Table Of ContentChristine Heimprecht
Determinanten der
Auslandsberichterstattung
Eine Mehrebenenanalyse des
internationalen Nachrichtenflusses
Determinanten der
Auslandsberichterstattung
Christine Heimprecht
Determinanten der
Auslandsberichterstattung
Eine Mehrebenenanalyse des
internationalen Nachrichtenflusses
Christine Heimprecht
Mainz, Deutschland
Die vorliegende Arbeit wurde vom Fachbereich 02 – Sozialwissenschaften, Medien
und Sport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Jahr 2015 als Dissertation
zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.)
angenommen.
ISBN 978-3-658-14819-5 ISBN 978-3-658-14820-1 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-14820-1
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-
bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Springer VS
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2017
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die
nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung
des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche
Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa-
tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind.
Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder
implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen.
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Springer VS ist Teil von Springer Nature
Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Vorwort
In dem Song „The Scientist“ von Coldplay gibt es eine Strophe, die die zurückliegen-
den Jahre – von der ersten Idee zur Fertigstellung der vorliegenden Arbeit – treffend
zusammenfasst: „Nobody said it was easy. No one ever said it would be this hard.“ Ich
möchte an dieser Stelle den Menschen danken, die mir in dieser Zeit zur Seite gestan-
den haben und ohne die diese Arbeit in dieser Form nicht zustande gekommen wäre.
An erster Stelle möchte ich mich bei Prof. Dr. Jürgen Wilke bedanken, der mich all die
Jahre mit kritischen Fragen und wertvollen Hinweisen begleitet und mich insbesonde-
re beim Endspurt in den letzten Monaten außerordentlich unterstützt hat. Prof. Dr.
Oliver Quiring danke ich für seine Bereitschaft, das Koreferat zu übernehmen und
Prof. Dr. Gregor Daschmann dafür, dass er es mir ermöglichte, unter optimalen Be-
dingungen meine Arbeit fertigzustellen. In zahlreichen Gesprächen mit meinen Kolle-
gen Dr. Mathias Weber, Anna Schnauber, Dr. Stefan Geiß, Dr. Thomas Roessing und
Markus Schäfer konnte ich zudem diverse methodische und inhaltliche Fragen, die
sich mir während des Verfassens der Arbeit stellten, diskutieren, beleuchten und letzt-
lich klären. Ihr wart eine großartige Unterstützung. Ich möchte mich zudem bei Dr.
Nikolaus Jackob, Ilka Jakobs und Christine Hueß bedanken, die mich stets motivierten
und mir den Rücken frei hielten, sodass ich mich in den letzten Monaten auf meine
Dissertation konzentrieren konnte. Außerdem danke ich Katja Kollig, welche penibel
Fehler in der Kommasetzung und Rechtschreibung aufspürte. Mein weiterer Dank
geht an Daniela Stelzmann und Marcel Giersdorf, die an der Erhebung der Extra-
Media-Daten beteiligt waren. Ich möchte mich zudem bei meiner Mutter bedanken,
die mir früh den Wert einer gesunden Portion Neugier auf die Welt vermittelte. Mei-
nen Freunden danke ich für ihre Geduld und Nachsicht, ihren Zuspruch und die vielen
lustigen und entspannten Abende, die Zerstreuung boten. An dieser Stelle ist insbe-
sondere Dr. Nicole Podschuweit zu nennen, die gleich zwei Rollen erfüllte und mir
sowohl als Kollegin als auch als Freundin zur Seite stand. Schließlich und ganz beson-
ders danke ich meinem Freund Martin Repplinger, der all die Jahre für mich da war,
mich unterstützte, motivierte und immer an mich geglaubt hat.
