Table Of ContentDerHolzbau
Von
Wilhelm Stoy VDI
Dr.·lng. habil., Professor an der
Technischen Hochschule Braunschweig
Fiinfte,
neubearbeitete und verbesserte Auflage
Mit 197 Textabbildungen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
ISBN 978-3-662-01201-7 ISBN 978-3-662-01200-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-01200-0
AIle Rechte, insbesondere das der Vbersetzung
in fremde Sprachen, vor behalten.
Copyright 1939, 1941,1942, 1944 and 1950 by Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
Urspriinglich erschienen bei Springer-Verlag OHG. in BerlinfGottingenfHeidelberg 1950
Sofatcover reprint of the hardcover 5th edition 1950
Dem Andenken
meines Va tel's
V orwort zur fiinften Auflage.
Das Holz ist wegen seiner bekannten schatzenswerten Eigenschaften
nach wie vor einer der wichtigsten Baustoffe. Da aber der Holzbestand
infolge des groBen Einschlages in den letz,ten Jahrzehnten standig ab
genommen hat, heiBt es, mit diesem kostbaren Baustoff so sparsam wie
irgend moglich umz,ugehen. Sparsame Venvendung heiBt nun nicht, den
Baustoff Holz. z,u meiden, sondern die Konstruktionen des Hoch- und
Ingenieurbaues so zu wahlen, daB die Tragfahigkeit des Holzes voll aus
genutz,t wird, ohne daB dadurch die Giite und die Sicherheit des Bau
werkes leidet.
Alt hergebrachte, meist viel Holz, verbrauchende Systeme sollte man
heute moglichstvermeiden. Das nunmehrin flinf ter neubearbeiteterAuflage
vorliegende Buch will Z,U seinem Teil dazu beitragen, dieses erstrebens
werte Ziel zu erreichen und wendet sich daher nicht nur an die Ingenieure
und Architekten, sondern vor allem an den Nachwuchs des Zimmerer
handwerks, den jungen und werdenden Bauingenieur, den Zimmer
meister und -polier.
Obwohl die vierte Auflage schon seit langerer Zeit vergriffen und die
Nachfrage nach einer Neuauflage sehr rege war, wurden keine Kosten
und Mlihen gescheut, das Buch vollig neu Z,u bearbeiten und wesentlich
zu ergiinzen. Der Zeitpunkt des Erscheinens wurde dadurch wohl hinaus
gerlickt, doch konnten in der Nachkriegsz,eit die Beziehungen z,um Aus
lande wieder angeknlipft werden und somit auch neue Erkenntnisse des
Auslandes, sowie Erfahrungen beim "\Viederaufbau insbesondere z,erst6r
ter Briicken usw. in der vorliegenden Auflage Beriicksichtigung finden.
;Eingehender behandelt wurden folgende Gebiete: Leim und Leim
verbindungen mit Angabe der im Handel befindlichen Leimsorten und
ihrer Anwendbarkeit.
Holznagelbau sowie der Behelfsbruckenbau. Der Abschnitt "Lehr- und
Schalgeruste" wurde vollig umgearbeitet und ein besonderes Kapitel
liber "Holzschutz", der gerade in der heutigen Zeit eine besonders wich
tige Rolle spielt, angefligt. Die in dieser Auflage gebrachten neueren
Ausfiihrungsbeispiele werden allen Lesern willkommen sein.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, allen Behorden und Firmen, die
meine Arbeiten durch Zeichnungen und Berichte libel' ausgefiihrte Bau
werke gefordert haben, sowie all den Freunden und Fachleuten, die
VI Vorwort zur 5. Auflage.
durch fOrdernde Kritik, Fehlermeldungen, Erganzungs- und Verbesse
rungsvorschlage mit daz,u beigetragen haben, das Buch erneut zu ver
bessern und Z,U vervollkommnen, meinen herzlichsten Dank auszu
sprechen. Ihre Namen sind jeweils an den betreffenden Stellen im Text
angegeben. Besonderer Dank gebuhrt meinem l\fitarbeiter Herrn
Ingenieur G. DROGE, der mir bei der Bearbeitung weitgehendst geholfen
hat, sowie dem Springer-Verlag fUr seine freundliche Unterstiitzung in
Fragen der Drucklegung, fur die Ausstattung des Buches sowie fUr die
verstalldnisvolle ErfUllung meiner "\Vullsche.
Braunschweig, im Juni 1950.
