Table Of ContentBibliothek des Radio-Amateurs 5. Band
Herausgegeben von Dr. Eugen Nesper
Del'
Hochfrequenz -Verstarker
Ein Lei tfaden fur Radio-Techniker
Von
Max Baumgart
Ingeniellr
Mit 27 Textabbildungen
Berlin
Verlag von Julius Springer
1924
AHe Rechte, insbesondere das der Ubersetzung
in fremde Sprachen, vorbehalten.
ISBN 978-3-642-47110-0 ISBN 978-3-642-47362-3 (eBook)
DOl 10.1007/978-3-642-47362-3
Zur Einfiihrung
der Bibliothek des Radio-Amateurs.
Schon vor der Radio-Amateurbewegung hat es technische und
sportliche Bestrebungen gegeben, die schnell in breite Volks
schichten eindrangen; sie alle iibertrifft heute bereits an Umfang
und an Intensitat die Beschaftigung mit der Radio-Telephonie.
Die Griinde hierfiir sind mannigfaltig. Andere technische
Betatigungen erfordern nicht unerhebliche Voraussetzungen.
Wer z. B. eine kleine Dampfmaschine selbst bauen will - was
vor zwanzig Jahren eine Lieblingsbeschaftigung technisch be
gabter SchUler war -, ben6tigt einerseits viele Werkzeuge und
Einrichtungen, muE andererseits aber auch ein guter Mechaniker
sein, um eine brauchbare Maschine zu erhalten. Auch der Bau
von Funkeninduktoren oder Elektrisiermaschinen, gleichfalls eine
Lieblingsbetatigung in friiheren Jahrzehnten, erfordert manche
Fabrikationseinrichtung und entsprechende Geschicklichkeit.
Die meisten dieser Schwierigkeiten entfallen bei der Be
schaftigung mit einfachen Versuchen der Radio-Telephonie.
Schon mit manchem in jedem Haushalt vorhandenen Altgegen
stand lassen sich ohne besondere Geschicklichkeit Empfangs
resultate erzielen. Der Bau eines Kristalldetektorempfangers ist
weder schwierig noch teuer, und bereits mit ihm erreicht man
ein Ergebnis, das auf jeden Laien, der seine ersten radiotelepho
nischen Versuche unternimmt, gleichmaBig iiberwaltigend wirkt:
Fast frei von irdischen Entfernungen, ist er in der Lage, aus
dem Raum heraus Energie in Form von Signalen, von Musik,
Gesang usw. aufzunehmen.
Kaum einer, der so mit einfachen Hillsmitteln angefangen
hat, wird von der Beschaftigung mit der Radio-Telephonie los
kommen. Er wird versuchen, seine Kenntnisse und seine Appa
ratur zu verbessern, er wird immer bessere und hochwertigere
Schaltungen ausprobieren, um immer vollkommener die aus
dem Raum kommenden Wellen aufzunehmen und damit den
Raum zu beherrschen.
IV Zur Einflihrung der Bibliothek des Radio-Amateurs.
Diese neuen Freunde der Technik, die "Radio-Amateure",
haben in den meisten groBziigig organisierten Landern die Unter
stiitzung weitvorausschauender PoIitiker und Staatsmanner ge
funden unter dem Eindruck des universellen Gedankens, den
das Wort "Radio" in allen Landern aus16st. In anderen Landern
hat man den Radio-Amateur geduldet, in ganz wenigen ist er
zunachst als staatsgefahrIich bekampft worden. Aber auch in
diesen Landern ist bereits abzusehen, daB er in seinen Arbeiten
kiinftighin nicht beschrankt werden darf.
Wenn man auf der einen Seite dem Radio-Amateur das Recht
seiner Existenz erteilt, so muB naturgemaB andererseits von ihm
verlangt werden, daB er die staatIiche Ordnung nicht gefahrdet.
Der Radio-Amateur m uB technisch und physikalisch
die Materie beherrschen, muB also weitgehendst in das Ver
standnis von Theorie und Praxis eindringen.
