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BRUNNEN
Johan Bouman.G eb. 1918 in Amsterdam. Von
1948 bis 195:4P farrer der Nederlands Hervorm
de Kerek, 1959 Hat!)ilitation an der Universität
Utrecht über ein Thema aus der islamischen
Theologie. Bis 1960 Professor für Altes Testa
ment, Hebräisch, Religionsgeschichte in Brüs
sel. Anschließend Protessor für Islam-Wissen-
. schaften in Beirut. Lebt seit 1970 in Deutsch
land, zuerst als Professor für Theologie tmtJ
Religionsgeschichte an .d:er Ruhr-Universität in
· Bochum, seit 1973 Ordinarius für Religionsge
schichte an der Philipps-l:Jniversität Marpurg.
Seit der Vollversammlungi n Amsterdam 1948 hat der ÖkumenF
sche Rat der Kirchen( Genf)s ich immerw ieder mit dem Problem
des Friedens in der Welt beschäftigt.
Als die Vernichtungsgewaltd er Atomwaffen größer wurde und
damit die Gefahr einer atomaren Auseinandersetzungw uchs,
wurden auch die Appelle des ÖRK immer eindringlicher.S eine
Erklärungenz eigen dabei aber immer deutlicher: Die Theologie
ist die Gefangene politischer Denkstruktureng eworden,w ie sie
früher Gefangene der naturwissenschaftlichenD enkstrukturen
war.
Der Schwerpunktd ieser Erklärungenr uht auf dem Vertraueni n
die politische Vernunft des guten Menschen, der in seinem
autonomenW illen allezeit den Frieden sucht und will. Auf einer
anderen Ebene wiederholt sich hier die entscheidendeK ontro
verse zwischen Augustinusu nd Pelagius.A uch heute steht das
biblischeV erständnisv on Sünde, Schuld und Tod einerseitsu nd
Gnade, Erlösung und Friede andererseitsa uf dem Spiel.
Mit Hilfe der von Augustini n dieser Fragea u$ der Bibelg ewom,e
nen Einsichtenw erden die Erklärungend es ÖRK kritisch über
prüft.
ISBN 3-7'655-951'3-6
TheologischeV erlagsgemeinschaft
•
BRUNNEN+ R.BROCKHAUS
Jo han Bouman
Der Glaube
an das Menschenmögliche
Der Ökumenische Rat der Kirchen
und der Friede
BRUNNEN VERLAG · GIESSEN/BASEL
Die THEOLOGISCHE VERLAGSGEMEINSCHAFT (TVG)
ist eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Brunnen Gießen und
R. Brockhaus Wuppertal. Sie hat das Ziel, schriftgemäße theolo
gische Arheiten zu veröffentlichen.
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Bouman, Johan:
Der Glaube an das Menschenmögliche: d. ökumen. Rat d. Kirchen
u. d. Friede/ Johan Bouman. - Giessen; Basel: Brunnen-Verlag,
1984.
ISBN 3-7655-9513-6
Umschlagbild: Statue vor dem UN-Gebäude in New York:
„Wir verwandeln unsere Schwerter in Pflugscharen"
Foto: dpa-Bild
© 1984 by Brunnen Verlag, Gießen
Umschlaggestaltung: Martin Künkler
Herstellung: St. -Johannis-Druckerei, Lahr
Inhalt
Vorwort 5
Einleitung 7
I. Der Mönch Pelagins 9
1. Zeit und UmweltdesPelagius 9
2. Die Lehre des Pelagius 10
II. Die Antwort Augustins 12
1. Seine theologische Vertiefung im
pelagianischen Streit 12
2. Geist und Buchstabe 14
3. Der Brief Augustins an Hilarius 18
4. Die Natur und die Gnade 19
5. Augustin und der erste Sieg des Pelagius 22
6. Die Gnade Christi und die Erbsünde 25
7. Die Gnade und der freie Wille 27
III. Der späte Sieg des Pelagius 31
1. Der neue Geist: Die Aufklärung 31
2. Die neue Mission: Erziehung 32
3. Die neue Gemeinde: Toleranz 33
4. Die neue Religion: Vernunft und Gesetz 35
5. Ein philosophischer Pelagianismus 36
IV. Die Friedensbotschaft des ÖRK
in der Stunde der Gefahr 38
1. Die einmalige Situation 38
2. Kirche und Frieden in Erklärungen des ÖRK 39
3
V. Politischer Pelagianismus 48
1. Die drei Faktoren 48
2. Der moralische und politische Ernst 49
3. GeistundBuchstabe 51
4. Pelagianismus und Sünde 53
5. Der Pelagianismus und die Gnade 58
Anmerkungen 61
4
Vorwort
Die Erklärungen zum Thema „Kirchen, Christen und Frieden"
haben in letzter Zeit zugenommen. Die Inhalte sind dabei so
verschieden, daß man fast von einem theologischen Chaos reden
kann. Da hinein etwas Klarheit zu bringen, wird nicht leicht sein.
