Table Of ContentWerner Bellmann (Hrsg.) 
Das Werk Heinrich Bölls
Werner Bellmann (Hrsg.) 
Das Werk 
Heinrich Bölls 
Bibliographie mit Studien 
zum Frühwerk 
Westdeutscher Verlag
Alle Rechte vorbehalten 
© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 
Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation. 
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 
Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes 
ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe 
sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und 
die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 
Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt 
Titelbild: Heinrich Böll an seinem Schreibtisch, 1952; Fotograf: Hans Lenz, Bergisch-Gladbach 
Gedruckt auf säurefreiem Papier 
ISBN 978-3-531-12694-4  ISBN 978-3-322-92512-1 (eBook) 
DOI 10.1007/978-3-322-92512-1
Inhalt 
Vorwort ................................................................................................................. 7 
Teil A: Studien zum Frühwerk 
Werner Bel/mann 
Das literarische Schaffen Heinrich Bölls in den ersten Nachkriegsjahren. 
Ein Überblick auf der Grundlage des Nachlasses .................................................. 11 
Gabriele Sander 
Unbekannte Varianten bekannter Erzählungen aus der Frühzeit Bölls. 
Über ästhetische und verlagspolitische Hintergründe von TexteingrifIen .............. 31 
Beate Schnepp 
Die Aufgabe des Schriftstellers. Bölls künstlerisches Selbstverständnis 
im Spiegel unbekannter Zeugnisse ....................................................................... 45 
Gabriele Sander 
Die Last des Ungelesenen. Heinrich Böll und die literarische Modeme ................ 61 
Michael Okroy 
Räsoneur im Wartesaal. Konfession und Zeitkritik in Bölls früher 
Erzählung In guter Hut... . ................................................................................... 89 
Beate Schnepp 
Die Architektur des Romans. Zur Komposition von Heinrich Bölls 
Wo warst du, Adam? ......................................................................................... 109 
Teil B: Bibliographie (1947-1994) 
Einfiihrende Hinweise ........................................................................................ 127 
I.  Schriften: Erstveröffentlichungen und Buchausgaben .................................. 131 
II.  Gedruckte Briefe von und an Heinrich Böll ................................................. 222 
111.  Interviews und Gespräche ........................................................................... 231 
IV.  Heinrich Böll als Herausgeber und Mitherausgeber.. ................................... 249 
V.  Übersetzungen von Annemarie und Heinrich Böll... .................................... 250 
Namenregister ................................................................................................... 259 
Verzeichnis der Titel-Varianten ......................................................................... 264 
Titelregister ....................................................................................................... 277
Vorwort 
"Bölls literarische Anfange sind heute noch nicht durchleuchtet. Die 
ersten Versuche der dreißiger Jahre sind im Krieg vernichtet worden. 
Der Neubeginn zwischen 1945 und 1947 ist noch nicht dokmnen 
tiert." (Klaus Schröter, 1982) 
"Die Böll-Forschung hat in den letzten Jahren an Intensität und Er 
trägen erheblich zugenonunen [. . .]. Dennoch stehen wir noch vor dem 
Beginn einer wirklichen Böll-Philologie [. . .]." (Bemd Balzer, 1992) 
Am 16. Juli 1995 jährt sich zum zehnten Mal der Todestag Heinrich Bölls. Die zu 
rückliegenden Jahre haben gezeigt, daß das Interesse an Werk und Person des 
Autors keineswegs nachgelassen hat. Ein sichtbares Zeichen dafiir war vor allem 
die außerordentliche Resonanz, die die Veröffentlichung des Romans Der Engel 
schwieg im Jahre 1992 gefunden hat, der ersten größeren Prosaarbeit Bölls, die aus 
dem Nachlaß  herausgegeben  und inzwischen  in zahlreiche  Sprachen übersetzt 
wurde. Zu konstatieren ist indes nicht nur das ungebrochene Interesse des Leser 
publikums; auch die wissenschaftlichen Bemühungen um die philologische Aufar 
beitung und interpretatorische Erschließung des Böllschen <Euvres  sind in den 
vergangenen Jahren intensiviert worden. 