Hier setzt nun naben der schon bestehenden und tagIich neu
aufschieBenden, in ihrem Wert recht verschiedenen Buch- und
BroschiirenIiteratur die "BibIiothek des Radio-Amateurs" ein. In
knappen, zwanglosen und billigen Bandchen wird sie allmahlich
aIle Spezialgebiete, die den Radio-Amateur angehen, von hervor
ragenden Fachleuten behandeln lassen. Die Kopplung der Band
chen untereinander ist extrem lose: jedes kann ohne die anderen
bezogen werden, und jedes ist ohne die anderen verstandlich.
Die Vo rteile dieses Verfahrens Iiegen nach diesen Ausfiihrungen
klar zutage: Billigkeit und die M6gIichkeit, die Bibliothek jeder
zeit auf dem Stande der Erkenntnis und Technik zu erhalten. In
universeller gehaltenen Bandchen werden eingehend die theore
tischen Fragen geklart.
Kaum je zuvor haben Interessenten einen solchen Anteil an
literarischen Dingen genommen, wie bei der Radio-Amateur
bewegung. Alles, was iiber das Radio-Amateurwesen verOffentlicht
wird, erfahrt eine scharfe Kritik. Diese kann uns nur erwiinscht
sein, da wir lediglich das Bestreben haben, die Kenntnis der
Radiodinge breiten Volksschichten zu vermitteln. Wir bitten
daher um strenge Durchsicht und Mitteilung aller Fehler und
Wiimmhe.
Dr. Engen Nesper.
Vorwort.
Wohl kein Gebiet der Technik wirkt anziehender und an
regender auf die Jugend und reifere Jugend, als gerade das der
Radio-Technik. Schon die fUr den weniger Eingeweihten geheim.
nisvollen Vorgange und das Ratselhafte der Wirkungen lOst in
fast jedem mit nur einigermaBen fiir die Technik ansprechendem
Gemiit eine Sehnsucht nach den naheren Zusammenhangen aus.
Diese Sehnsucht zu f6rdern und zum Tatigkeitsdrang, zu positiver
Arbeit zn verstarken, sollte Aufgabe eines jeden sein, dem die
Zukunft unseres Volkes am Herzen liegt. Denn diese Tatigkeit
erzieht, regt an und bildet einen selbstbewuBten, die Technik
und den Fortschritt f6rdernden und begeisterten Nachwuchs heran.
Dieses Biichlein ist fiir den Bastler und den angehenden Radio
Techniker geschrieben und soll ihn in die Lage versetzen, sich
an selbsterbauten und doch gut arbeitenden Geraten zu erfreuen,
daran zu lemen, sich und den Seinen zur Unterhaltung, der
Allgemeinheit zum Nutzen.
Wenn dieses Biichlein der Bastler- und Radio-Gemeinde
neue Freunde und Anhanger wirbt, dann ist der Zweck erreicht,
und es ware der schOnste Lohn fiir alIe Arbeit.
Es sei an dieser Stelle bemerkt, daB die praktische Betatigung
auf diesem Gebiet vorlaufig in Deutschland von der Genehmigung
der ReichspostbehOrde abhangig ist. Diese Erlaubnis ist also vor
Beginn der Arbeiten nachzusuchen.
Ber lin, im Februar 1924.
Max Baumgart.
Inhaltsverzeichnis.