Inhalt
1. Einleitung ................................................................................................................... 1
1.1. Relevanz des Themas und Problemstellung ........................................................ 1
1.2. Forschungslücke und Zielsetzung der Arbeit ...................................................... 9
2. Internationale Vergleiche – Entwicklung, Bedeutung, Kriterien ............................. 17
3. Theoretische Ansätze zur Nachrichtenselektion ...................................................... 31
3.1. Mehrebenenmodelle der Nachrichtengebung ................................................... 33
3.2. Die Nachrichtenwerttheorie .............................................................................. 68
3.3. Zwischenfazit .................................................................................................... 79
4. Muster in der Auslandsberichterstattung: Forschungsstand .................................... 83
4.1. Zentrale Befunde der Nachrichtengeografie ..................................................... 83
4.1.1. Determinanten der Auslandsberichterstattung ........................................... 85
4.1.1.1. Die Bedeutung von Ereignis- und Kontextmerkmalen ...................... 85
4.1.1.2. Die Einflussdimensionen Status, Nähe und Ähnlichkeit ................... 91
4.1.2. Kriegs- und Krisengebiete in der Auslandsberichterstattung .................... 99
4.2. Zwischenfazit .................................................................................................. 108
5. Weiterentwicklung bisheriger Konzepte und zentrale Annahmen ........................ 111
5.1. Theoretische und begriffliche Klärungen ....................................................... 113
5.1.1. Zum Verständnis von Ereignis- und Ländermerkmalen .......................... 115
5.1.2. Die Definition von Krieg, Krise und Konflikt ......................................... 123
5.1.3. Zwischenfazit ........................................................................................... 129
5.2. Zur Notwendigkeit der Weiterentwicklung von Analysemodellen ................ 131
5.3. Die Mehrebenenanalyse .................................................................................. 138
5.3.1. Das Mehrebenendesign und zentrale Begriffe ......................................... 140
5.3.2. Voraussetzungen und Ablauf der Mehrebenenanalyse ............................ 143
VIII Inhalt
5.4. Zentrale Annahmen und Analysemodelle ....................................................... 152
6. Methode & Untersuchungsanlage .......................................................................... 165
6.1. Die Inhaltsanalyse ........................................................................................... 165
6.1.1. Länderauswahl ......................................................................................... 167
6.1.2. Auswahl der Sender und Sendungen ....................................................... 173
6.1.3. Stichprobe und Kodierung ....................................................................... 176
6.1.4. Fernsehnachrichtensendungen im internationalen Vergleich .................. 182
6.2. Kontextmerkmale als Einflussvariablen der Auslandsberichterstattung ........ 186
6.2.1. Status ........................................................................................................ 189
6.2.2. Nähe ......................................................................................................... 199
6.2.3. Ähnlichkeit ............................................................................................... 210
6.2.4. Kontextmerkmale von Konfliktregionen ................................................. 219
6.2.4.1. Krisenstatus ...................................................................................... 221
6.2.4.2. Konfliktnähe .................................................................................... 234
6.2.5. Einflussmerkmale des gesellschaftlichen Systems und der Sender ......... 237
6.3. Zusammenführung der Daten, ihre Äquivalenz und Aussagekraft ................. 246
6.3.1. Die Datensätze ......................................................................................... 246
6.3.2. Äquivalenz und Gültigkeit ....................................................................... 252
7. Ergebnisse .............................................................................................................. 257
7.1. Die internationale Nachrichtengeografie (Deskriptive Analyse) .................... 258
7.1.1. Allgemeine Strukturen und Muster .......................................................... 261
7.1.2. Die prominentesten Ereignisländer in der Auslandsberichterstattung ..... 268
7.1.3. Zwischenfazit ........................................................................................... 277
7.2. Ländermerkmale als Einflussfaktoren der Auslandsberichterstattung
(Dimensionsreduktion und Regressionsanalyse) ............................................ 281
7.2.1. Verdichtung der Ländermerkmale ........................................................... 281
7.2.2. Der Einfluss der Ländermerkmale auf die Berichterstattung................... 296
Inhalt IX
7.3. Neue Einflussmodelle der Auslandsberichterstattung .........................................
(analytische Umsetzung der Mehrebenenmodelle) ........................................ 312
7.3.1. Der Einfluss des Ereignislandes auf den Zusammenhang zwischen
Kontextmerkmalen und Berichterstattung (Modell 1) ............................. 319
7.3.2. Einflüsse des gesellschaftlichen Systems auf den Zusammenhang ..............
zwischen Kontextmerkmalen und Berichterstattung (Modell 2) ............. 344
7.3.3. Staat, Medienorganisation, Nachrichtenfaktoren: Das dreistufige
Mehrebenenmodell in der Analyse (Modell 3) ........................................ 361
8. Determinanten der Auslandsberichterstattung: ...........................................................
Zusammenfassung & Folgerungen ....................................................................... 381
8.1. Eingangsthese .................................................................................................. 381
8.2. Zusammenfassung der Arbeit ......................................................................... 385
8.3. Einschränkungen ............................................................................................. 395
8.4. Diskussion und Ausblick ................................................................................ 400
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 405
Tabellenverzeichnis ....................................................................................................... 409
Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 413
Anhang .......................................................................................................................... 445
1. Einleitung
1.1. Relevanz des Themas und Problemstellung
Die Auslandsberichterstattung ist eine zentrale Quelle, aus der sich die Wahrnehmung
anderer Länder speist. Durch die Medienberichterstattung werden Bilder (engl.
„images“) von anderen Nationen erzeugt, die bei fehlenden eigenen Erfahrungen der
Rezipienten entscheidend für die Wahrnehmung dieser Länder sein können (vgl. u. a.