Wenn dies überhaupt gelingen soll, kann an erster Stelle nicht
irgendeine politische Überzeugung stehen, sondern die Bibel
selbst.
Dabei ist es durchaus nicht unwichtig, in der Kirchen- und
Theologiegeschichte nachzuforschen, wie die anerkannten Lehrer
der Kirche den Glauben verteidigt haben. Sie haben in häufig sehr
langen Perioden geistiger und theologischer Verwirrung die die
Verkündigung zersetzenden Ketzereien durchschaut und wider
legt.
Leider haben die offiziellen Erklärungen des Ökumenischen
Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf widersprüchliche Reaktionen
hervorgerufen, besonders nach der Vollversammlung des Ö RK in
Vancouver 1983. Sie haben sowohl überzeugte Verteidiger wie
Kritiker gefunden und es gibt Stimmen, die jetzt für den Austritt
aus dem ÖRK oder das Ruhenlassen der Mitgliedschaft plä
dieren.
In dieser Situation ist ein theologisches überdenken dringend
erforderlich, wozu die vorliegende Schrift Denkanstöße geben
will. Die vorbereitenden Studien waren nicht einfach. Immer
wieder ergab sich das schwierige Problem, wie an und für sich
richtige politische Aussagen theologisch gewogen und bewertet
werden müssen. Dies führte oft zu einem bedrückenden Ergebnis.
Denn was politisch gesehen richtig ist, muß theologisch gesehen
u. U. zurückgewiesen werden. Die Theologie ist jetzt weithin
Gefangene der politischen Denkstrukturen geworden, wie sie
früher Gefangene der naturwissenschaftlichen Denkstrukturen
war.
Die Schwierigkeit dieser Aufgabe machte es methodologisch wie
pädagogisch notwendig, sich auf obengenannte Erklärungen zu
beschränken. Um der Klarheit willen mußte auf eine parallele
Untersuchung der Erklärungen der Evangelischen Kirche in
5
Deutschland (EKD) verzichtet werden. Dies hätte die bereits
schwierige Aufgabe unnötig belastet.
Die vorliegende Schrift wird so umstritten sein wie die Erklärun
gen selbst. Wenn sie aber dazu beitragen kann, die Theologie -
mehr noch: die Verkündigung des Wortes vom Kreuz - in der
Stunde der Gefahr zu vertiefen, hat sie ihr Ziel erreicht.
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Einleitung
Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, daß sich gerade in der
Kirche der Reformation eine dem Pelagianismus verwandte Lehre
anbahnt, wenn auf politischem Gebiet-insbesondere in der Frage
der Gestaltung des Friedens - offiziell Stellung bezogen wird. War
es doch Martin Luther, der in seiner reformatorischen Lehre jede
Form des Pelagianismus bekämpft hat, weil er unvereinbar ist mit
den entscheidenden Aussagen der Heiligen Schrift, besonders
denen des Römerbriefes. Dies geht deutlich hervor aus seinem
Streit mit Erasmus von Rotterdam. 1524 schrieb Erasmus seine
„Diatribe de libero arbitrio" (Auseinandersetzung über den freien
Willen). Seine These war: Die Gnade allein kann den Menschen
nicht erlösen. Letzten Endes entscheidet unser freier Wille, der
die Gnade entweder annehmen oder verwerfen kann. Nur so
stehen Gott und das Tun des Menschen im richtigen Verhältnis.
Luther durchschaute sofort die Gefahr für das Evangelium. Er
antwortete ein Jahr später mit seiner Schrift „De servo arbitrio"
(Über den unfreien Willen). Gott ist kein philosophisches Prinzip,
sondern der lebendige Gott, durch dessen gnadenvolles Handeln
der Mensch erlöst wird. Gott bietet uns in seiner Offenbarung das
Heil an, aber das Geheimnis unserer Erwählung bleibt in ihm
verborgen. Für den Menschen bleibt nur der Glaube übrig.
Die Lehre des Erasmus mit seinem christlichen Humanismus hat
ihr großes Vorbild in dem Mönch Pelagius, während Luther seine
Antwort nicht ohne eine tiefgehende Exegese des Römerbriefes
hatte schreiben können.
Diese Studie versucht zu klären, ob die Kirche der Reformation
sich in der Diskussion um die Friedensfrage auf dem Wege des
Pelagius befindet. Neben der Darstellung seiner Lehre müssen wir
auch die Widerlegung durch seinen großen ZeitgenossenAurelius
Augustinus untersuchen. Wir werden dann ausreichend Material
zur Hand haben, die Stellungnahmen des ÖRK in der Friedens
frage kritisch zu überprüfen.
7