Table Of ContentDer Mensch, das wundersame Wesen
Rolf Oerter
Der Mensch, das
wundersame Wesen
Was Evolution, Kultur und Ontogenese
aus uns machen
RolfOerter
München
Deutschland
ISBN978-3-658-03321-7 ISBN978-3-658-03322-4(eBook)
DOI10.1007/978-3-658-03322-4
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Vorwort
In jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Thema Mensch, das meine berufliche Lauf-
bahn in Forschung und Lehre als Psychologe bestimmt hat, wuchs das Bedürfnis, über
denZaunzuschauenunddieSichtweiseandererDisziplinen,diesichmitdemMenschen
beschäftigen, kennenzulernen. Es erschien mir zunehmend wichtig, diese unterschiedli-
chenErkenntnisseundSichtweisenmiteinanderzuverbinden.Dieswirdimvorliegenden
Buchversucht.FreilichistdaseinUnterfangen,dassichangesichtsderFülledesMaterials
bescheidenmuss.DieAuswahl,diehiergetroffenwird,richtetsichnachdemZielaus,ein
Menschenbildzuvermitteln,dasunserVerständnisdesZusammenwirkensvonEvolution,
KulturundindividuellerEntwicklung(Ontogenese)vertieft. Obwohleinerseitsversucht
wurde, den neuesten Stand der Forschung zu berücksichtigen, geht es in dem Buch vor
allemdarum,gesicherteGrundlagenausEvolution,KulturundEntwicklungspsychologie
darzustellenundaufeinanderzubeziehen. AlsEinzelinformationzählenvieleInhaltezu
SelbstverständlichkeitenundmögensogarmanchmaleinembreiterenLeserkreisbekannt
sein.AberdieZusammenführungdieserInhalteundihreKombinationergebeneinneues,
undwieichmeine,tieferesVerständnisvomMenschen.
DurchdierasanteEntwicklungderForschungdriftendieeinzelnenDisziplinenimmer
weiter auseinander. Sie haben weder großes Interesse, noch die Zeit, sich zu interdiszi-
plinärerDiskussionzusammenzufinden.Geschiehtdiesdennoch,soerkenntmanrasch,
dassmanverschiedeneSprachensprichtundgibtdasUnterfangenkopfschüttelndauf.
Angesichts dieser Situation mag es vermessen erscheinen, den Versuch zu unterneh-
men, vorhandenesWissenausverschiedenenDisziplinen, vorallemausderEvolutions-
biologieund-psychologie,derSoziologieundKulturanthropologieund–lastnotleast–
der Entwicklungspsychologie, zu vereinen. Die Kritik der Kolleginnen und Kollegen ist
vorprogrammiert. Mein Wunsch ist es, dass Leserinnen und Leser durch die in diesem
BuchdargestelltenIdeenzumNachdenkenangeregtwerdenundvielleichtmanchesda-
vonfürihreigenesLebenimprivatenwieimöffentlichenBereichumsetzenkönnen.Sollte
dasBuchdarüberhinauszueinerinterdisziplinärenDiskussionführen,sowürdeeseine
Aufgabeerfüllen,dieheutedringendangegangenwerdenmuss.
DasBuchwendetsichaninteressierteLaien, anStudierende, dieüberihreverschulte
Ausbildunghinausmehrwissenwollen,undschließlichanFachleute,dieprüfenmögen,
V
VI Vorwort
ob die dargestellten Thesen und Ideen brauchbar und weiterführend sind. In allen Stu-
diengängen, die ein Studium generale vorsehen, bietet sich der Inhalt dieses Buches als
interessantesübergreifendesStoffgebietan.
Die griechischen Götter begleiten jedes Kapitel kritisch und fügen Ergänzungen aus
ihrerSichtan,dienichtseltenallzumenschlichsind.
IchdankedemVerlagSpringerSpektrumfürdieBereitschaft,diesesBuchzupublizieren
und ihm eine gediegene äußere Form zu geben. Besonderen Dank verdienen Frau Grit
ZachariasfürIhrsorgfältigesLektoratsowiedieBearbeitungundFormatierungdesTextes
undderAbbildungensowieFrauEvaKohlerundFrauKerstinHoffmannfürihreMithilfe
beiderEndredaktion.
