Table Of ContentRehabilitation und Prävention 27
»Schweigen«
von Bärbel Boley
Luise Lutz
Das Schweigen
verstehen
Über Aphasie
Mit einem Geleitwort
von Ursula Lehr
Mit 65 Abbildungen
und 3 Tabellen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg GmbH
Dr. Luise Lutz
Albertinen Haus
Sellhopsweg 18-22, W-2000 Hamburg 61
Bundesrepublik Deutschland
ISBN 978-3-540-54387-9
Die Deutsc:he Bibliothek - CIP-Einheitsaurnahme
Lutz, Luise: Das Schweigen verstehen : Uber Aphasie ;
mit 3 Tabellen 1 Luise Lutz. Mit einem Geleitw. von Ursula Lehr. -
(Rehabilitation und Pravention ; 27)
ISBN 978-540-54387-9 ISBN 978-3-662-06489-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-06489-4
NE:GT
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© by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1992
Urspriinglich erschienen bei Springer-V erlag Berlin Heidelberg New York 1992
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Satzarbeiten: Mitterweger, Plankstadt
21/3145 S 4 3 2 1 O Gedrucktaur saurerreiem Papier
FürOrge
Geleitwort
Aphasien gehören häufig zu den Folgen eines Schlaganfalls, die
nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Therapeuten
eine große Herausforderung darstellen.
Die Autorin hat mit diesem Buch eine Arbeit vorgelegt, die so
wohl fachlich wie auch menschlich in sehr anspruchsvoller Weise
verfaßt worden ist. Sie gibt einen wertvollen Einblick in die Auf
gabengebiete und Behandlungstechniken der Sprachtherapie, be
schreibt sehr differenziert die komplexen Symptombilder der
verschiedenen Aphasieformen sowie die psychische Situation der
Patienten. Ihre Arbeit ist ein gelungenes Beispiel für die Erfolge
einer auch interdisziplinär verstandenen Rehabilitation.
Der Leser erfährt auch sehr viel über die Psychologie in der
Rehabilitation. Hier sind vor allem zwei Stichworte zu nennen:
Motivation des Patienten und psychologische Unterstützung in
Grenzsituationen.
Die Motivation des Patienten stellt eine wichtige Bedingung
für Rehabilitationserfolge dar; ohne kontinuierliche Motivation
besteht die Gefahr, daß der Patient in seinen eigenen Bemühun
gen um Verbesserung der Leistungsfähigkeit nachläßt.
Gerade Aphasien konfrontieren den Menschen mit Grenz
situationen, da sie ihn in seinem Umgang mit anderen Menschen
stark einengen. Die psychische Auseinandersetzung mit diesen
Grenzsituationen - die durch therapeutische Intervention ge
fördert wird - bildet eine weitere wichtige Voraussetzung für
die Verbesserung der Leistungsfähigkeit.
Dieses Buch ist für alle, die sich wissenschaftlich und prak
tisch mit der Rehabilitation beschäftigen, eine große Bereiche
rung.
Heidelberg, Professor
im März 1992 Dr. Dr. h. c. Ursula Lehr
Vorwort
Der Neurologe Detlef von Cramon sagte vor einiger Zeit: » Wir
bedürfen nicht nur der Therapie, um das Schicksal der Aphasie
bei unseren Mitmenschen besser zu ertragen, wir bedürfen auch
der Anleitung, wie wir den Zugang zu den Menschen im Turm
(der Sprachlosigkeit) erlernen.«
Eine solche Anleitung hatte ich im Sinn, als ich dieses Buch
schrieb. Wer mit dem Schicksal der Aphasie konfrontiert wird -
ob als Aphasiker, als Angehöriger, als Therapeut oder Freund -
kann sich in vielen Büchern über die verschiedenen Erscheinungs
formen der Aphasie ausführlich informieren. Aber er sucht meist
vergeblich nach Erklärungen, die ihm helfen, diese Störung zu
verstehen und mit ihr umzugehen. Einsicht in die Mechanismen
der Störung ist aber die Voraussetzung für den richtigen Umgang
mit ihr. Und nur, wenn man fähig ist, mit der Aphasie so umzu
gehen, daß Kommunikation trotz gestörter Sprache möglich ist,
findet man einen Zugang zu den Aphasikern und kann sie aus
ihrer Isolation befreien.
Mein Anliegen ist also, das sprachliche Fehlverhalten durch
schaubarer zu machen. Die aphasischen Reaktionen können wir
aber nur vor dem Hintergrund der normalen Sprache erkennen,
denn nur, wenn wir verstehen, wie Sprache funktioniert, werden
wir auch ihre Störungen verstehen. Deshalb ist dieses Buch auch
ein Buch über normale Sprache.