Dennoch  blieb  eine  vollständige  bibliographische  Erfassung  der  Schriften 
Heinrich Bölls und damit ein zuverlässiger Überblick über das Lebenswerk des 
Nobelpreisträgers bis heute ein Desiderat. Die Veröffentlichung der letzten umfas 
senden Verzeichnisse seiner Werke, Interviews und Übersetzungen - durch Werner 
Martin und Werner Lengning - liegt fast 20 Jahre zurück. Die nun anläßlich des 
10.  Todestages vorgelegte Bibliographie schafft durch die Erweiterung des Be 
richtszeitraums sowie durch den Nachweis zahlreicher neuentdeckter Texte und 
korrigierter Daten erstmals eine gesicherte Grundlage für  alle weiterführenden 
Beschäftigungen mit dem Autor und seinem Werk. Von der Böll-Forschungsstelle 
der Bergischen Universität Wuppertal erarbeitet wurde ein die Jahre 1947 bis 1994 
umfassendes chronologisches Verzeichnis sämtlicher Erstveröffentlichungen sowie 
der relevanten Neudrucke und Sammelausgaben. Durch systematische Recherchen 
und durch die Überprüfung aller bislang erfaßten Daten konnten viele, teilweise 
seit Jahrzehnten tradierte Irrtümer beseitigt, überdies mehr als 100 in den vorlie 
genden Werkausgaben nicht enthaltene Texte des Autors nachgewiesen werden. 
Der etwa 850 Einzeltitel verzeichnende zentrale Teil wird ergänzt durch separate 
Zusammenstellungen der im Druck vorliegenden Briefe und Interviews sowie der 
von Annemarie und Heinrich Böll angefertigten Übersetzungen. Die den Hauptteil 
der Bibliographie erschließenden Titel- und Namenregister komplettiert ein rund 
600 Einträge umfassendes Verzeichnis (Titel-Varianten), das die Identifizierung 
und Zuordnung von Texten und Textteilen ermöglicht, die unter divergierenden 
Titeln publiziert wurden. 
Abgerundet wird der Band durch sechs Aufsätze, in denen erstmals aus dem 
Nachlaß gewonnene Erkenntnisse fruchtbar gemacht werden. Gegenstand der Stu 
dien ist vornehmlich Bölls erste Arbeitsphase nach dem Krieg, deren wissenschaft-
8  Vorwort 
liche Aufarbeitung besonders starke Defizite aufweist, die aber bevorzugt Aufmerk 
samkeit verdient, weil sie zum Ausgangspunkt wurde für ein Schaffenskontinuum, 
in dem sich über vier Jahrzehnte hinweg die Aneignung und kritisch-engagierte 
Verarbeitung erlebter deutscher Nachkriegsgeschichte vollzieht. Dargestellt werden 
- unter Berücksichtigung des bislang Unpublizierten - Themen, Tendenzen und 
zentrale Aspekte des Frühwerks sowie die Herausbildung von Bölls künstlerischem 
Selbstverständnis,  das  sich in wesentlichen  Grundzügen bereits  in  den  ersten 
Nachkriegsschriften  manifestiert.  Durch  den  Vergleich  von  Manuskript- und 
Druckfassungen und die Auswertung der Korrespondenzen mit den Lektoren kann 
an ausgewählten Erzählungen demonstriert werden, daß die Nachlaßmaterialien 
sehr aufschlußreich sind rur die Rekonstruktion von Textmetamorphosen. Unter 
Auswertung aller verfiigbaren Quellen wird überdies Bölls Lektüre bis zum Ende 
der runfziger Jahre nachgezeichnet und in ihren Auswirkungen auf das eigene 
Schaffen erörtert. Weitere Beiträge eröffnen Einsichten in Arbeitstechnik, komposi 
torisches Verfahren und erzählerische Strategien des Autors. Gegenstand exempla 
rischer Analysen sind der erste veröffentlichte Roman Wo warst du, Adam? sowie 
die programmatische Züge tragende Erzählung In guter Hut, die zu den kleineren 
schriftstellerischen Arbeiten gehörte, mit denen der junge Autor im Frühjahr 1947 
auf der literarischen Bühne zu debütieren versuchte. 
