Table Of ContentDAS KATHARINENKLOSTER
AUF DEM SINAI
JOHN GALEY
DAS KATHARINENKLOSTER
AUF DEM SINAI
belser
Seite 1:
Kreuzritterzeichen an der Außenmauer des Katharinenklosters
Seite 2:
Portal der Basilika aus der Gründerzeit
IN HALT
JOHN GALEY
Widmung 7
KURT WE ITZMANN
Zur Geschichte des Katharinenklosters 8
ROSE L UND WOLFGANG JAHN
Des Sinai und die Weltreligionen 54
Der Sinai als Durchzugsgebiet 58
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
GEORGE FORSYTH
der Deutschen Nationalbiografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://www.dnb.ddb.de abrufbar.
Kirche und Festung Justinians 60
© 2003, 2010, 2014 by Chr. Belser Gesellschaft
für Verlagsgeschäfte GmbH & Co.KG, Stuttgart KURZ WEITZMANN
Alle Rechte vorbehalten.
Zur Kunst des Katharinenklosters 92
Die Bibel-Zitate stammen aus der Einheitsübersetzung mit
ökumenischem Psalter und Neuem Testament.
© für den Text der Einheitsübersetzung: Katholische Bibelanstalt,
Register 166
Stuttgart 1980
Literatur 168
Bildnachweis 168
jJ
MIX
Papier aus verantwor
tungsvollen Quellen
FSC
FSC® C084279
www.fsc.org
Grafische Gestaltung, Satz und Produktion:
Buchherstellung Dotzauer, Stuttgart
Lektorat: Regine Weisbrod, Mainz
Redaktion: Daniela Tivig, Böblingen
Reproduktionen: Eurolitho Zanotto, Tarzo
11
Druck und Binden: Print Consult, München
ISBN 978-3-7630-2691-3
»Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! D
ieses Buch ist gewidmet den Sinaiexpeditionen der Universitäten
Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden!« Michigan und Princeton, USA, sowie der Universität Alexandria,
Ägypten. Spezieller Dank gebührt meinen seither verstorbenen
Ex 3,5
Freunden Professor Kurt Weitzmann, Princeton, Professor George Forsyth,
Michigan, und Fred Anderegg, Michigan.
Es war mir vergönnt, an zwei dieser Expeditionen als Fotograf teilzuneh
men und insgesamt fast fünf Monate im Katharinenkloster zu verbringen. Für
die Universitäten haben wir Tausende von Aufnahmen gemacht. Zwei wissen
schaftliche Veröffentlichungen mit diesem Material aus dem Katharinen
kloster sind erschienen, inzwischen aber bereits vergriffen: G. Forsyth und
K. Weitzmann: The Church and Fortress of]ustinian und K. Weitzmann:
The Icons, Volume I, 6th -10'11 Century.
Aus meinem privaten Fotomaterial entstand das vorliegende Buch.
Es erweitert durch zusätzliches Text-und Bildmaterial die ursprüngliche
Ausgabe aus demjahr 1979. Damals arbeitete ich persönlich mit Kurt
Weitzmann von der Universität Princton zusammen, dessen Spezialgebiet
die Ikonenmalerei war; ohne seine Mithilfe wäre dieses Buch nie
zustande gekommen. Großer Dank gilt ebenso George Forsyth, der mir
seinen Beitrag über die Architektur und die Geschichte des Klosters sowie die
Pläne zur Verfügung stellte, wie auch Fred Anderegg, dem ehemaligen Chef
fotografen der Universität Michigan. Einige der Gäste, die längere Zeit mit
uns gearbeitet haben, möchte ich nicht unerwähnt lassen, so Igor Sevcenko
aus Dumbarton Oaks, USA, Ahmed Fikry und Samy Shenouda aus Alexandria
und Ernest Hawkins aus England, der das große Mosaik restaurierte.
Mein Dank gilt auch dem damaligen Erzbischof, Seiner Heiligkeit
Damianos, und allen Mönchen des Klosters, die durch ihre Güte und Hilfs
bereitschaft zum Erfolg unserer Arbeit beigetragen haben.
Sinai - ein Name mit vielen Aspekten, vom Alten Testament bis zur Gegen
wart und sicher noch darüber hinaus ... Der Aufenthalt in dem ehrwürdigen,
1400 Jahre alten Kloster mit seiner kaum zu erklärenden Faszination hat auch
mein Leben verändert.
Möge dieses Buch ein Zeichen der Versöhnung sein und dazu beitragen,
Vorurteile zwischen den Religionen abzubauen, ist doch die Halbinsel Sinai
ein Gebiet, in dem bis zum heutigen Tage Geschichte geschrieben wird, und
zwar gleichermaßen von Juden, Christen und dem Islam.
Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass das Katharinenkloster auf dem Sinai,
das im Lauf der Jahrhunderte so viele Gefahren unbeschadet überstanden hat,
für alle Zeit erhalten bleibe.
