Table Of ContentDER BRIEFWECHSEL 
VON JOHANN BERNOULLI 
I
DER  BRIEFWECHSEL 
VON JOHANN BERNOULLI 
HERAUSGEGEBEN VON DER 
NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT 
IN BASEL 
BAND I 
SPRINGER BASEL AG 1955
ISBN 978-3-0348-5070-4  ISBN 978-3-0348-5069-8 (eBook) 
DOI 10.1007/978-3-0348-5069-8
Nachdruck verboten. Alle Rechte, insbesondere 
das der Übersetzung in fremde Sprachen und der Reproduktion 
auf photostatischem Wege oder durch Mikrofilm, vorbehalten 
Copyright 1955 by Springer Basel AG 
Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag Basel 1955 
Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1955
DIESER BAND 
IST DEM ANDENKEN AN 
DEN GRÜNDER DES BERNOULLI-FONDS 
JOHANN RUDOLF GEIGY 
1862.-1943 
GEWIDMET
INHALT 
Vorwort des Herausgebers  .  .  .  .  .  .  .  .  .  9 
übersicht und Namenverzeichnis zum Vorwort  82 
Erklärungen  87 
Zeittafel  .  .  94 
A. Der Briefwechsel mit Jakob Bernoulli .  95 
B. Der Briefwechsel mit dem Marquis de l'Höpital.  121 
C. Vermischte Briefe  .  .  .  385 
Anhang: Verzeichnisse I-VI  487 
TAFELN 
neben 
Tafel I:  Porträt des Marquis de l'Höpital  128 
Tafel II:  Schriftprobe von J ohann Bernoulli .  232 
TafelIII: Schriftprobe des Marquis de l'Höpital  288 
Tafel IV:  Schriftproben der Marquise de l'Höpital  312 
Tafel V:  Porträt des Pieter Burman .  440
VORWORT DES  HERAUSGEBERS 
Die Basler Mathematiker des achtzehnten Jahrhunderts 
Plan zu einer Gesamtausgabe ihrer Werke 
1. Einleitung 
Die Stadt Basel, um das Jahr 1700 herum ein Gemeinwesen von rund fünfzehn 
tausend Einwohnern, hat in einem Zeitraum von hundert Jahren zwölf namhafte Mathe 
matiker hervorgebracht, unter denen vier vom ersten Rang zu den Klassikern ihrer 
Wissenschaft zählen. Sie alle gehören dem achtzehnten Jahrhundert an, wenn auch der 
älteste von ihnen nur mit seinen vier letzten Lebensjahren. Drei  Generationen von 
BERNOULLI haben ihren Namen beinahe zu einem Synonym für Mathematik gemacht, 
und LEONHARD EULER, der ihren Ruhm schliesslich überstrahlte, wird wohl für alle 
Zeiten als eine seltene Inkarnation mathematischen Geistes im Gedächtnis der Welt fort 
leben. Für ihr Geburtsland hatte das Auftreten dieser Forscher die Bedeutung, dass durch 
sie vor allem die kleine Schweiz im Bereich der Wissenschaft den grossenNationen als eben 
bürtiger Partner an die Seite trat und dass mehr als ein Menschenalter hindurch Schwei 
zer Gelehrte an den Akademien von Europa sozusagen ein gesuchter Artikel wurden. 
Solche Männer legen der Stadt, dem Land, das sie erzeugt hat, die moralische Ver 
pflichtung auf,  die  ungeheuren Verdienste im Bewusstsein der Völker  lebendig  zu 
erhalten. Das einzig passende Denkmal für die Helden des Geistes besteht aber in der 
möglichst vollständigen Herausgabe ihrer Werke, der gedruckten wie der ungedruckten, 
mit Einschluss auch alles dessen, was zu ihrer Lebensbeschreibung dient und ihr Wirken 
unter den Zeitgenossen beleuchtet, vor allem also ihrer Korrespondenz. Eine Gesamt 
ausgabe der Basler Mathematiker des achtzehnten Jahrhunderts, aus Schweizer Mitteln, 
durch Schweizer Kräfte, alles im Rahmen des Möglichen und Vernünftigen - dies zu 
veranstalten ist eine Ehrenschuld, die von der weiteren wie von der engeren Heimat 
dieser Männer eines Tages abgetragen werden muss. 