WILHELM STOY.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
MaDgebende deutsche Normen und Bestimmungen. 1
I. Das Rohholz und seine Zurich tung . . . 1
II. Die Grundlagen der Festigkeitsbercchnung 10
A. Allgemeines . . . . . . . . . . . . 10
B. Festigkeitszahlen und zuliissige Beanspruchungen . 13
1. Druckfestigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . 13
a) In del' Faserrichtung. S. 13. - b) Druckfestigkeit quer zur
Faserrichtung. S. 15.
2. Zugfestigkeit. . . 17
3. Biegungsfestigkeit 19
4. Scherfestigkeit 22
5. Knickfestigkeit. 22
III. Holzverbindungen. . 27
A. Die Verbindungsmittel 28
1. Flachenfeste Verbindungcn (Leim) 29
2. Punktfiirmige Verbindungen. . . . 36
a) Verbindungsmittel mit vorwiegender Biegungsbeanspruchung 36
a) Bolzen, Nagel, Stahlstifte. S. 36. - fJ) Bauweise Cabriil
(Rohrdiibel). S.43.
b) Verbindungsmittel mit vorwiegender Druckbeanspruchung
(Diibel). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Gruppe 1: Doppelkegeldiibel (Kiibler). S.47. - Krallen
scheibendiibel System Greim. S. 47.
Gru ppe 2: Ringdiibel von Tuchscherer, Schiiller, HeD, Rig
ling, Locher, Appel. S. 48. - Teller· und Stufendiibel von
Christoph & Unmack. S. 51.
Gruppe 3: PreDdiibel: Bulldogplatten. S.51. - Alligator.
zahnringdiibel. S.52. - Gekaholzverbinder. S.53. -
Pirommer Krallenplatte. S.53. - Stahlerne Bander.
S. 54. - Simplex-Holzverbinder. S. 55. - Klammern. S. 55.
- Dollen, Holznagel. S. 56.
B. Die Holzverbindungen. 56
1. DruckstoD. . 56
2. Zapien ... 58
3. Versatz. . . 59
4. Schragzapfen 61
5. ?ugstoD. . . . 61
6. Uberschneidung . . .. ..... 63
7. Stabverbindungen mit Knotenplatten 64
VIII Inhaltsvel'zeichnis.
Seite
IV. Die Tragwel'ke im allgemeinen . 64,
A. Del' vel'diibelte Balken . 64
B. Hangewel'k, Sprengwel'k, Hangespl'engwel'k 67
C. Die neuel'en, ingenieul'maBig durchgebildeten Trag-
werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
1. Vollwandbindel' . . . . . . . . . . . . . 68
a) Balkenbindel'. S.68. - b) Bogenbinder. S. 72.
2. Fachwel'kbindel' . . . . . . . . . . . . . 81
a) Paralleltrager. S. 85. - b) Dl'eiecksbinder. S. 89. - c) Man
sardbinder. S.90. - d) Parabel-und Bogenbinder. S.95.
e) Zwei- und Dl'eigelenkbindel'. S.97. - £) Mehrschiffige
Hallen. S. 101.
V. Tiirme, Geriiste, Tribiinen . . . . . . 101
VI. Briicken . . . . . . . . . . . . . . 114
A. Holzbriicken als Dauerlosung . U5
B. Behelfsbriicken ..... 122
VII. Baugeriiste -. . . . . . . . . . . . 140
A. Lehr-und Schalgeriiste 141
1. Lehrgeriiste fiir Wolbbriicken 141
a) Unterstiitzte Lehrgeriiste. S.141. - b) Fl'eitragende Lehr-
geriiste. S. 157.
2. Schalgeriiste fiir ebene Stahlbetonkonstruktionen 164
B. Aufstellgeriiste " .... 168
C. Hilfsgeriiste . . . . . . . . 189
Schutzbehandlung des Bauholzes. 194
Schrifttum-Vel'zeichnis ..... . 202
MaBgebende deutsche Normen und Bestimmungen.
DIN 436 Vierkantscheiben fiir Holzverbindungen.
DIN 440 Rundscheiben fiir Holzverbindungen.
DIN 1052 Holzbauwerke. Berechnung und Ausfiihrung. 3. Ausgabe. Dezember
1940 (mit Nachtragen bis zum 31. Dezember 1943).
DIN 1074 Holzbriicken. Berechnung und Ausfiihrung. 2. Ausgabe. August 1941.
(In der 2. Ausgabe ist DIN 1074 so geandert worden, daB hier nur
noch die Bestimmungen iiber StraBenbriicken enthalten sind, die iiber
DIN 1052 hinaus gelten.)
DIN U51 Drahtstifte, rund, Flachkopf, Senkkopf.
DIN 1350 Zeichen fiir Festigkeitsberechnungen und Beiblatt.
DIN 1969 Technische Vorschriften fiir Bauleistungen (VOB). Zimmererarbeiten.