JOHN GALEY
Neuseeland, März 2003
7
1
._._,
ZUR GESCHICHTE DES KATHARINENKLOSTERS
KURT WEITZMANN
Wo Mose die
Zehn Gebote empfing
icht selten wurde ich von Besuchern des scheint dieser stattliche Berg für einen Aufenthalts
N
Klosters gefragt: »W ie können wir sicher ort Jahwes weitaus eher in Frage zu kommen als der
sein, dass Mose und die Israeliten genau Dschebel Musa, der Moseberg, den man erst von ei
an dieser Stelle in der Felswüste ihr La ner Hochfläche in etwa 1500 Metern Höhe erblickt,
ger aufschlugen und dass Mose auf eben also aus der Höhe des Klosters. Zudem wäre es un
diesem Gipfel über dem Kloster die Gesetzestafeln denkbar, dass eine größere Menschenmenge meh
empfing?« Ich pflegte nur indirekt mit folgenden rere Jahre in einer unwirtlichen Felswüste ohne
historischen Erwägungen zu antworten: Als Mose genügend Wasser überlebt hätte, und das gab es nur
irgendwann im zweiten Jahrtausend v. Chr. mit in der Oase Feiran. Ob der Dschebel Serbal oder
dem Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten der Dschebel Musa der Berg Horeb war, blieb
durch den Sinai wanderte, befand sich die Hal lange umstritten - der Letztere trug im Lauf
binsel in den Händen der Ägypter. Sie verloren des 4. Jahrhunderts den Sieg davon.
jedoch die Gewalt über das Land, nachdem Gegen Ende des 4.Jahrhunderts besuchte Ae
es von den Beduinen, Nomaden ohne theria, eine adlige Dame und die erste Sinai
schriftliche Überlieferungen, einge pilgerin, deren Aufzeichnungen erhalten
nommen worden war. Als dann sind, mit ihrem Gefolge die Stätten, die
die frühen Christen ein »In bis heute mit dem brennenden Dorn
teresse« für die heiligen busch und der GesetzgebungJahwes
Stätten Palästinas ent in Beziehung gebracht werden. Sie
wickelten - und dazu schrieb darüber: »D ort befanden
Die Muttergottes erscheint
gehörte die Halbin sich viele Klausen heiliger
Mose im brennenden Dorn
sel Sinai in »P alae Männer und eine Kirche an
busch. Im Hintergrund der
stina tertia« -, wa dem Ort, wo der Dornbusch
Moseberg mit Kapelle, im
Vordergrund das Kloster. ren keine schriftli steht ... Vor der Kirche ist ein
Moderne Arbeit, ausgeführt chen oder auch sehr hübscher Garten mit
auf einer Muschelschale mündlichen Über reichlich gutem Wasser,
(Höhe ca. 22 cm). lieferungen vor und der Dornbusch steht im
handen, und sie Garten. Daneben wird die
mussten mit der Su Stelle gezeigt, an der Mose
che der im Buch Exo stand, als Gott zu ihm sagte: >Leg
dus erwähnten Stätten deine Schuhe ab; denn der Ort, wo
von Grund auf neu begin du stehst, ist heiliger Boden!<«
nen. Mit der Bibel in der Hand Die Mönche, die sich dort angesiedelt hat-
zogen die Pilger von Ägypten her und ten und eine lose Gemeinschaft bildeten, wurden
fanden Orte wie Mara mit dem bitteren Wasser oder immer wieder von dortigen Beduinen aufgestört.
Elim mit den Palmbäumen und Wasserbrunnen Im sechsten Jahrhundert sandten sie eine Bittschrift
und andere. an Kaiser Justinian, er möge ihnen ein Kloster bau
Der Herr war auf den Sinai,
In der modernen For en. Der Kaiser, der ebenso sehr an der Sicherung sei Steile Gipfel und scharfe Grate ent ten Meer(. .. ) Auf diesem Berg Sina hausen Mönche, de zu Konstantinopel gelockert, und das Kloster
auf den Gipfel des Berges, schung ist man sich ner Reichsgrenzen interessiert war, leistete ihrer stehen bei der Verwitterung der deren Leben eine Art sorgfältiger Vorbereitung auf schloss sich mehr an das Patriarchat Jerusalem an.
