Table Of ContentPeter Fuchs
Das seltsame Problem
der Weltgesellschaft
Peter Fuchs
Das seltsame Problem
der Weltgesellschaft
Eine N eubrandenburger Vorlesung
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Fuchs, Peter:
Das seltsame Problem der Weltgesellschaft: ei ne
Neubrandenburger Vorlesung / Peter Fuchs. -
Opladen: Westdt. VerI., 1997
ISBN 978-3-531-13087-3 ISBN 978-3-663-07691-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-07691-9
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© 1997 Springer Fachmedien Wiesbaden
Ursprunglich erschienen beiWestdeutscher Verlag GmbH, Opladen in 1997.
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Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirkle, Darmstadt
Umschlagbild: Volker Mauhausch
Kunstwerk: Kathrin Freese, Carina Gerber, Jana Frommelt
Gedruckt auf saurefreiem Papier
Inhalt
Vorbemerkung 11
1. Vorlesung 15
Latente Ziele der Vorlesung, zum Beispiel Lockerung der kogniti
ven Muskulatur; Probleme der VerstehbarkeitlVerständlichkeit
von Theorien; kurzer Überblick zu Einführungen ins Thema; die
zentrale Unterscheidung der Systemtheorie; der Beobachter der
Theorie und seine Paradoxie; das Getöse der Medien und die
Absurdität der Vorstellung, Gesellschaft bestehe aus Menschen;
Menschheit und Gesellschaft sind zwei verschiedene Schuhe.
2. Vorlesung 25
Hat die Gesellschaft Magengeschwüre?; die Gesellschaft ist kein
Behälter; Bewußtsein ist nicht-sozial; die systematische Verken
nung der Gesellschaft; Liebe und das Theorem der Nichtver
schmelzung; wir sehen nur einen Mantel aus Fleisch; die Täu
schung der Sozialpädagogik.
3. Vorlesung 35
Interessante Post, Grüße an eine bedauernswerte Ehefrau, Nestbe
schmutzung und ob jemand meinen kann, daß er sagen kann, was
er denkt; Soziale Systeme enthalten kein Bewußtsein; die Grenzen
der Gesellschaft anhand unbeholfener Skizzen; die Grenze als
binärer Operator; Gesellschaft und Weltgesellschaft; die leicht-
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sinnige Rede von Außenseitern; erste Einsichten zu Besonderhei
ten der Gesellschaft.
4. Vorlesung 45
Kommunikation zwischen Liebenden ist leider nicht sehr indivi-
duell; es gibt keine gesellschaftsfreien Räume; die Lerche und
nicht die Nachtigall; was ist Kommunikation?; Variationen über
die drei berühmten Worte; Aufforderung, sich schriftstellerisch zu
bestätigen; die seltsame Zeit der Kommunikation; gute Nachrich
ten über die Unmöglichkeit zu sterben; die Gesellschaft kann sich
nicht und kann von niemandem korrekt beobachtet werden.
5. Vorlesung 55
Heftige Angriffe gegen Zeitanalysen; Arger über De-Ontologi
sierung; Präsentation des Deus-ex-machina: Autopoiesis; immer
währende Schöpfung, Einsamkeit und das Problem, Anschlüsse zu
finden; in der Gesellschaft gibt es C/audia Schiffer nicht; saubere
Verhältnisse; aber leider ist die Gesellschaft blind
6. Vorlesung 6J
Zweifel an privilegierten Weltzugängen von Frauen; Funktion der
Gefühle; peinliches Schweigen; Funkstille im Bewußtsein; somati
sche Rettungsanker; Differenzierungstheorie; Material der Diffe
renzierung; Multiplikation der SystemiUmweltdifferenzen; Kom-
plexität und Gedächtnisüberlast; ein Schnittmuster; ein Paradox;
Männer und Frauen, hordenweise; die Anstrengung der Differen
zierung; die gefährliche Metapher des Raumes
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7. Vorlesung 71
Noch einmal die Frauenfrage, Geschwätzigkeit, gefährliche Wesen
und das Fungieren sozialer Beschreibungen; phallische und vagi
nale Identitäten und Mythologien; soziale Konstruktionen und die
einzigen Möglichkeiten der Soziologie, Geschlechtsdifferenzen zu
analysieren; segmentäre Differenzierung; Zentrum/Peripherie;
Stratifikation und ein seltsamer Schichtkuchen; das Mittelalter.
8. Vorlesung 81
Gleichheit/Ungleichheit; Schichtungsfragen; der Zaubermantel
Mephistos; ein Professor mit zehn Katzen, neun Kindern und zwei
Hunden + einer Haus- oder Familienfrau, die vielleicht Klavier
spielt oder auch nicht; falsche Zeichnungen; Kommunikation mit
Alphörnern; und wieder: die Gesellschaft istkein und sie hat kei-
nenRaum.
9. Vorlesung 89
Die IKEA-Family; Fragen nach der Herkunftfordern Konstruk
tionen heraus; schwanger oder nicht; binäre Operatoren: ein
Rochen und ein Süd-oder Ostwind; Zahlung/Nichtzahlung; für
Liebe kann man nicht zahlen; ein moralischer Supermarkt;
wahr/unwahr; Liebe kriegt man nichtfür Wahrheit; Totalisierung
und Spezifizierung; die Messe und die Wahrheit; ein eindrucksvol
ler Begriff.