In so  umfassender  Gestalt  wird  diese  Forderung  hier zum  erstenmal  erhoben. 
In der Beschränkung auf die drei bedeutendsten Namen ist sie dagegen alt. Und für den 
grössten unter ihnen, LEoNHARD EULER, ist der Plan in seiner Allgemeinheit seit vier 
Jahrzehnten vorgezeichnet und zu einem guten Teil bereits verwirklicht. Nun war die 
Fruchtbarkeit dieses Forschers so ungeheuer, dass selbst die vereinigte literarische Pro 
duktion der übrigen in Betracht zu ziehenden Basler (ohne die Briefe) an Umfang kaum 
einen Drittel seiner Leistung beträgt. Da somit der grösste Teil unserer Forderung bereits 
in der Ausführung begriffen ist, so erscheint, was darüber hinaus noch zu tun bleibt, 
keineswegs  überheblich,  sondern als eine  angemessene  Ergänzung des  Euler-Werks, 
welche die Kräfte des Heimatlandes dieser Männer nicht übersteigen dürfte.
10  Vorwort des Herausgebers  Art.2 
Seit 1935 sind systematische Vorarbeiten zu einer Gesamtausgabe der Bernoullischen 
Schriften im Gang. Der vorliegende Band, durch verschiedene Umstände jahrelang ver 
zögert, ist das erste sichtbare Zeichen derselben. Das ganze Unternehmen ist freilich 
keineswegs über die Anfänge hinaus gesichert, und auch die Fragwürdigkeit der poli 
tischen Lage erlaubt keine zuverlässige Prognose. Daher tragen die folgenden Ausfüh 
rungen in der Hauptsache retrospektiven Charakter. 
Zuerst sollen in einem historischen Teil (A) die Umstände und Vorfälle erzählt werden, 
die schliesslich zur Gründung unseres Unternehmens geführt haben. So kurz nämlich 
und banal dessen eigene Geschichte ist, so lang und merkwürdig ist doch seine Vor 
geschichte. 
Ein anschliessender zweiter Teil (B) ist bibliographischer Natur und gibt in grossen 
Zügen eine Beschreibung der gedruckten und ungedruckten Schriften, die für die ge 
plante Ausgabe in Betracht kommen. 
Nachdem dadurch die Bedeutung des ganzen Projekts klar geworden ist, soll in einem 
letzten Teil (C) die Art und die Möglichkeit seiner Verwirklichung diskutiert werden. 
Unser Vorwort, das in 45 Artikel gegliedert ist, besitzt so den Charakter einer selb 
ständigen Abhandlung, die über den Hauptinhalt dieses Bandes weit hinausgreift und 
deshalb mit einem eigenen Namensverzeichnis versehen wurde (S.83-85). 
A. VORGESCHICHTE DES UNTERNEHMENS 
2. Die Euler-Ausgabe 
Unser  Unternehmen ist  in  seiner Organisation  unabhängig von  dem  schon  be 
stehenden Werk der Euler-Ausgabe, dient aber natürlich derselben umfassenden Idee. 
Daher ist unsere Betrachtung immer wieder genötigt, auf dieses Bezug zu nehmen. So 
werde ich auch den historischen Teil gleich damit beginnen, an das Zustandekommen 
der grossen Euler-Ausgabe zu erinnern. Da ein Abriss ihrer Geschichte im Vorwort zu 
ihrem ersten Band1) steht, genügt es hier, die wichtigsten Momente in Kürze anzuführen. 