2. Ausgabe. Januar 1933. (Laut Mitteilung des Reichsverdingungs
ausschusses sind die Bestimmungen iiber Werkstoffe im Abschnitt A
der technischen Vorschriften fiir Bauleistungen durch Anordnungen der
verschiedenen Oberwachungsstellen fiir Rohstoffe bis auf weiteres
teilweise iiberholt - EriaB des Reichsministers der Finanzen vom
2. 12. 1938 - 06100 Bh II - 71/38 IV Ban).
DIN DVM 2180-2190 Holzpriifung.
DIN 4070 Holzabmessungen, Kantholz, Balken, Dachlatten. } 2.Ausgabe
DIN 4071 Holzabmessungen, Bretter und Bohlen. November
DIN 4072 Holzabmessungen, Spundung von gehobelten und rauhen 1938
Brettern.
DIN 4074 Bauholz - Giitebedingungen - Marz 1939.
Homa = HolzmeBanweisung. Verordnung iiber die Aushaltung, Messung und
Sortenbildung des Holzes in den deutschen Foreten vom 1. Oktober 1936
I. Das Rohholz und seine Zurichtnng \
Als Bauholz wird in Deutschland fast nur einheimisches Nadelholz ver
wandt, in der Hauptsache Fichte (Rottanne), Kiefer (Fohre, Forle) und
Tanne (WeifJtanne), seltener Larche (als Bauholz teuer). DabeiistdieFichte
das wesentlichste Bauholz in den Gebirgsgegenden Deutschlands, in Siid
deutschland und auch in Westdeutschland, wahrend die Kiefer das fast
ausschlieBlich verwandte Bauholz des deutschen Ostens und Nordens ist.
Die Larche, die beziiglich Widerstandsfahigkeit gegen Faulnis der Eiche
gleichkommt und die beziiglich Druckfestigkeit in der Faserrichtung
und Biegungsfestigkeit das hochwertigste Nadelholz darstelit, findet als
ausgesprochener Baum des Hochgebirges besonders dort in groBerem
1 Diesen Abschnitt hat Oberforstmeister Dr. H. GLASER, Kassel, kritisch
durchgesehen.
Stay, Holzbau. 5. Aufl. 1
2 Das Rohholz und seine Zurichtung.
Umfang Verwendung. In Deutschland sind einzelne Funkttirme aus
diesem Holz gebaut worden. Von den Laubholzern hat nur Eiche
eine gewisse Bedeutung fiir Bauteile, an die beziiglich Festigkeit (beson
ders Druck quer zur Faser) und Wetterbestandigkeit sehr hohe Anforde
rungen gestellt werden.
Nachdem das Holz im Walde gefiillt ist, muB es sachgemiiB behandelt
und moglichst bald abgefahren werden. Holz aus Sommerfallung muB
moglichst bald eingeschnitten und sachgemaB gestapelt, oder sofort ins
Wasser gebracht werden. Ein gutes Mittel, im Sommer gefiilltes Holz
vor dem ReiBen zu schiitzen, ist Liegenlassen mit voller Krone, so daB
Blatter oder Nadeln infolge ihrer groBen Verdunstungsoberflache dem
gefallten Stamm einen Teil des Wassers entziehen. Dieses Mittel ist
unentbehrlich beim Sommereinschlag von Laubholz, insbesondere von
Eiche. SachgemaB behandeltes Holz aus Sommerfallung ist gleich
wertig mit sachgemaB behandeltem Holz aus Winterfallung. Wird die
Abfuhr von Holz, das im Winter gefallt ist, erst im Friihjahr oder Som
mer vorgenommen, so sollte es auf Unterlagen gelegt werden, damit es
vom Boden freikommt. 1m Hochgebirge ist infolge hoher Schneelage
nur die Sommerfallung moglich. Fiir die Bevorzugung der Winter-oder
Sommerfallung sind forsttechnische Griinde ausschlaggebend. In den
Festigkeitswerten der Holzer, geordnet nach Fallzeiten, sind keine ge
setzmaBigen jahreszeitlichen Schwankungen feststellbarl.
