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DAS TODESVERSTÄNDNIS BEI
SIMONE DE BEAUVOIR
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DAS TODESVERSTÄNDNIS BEI
SIMONE DE BEAUVOIR
Eine theologische Untersuchung
VON
ERICH SCHMALENBERG
WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK
1972
THEOLOGISCHE BIBLIOTHEK TÖPELMANN
HERAUSGEGEBEN VON
K. ALAND, K. G.KUHN, C. H. RATSCHOW UND B, SCHLINK
25. BAND
ISBN 3 11 004036 0
Library of Congress Catalog Card Number: 72-77421
© 1972 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 (Printed in Germany)
Alle Redite, insbesondere das der Übersetzung in fremde Spradien, vorbehalten. Ohne ausdriidc-
liche Genehmigung des Verlages ist es audi nidit gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf
photomedianischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen.
Satz und Drudt: Dr. L. Tetzner KG, Neu Isenburg
MEINER FRAU
INHALT
Vorwort VIII
Einführung 1
Simone de Beauvoir — Leben und Werk im Uberblick 1
Zum Todesverständnis bei Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre . . 4
Zur theologia mortis 9
Zur Apologetik 18
Methodisdies 23
Tod durch Sein 27
Die Selbstauflösung im Nidits 27
Die Selbstaufhebung im absolut Vorgegebenen 32
Die Selbstpreisgabe an das ideell Vorgegebene 42
Der Selbstverlust im Selbstentworfenen 65
Tod durch andere 73
Die Unvereinbarkeit der absoluten Existenzen 74
Die physische Tötung im Dienste der Freiheit 81
Der existentielle Tod durdi verweigerte Rechtfertigung 91
Tod durch Schicksalsmacht 101
Die Angst vor dem biologischen Tod 101
Der biologische Tod als Hinfälligkeit 108
Die Fremdheit des biologischen Todes 126
Literaturverzeichnis 138
VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN
Die Hauptwerke von Simone de Beauvoir werden unter den folgenden Ab'
kürzungen zitiert:
BL Das Blut der anderen
FR Eine gebrochene Frau
JA In den besten Jahren
LA Der Lauf der Dinge
MA Die Mandarins von Paris
ME Alle Menschen sind sterblich
MO Für eine Moral der Doppelsinnigkeit
PY Pyrrhus und Cineas
SA Ein sanfter Tod
SI Sie kam und blieb
TO Eine Tochter aus gutem Hause
VI La Vieillesse
WE Die Welt der schönen Bilder
VORWORT
Die vorliegende Arbeit wurde im Frühjahr 1971 unter dem Titel
„Das Todesverständnis bei Simone de Beauvoir in theologischer Sicht"
vom Evangelisch-Theologischen Fachbereich der Westfälischen Wilhelms-
Universität zu Münster als Dissertation angenommen. Für den Drude
wurden nur leichte Verbesserungen angebracht. Später erschienene
Literatur konnte nicht mehr berücksichtigt werden.
Die Anfänge dieser Arbeit gehen zurück auf das Frühjahr 1969. Herr
Professor D. Hans Jürgen Baden gab zu ihr die Anregung und förderte
mein Unternehmen durch seinen umsichtsvollen Rat. Ihm, wie auch
dem Mitgutachter, Herrn Professor D. Karl Gerhard Steck, gilt mein
aufrichtiger Dank.
Für großzügige finanzielle Unterstützung danke ich meinen Eltern,
Herrn Friedrich Schmalenberg und seiner Ehefrau Susanne geb. Gabriel,
sowie der Leitung der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Besonders verpflichtet aber bin ich den Herausgebern der Theologi-
schen Bibliothek Töpelmann, in der diese Arbeit erscheinen darf.
Frühjahr 1972 Erich Schmalenberg
EINFÜHRUNG
Simone de Beattvoir — Leben und Werk im Überblick
Simone de Beauvoir, 1908 zu Paris geboren, Tochter eines Schuh-
fabrikanten, ist die Lebensgefährtin des französischen Philosophen,
Schriftstellers und Bühnenautors Jean-Paul Sartre. Mit ihm ging sie eine
Lebensgemeinschaft ein, die zunächst befristet sein sollte, sich aber dann
über Jahrzehnte hin als dauerhaft erwies.1 Unter den französischen
Intellektuellen der ersten Nachkriegsjahre, in denen der sogenannte
Existentialismus seine Hochblüte erlebte2, galt Simone de Beauvoir als
die „Große Sartreuse" oder als „Notre-Dame de Sartre".3
In den bisher vorliegenden drei Memoirenbänden „Eine Tochter aus
gutem Hause"4, „In den besten Jahren"5 und „Lauf der Dinge"6 schil-
dert die Autorin in breiter Ausführlichkeit ihr Leben bis zum Jahre
1955. Sie studierte an der Sorbonne Literaturwissenschaft, Mathema-
tik, vor allem aber Philosophie, absolvierte mit zwanzig Jahren ihre
akademischen und staatlichen Prüfungen und lehrte zwischen den Jah-
ren 1931 und 1941 Philosophie an Lycees zu Marseille, Rouen und
Paris. Nach ihrem unfreiwilligen Ausscheiden aus dem Schuldienst über-
nahm sie unter der deutschen Besatzung zeitweilig die Aufgabe einer
Programmgestalterin bei Radio Nationale.7 Sie schloß sich der von
Sartre gegründeten Widerstandsgruppe von Intellektuellen „Socialisme
1 S. de Beauvoir, In den besten Jahren (franz. Titel „La Force de l'âge", Paris
1960), übers, v. R. Soellner, Reinbek b. Hamburg 1961, S. 23.