Die ersten drei der nachfolgend abgedruckten Aufsätze basieren auf Vorträgen, 
die am 16. Dezember 1992 im Rahmen eines von der Heinrich-Böll-Stiftung veran 
stalteten Symposions gehalten wurden. Für die freundliche Genehmigung zur Ver 
wendung von Zitaten aus unveröffentlichten Schriften und Briefen Bölls danken die 
Verfasser/innen dieser Beiträge und der Herausgeber des vorliegenden Bandes noch 
einmal der Erbengemeinschaft Heinrich Böll. 
W.B. 
Im Aufsatzteil dieses Bandes und innerhalb der Bibliographie werden rur die Aus 
gaben der Werke, Interviews und Briefe Heinrich Bölls folgende Siglen verwendet: 
RE I-IV  Heinrich Böll: Romane und Erzählungen. 4 Bde. Hrsg. von Bemd Balzer. Köln: 
Kiepenheuer & Witsch, 1987. 
HTD  Heinrich  Böll:  Werke.  Hörspiele,  Theaterstücke,  Drehbücher,  Gedichte  1. 
1952-1978. Hrsg. von Bernd Balzer. Köln: Kiepenheuer & Witsch, <1978>. 
G  Heinrich Böll: Wir kommen weit her. Gedichte. Mit Collagen von Klaus Staeck. 
Nachwort von Lew Kopelew. Göttingen: Steidl Verlag, 1986. 
SR I-IX  Heinrich Böll: In eigener und anderer Sache. Schriften und Reden 1952-1985. 
9 Bde. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, <1988> (dtv 5962; Einzel 
bände: dtv 10601-10609). 
!NT  Heinrich Böll: Werke. Interviews 1. 1961-1978. Hrsg. von Bemd Balzer. Köln: 
Kiepenheuer & Witsch, <1978>. 
BW  Die Hoflhung ist wie ein wildes Tier. Der Briefwechsel zwischen Heinrich Böll 
und Ernst-AdolfKunz 1945-1953. Hrsg. und mit einem Nachwort von Herbert 
Hoven. Mit einem Vorwort von Johannes Rau. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 
1994.
Teil A:  Studien zum Frühwerk
Das literarische Schaffen Heinrich Bölls in den ersten 
Nachkriegsjahren 
Ein Überblick auf der Grundlage des Nachlasses'" 
Werner Bel/mann 
Bei der Suche nach frühen Publikationen und der Datierung von Texten, bei der 
Ermittlung von  Schreibanlässen und  Entstehungsumständen  war  die  Böll-For 
schung bislang weitgehend auf Mitteilungen angewiesen, die der Autor selbst in 
Essays und Interviews gemacht hat. Erhebliche Irritationen verursachten etwa die 
Aussagen Bölls, er habe, "noch keine drei Wochen zu Hause" und "noch krank von 
der Gefangenschaft", sofort zu schreiben angefangen und zwischen 1945 und 1947 
"etwa 60 Novellen in zehn verschiedenen Zeitungen veröffentlicht". 1 Diese Anga 
ben waren bisher ebensowenig verifizierbar wie die Interviewäußerung aus dem 
Jahr 1976, nach einem schon 1946 entstandenen Roman habe er bis 1950 drei oder 
vier weitere geschrieben, die sämtlich unpubliziert blieben.2 Bei Auskünften insbe 
sondere über die literarische Produktion der ersten Nachkriegsjahre wurde Böll 
offenbar des öfteren von der eigenen Erinnerung getrogen, und so hat er selbst zu 
Verunsicherungen und Spekulationen beigetragen. Geradezu exemplarisch dafiir ist 
der 1973 entstandene autobiographische Essay Am Anfang.  Folgt man den dort 