Selte
Bezeichnungen der Radio-Telegraphie und -Telephonie . VII
Allgemeines . . . . 1
1. Einfiihrung . . . . . . . . . . . 1
2. Empfangsanlagen. . . . . . . . . 3
3. Bau von Hochfrequenz-Verstiirkern 6
1. D e r Z wei fa c h hoc h fr e que n z-V e r s tar k e r mit R a h ill e n 6
a) Schaltungen . . . . . . . . 6
b) Der Rahmen. . . . . . . . 7
c) Der Hochfrequenz-V erstarker . 11
Das Verstarkerbrett . • . . . 13
Das Grundbrett. . . . . . . 14
Der Lampensockel und die Steckerbuchsenleisten 14
Die Kondensatoren • . . . • . . . . . . • • 18
Der Ableitungswidcrstand oder die Drossel. . . 19
II. Der Dreifachhochfrequenz-Verstarker filr Broad-
casting .... . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Ill. Der Filnffachhochfrequenz-Verstlirker fUr Broad
casting 24
Zubehor ....... . 25
IV. D as Tel e p h 0 n . . 25
V. Die Heizbatteri e. 26
VI. Die Anodenbatterie 27
Einiges fiber WellenIiingen 31
Die Inbetriebnahme . . . . 31
Bezeichnungen der Radio -Telegraphie und -Telephonie.
Galvaniscbes Element, Akku- Induktor (Resonanz-
~f-!-
mulator, Batterie. induktor).
IY Transforlllator, Hoch
G leicbstrommaschine. freq uenztransfo I'ruator.
-& Wecb6elstrommaschine. Funkenstrecke fiir sel-
tene Fun kenentla
Hocbfrequenzmaschine, Hoch- dungen.
-&
frequenzq uelle.
Liischfunkstrecke
V Regulierbarer Schiebekontakt.
(StoBfunkenstrecke).
-c- Steckkontakt.
-
KlemmenanschluB. Lichtbogengenerator.
(Ohmscher) Widerstand.
Entladestrecke fiir ide
t ale StoBerregung.
Eisen-W asserstoffwiderstand.
Vakuumriibre (Katho
denriihre).
NIM
Luftdrossel.
•
U nveranderliche
Selbstinduktions
Eisendrossel.
spule.
Honigwabenspule (Ho
~
Tonspule. neycombcoil).
Veranderliche Selbst
-<J~ Schalter. induktionsspule,
Schiebespule, Vario
meter.
:~ =::I
Mehrpoliger Schalter.
~
Kopplung.
fu
Taster. U nveranderlicher Kondensa
tor, Blockkondensator.
~~
{ Unterbrecher, Ticker. Veranderlicher Kondensator,
n Drehplattenkondensator.
Transformator. Pendelkondensator.
VIII Bezeichnungen der Radio-Telegraphie und -Telephonie.
Indikationsinstrument, Gal- ~ Gutleitende Erde.
(2)
, vanometer, Amperemeter,
V oltmeter. ~ Schlechtleitende Erde.
GeiJUer-(Helium-,N eon-usw.)
-c:::=::>- Rohre. In sich geschlossene
Apparatur.
Koharer.
,
4 Niederfrequenzver
Kristalldeiektor. starker.
Elektrolytische Zelle.
~ Mittelfrequenzver-
~ starker.
~ Thermoelement. =M
~ Mikrophon.
Hochfrequenzverstarker.
q
r Telephon.
~ Zweifach-Hochfrequenz
~ verstarker.
Lautsprecher.
~
Dreifach-Hochfrequenz
$ ~ verstarker.
Schreibapparat.
-W ~ Schweb.jlngszusatzappa
Relais. rat (Uberlagerer).
1
Geerdete Antenne. ~ Halbperiodige
Schwingung.
1
Schwach strahlende Antenne,
Schirmantenne. ~ T = Schwingungsdauer
A = Well enlange.
~ Ii
Starkstrahlende Antenne. . R = Resonanzpunkt.
J = Strom,
~
Antenne mit Gegengewicht. . magnetische
~ ~ Feldinteno-
Q tat
~~~ -~~~
)Ant~,. -:~__ __-:: V = ·Span-
Sprnon-(Rohm'n- ------ nung elek-
- v trischeFeld-
intensitat.
Allgemeines.