Als Leonhard Euler im Jahre 1783 starb, hinterliess er eine solche Menge druck 
fertiger Schriften, dass die russische Akademie während der  nächsten 47 Jahre noch 
32 Jahrgänge ihrer Akten mit durchschnittlich sechs dieser Abhandlungen schmücken 
konnte, ohne damit den Nachlass ganz zu erschöpfen. Diese fast jährlich erscheinenden 
Publikationen im Verein mit den sich erneuernden Auflagen der bekannten Lehrbücher 
erhielten das Andenken Eulers noch ein halbes Jahrhundert hindurch lebendig. Dass 
allmählich das Bedürfnis nach einer Gesamtausgabe fühlbar wurde, ist natürlich; aber 
als dies geschah, war man noch weit davon entfernt, den Umfang des Riesenwerks einiger 
massen zuverlässig zu übersehen. Hiefür musste zunächst einiges Lehrgeld gezahlt werden. 
1)  Leonhardi Euleri opera omnia, ser.l, vol. I (Leipzig und Berlin, G. B. Teubner 1911).
Art. 2  Vorwort des Herausgebers  11 
Ein erster,  ungeschickter Versuch,  (Euvres  completes  von  Euler in französischer 
übersetzung> herauszugeben, fand  1839 in  Brüssel  statt,  brachte  es  aber  nur  auf 
fünf Bände. 
Einen zweiten, weit ernsthafteren Anlauf nahm 1844 die Akademie der Wissen 
schaften in Petersburg, angeregt durch ihren Sekretär P. H. VON Fuss und unter Mit 
wirkung des berühmten Mathematikers C. G. J. J ACOBI in Berlin. Aber das Projekt 
scheiterte bald an der Höhe der Kosten, und die Akademie musste sich damit begnügen, 
1849 und 1862 je zwei Bände Inedita, die unterdessen noch zum Vorschein gekommen 
waren, herauszugeben. 
Der Gedanke einer Ge~amtausgabe, dessen Verwegenheit man nun eingesehen hatte, 
ruhte danach ein halbes Jahrhundert, wurde aber doch, auch in der Schweiz, durch 
Bemühungen einzelner Gelehrter wachgehalten. Als dann im Jahr 1907 das Jubiläum 
der zweihundertsten Wiederkehr von Eulers Geburtstag in dessen Vaterstadt im Beisein 
von Vertretern aller schweizerischen Hochschulen sowie der Akademien von Berlin und 
Petersburg, festlich begangen wurde, waren die Gemüter vorbereitet, um den feurigen 
Appell von FERDINAND RUDIO aufzunehmen und in die Tat umzusetzen. Die Schweizeri 
sche Naturforschende Gesellschaft ergriff die Initiative, und nachdem dank der begeister 
ten Mithilfe des Auslands die Finanzierung überraschend schnell geglückt war, wurde 
auf der Jahresversammlung in Lausanne am 6. September 1909  die Herausgabe der 
Opera omnia Eulers zum Beschluss erhoben. Seitdem sind vier Dezennien verstrichen, 
in welchem Zeitraum das Unternehmen auf neutraler Erde zwei Weltkriege überstanden 
und gegen die Hälfte seiner Aufgabe bewältigt hat. Man darf ihm daher wohl die Lebens 
kraft zutrauen, deren es noch bedarf, um das gigantische Werk zu Ende zu führen. 
In Verbindung  mit  Leonhard Euler muss  auch  dessen  ältester Sohn, JOHANN 
ALBRECHT EULER, genannt werden, der nicht nur verständnisvoller Gehilfe seines 
Vaters nach dessen Erblindung war, sondern auch auf eine nicht unbeträchtliche eigene 
Produktion hinweisen konnte.  Die Abhängigkeit derselben vom Werk des Vaters ist 
indes so  augenscheinlich,  dass die  Herausgeber Leonhard Eulers es passend fanden, 
die Arbeiten des Sohnes in die Opera omnia des Vaters mit aufzunehmen. In der Tat 
ist eine Anzahl derselben bereits erschienen1). 