gemachten Angaben, so wurde die 1949 im Verlag Middelhauve erschienene Er 
zählung Der Zug war pünktlich schon "im Winter von 1946 auf 1947" geschrie 
ben.3 Tatsächlich begonnen hat Böll die Niederschrift jedoch erst Mitte April 1948, 
wie sich eindeutig aus den im Typoskript angebrachten Datierungen und auch aus 
der Korrespondenz ergibt. Solche in die Irre weisenden, einer Überprüfung nicht 
standhaltenden Mitteilungen finden  sich  keineswegs  nur hinsichtlich der  noch 
weitgehend im dunkeln liegenden ersten Schaffensphase nach dem Krieg. Aus den 
Hinweisen etwa zur Entstehung von Ansichten eines Clowns wurde in der For 
schungsliteratur gefolgert, daß Böll diesen Roman "offenbar sehr schnell geschrie 
ben" habe und daß er "unter dem Einfluß der Erfahrungen" entstanden sein müsse, 
die der Autor "unmittelbar vorher in der Sowjetunion gemacht hatte". 4 Grundlage 
•  Der Beitrag basiert auf einem Vortrag, den ich am 16. Dezember 1992 im Rahmen eines Böll 
Symposions in Wuppertal gehalten habe. Gegenüber dem Abdruck in der Zeitschrift 'Euphorion' 
(88. Bd., 1994, Heft 2, S. 243-261) wurden einige Präzisierungen und Erweiterungen vorgenonunen. 
Vg 1. "Ich habe nichts über den Krieg aufgeschrieben". Ein Gespräch mit Heinrich Böll und Hennann 
Lenz, in: Literatunnagazin 7. Nachkriegsliteratur, hrsg. von Nicolas Born und Jürgen Manthey, 
Reinbek bei Hamburg 1977, S. 30-74, ebd. S. 32. -"Weil dieses Volk so verachtet wurde, wollte ich 
dazugehören ..... (1973), INT 245. 
2  "Eine deutsche Erinnerung" (1976), INT 641. 
3  SR V,48. 
4  1. H. Reid: Heinrich Böll. Eine Zeuge seiner Zeit, München 1991, S. 177f.
12  Wemer Bellmann 
für diese Feststellungen sind Informationen, die Böll 1976 im Gespräch mit Rene 
Wintzen gegeben hat: 
Ich erinnere mich, daß ich an einem Roman schrieb, als ich seinerzeit auf Bitten der 
Bundesregierung und der so\\jetischen Regierung mit einer Delegation nach Moskau 
fuhr [00'). Ich habe mich also diesem Druck gebeugt, und praktisch ist daran eine große 
Erzählung gescheitert. Ich war die ganze Zeit über in der So\\jetunion sehr schlecht 
gelaunt und auch gereizt, aber das Buch war weg. Verstehen Sie, es ist nicht wichtig, ich 
habe dann ein anderes geschrieben, das hieß "Ansichten eines Clowns". 5 
Tatsache ist indes, daß Böll die Arbeit am Clown anläßlich der Rußlandreise 1962 
lediglich rur etwa vier Wochen (20.9.-19.10.) unterbrochen hat. Im Juni und Juli 
war die erste Niederschrift entstanden, ab 18. September die zweite, die nach der 
Reise abgeschlossen wurde. Die frühesten, schon im März und April angefertigten 
Entwürfe zeigen überdies, daß nicht Eindrücke und Erfahrungen während des Auf 
enthalts in der So\\jetunion inspirierende Wirkung ausgeübt haben, sondern solche 
bei Besuchen im Ostsektor Berlins Anfang desselben Jahres. Nach dem ersten Kon 
zept kommt Hans Schnier, als Agent im Dienst der DDR, aus Erfurt in die Bundes 
republik zurück, getarnt als "Republikflüchtling" . 
