Table Of ContentTheodor Lescow
Das Stufenschema
Untersuchungen zur Struktur
alttestamentlicher Texte
Walter de Gruyter • Berlin • New York
1992
© Gedruckt auf säurefreiem Papier,
das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme
Lescow, Theodor:
Das Stufenschema : Untersuchungen zur Struktur alttestament-
licher Texte / Theodor Lescow. — Berlin ; New York : de Gruyter,
1992
(Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft ;
Bd. 211)
ISBN 3-11-013768-2
NE: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft / Beihefte
ISSN 0934-2575
© Copyright 1992 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
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V O R W O RT
Uber Veranlassung und Zustandekommen dieser Untersu-
chung informiert die Einleitung. Dort begründe ich auch die
methodische Entscheidung, das von mir als "Stufenschema"
bezeichnete Strukturmodell in der Auswertung einer großen
Anzahl exemplarischer Texte zu verifizieren. Daraus ergab sich
für den Untertitel der Schwerpunkt "Struktur alttestamentli-
cher Texte". Der Zugang zur Lektüre ist damit nicht nur vom
systematischen Interesse an der Thematik her möglich, son-
dern ebenso gut vom exegetischen Interesse am Einzeltext
her. Ich habe mich darum bemüht, in der Art der Darstellung
auch diesen Gesichtspunkt zu berücksichtigen. Historisch-kri-
tische Arbeit an Texten kann nämlich im Rahmen von Theolo-
gie nie Selbstzweck sein. Sie wird allein legitimiert von dem
Wunsch, das Verstehen zu vertiefen und heute verantwortba-
res Reden von Gott zu fördern.
Herr Prof. Dr. Otto Kaiser hat sich bereit erklärt, die Ar-
beit in die Reihe BZAW aufzunehmen und die von mir erarbei-
tete Thematik damit in die wissenschaftliche Diskussion ein-
zubringen. Dafür sage ich ihm meinen herzlichen Dank.
Meiner Frau verdanke ich in diesen Tagen fünfundzwanzig
Jahre geglückter Partnerschaft. Ihr widme ich dieses Buch.
Malente, im April 1991 Theodor Lescow
INHALT
In den Einleitungen zu den Kapiteln genannte, aber nicht aus-
gewertete Texte wurden in Kursivschrift ausgewiesen.