München,Oktober2013 RolfOerter
Inhaltsverzeichnis
Einleitung................................................................. XI
1 Wokommenwirher?DasLebenalsGlücksfall ............................ 1
1.1 DieBausteinedesLebens............................................ 1
1.2 WieentstandLeben?................................................ 3
1.3 DieEntwicklunghöhererLebensformen–einStreifzug ................. 7
1.4 Resümee .......................................................... 13
Literatur ............................................................... 17
2 DerverzweigteWegzumMenschen ...................................... 19
2.1 Wasistanders?EinigeBesonderheitendesMenschen................... 19
2.2 VondengemeinsamenPrimatenvorfahrenzumAustralopithecus ........ 20
2.3 Homo,WerkzeugmacherundWerkzeugnutzer ........................ 24
2.4 DerNeandertaler(Homoneanderthalensis)–diehöchste
EntwicklungsstufevordemErscheinendesHomosapiens............... 26
2.5 DieEntstehungdesaufrechtenGanges................................ 28
2.6 ZurEntwicklungweitererMerkmaleundihrerBedeutung............... 31
Literatur ............................................................... 38
3 KopfundHandarbeitenzusammenundbringenErstaunlicheszuwege...... 41
3.1 DieEntwicklungderHand .......................................... 41
3.2 DieEntwicklungdesGehirns ........................................ 44
3.3 DieEntwicklungdesWerkzeuggebrauchs ............................. 48
3.4 EinigeSchlussfolgerungen........................................... 53
Literatur ............................................................... 58
4 DerHomosapienserobertdieWelt ...................................... 61
4.1 Wachsetundmehreteuch:WiegeundWegederMenschheit ............ 61
4.2 WasistneuamHomosapiens? ...................................... 65
4.3 KunstundReligionalsKriteriendesmodernenMenschen .............. 67
4.4 Borntobewild.PassenwirinunsereneueUmwelt? .................... 73
Literatur ............................................................... 78
VII
VIII Inhaltsverzeichnis
5 Zurbiologisch-psychologischenTiefenstrukturdesHomosapiens–Bindung,
Geschlecht,Sexualität,Status,AggressionundprosozialesVerhalten........ 81
5.1 Bindung........................................................... 82
5.2 Geschlecht......................................................... 82
5.3 Sexualität.......................................................... 87
5.4 Status ............................................................. 92
5.5 Aggression ........................................................ 97
5.6 ProsozialesVerhalten ............................................... 101
Literatur ............................................................... 109
6 MenschlicheEvolutionundKulturgehörenzusammen .................... 111
6.1 WasistKultur? ................................................... 111
6.2 DerGegenstandalsKernstückmenschlicherKultur ................... 113
6.3 DergemeinsameGegenstandsbezugalsPrototypsozialerInteraktion .... 116
6.4 VierGrundkomponentenkulturellenHandelns....................... 119
6.5 IsomorphiealsRegulationsprinzipzwischenSubjektundKultur ........ 122
6.6 KulturelleMemealsneueFormderWeitergabevonInformation ....... 125
6.7 DasEKO-Modell:eineersteAnnäherung............................. 127
6.8 WeitergabekulturellenWissens:dasIndividuumalsaktiverKonstrukteur 128
6.9 EnkulturationundAkkulturation ................................... 132
6.10 DasEKO-Modell:einezweiteAnnäherung ........................... 134
Literatur ............................................................... 137
7 Kulturenwandelnsichundwirinihnen .................................. 139
7.1 SoziobiologieundKultur........................................... 139
7.2 KulturelleEntwicklung:FormenderVergesellschaftung................ 141
7.3 KollektivismusundIndividualismus................................. 144
7.4 KulturelleEntwicklung:DerMenschwirdsesshaft;dieEntstehungvon
Stadtkulturen ..................................................... 146
7.5 Die Ausbreitung der Sprachen: Verzahnung von Biologie und
Sprachgemeinschaft ............................................... 149
7.6 KulturellerEntwicklungsschub:SchriftspracheverändertdasDenken.... 153
7.7 DieSuchenachkulturellenUniversalien ............................. 155
7.8 AkkulturationalsProblemderGegenwart............................ 158
Literatur ............................................................... 162
8 Ontogenese:„molare“Sicht ............................................. 165
8.1 EinflussgrößenfürEntwicklung,diewenigbeachtetwerden ............ 166
8.2 DasZusammenspielvonAnlage,UmweltundSelbstgestaltung ......... 169
8.3 DasIndividuumwirdMitgliedderKultur ............................ 174
8.4 Identität.......................................................... 178
8.5 EntwicklungsaufgabenundkritischeLebensereignisse ................. 184