Die dargestellten Sachverhalte verdeutlichen exemplarisch, daß  es der Böll 
Forschung in vielfacher Hinsicht an soliden Grundlagen mangelt. Erst durch die in 
den letzten Jahren begonnene Aufarbeitung des Manuskript- und Briefnachlasses 
wird es Schritt rur Schritt möglich, zu gesicherten Erkenntnissen zu gelangen. Im 
Mittelpunkt  der  Bemühungen  standen  bislang  Sichtung  und  Auswertung  der 
Nachlaßmaterialien aus den ersten Nachkriegsjahren, also jener Schaffensphase, 
deren wissenschaftliche Aufbereitung besonders starke Defizite aufweist. Der nach 
folgende  Überblick möchte als Versuch verstanden werden,  zum Abbau dieser 
Defizite beizutragen. 
[00'] ich habe angefangen zu schreiben - das kann ich ziemlich genau sagen, weil ich 
neulich mal alle meine ollen Klamotten durchgesehen habe - so mit 18, 19. Ich habe 
Gedichte geschrieben, sehr schwermütige, gar nicht heiter, und dann Kurzgeschichten. 
Ich habe auch einen Roman geschrieben, da war ich so 23, mit der Hand, schön unleser 
lich. Der Impetus war immer da. Während des Krieges hat sich das verloren. [00'] 
Die satirische Entwicklung [00'] die war auch bei mir als junger Mensch sehr stark. Ich 
habe schon mit 19 Jahren Pamphlete geschrieben, satirische Pamphlete, das ist immer 
ein starker Zug gewesen. 
Ich habe [00'] auszudrücken versucht, was mich an der erfahrenen, erlebten und nicht 
ganz durchschauten Geschichte bewegt hat. Soziale Dinge, religiöse Dinge, politische 
auch. Also, 1945 war nicht der Beginn des Prozesses. Ich war da immerhin 28, also 
einigermaßen erwachsen. Ganz bewußt war es eine Fortsetzung filr mich.6 
5  "Eine deutsche Erinnerung", INT 660. -Eindrücke der Reise in die Sowjetunion skizzierte Böll in 
einem Entweder -oder überschriebenen Essay (s. die Bibliographie, Nr. 63.17). 
6  Heinrich BölllHeinrich Vonnweg: Weil die Stadt so fremd geworden ist ... Gespräche, Bornheim-Mer 
ten 1985, S. 80, 104 und 111. Den im Frühjahr/Sommer 1939 geschriebenen Roman - Titel: Am 
Rande der Kirche -erwähnt Böll auch in den Gesprächen mit N. Born und 1. Manthey (wie Arun. 1),
Das literarische Schaffen in den ersten Nachkriegsjahren  13 
Die wiedergegebenen Interviewäußerungen sollen zunächst noch einmal in Erinne 
rung rufen, daß Böll sich bereits in der Vorkriegszeit schriftstellerisch betätigt hat. 