Auf das Wesen der drahtlosen tJbermittlung von Sprache,
Musik und Zeichen naher einzugehen, ist nicht Aufgabe dieses
Werkchens. Es existiert hieruber eine gute und fUr jeden gebil
deten Laien mit allgemeinen elektrotechnischen und physikali
schen Kenntnissen verstandliche, umfangreiche und auch ge
drangte Literatur. Ich erwahne nur: "Die Welt urn Nauen" von
Art h u r Fur s t und als besonders preiswert und doch mit gut en
Abbildungen, auch von gutem, verstandlichen Inhalt: Hanns
Gunther: "Wellentelegraphie, ein radiotechnisches Praktikum",
Stuttgart , Verlag Franckh. Das Buch ist besonders geeignet,
allgemeine Vorkenntnisse in leichtverstandlicher Darbietung dem
Leser zu vermitteln. Dem we iter fortgeschrittenen Radioamateur
und dem angehenden Ingenieur wird das Buch "Der Radio-Ama
teur" von Dr. E u g e nNe s per, erschienen im Verlag von
Julius Springer, ein nicht versagender Berater sein.
1. Einfiihrung.
Durch einen Schwingungskreis mit entsprechenden elektri
schen GraBen, der Selbstinduktion Sv, dem Kondensator Cv und
dem Energieerzeuger der hochfrequenten Wechselstrame H, wird
vermittels eines Drahtgebildes, der Antenne, der diese umgebende
Ather angestoBen und in Schwingungen versetzt (Abb. I). Diese
Schwingungen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortpflanzen
(300000 kmjSek.), kannen dauernd sein, jedoch auch, z. B. im
Rhythmus der Morsezeichen, unterbrochen werden. Durch die An
tenne werden also Atherwellen erregt, deren Schwingungszahl, Fre
quenz, oder wie man es fachmannisch ausdruckt "Wellenlange",
durch die elektrischen Abmessungen gekennzeichnet sind. In
der Praxis ist die Einrichtung so getroffen, daB man die elektri
schen GraBen "Selbstinduktion" und "Kapazitat" durch einfache
Hebel- oder Knopfbetatigung bequem andern kann und somit in
B a urn gart, Hochfrequenz-Verstarker.
2 Einfiihrung.
der Lage ist, schnell eine gewiinschte Wellenlange zur Ausstrah
lung zu bringen.
Da wir Menschen kein Organ haben, welches uns die elek
trischen Schwingungen, wie
lIusges/rahlte Wellenzilje
z. B. durch unsere Augen die
Lichtwellen, aufzunehmen ge
stattet, so miissen wir Einrich
Sende - IInfenne tungen verwenden, die uns die
HodTfrequenz Erkennung der ausgestrahlten
que/Ie
/lnfennen
kopplvng
Erde
;;
Abb.1. Radio-Telephonie-Sender. Abb. 2. Kristalldetektor.
Wellen vermitteln. Diese Mittel haben wir
Gitter in den Detektoren der Empfangseinrich-
~~§JIfr---1 kaOllhl/ohd-e tungen. Man verwen de te vor nie h t zu
langer Zeit ausschlieBlich Kristalldetek
toren. Diese bestehen z. B. aus einem
Stiickchen Silizium, auf das leicht eine
Silber-, Platin-, Gold- oder Graphitspitze
aufliegt (Abb. 2). Derartige Detektoren
Eind verhaltnismaBig unempfindlieh und
verlangen groBe Empfangsenergien. Erst
, ,
durch Einfiihrung der Kathodenrohre
Gitter :: Ilnode
(Abb.3) hat man einen groBen Fortsehritt
/(athode auf dem gesamten Gebiete der Radioteeh-
Abb. 3. Kathodenrohre. nik gemaeht. Besonders fiir die Empfangs-
anlagen wird in modernen Geraten aus
sehlieBlich die Rohre angewendet, die nieht nur ein guter Wellen
indikator ist, sondern dariiber hinaus noeh die ankommende Welle
erheblieh verstarkt. Allerdings stellt das Arbeiten mit der Rohre