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10. Vorlesung 97
HierarchieiHeterarchie; arrogante Systeme; gleich wichtig ist
gleich unwichtig; error correction; Krisenlagen und die Liebha
berin im Kleiderschrank; ein Verbot der Kunst oder der Reli
gion?; Polykontexturalität; perfekt kontinente Räume; Sein oder
Nichtsein; tertium non datur; die Mausefalle der Kontextur; die
EINS; ein böses Puzzle; Sehnsucht nach Alteuropa; neue Fragen,
alte Warnungen.
11. Vorlesung 107
Pädagogisch nützliche Empörung; Polykontexturalität und Pes
simismus/Hedonismus; mangelnde Schonungspjlichten und ein
Komet; wer Pech angreift, besudelt sich; die Chancen der Überra
schung; k/einräumiger Beginn; erneut Kommunikation; Mittei
lungsinstanzen; Kindstötungen, die cloaca maxima, Wahnsinnige
und Barbaren; Beinhäuser, Beleidigungen und vorgetäuschte
Souveränität; die soziale Adresse.
12. Vorlesung 117
Eine Adresse ist keine Briefaufschrift; soziale Tatsachen und der
obsolete Begriff des Menschen; die Verwaltung der Adressen;
Adressen sind Strukturen der Kommunikation; Wiedereintritte und
Wiedereintritte von Wiedereintritten; Inklusion/Exklusion -funda
mental/filial; Interaktion mit Putzfrauen; noch einmal das Mit
telalter; Liebesbriefe; die Entdeckung der gleich Ungleichen oder
der ungleich Gleichen; das falsche Bewußtsein meiner Frau; In
klusionsgleichheit ist nicht die Gleichheit der Menschen.
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13. Vorlesung 127
Aberglaube und Gläubigkeiten; die Gretchenfrage; Inklusions
gleichheit; Dialoge mit einer Bankangestellten; Liebesprobleme;
Harald Juhnke und die generalisierte Exklusion; spill-over
Effekte; Sozialpädagogik restituiert soziale Adressen; die Diffe
renzierung der Differenzierung und das Hauptmann-von
Köpenick-Syndrom; Integration und die Wahlfreiheit der Biogra
phien; ein Riß in der Gesellschaft; jenseits der Abstraktionen ist
Elend; das Problem der Weltgesellschaft.
14. Vorlesung 135
Der Durchgriff aufM oral ist unterkomplex; ein neuer gordischer
Knoten, aber kein Alexander; die dichte Adresse; die Multiplikati
on der Adressen; einortig/fremdortig; der Name; wie und wann
man besser schweigt; die soziale Adresse ist polykontextural;
Peter Fuchs ist kein Verkehrsexperte; unterbrochener Selbstzu
gang des Bewußtseins; eine Mythologie der Moderne; ist da je
mand?; Ouch, Fm hurt; die Hyperautonomie der Gesellschaft.
15. Vorlesung 143
A·rgerliche Theorien; ein Gedicht in der Schublade; autonom ist
nicht sui-sujJizient; der Lärm und die Spur; kein bewußter Gegen
halt, aber das Interesse meiner Frau für Bewußtsein; noch einmal
Mandy Küstrin; stream ofs ociety; Zuschauer; eine kopernikani
sche Wende; wie es sich geziemt: Goethe am Ende.
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Fragen zur Vorlesung im Abschlußkolloquium 149
Literatur 181
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Vorbemerkung
Was ist das Besondere an Vorlesungen?
Dreierlei mindestens! Einmal lassen Sie die Freiheit zum speku
lativen Spiel, zur Abbreviatur, zum Ornament, zur Riskanz, zum
Neben-und Randweg, der vielleicht in fruchtbare Wirrnisse führt.
Dann zwingen sie zu weitgehender Anschaulichkeit, zu Beispie
len, die die Probleme auf den Punkt bringen oder in dieser Hin
sicht wunder- und wirkungsvoll verunglücken können. Schließ
lich finden sie statt unter der Bedingung der Anwesenheit von
Studierenden, und das heißt: Sie dürfen einfach nicht langweilig
sein, sie müssen für einige Zeit Aufmerksamkeit bündeln und
festhalten können, die Aufmerksamkeit überwiegend junger Men
schen, die sich schnell verflüchtigt, wenn es nicht gelingt, Rele
vanzen zu markieren, oder wenn es nicht gelingt, spürbar zu
machen, daß kein Programm abgespult, sondern Lehre in einem
ganz klassischen Sinne betrieben wird - als eine Sache von Be
geisterten, die andere begeistern wollen.
Die Vorlesung, auch das gefallt mir an ihr, läßt wenig Raum für
multimediale Spielereien, sie muß auf das Wort setzen, auf die
Sprache, auf den Zusammenhang eines im Grunde sehr langen,
immer wieder unterbrochenen Textes. Sie kann nicht auf die
Nichtintelligenz des Auditoriums zählen - heute so wenig wie
ehedem. In der Vorlesung steht deshalb immer mehr auf dem
Spiel als die Vermittlung und der Erwerb von Wissen. Es geht um
kognitive Stile, die angeboten, übernommen oder bekämpft wer
den müssen, um diejenigen, die unsichtbar neben dem Dozenten
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