Dieser Sachverhalt ist durch eine Reihe ähnlicher Aussagen seit vielen Jahren be 
kannt, und wir wissen aus den Selbstäußerungen des Autors auch, daß die "ersten 
Schreibversuche"  nachhaltig durch die Lektüre insbesondere Dostojewskijs und 
Leon Bloys beeinflußt wurden. Unbekannt war hingegen bis vor wenigen Jahren, 
daß Böll vor dem Krieg auch schon Aktivitäten entwickelt hat, Ergebnisse seiner 
literarischen Bemühungen zu publizieren. Das einzige Dokument, das bislang dar 
über Auskunft gibt, ist ein am 29. Oktober 1979 an Fritz 1. Raddatz gerichteter, 
1991 von diesem veröffentlichter Brief, in dem Böll ausfuhrt: 
[ ... ] meine ersten schüchternen Publikationsversuche fallen in die Jahre 1936:37:38 -
damals schickte ich Gedichte an die "Junge Front", eine eindeutig oppositionelle katholi 
sche Wochenzeitung -leider -oder vielleicht sogar Gott sei Dank -ohne Erfolg -denn es 
hätte ja sein können, dass mich da einer entdeckt hätte! (Sie wissen wohl, daß Baumann 
- der morsche Knochen-Baumann - aus der katholischen Jugendbewegung kam.) Dann: 
hn Jahre  1938 schickte ich eine Kurzgeschichte zu einem Preisausschreiben an die 
"Dame" -mich lockte das Preisgeld -es waren, glaube ich, 1000 Mark, also ein Vermö 
gen -auch das ohne Erfolg: Ich fand die Kurzgeschichte jetzt, als ich endlich nach fast 40 
Jahren meine "Papiere" durchsah, wenigstens flüchtig in mein Archiv hineinsah -stellen 
Sie sich vor,  ich hätte den Preis der  "Dame"  bekommen:  1938,  21  Jahre alt (die 
Geschichte war gar nicht so schlecht!)? Wer weiss, was aus mir geworden wäre.7 
Die Einberufung zur Wehrmacht am 4.  September 1939 setzte den schriftstelleri 
schen Ambitionen und "schüchternen Publikationsversuchen" zunächst einmal ein 
Ende. Während des Krieges hat Böll zahllose Briefe geschrieben, sich aber nur 
noch vereinzelt - vornehmlich in der Zeit bis Herbst 1941, also vor der (zweiten) 
Abkommandierung nach Frankreich -an poetischen Texten versucht. 8 
Nach der endgültigen Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft am 15. Septem 
ber 1945 wurden Energie und Arbeitskraft Bölls, wie die aller Kriegsheimkehrer, 
durch die Regelung elementarer Existenzprobleme absorbiert. Das erste Zeugnis, 
das die Wiederaufnahme, die "Fortsetzung" der durch den Krieg unterbrochenen 
schriftstellerischen Aktivitäten  dokumentiert,  stellt eine  mit  der Datumsangabe 
"Mai 1946" versehene Nachlaßerzählung dar. Dabei handelt es sich um eine breit 
angelegte, mit religiösen Reflexionen durchsetzte Schilderung einer Schlacht, die 
als Typoskript ohne Titel überliefert ist und die seinerzeit nicht zur Veröffentli-
s. 32, und R. Wintzen ("Eine deutsche Erinnerung"), !NT 617. - VgJ. zum Vorkriegswerk ferner: 
Protokoll zur Person. Autoren über sich und ihr Werk, hrsg. von Ekkehart Rudolph, München 1971, 
S. 28f. -"Im Gespräch: mit Heinz Ludwig Amold" (1971), !NT 135-139. -"Dostojewskij -heute?" 
(1971), !NT 182f. - Heinrich Vormweg: Böll vor 1945, in: Heinrich Böll, 1917-1985, zum 75. 
Geburtstag, hrsg. von Bemd Balzer, Bem [u.a.) 1992 (Memoria), S. 15-23. 
7 
"Lieber Fritz". Briefe an Fritz J. Raddatz 1959-1990, Hamburg 1991, S. 126f. -Böll spielt an auf Es 
zittern die morschen Knochen. das berüchtigte HJ-Lied von Hans Baumann. 
8  Zutreffend ist Bölls Aussage im Gespräch mit Heinrich Vormweg, er habe "unendlich viel geschrieben 
während des Krieges, aber meistens [!) Briefe" (Heinrich BölllHeinrich Vormweg: Weil die Stadt so 
fremd geworden ist [wie Anm. 6). S. 106). -VgJ. demgegenüber "Drei Tage im März" (1975), !NT 
371, sowie das Gespräch mit N. Born und 1. Manthey (wie Anm. I), S. 33.