Um das Trocknen zu fordern, ist die Rinde zu entfernen, bei im
Winter geschlagenem Holz spatestens bis Mitte MaL Beim Eintritt
wiirmerer Witterung wird unentrindetes Holz leicht vom Borkenkiifer
und anderen tierischen Schiidlingen befallen und bildet dadurch eine
groBe Gefahr Iiir den Waldbestand. 1m Winter gefalltes und entrindetes
Holz wird niemals stark reiBen, solange es einem langsamen Trocknungs
prozeB ausgesetzt wird (Frost, Wind). Um Bliiue zu vermeiden, wird
dagegen empfohlen, im Sommer gefiilltes Kiefernholz im Walde nicht zu
entrinden, sondern es sofort abzufahren und entweder gleich einzuschnei
den oder ins Wasser zu bringen. Fichte auf Kahlschlagen neigt bei
Sommerfallung zum ReiBen, wenn das Holz langere Zeit entrindet
liegen bleibt. Fichte aus Durchforstungen dagegen bedarf bei der Som
merfallung keinerlei anderer Behandlung als bei Winterfallung (Lage
rung im Bestandschatten usw.).
1m Winter geschlagene Buche muB, wenn sie nicht stocken solI, bis
Ende Marz eingeschnitten sein. Eiche wird am besten ganz entrindet.
Frisch eingeschlagenes Holz enthalt 50-150 %W asser, bezogen auf
das Darrgewicht; nach langerer Lagerung im Walde oder auf dem Sage-
1 Bericht Nr. 73 der Eidg. Materialpriifungsanstalt an der E. T. H. in Zurich,
Untersuchung uber den EinfluB der Fitlizeit auf die bautechnischen Eigenschaften
des Fichten· und Tannenholzes. ZUrich 1933.
Das Rohholz und seine Zurichtung. 3
werk geht diesel' Gehalt bei schwachem Nadelholz auf etwa 25-35 %
(waldtrocken) zuruck. Die weitere Austrocknung erfolgt nach dem Ein
schneiden zu Kantholz, Bohlen, Brettern usw. (lufttrocken 15-20 %
Feuchtigkcit je nach dem jeweiligen Feuchtigkeitsgehalt del' Luft). Zu
dies em Zweeke ist das Holz entsprechend zu stapeln.
Kunstliche Trocknung kommt heute fUr Bauholz bewnders bei ge
leimten Konstruktionen in Frage; hier ist sie heute noch unbedingt
notwendig und bedingt den Enderfolg. 1m allgcmeinen wurdc sie zu
umstandlich sein und das Holz unyerhaltnismaBig verteuern. Sofern
abel' die Bestrebungen, fUr kunstlich getrocknetes Holz hohere Span
nungen einzufUhren, yerwirklicht werden, durfte sich die Sachlage
andern 1.
Die Meinung, daB gefloBtes Holz nicht gefloBtem bezuglich Wider
standsfahigkeit gegenuber Pilzen und tierischen Schadlingen uberlegen
sei, darf auf Grund neuerer wissenschaftlicher Auswertung als erledigt
gelten.
Fur die Sortierung des Rohholzes zum Zwecke des Verkaufs gilt in
Deutschland einheitlich seit 1. Oktober 1936 die Verordnung uber die
Aushaltung, Messung und Sortenbildung des Holzes in den deutschen
Forsten (BolzmeBallweisung = Boma).
Das Langnutzholz wird in Stamme und Stangen eingeteilt. Die
Stamme mit del' Unterteilung in Langholz und Abschnitte haben 1 m
oberhalb des dickeren Endes uber 14 em Durchmesser mit Rinde, die
Stangen bis 14 em Durchmesser.
Fur Langnutzholz ausLaubholz sowieKiefer,Larche und Weymouths
kiefer sind Durchmesserklassen gebildet, und zwar so, daB die Klassen
zahl das Zehntelmeter des Mittendurchmessers der zugehorigen Stamme
erkelillen liWt. Da 10 em-Klassen beim Nadelholz cine zu weite Spalille
bilden und Holzer versehiedenster Verwendungsmogliehkeiten umfassen
wiirden, sind bei den
Klassen 1 bis 3 Unterklassen mit 5 em vorgesehen,
Klasse 1 a unter 15 em Mittendurchmesser ohne Einde
1 b von 15-19 em
" " "
" 2a" 20-24 em " " usw.
Die Mindestlange betragt 6 m. Absehnitte sind Teile zerlegter Stamme
oder Stammabsehnitte, die zuruckbleiben, wenn der Stamm wesentlich
gekurzt und daher nicht mehr als Langholz zu bewerten ist (B16cke,
Blochholz); ihre Einteilung erfolgt wie beim Langholz.
Fur Fichte, Tanne und Douglasie richtet sieh die Klasseneinteilung
nach Mindestlange und Mindestzopfdurchmesser (sag. Heilbronner Sor
tierung). Die sehwaehste Klasse wird auch hier mit Klasse 1 bezeiehnet.
1 WEDLER, B.: Neue Berechnungsgrundlagen fUr Holzbauwerke. Zb1. Bau
verw.61 (1941), Heft 2/3.
1*