2 Zur geistigen Situation im heutigen Frankreich vgl. G. Schiwy, Der französi-
sche Strukturalismus, Reinbek b. Hamburg 1969.
8 S. de Beauvoir, Der Lauf der Dinge (franz. Titel „La Force des choses",
Paris 1963), übers, v. P. Baudisch, Reinbek b. Hamburg 1966, S. 53.
4 S. de Beauvoir, Eine Tochter aus gutem Hause (franz. Titel „Memoires d'une
fille rangée", Paris 1958), übers, v. E. Rechel-Mertens, Reinbek b. Hamburg
1960.
5 Vgl. Anm. 1.
6 Vgl. Anm. 3.
7 Vgl. JAS. 461.
2 Einführung
et Liberté" an, erlebte aber bald schon deren inneren Verfall.8 Nadi
Ende der Besatzungszeit gründete sie mit Sartre die Zeitschrift „Les
Temps Modernes".9 Sie lebt jetzt als freie Schriftstellerin in Paris.
Neben dem umfangreichen literarischen Werk hat sich Simone de
Beauvoir einer ausgedehnten Reisetätigkeit gewidmet, in deren Verlauf
sie durch fast alle Kontinente der Erde geführt wurde. Nord- und
Südamerika, Afrika und Asien sind ihr ebenso zum Erlebnis geworden
wie Nordafrika und Europa, deren Länder und Menschen sie intensiv
kennengelernt hat. Ihre Reisen durch die Vereinigten Staaten und
China haben ihren literarischen Niederschlag gefunden in den Werken
„Amerika — Tag und Nacht"10 und „China"11.
Das Werk der Autorin umfaßt ein Drama, mehrere Romane, Er-
zählungen, Essays (von teilweise monographischem Umfang) und
Memoiren. Bis auf das Drama „Les Bouches inutiles"12 und einen Es-
say13 sind alle Werke Simone de Beauvoirs ins Deutsche übertragen
worden. Ihr biographisches und erzählerisches Werk zumal erscheint in
hohen Druckauflagen, zum größten Teil auch in preiswerten Taschen-
buchausgaben. Die meisten ihrer Schriften sind in die wichtigsten
Weltsprachen übersetzt. Neuerscheinungen unter ihrem Namen rufen
stets ein weites Echo der Kritik hervor.14 Für den Roman „Die Manda-
rins von Paris"15 wurde ihr der Prix Goncourt verliehen.18
Die erzählerischen Werke Simone de Beauvoirs spiegeln, wie die
Analyse der Romane ergibt, in weitem Maße die persönlichen Lebens-
8 Vgl. JAS. 427.
» Vgl. LAS. 22.
10 S. de Beauvoir, Amerika — Tag und Nacht (franz. Titel „L'Amérique au
jour le jour", Paris 1954), übers, v. H. Wallfisch, Reinbek b. Hamburg 1950.
11 S. de Beauvoir, China (franz. Titel „La Longue Marche", Paris 1957), übers,
v. K. v. Schab und H. Studniczka, Reinbek b. Hamburg 1960.
12 S. de Beauvoir, Les Bouches inutiles, Paris 1945.
1S Es handelt sich um: S. de Beauvoir, L'Existentialisme et la Sagesse des
Nations, Paris 1948.
14 Vgl. D. Wasmund, Der Skandal der Simone de Beauvoir. Probleme der
Selbst Verwirklichung im Existentialismus, dargestellt an den Romangestal-
ten Simone de Beauvoirs, in: Münchner Romanistische Arbeiten, her. v. Rau-
haut und H. Rheinfelder, 18. H., München 1963, S. 117 f.
15 S. de Beauvoir, Die Mandarins von Paris (franz. Titel „Les Mandarins",
Paris 1954), übers, v. R. Ocker-Lutz und F. Montfort, Hamburg 1955.
18 Vgl. LA S. 304.