Brewer et al. 2003, Salwen und Matera 1992, Semetko et al. 1992, Wanta und Hu
1993, Wanta et al. 2004). Angesichts von fast 200 Ländern und Nationen auf der Welt
verfügt der Einzelne in den meisten Fällen kaum über persönliche Erfahrungen. Das
Wissen über andere Länder, ihre politischen Systeme, ihre wirtschaftliche Lage sowie
die Kultur der jeweiligen Nation stammt größtenteils aus den Medien.
Problematisch wird diese Art der Weltwahrnehmung dadurch, dass die Medienschaf-
fenden zwangsläufig eine Auswahl der zu berichtenden Ereignisse vornehmen müssen.
Zudem ist es selbst beim professionellen Ideal des objektiven Beobachters unmöglich,
die Realität ohne subjektive Perspektive oder durch den Arbeitsprozess bedingte Ver-
zerrungen darzustellen (vgl. u. a. Joch Robinson 1973, Lippmann 1922, Wilke und
Rosenberger 1991). Dies gilt umso mehr für Auslandsnachrichten, welche immer aus
der kulturell geprägten Sicht des berichtenden Journalisten heraus entstehen und bis
zur Veröffentlichung zahlreiche Hände (vom Korrespondenten über die Nachrichten-
agentur hin zum publizierenden Medium) durchlaufen. Die Nachrichten bilden die
Welt somit nicht einfach ab, sie konstruieren sie (vgl. Merten 1994, Schulz 1976). Ei-
ne Schlüsselfunktion in dieser Realitätskonstruktion kommt hierbei dem Fernsehen zu.
Aufgrund ihres traditionell grenzüberschreitenden Informationsanspruchs scheinen
Fernsehnachrichten besonders für die Darstellung und Vermittlung internationaler Ge-
schehnisse geeignet zu sein (vgl. Kamps 1998b, S. 275).
Seit den 1960er-Jahren werden Diskussionen darüber geführt, inwieweit die Berichter-
stattung über einzelne Länder erstens die Wahrnehmung des Landes innerhalb der Be-
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2017
C. Heimprecht, Determinanten der Auslandsberichterstattung,
DOI 10.1007/978-3-658-14820-1_1
2 Einleitung
völkerung prägt und zweitens die Auslandspolitik eines Landes beeinflusst (vgl. u. a.
Amanpour 1996, Meckel 1998, S. 257 f., Sreberny-Mohammadi 1984, Sreberny-
Mohammadi et al. 1985). In Bezug auf die Wahrnehmung des Auslands konnten Stu-
dien aus dem Bereich der Agenda-Setting-Forschung zeigen, dass die Auslandsbe-
richterstattung die Vorstellungen der Rezipienten über die Wichtigkeit von fremden
Ländern für die eigene Nation tatsächlich prägt (vgl. u. a. Golan und Wanta 2001,
Salwen und Matera 1992, Soroka 2003, Wanta et al. 2004, Wanta und Hu 1993). Des
Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass „the more negative coverage a nation
received, the more likely respondents were to think negatively about the nation, sup-
porting the second level of agenda setting“ (Wanta et al. 2004, S. 364). Werden Länder
in der Berichterstattung also (negativ) bewertet, findet sich diese Bewertung auch in
der öffentlichen Wahrnehmung wieder (vgl. auch Adams und Heyl 1981).
Iyengar und Simon (1993) kamen in ihrer Studie zur Berichterstattung über die Golf-
krise und den Golfkrieg Anfang der 1990er-Jahre und die Wahrnehmung der Ge-
schehnisse durch die Bevölkerung zu noch weitreichenderen Ergebnissen: Für ihre
Analyse nutzten sie Daten aus repräsentativen Bevölkerungsbefragungen des Gallup-
Instituts und der National Election Study in den USA zu verschiedenen Zeitpunkten
zwischen 1988 und 1991 und führten zudem eine Inhaltsanalyse von Fernsehnachrich-
ten der ABC (August 1990 und Mai 1991) durch. Die Autoren konnten neben Agenda-
Setting-Effekten auch Priming- und Framing-Effekte nachweisen. 1 Die Priming-
Effekte zeigten, dass die Darstellung der Ereignisse (Einmarsch der irakischen Armee
in Kuwait) die Bewertung des US-Präsidenten durch die Bevölkerung beeinflusste
(vgl. ebd., S. 366). Darüber hinaus stellte die stark an militärischen Einzelkonflikten
orientierte Berichterstattung für viele Menschen einen Bezugsrahmen dar, wenn es um
Lösungsmöglichkeiten des Konflikts ging (Framing). So zog die Bevölkerung eine
militärische Lösung einer diplomatischen vor (vgl. ebd.). Soroka (2003) untersuchte
1 Zu Framing vgl. Donsbach (2008b); vgl. auch Bach et al. (2012), Kepplinger et al. (2012), Lecheler
und Vreese (2011); zu Priming vgl. Brewer et al. (2003), Iyengar und Kinder (1987), Peter (2002),
Schemer (2013), Schoen (2004).