Table Of ContentMagdalena Anna Wojcieszuk
"DER MENSCH WIRD AM DU ZUM ICH"
Reihe Philosophie
Band 34
Magdalena Anna Wojcieszuk
IIDER MENSCH WIRD AM DU
ZUMICH"
EINE AUSEINANDERSETZUNG
MIT DER DIALOGPHILOSOPHIE DES XX.
JAHRHUNDERTS
Centaurus Verlag & Media UG 2010
Zur Autorin: Magdalena Anna Wojcieszuk, geb. 1975; Studium der
Germanistik in PosenIPolen; Studium der Philo sophie und Soziologie an der
Albert-Ludwigs-Universitat Freiburg i. Br.; 2010 Promotion in Philosophie an
der Albert-Ludwigs-Universitat Freiburg i. Br.
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Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet iiber http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86226-012-6 ISBN 978-3-86226-336-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-86226-336-3
ISSN 0177-2783
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© CENTA URUS Verlag & Media KG, Freiburg 2010
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Satz: Vorlage der Autorin
Ich mochte mich bei all denjenigen bedanken, die mich bei der Erstellung meiner
Doktorarbeit unterstiitzt haben.
Mein ganz besonderer Dank gilt Frau Pr;;f; Dr. Regine Kather (Albert-Ludwigs-Universitat
Freiburg i. Br.), die mich intensiv betreute, bestarkte und mit wertvollen Ratschlagen fUr das
Gelingen der Doktorarbeit sorgte.
INHALT S VERZEICHNIS
I. Einleitung 9
II. Das gottliche Du des menschlichen Ich in den christlichen
Schriften Ferdinand Ebners 17
1. Das Geistige im Menschen 17
2. Das Wort als Zugang zur Geistigkeit der Existenz 29
III. ..1 m Anfang ist die Beziehung": Dialogik Martin Bubers 51
1. Die Ich-Du-Welt und die Ich-Es-Welt 51
2. Urdistanz und Beziehung 73
3. Drei Sphiiren der Begegnung 78
4. Der Ruf des Anderen 102
IV. Der dialogische Weg zur Existenzerhellung in der
Philo sophie von Karl Jaspers 111
1. Das Ich im Dasein und in der Existenz 111
2. Selbstsein als Freiheit 130
3. Einsamkeit und Vereinigung 139
4. "Liebender Kampf' 149
5. Situationen und Grenzsituationen 157
6. Die Chiffren der Transzendenz 163
7. Verantwortung und Schuld in der existentiellen
Kommunikation 173
7
V. Das Dialogverhaltnis als Voraussetzung flir das Se1bstverhaltnis
in der Philosophie von Gabriel Marcel 184
1. Das objektivierende und das existentielle Denken 184
2. Die Problematik der Leiblichkeit 193
3. Zum Begriff der Partizipation 197
4. Die Intersubjektivitat im Medium der Liebe 204
VI. Karl Lowith: Der Mensch als Individuum in der Rolle
des Mitmenschen 228
1. Das Miteinandersein der Menschen in der Mitwelt 228
2. Die personale und die funktionale Bestimmung
als mitmenschliche Rollen 240
3. Das Zueinandersprechen im alltaglichen Miteinandersein und
das Miteinandersprechen im eigentlichen Mitsein 254
VII. Emmanuel Levinas' Philosophie der Fremdheit 269
1. Das fremde Antlitz des Anderen 269
2. Ethische Implikationen der metaphysischen Andersheit
des Anderen 279
VIII. Der Konflikt als Wesen der Beziehung zum Anderen in der
Philo sophie von Jean-Paul Sartre 299
1. Das Sein-an-sich und das Sein-flir-sich 299
2. Das Sein-flir-Andere 311
IX. Resiimee 340
X. Literaturverzeichnis 347
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1. Einleitung
Es ist das Hauptanliegen der vorliegenden Arbeit, ausgehend von der Dialogphilo
sophie des xx. Jahrhunderts, der Frage nach der Intersubjektivitat, die hier nicht
als Uberpriifung objektivierbarer Daten, sondem als Zwischenmenschlichkeit ver
standen wird, nachzugehen und sie weiter zu entwickeln. Der Begriff des Dialogi
schen bezieht sich nicht auf die Dialektik, sondem auf die personale, unmittelbare
Begegnung von Ich und Du. Der Gegenstand der Untersuchung ist folglich die Fra
ge nach dem Anderen und seiner Rolle fUr die Begriindung meiner Identitat, d.h.
meines Selbstseins.