Vorwort V
Inhalt VII
0 EINLEITUNG 1
Zielsetzung 1
Textdarstellung und Textauswertung 4
1 KERET II K VI 7
2 DIE REIHUNG: ALTORIENTALISCHE BEISPIELTEXTE 11
2.1 Die Reihung A»B 11
2.1.1 Gudea von Lagasch 11
2.1.2 Sinuhe 12
2.2 Die Reihung B»C 14
2.2.1 Gudea von Lagasch 14
2.3 Die Kombination A»B + B»C 15
2.3.1 Kodex Hammurabi 15
3 REIHUNG (A») B»C: TORA 16
Deuteronomium 17,14-20
Deuteronomium 18,9-13
Jesaja 58,13-14
Jeremia 17,21-22
3.0.1 Priesterliche Reinigungsanweisung 16
3.0.2 Ezechiel 18,5-9 17
3.0.3 Jesaja 33,14-16 21
3.0.4 Psalm 15 23
3.0.5 Psalm 24,3-6 26
4 REIHUNG A» B (»C): REINIGUNGSEID 31
4.0.1 Königlicher Reinigungseid 31
4.0.2 Deuteronomium 26,13-14 32
4.0.3 Psalm 17,1-6 34
4.0.4 Psalm 7,2-10 35
4.0.5 Psalm 5,2-8 39
4.0.6 Psalm 26,1-7 41
VIII Inhalt
5 DIFFERENZIERUNG: UNTERTANENREGEL
UND REGENTENSPIEGEL
Jeremía 7,1-15
Jeremía 22,1-5
5.1 U n t e r t a n e n r e g e 1
5.1.1 Sinuhe
5.1.2 Gebet des Kantuzili
5.2 Sündenbekenntnis
5.2.1 Akkadische Gebetsbeschwörung
5.2.2 Gebet des Manasse
5.3 Re g e n t e n s p i e g e 1
5.3.1 Thronbesteigungslied Ramses IV.
5.3.2 Psalm 82
5.3.3 Jesaja 11,1-5
5.3.4 Ezechiel 34,2-10
6 UNHEILSPROPHETIE
Jesaja 22,1-14
Jesaja 24,1-3
6.0.1 Amos 5,18-20
6.0.2 Hosea 4,1-3
6.0.3 Obadja 10-14.15b
6.0.4 Jesaja 5,1-7
7 HYMNUS UND THEOPHANIE
7.0.1 Psalm 29
7.0.2 Psalm 93
7.0.3 Psalm 97,1-6
7.0.4 Psalm 77,11-21
7.0.5 Psalm 19,2-7
8 TORAPREDIGTEN
Jesaja 59,1-4.5-8
Jesaja 65,1-7
Jesaja 65,11-12
Jesaja 66,1-4
Jeremía 7,1-15
Jeremía 17,19-27
Jeremía 22,1-5
8.0.1 Psalm 50
8.0.2 Jesaja 56,1-8
8.0.3 Jesaja 58,1-8
Inhalt IX
9 BESCHREIBENDE UND ERZÄHLENDE DICHTUNG 120
Psalm 17,7-15
Psalm 7, (1U12-18
Psalm 5,9-13
Psalm 26,8-12
9.0.1 Psalm 12 120
9.0.2 Jesaja 9,1-6 124
9.0.3 Psalm 1 129
9.0.4 I Samuel 2,1-8 133
9.0.5 Jesaja 44,9-13.18 135
10 WEISHEITLICHE DICHTUNG 140
Prov 16,1-9.10-15
Koh 3,1-9
Sir 24,10-22.23-29
10.0.1 Hiob 20,12-22 140
10.0.2 Hiob 21,2-18 142
10.0.3 Hiob 23 146
10.0.4 Hiob 27,2-6 149
10.0.5 Hiob 33,19-24 150
11 NIVELLIERUNG UND PROSAISIERUNG 152
11.0.1 Ezechiel 18,4b-9 154
11.0.2 Jeremia 7,5-7 155
11.0.3 Jeremia 22,3-4 156
11.0.4 Sacharja 7,7-10 156
11.0.5 Sacharja 8,16-17 157
12 HIOB 29-31 159
12.0.1 Hiob 29 159
12.0.2 Hiob 30 164
12.0.3 Hiob 31 170
12.0.4 Gesamtauswertung 179
13 PSALM 18 181
13.0.1 Psalm 18,21-25 182
13.0.2 Psalm 18,4-7.17-20 184
13.0.3 Psalm 18,8-16 187
13.0.4 Psalm 18,33-50 189
13.0.5 Psalm 18,21-31 192
13.0.6 Gesamtauswertung 195
13.0.7 Aufbau des Psalms 202
X Inhalt
14 DIE EBED-JAHWE-LIEDER 203
14.0.1 Jesaja 42,1-4 203
14.0.2 Jesaja 42,5-9 206
14.0.3 Jesaja 49,1-6 208
14.0.4 Jesaja 50,4-9 212
14.0.5 Jesaja 50,10-11 214
14.0.6 Jesaja 52,13-53,12 216
14.0.7 Gesamtauswertung 223
15 DAS BUCH MALEACHI 228
16 KOLOMETRISCHE GEGENPROBE 1 229
16.0.1 Psalm 99 229
16.0.2 Psalm 47 235
16.0.3 Exodus 15,1-18 241
16.0.4 Psalm 149 250
16.0.5 Psalm 101 254
17 KOLOMETRISCHE GEGENPROBE 2 261
Arnos 2,14-16
Arnos 9,1b-4
17.0.1 Jesaja 1,10-20 261
17.0.2 Deuteronomium 33,2.5.26.29 267
17.0.3 Jesaja 10,5-9.13-15 269
17.0.4 Psalm 23 275
18 DIE KOMPOSITION DER PLAGENERZÄHLUNGEN 280
Hiob 3-31
II Regum 2,1-18
Deuteronomium 4,1-40
Deuteronomium 33,1-29
Jesaja 1-66
Arnos 1,3-9,6
Ezechiel 40,2-43,12
SapSal 1,1-6,21
Test XII
EINLEITUNG
ZIELSETZUNG
1. Die Stilfiguren Ringkomposition und Inklusion sind dem
Leser atl. Texte vertraut: ein Text wird gerahmt entweder
durch verbal gleich bzw. ähnlich lautende Einleitungs- und
Schlußsätze oder durch inhaltliche Kongruenzen der Rahmen-
stücke. "Eine umfassende Untersuchung der »Ringkomposition«
steht noch aus."1 Das gleiche gilt m.W. für die Inklusion.2 In
der vorliegenden Studie versuche ich, der Denkstruktur nach-
zugehen, die als Gestaltungsmuster auch den genannten Stilfi-
guren zugrunde liegt. Ringkomposition und Inklusion sind also
nicht das Thema meiner Beobachtungen. Ich hoffe aber, daß
sie zu einer speziellen Darstellung der beiden Stilfiguren
etwas beitragen können.
