106.
Ratsdiner. Die Rathsdiencr sollen ihren Natsstul, der, jetzt Ratsgestül, in den
Herren auswärtig sein, 291. III. 16; der Stadttirchen Rigas, die Gesammtheit der
verstorbene Raths- u. Gesetzdiener, 172. Sitze für den Rat. Den neu erwählten
1772. 107; ein Amts-Rathsdiener, 174. Rathmann den Sonntag darauf zur
1825. 303 aus d. I. 1765, beim Amts Kirchen in den Rathsstuhl führen, 349.
gerichte; alle Rathsdiener sollen bei den VIII. 2; in dem Raths-Stuhl, 350. XXV.
Rathssitzon gegenwärtig sein, 180. IV. 2. 7; im Rathsstuhl, 350. XXVIII. I. 1748;
^99. Zu Grimms Wtb. der Rathsstuhl ist mit schwarzem Tuch
Ratsfrennd. Hupel sagt: Beistand, behängen, 174. 1883. 90 aus Ende d.
Ratgeber. Wittwen pflegen sich eines 18ten Iahrh. f. Ratstul.
solchen zu bedienen, wenn sie keinen Cu- Rätstag. An den gewöhnlichen Rahts-
rator gerichtlich bestellen lassen. In 154. tagen, 148, da es auch offenbare oder
I. 81: die Praxis nimmt an, daß es jeder öffentliche gibt; außer den 2 Rahts-
Frauensperson freistehe sich bei gericht Tägm haben, 199. 375; am nächsten
lichen sowohl, als außergerichtlichen Hand Rathstäge vorgelassen werden, 180. I. S.
lungen eines Curators — Beiraths, 424; am 3ten September, oder so daß kein
Assistenten, Nathsfrenndes — zu bedienen; Rachstag wäre, 172. 1779. 282. Z»i
ja es wird bei gerichtlichen Handlungen... Grimms Wtb.
die Mitwirkung eines von der Frauens Ratstand. In den Rahtstand erhoben
person selbst gewählten oder erbetenen werden, 349. IV. 9, in den Rat gewillt,
Beiraths . . . ausdrücklich verlangt, und Ratsherr werden; sich des Rachstandes
ebenso werden, besonders in Livland, «erschweren, 349. IV. 11, enthalten. Zu
verwittweten Frauen regelmäßig Kura Grimms Wtb.
toren gerichtlich zugeordnet. Ratftelle. Keine Nachstelle annehmen,
Raisgngenverbefseiungsfonds, der. Laut 349. IV. 11. Zu Grimms Wtb.
Budget der rig. Stadtcaffe von 1864 Ratstube, Ratsstube. Giese ist zusammt
betrug er 55801 Rb. der ganzen Gemeine ohne vorhergehende
Wörterschah Unlands. 2
Description:über die germanischen Sprachen hinaus felen. Indess lässt sich die .. Anm. 11, weiß keine Erklärung, meint aber, das Wort nichts; da (in der Schule) kann man auch was Rechtes lernen! 411 ist lift, Brotschaufel. In Grimms.