Nachdem die Herausgabe der beiden Euler in die Wege geleitet war, lag der Gedanke 
eigentlich nahe, auch die übrigen Basler Mathematiker des achtzehnten Jahrhunderts 
in gleicher Weise zu ehren. Hier wurden aber die Verhältnisse dadurch kompliziert, dass 
es sich um eine ganze Gruppe sehr verschiedenartiger Personen handelte und dass noch 
keine genügenden bibliographischen Vorarbeiten vorhanden waren. Bevor irgendein Plan 
aufgestellt werden konnte, mussten zwei Fragen beantwortet werden: 
1. Welche Personen kommen in Betracht? 
2. Welches Material steht zur Verfügung? 
1) Vg l. A. SPEISER, Einteilung der sämtlichen Werke Leonhara Eulers, Commentarii mathematici Helvetici, 
Bd.20 (1947).
12  Vorwort des Herausgebers  Art. 2,3 
Die erste Frage bereitet keine Schwierigkeit. In Betracht fallen zunächst acht Träger 
des Namens BERNouLLI  sowie zwei  weitere  Mathematiker, JAKOB HERMANN und 
NIKLAUS Fuss, im ganzen also zehn Personen, welche durch die beiden Euler zu dem 
eingangs erwähnten Dutzend ergänzt werden. Wir beginnen damit, diese Persönlich 
keiten einer kurzen Betrachtung zu unterziehen. 
3. Die Bernoulli 
In der Geschichte der Mathematik werden acht oder gar neun Träger des Namens 
Bernoulli genannt, die sich auf drei Generationen verteilen. Da dieselben Vornamen 
mehrfach wiederkehren, herrscht in der Literatur kein Mangel an Verwechslungen. über 
ihre verwandtschaftlichen Beziehungen orientiert am schnellsten der kleine Stammbaum, 
in dem vorsichtshalber nur die Mathematiker mit ihren Vornamen erscheinen und zum 
Verständnis nicht notwendige Angehörige weggelassen sind. 
Stammeltern 
N. Bernoulli-M. Schoenauer 
Jakob I  (Maler)  Johann I  (Apotheker) 
(Maler)  Niklaus I  Niklaus II  Daniel I  Johann II 
Johann III  (Daniel II)  Jakob II 
Aus der Vereinigung zweier Familien, die seit Generationen dem Kaufmannsstande 
angehörten, gingen ohne Vermittlung zwei der grössten Mathematiker ihrer Zeit hervor. 
JAK OBI (1655-1705) studierte Theologie, daneben als Autodidakt Mathematik und 
Astronomie. Nach Abschluss der sechs Wanderjahre, die ihn über Genf nach Frankreich, 
den Niederlanden und England führten, blieb er dauernd in Basel. Sein Interesse hatte 
sich der Physik zugewandt, über die er von Experimenten begleitete Vorlesungen hielt. 
1687 kam er an die Universität als Professor der Mathematik. Die erste Mitteilung von 
Leibniz über dessen Differentialkalkül, die zu enträtseln ihm gelang, half ihm dazu, den 
Schwerpunkt seiner eigenen Begabung zu entdecken. Von 1690 an schrieb er eine Reihe 
glänzender Abhandlungen, die grossenteils dem Ausbau und der Anwendung der neuen 
Methode galten. Sein Name ist vor allem verbunden mit der Reihenlehre (Bernoullische 
Zahlen), den Prinzipien der Variationsrechnung und mit dem Hauptsatz der Wahrschein 
lichkeitstheorie. Auf der Höhe seines Ruhmes bereitete ein hektisches Fieber seinem 
Leben ein vorzeitiges Ende. 
JOHANN I (1667-1748), die populärste Persönlichkeit unter den Basler Mathemati 
kern, studierte Medizin und erwarb darin den Doktorgrad. Daneben lernte er bei dem 
älteren Bruder die neueste Mathematik und wuchs rasch zu dessen ebenbürtigem Rivalen