2. Auf die hier zu beschreibende Denkstruktur bin ich s.
Zt. bei einer Auseinandersetzung mit HJ.Kraus' Auslegung des
15. Psalms und K.Kochs Studie über Tempeleinlaßliturgien und
Dekaloge gestoßen. Koch meinte, als ursprüngliche Form der
Tora die Kurzformeln pHX ^ S / C P pn T^in / nüK " Q^ eru-
1 S.Talmon, Gesellschaft und Literatur in der Hebräischen
Bibel, Ges. Aufs. Bd.l, 1988, 50, Anm.18. Dort Hinweis auf ei-
nige Beispieltexte und weitere Aufsätze aus der Arbeit von
S.Talmon.
2 Sinnvoll wäre es m.E., bei kleinen Einheiten, die verbal
gleich oder ähnlich lautend gerahmt sind, von "Inklusion"
zu reden und die Bezeichnung "Ringkomposition" auf grö-
ßere Textkompositionen anzuwenden. Aber hierüber gibt es
keine klaren Übereinkünfte. So spricht z.B. U.Schmid im
Blick auf die annähernd gleichlautenden vv.lO und 20 des
Tyrtaiosfragments 9D von "ringkompositorisch formuliei—
ten Versen" (Die Priamel der Werte im Griechischen von
Homer bis Paulus, 1964, 5), während C.Westermann auf die
von ihm eruierte Komposition von Dtn 4 die "Stilform der
inclusio" angewendet sieht (Prophetische Heilsworte im
AT, FRLANT 145, 1987, 174).
2
Einleitung
ieren zu können und hielt z.B. Ps 15,3-5 für ad-hoc-Erwei-
terungen der Jerusalemer Priesterschaft. M.E. bildeten aber
umgekehrt die Konkretionen den Kern der jeweils mit einer
Rahmung versehenen Torot.3 Kürzlich hat O.H.Steck in zwei
Aufsätzen über die Gottesknechtslieder versucht darzulegen,
daß das triadische Schema von Jes 42,1-4 — Ausrüstung und
Auftrag, Art und Weise der Ausführung des Auftrags, Schluß
= Versicherung, daß der Knecht seinen Auftrag erfüllen wird
— alle Texte der Sammlung bestimmet Ich hielt diesen Ver-
such für problematisch und überprüfte die poetische Struktur
der EJL unter Zugrundelegung der s.Zt. gewonnenen Kriterien.
Das Ergebnis war m.E. schlüssig und zeigte, daß die Eingren-
zung auf die Torot eine viel zu schmale Basis war. Eine Fülle
von Texten kam in den Blick, u.a. solche, deren gattungsmä-
ßige Einordnung der Forschung bisher große Schwierigkeiten
bereitet hat: z.B. Ps 1; 12; 29; 50; 82; 101; Jes 9,1-6; 11,1-5;
44,9-13.18. So ist diese Untersuchung entstanden. Sie wird
veröffentlicht in der Erwartung, daß sie auch einen Beitrag
leisten kann zur Uberwindung einer zu engen Fixierung auf
die gattungsgeschichtliche Fragestellung. In Texten unter-
schiedlichster Sitze im Leben läßt sich die Denkstruktur nach-
weisen. Und zeitlich reichen die Belege von altorientalischen
Texten aus dem Anfang des 2Jts. bis in nachneutestL Zeit.
3 Vgl. Verf., Die dreistufige Tora — Beobachtungen zu einer
Form, ZAW 82,1970, 362-379; H.J.Kraus BK XV/1, 19612
llO—117 (Die Positionen wurden in der grundlegenden Über-
arbeitung 1978^ nicht wesentlich verändert); K.Koch, Tem-
peleinlaßliturgien und Dekaloge, Festschrift G.v.Rad, 1961,
45ff. Anknüpfend an Kochs Studie kommt jetzt auch E.Otto
zu dem gleichen grundsätzlichen Urteil: "Die Kurzsätze
sind so abstrakt und allgemein gehalten, daß sie ohne
inhaltliche Konkretion funktionslos wären, wohl aber
Funktion haben als verallgemeinernde Interpretation vorge-
gebener konkreter Handlungsnormen" (Kultus und Ethos
in Jerusalemer Theologie, ZAW 98, 1986, 161-179: 165).
4 Aspekte des Gottesknechtes in Deuterojesajas »Ebed—Jahwe-
Liedern«, ZAW 96, 1984, 372-390 und Aspekte des Gottes-
knechtes in Jes 52,13-53,12, ZAW 97, 1985, 36-58.
5 Das Abrücken von der Dominanz gattungsgeschichtlicher Be-
trachtungsweise ist seit längerer Zeit zu beobachten. Vgl.
dazu H.J.Kraus BK XV/1, 19785, 39: "Die Defizienz der Gat-
tungsbezeichnungen und der Klassifikationen wird immer of-
fenkundiger."