Die Arbeit hat die Form einer vergleichenden Analyse der dialogischen Entwiir
fe von Ferdinand Ebner, Martin Buber, Karl Jaspers, Gabriel Marcel und Karl Lo
with. Fiir den Zweck dieser Arbeit ware es iiberfliissig und methodisch falsch, die
philosophischen Werke der oben genannten Autoren in ihrer Gesamtheit und gan
zen Tiefe zu untersuchen. Die vorliegende Untersuchung bringt notwendigerweise
eine Einschrankung mit sich: Sie versteht sich nicht als eine vollstandige Darstel
lung des philosophischen Denkens dieser Autoren, sondem als Studie der dialogi
schen Ansatze und als Auseinandersetzung mit den daraus resultierenden Proble
men und Fragen.
Es wird sich zeigen, inwieweit die dialogischen Konzeptionen der einzelnen Au
toren in einem Verhaltnis zueinander gedacht werden konnen. Darin besteht das
innovative Moment dieser Arbeit: Sie ist ein Versuch, innerhalb der Vielfaitigkeit
des dialogischen Denkens des xx. Jahrhunderts, Ahnlichkeiten und Differenzen zu
akzentuieren und sie folglich in einem gro6en Umfang miteinander in Verbindung
zu bringen. Es geniigt nicht, einzelne dialogische Positionen darzustellen und wie
derzugeben. Sie miissen vor allem einer kritischen Analyse unterzogen und auf
9
Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede untersucht werden, damit ihre ganze Rele
vanz und Bedeutsamkeit zur Geltung kommen konnen.
Den gemeinsamen Ausgangspunkt der Dialogphilosophie bildet die Annahme,
dass Ich und Du in ihrem Sein, d.h. in ihrem alltaglichen Dasein und in ihrer Exis
tenz, aufeinander bezogen sind und einander nicht nur zur Gestaltung des sozialen
Lebens innerhalb der Gesellschaft, sondem primar zur Selbstwerdung und Selbst
verwirklichung bediirfen. Nichts anderes driickt auch das als Titel der vorliegenden
Arbeit fungierende Zitat von Martin Buber aus: "Der Mensch wird am Du zum
Ich". I Der Versuch, sich nur aus sich selbst zu begriinden, ist von vomherein zum
Scheitem verurteilt. Es geniigt nicht den Menschen durch seine Autonomie, wie
Kant es tat, durch seine Vemunft, woftir Descartes pladierte, durch die Identifikati
on mit den eigenen Interessen, wie Michael Quante formuliert oder z.B. durch die
Rationalitat und das Bewusstsein seiner selbst als einer distinkten Entitat, mit einer
Vergangenheit und Zukunft, wie Peter Singer behauptet, zu bestimmen. Diese Me
thoden der Selbstbestimmung, in denen das Ich letztlich nur auf sich selbst bezogen
bleibt, verfehlen das Menschsein, des sen entscheidendes Kriterium die Moglichkeit
des Verhaltnisses zum Anderen ist, ohne den keine Subjektivitat denkbar ware. Die
Dialogphilosophie versucht zu zeigen, dass ohne den Anderen kein Menschsein
und kein Selbstsein moglich waren. Die Begegnung mit dem Du kommt nicht nach
der Bestimmung der eigenen Identitat, sondem geht ihr ontologisch voraus und
macht sie so erst moglich.
Die Intersubjektivitat, die die Dialogiker als einen wahren, wirklichen Dialog
von Ich und Du bezeichnen, erschopft sich nicht im logisch und rational ausgerich
teten Gesprach oder im wissenschaftlichen Diskurs, deren Methode gerade darin
besteht, das biographische, individuelle Element auszuschlieBen und eine allge
meingiiltige Erkenntnis zu gewinnen. 1m objektivierbaren Wissen iiberwiegt bei
weitem das Anonyme und Funktionale des menschlichen Daseins. Das Tragende
der Dialogphilosophie dagegen ist die Voraussetzung, dass jeder Mensch aufgrund
1 Buber: Ich und Du, in: Ders.: (1954) 32.
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Description:Die Arbeit hat die Form einer vergleichenden Analyse der dialogischen Entwürfe von Ferdinand Ebner, Martin Buber, Karl Jaspers, Gabriel Marcel und Karl Löwith.Die Hauptintention ist es, die Bedeutung der Intersubjektivität, die als Zwischenmenschlichkeit und Dialog zu verstehen ist, für die Entw