Literatur ............................................................... 193
Inhaltsverzeichnis IX
9 Ontogenese:MolekulareSicht .......................................... 195
9.1 Kernwissen,RüstzeugunsererEvolution ............................ 195
9.2 IntuitiveTheorien:manchmalfalsch,aberimmernützlich ............ 205
9.3 DasVorschulalter:EntscheidendeSchrittezurMenschwerdung........ 212
Literatur .............................................................. 220
10 Spiel,einidealerAnwaltfürdasEKO-Modell.Oder:NurwoderMensch
spielt,isterganzMensch............................................... 223
10.1 WasistSpiel? .................................................... 223
10.2 SpielverhaltenbeimTierundseinevolutionärerSinn ................. 225
10.3 Ontogenese:SpielalsLebensbewältigung............................ 227
10.4 KulturundSpiel:einKreislauf ..................................... 238
10.5 Resümee ........................................................ 241
Literatur .............................................................. 245
11 Ästhetik–dieFreudeamSchönen ...................................... 247
11.1 WasistÄsthetik?................................................. 247
11.2 ÄsthetikbeiTieren ............................................... 248
11.3 TheorienüberEntstehungundNutzenderÄsthetik .................. 250
11.4 EvolutionäreWurzelndesÄsthetischenbeimMenschen .............. 256
11.5 ÄsthetikundKultur .............................................. 258
11.6 Ontogenese...................................................... 268
11.7 Resümee ........................................................ 279
Literatur .............................................................. 283
12 Religion,einEKO-Produkt............................................. 285
12.1 ZurEvolutiondesReligiösen ...................................... 286
12.2 ReligionundKultur .............................................. 291
12.3 Resümee ........................................................ 294
12.4 Ontogenese:WiesichReligiositätbeimEinzelmenschenentwickelt..... 295
12.5 ReligionundReligiositätimEKO-Modell ........................... 304
Literatur .............................................................. 307
13 JenseitsderEvolution: DieKrönungmenschlichenDenkensdurchdie
WissenschaftunddasVordringenindenMikro-undMakrokosmos ....... 309
13.1 HatunsdieEvolutionmitderwahrenErkenntnisderWeltausgestattet? 309
13.2 WiedieKulturunsgeholfenhat,überunsselbsthinauszuwachsen .... 312
13.3 KulturüberhöhtdieEvolution:dasBeispielderZahlen ............... 313
13.4 WiesiehtdieWeltdadraußenaus?Andersalsesunsdie
Evolutionlehrt................................................... 321
13.5 WiekommtdasNeueindieWelt?DieKreativitätdesEinzelnen
unddesKollektivs................................................ 329
Literatur .............................................................. 334
X Inhaltsverzeichnis
14 Kreativität–vomIndividuumzumUniversum........................... 337
14.1 Waswirkennenundbewundern:individuelleKreativität ............. 338
14.2 KulturundKreativität ............................................ 347
14.3 KreativitätalsWesenszugderEvolutionunddesgesamtenUniversums. 362
14.4 Resümee:EinEKO-ModellderKreativität........................... 367
Literatur .............................................................. 371
15 EswerdeLicht:GeistundBewusstsein................................... 373
15.1 PhilosophischeAnsätze ........................................... 373
15.2 Bewusstsein ..................................................... 378
15.3 GeistundGeistiges,wasistdas?.................................... 386
15.4 DasEKO-ModelldesBewusstseins ................................. 391
Literatur .............................................................. 394
16 VonderFreiheitdesMenschen:Chancen,dieunsEvolution,Kultur
undOntogeneseschenken.............................................. 397
16.1 FreiheitinderEvolution .......................................... 398
16.2 FreiheitsgradeinKulturundGesellschaft ........................... 403
16.3 FreiheitinderindividuellenEntwicklung ........................... 409
16.4 WilleundWillensfreiheit ......................................... 412
16.5 WilleundWillensfreiheitinderpsychologischenForschung........... 416
16.6 FreiheitalsVerpflichtungfürdieZukunft ........................... 421
Literatur .............................................................. 427
Personenverzeichnis ....................................................... 431
Sachverzeichnis............................................................ 437
Description:Dieses Buch räumt mit den Einseitigkeiten auf, die man täglich zu hören und zu lesen bekommt, wie in etwa: Alles in uns ist Evolution. Oder: Die Gesellschaft macht mit uns, was sie will. Oder aber: Ich bin geworden, was die Umwelt aus mir gemacht hat. Solche Aussagen sind schlicht falsch. Die Men