Mein Vorhaben ist insofern vermessen, als sowohl in der
Aphasiologie als auch in der Neuropsychologie und Neurolingui
stik in den letzten Jahren ein Boom an Theorien, Erkenntnissen,
Hypothesen und Diskussionen eingesetzt hat. Die Diskussion ist
im Fluß, eine Theorie löst die andere ab, die Erkenntnisse über
die sprachlichen Prozesse werden immer komplizierter. Um den
Rahmen dieses Buches nicht zu sprengen und um für den Nicht
Fachmann verständlich zu bleiben, muß ich mich in der Auswahl
des Stoffes beschränken und die Darstellung vereinfachen. In
der Vereinfachung liegt aber immer die Gefahr einer Verfäl
schung: Wenn ich etwas vereinfacht darstelle, kann ich nicht
allen Aspekten gerecht sein. Ich bin mir dieser Gefahr bewußt.
Wenn ich dennoch den Versuch wage, die komplexe Materie ver-
x
Vorwort
einfacht darzustellen, so liegt das an dem tiefen Interesse, auf
das ich gestoßen bin, sobald ich mit Aphasikern, ihren Angehö
rigen und Freunden, mit Krankengymnasten, Ergotherapeuten,
Pflegepersonal und Ärzten über diese Fragen diskutierte. Ihnen
möchte ich mit diesem Buch den Einstieg in die Problematik er
leichtern.
Die Themen in diesem Buch sind vielfältig, und nicht jeder Le
ser wird sich für jedes Thema interessieren. Ich habe versucht,
jedes Kapitel in sich abzuschließen, so daß es möglich sein wird,
einzelne Kapitel zu überspringen.
In den ersten drei Kapiteln fasse ich zusammen, was über die
Beziehungen zwischen Sprache und Gehirn und über die aphasi
sche Symptomatik allgemein bekannt ist.
In den Kapiteln 4 bis 10 gehe ich auf verschiedene sprachliche
Aspekte, die für die Aphasie relevant sind, spezieller ein.
Im Abschnitt»T herapie« möchte ich nicht das Methodenwis
sen diskutieren, das in vielen Lehrbüchern ausführlich genug
dargestellt ist, sondern am Beispiel eines von mir im Laufe der
Jahre entwickelten therapeutischen Vorgehens erläutern, was in
der Aphasietherapie geschieht - in der Hoffnung, verständlich
zu machen, was therapeutisch machbar ist und wo die Grenzen
der Therapie liegen.
Im letzten Abschnitt möchte ich einen Einblick in die Proble
matik des Lebens mit Aphasie geben. Das Kapitel »Umgang mit
Aphasie« enthält Ratschläge für Gespräche mit Aphasikern.
Alle Beispiele, Begebenheiten, Erzählungen sind wahr - Apha
sie ist so vielfältig, interessant und grausam, daß es nicht nötig
ist, noch etwas hinzuzuerfinden.
Hamburg, im Frühjahr 1992 Luise Lutz
Danksagungen
Während ich dieses Buch schrieb, begegnete ich immer wieder
Menschen, die an diesem Thema Anteil nahmen und mich durch
ihr Interesse bestärkten. Es waren so viele, daß ich sie hier nicht
alle namentlich aufführen kann. Ihnen allen möchte ich herzlich
danken.
Mein besonderer Dank gilt allen meinen aphasischen Patien
ten und Freunden. In den Gesprächen mit ihnen habe ich viel
mehr gewonnen als gegeben. Ein spezieller Dank an alle Aphasi
ker, die an diesem Buch mitgewirkt haben: an Jenny, die viele
der Abbildungen zeichnete, an Hanne, die mir ihr Tagebuch an
vertraute, an Ingo und alle anderen, die mir erlaubten, ihre Pro
bleme zu schildern. Den Angehörigen der Aphasiker danke ich
für ihre Offenheit und ihr Vertrauen.
Ein großer Dank geht an den Vorstand der »Johanna und
Fritz Buch-Gedächtnis-Stiftung«, namentlich Herrn Professor
Dr. Hans-Joachim Weber, für das großzügige Stipendium, das
es mir ermöglichte, mich ein Jahr lang fern vom Klinikalltag auf
das Schreiben zu konzentrieren. Ohne diese Unterstützung hätte
das Buch nicht entstehen können.
Zu besonderem Dank bin ich Frau Dr. Irmgard Weber-Prahl
verpflichtet, die mich als erste ermutigte, die Probleme der
Aphasiker an die Öffentlichkeit zu bringen. Auf ihre Anregun
gen geht letztendlich dieses Buch zurück.
Der Leitung des Albertinen-Diakoniewerkes und meinem
Chef, Herrn PD Dr. H.P. Meier-Baumgartner, danke ich für die
verständnisvolle Unterstützung meiner Arbeit.
Herzlichen Dank meinen Kollegen Barbara Kuhlmann und
Bernd Heise für die Beispiele aus ihrer Therapiearbeit. Allen
Therapeuten im Albertinen-Haus danke ich für die intensiven
Gespräche über Aphasie-Probleme, die dieses Buch mitgeformt
haben. Ein besonderer Dank an Werner Gerckens, der mich aus
etlichen Computer-Pannen rettete.
Meinen Studenten und den Teilnehmern der diversen Pflege
und Altenpflegekurse danke ich für ihr tiefes Interesse, ihre Fra
gen und ihre Mitarbeit, durch die ich immer aufs neue zum Nach
denken und Forschen angeregt wurde.