herabgestiegen. Er hatte Mose nicht ganz einig, wel Bitte Folge und ließ ein befestigtes Kloster errich jüngeren, harten Granite der Ser den Tod ist, und sie genießen ohne Furcht die Ein Diese Verbindung besteht heute noch. Meist wurde
chen Gipfel die ersten ten. Zudem verlegte er eine Söldnertruppe zum balkette. Der eindrucksvolle Dsche samkeit, die ihnen sehr kostbar ist(. .. ) Kaiser Justi und wird ein neuer Bischof des autokephalen Erz
zu sich auf den Gipfel des Berges
Pilger für den Berg der Schutz des Klosters dorthin. Der Überlieferung zu bel Serbal galt zeitweise als Berg nian baute ihnen eine Kirche, die er der Mutter Got bistums Sinai vom Jerusalemer Patriarchen ge
gerufen, und Mose war Gesetzgebung hielten. folge vermischten sich diese Söldner durch Heirat der Gesetzgebung, da an seinem tes weihte, damit sie dort ihr Leben mit Gebet und weiht. Die Muslime bewiesen im Lauf der Ge
hinaufgestiegen. (Ex 19,20) Einigen Gelehrten zu mit den Beduinen und bildeten einen muslimi Fuß der frühchristliche Bischofssitz Gottesdienst verbringen könnten.« Das Kloster schichte oft größere religiöse Toleranz als die Chris
folge war es der ein schen Stamm, der noch heute dem Kloster dient. Pharan lag. Doch spätestens seit wurde noch unter Justinian gegründet (zwischen ten; dies zeigt sich auch darin, dass das Kloster, eine
drucksvolle, schroffe Dschebel Serbal auf halbem Prokop, Justinians Hofgeschichtsschreiber, be dem 4. Jahrhundert wird der Mose 548 und 565), und die ersten hundertJahre seines christliche Enklave in islamischem Gebiet, auf eine
Weg zum heutigen Kloster. An seinem Fuß liegt die richtet in seinem Werk De aedificiis über die Klos berg als Berg Horeb verehrt. In sei Bestehens waren zweifellos seine Blütezeit. ungebrochene Tradition zurückblickt. Zudem
fruchtbare Oase Feiran, im vierten Jahrhundert Bi tergründung: »Ein schroffes, schrecklich wildes nem Schatten entstand im 6. Jahr Als die Araber im Jahr 640 Ägypten und damit gehörte das Kloster der gesamten Christenheit, und
schofssitz. Fast von Meereshöhe aus gesehen, Gebirge mit amen Sina erhebt sich nahe beim Ro- hundert das Katharinenkloster. auch die Sinaihalbinsel eroberten, wurden die Ban- zeitweise lebten dort auch andere orthodoxe Mön-
10 Zur Geschichte des Katharinenklosters 11 Wo Mose die Zehn Gebote empfing
ehe wie zum Beispiel Syrer und christliche Araber. 10. Jahrhundert nahe an Jerusalem heranrückten.
Etwa im 10. Jahrhundert spielte eine Ansiedlung \\1 r haben dafür in erster Linie kunstgeschichtliche Ein Tamariskenzweig mit Manna.
georgischer Mönche eine große Rolle. Beweise. achdem der Bildersturm 84 3 beendet Jie Speise, die Gott nach Exodus 16,4 vom Himmel
Doch wurden die Christen auf der Sinaihalbinsel war. gelangten Ikonen und illuminierte Hand fallen ließ, um die Israeliten auf ihrem Weg
gelegentlich auch verfolgt, so um das Jahr 1000 von schriften im Stil der Hauptstadt auch in das Kloster; durchdie Sinaiwüste zu speisen, ist wahrscheinlich
einem Mystiker, dem unberechenbaren Kalifen al sie :eugen von der führenden Rolle, die Konstanti identisch mit dem Honigtau der
Mannächildlaus, der vor allem auf Tamarisken zu
Hakim. Die überliefe- nopel in allen religiösen, kulturellen und künstleri
finden ist. In der Umgebung des Kathari
Zwischen den Kulturen rung berichtet, als er schen Angelegenheiten der orthodoxen Welt in
ic...nklosters gibt es reiche Tamariskenbestände.
ausgezogen sei, um das nehatte. Manche dieser erneuerten Einflüsse dran
und Religionen
Kloster und andere Ge- gen auf Umwegen zur Sinaihalbinsel, vor allem von dem Westen zum Kloster. Davon zeugen unter an tig. Der Zar von Russland begann, die orthodoxen
bäude der Christen zu der Insel Zypern her. Sie war im 10. Jahrhundert derem die vielen Wappen und Namen, die teilweise Klöster mit seinen Gaben zu überhäufen, und in
zerstören, seien ihm die Mönche entgegengeeilt von oströmischen Truppen zurückerobert worden recht kunstvoll in die Wände verschiedener Gebäu den Schatzkammern auf dem Athos, in Jerusalem
und hätten ihn angefleht, das Kloster zu verscho und rühmte sich eines reichen byzantinischen Er de eingeritzt sind, besonders im Refektorium, der und auf dem Sinai finden sich die Zeugnisse seiner
nen, weil es auch für die Muslime eine heilige Stät bes. Das Kloster ist mit Zypern eng verbunden, weil Trapesa, wo die Pilger wahrscheinlich speisten. Die Freigebigkeit, darunter auch russische Ikonen mit
te sei und eine Moschee in seinen Mauern berge, es dort mehrere Niederlassungen, die so genannten französischen, deutschen, holländischen und eng reich verzierten Verkleidungen aus Edelmetall, die
und tatsächlich wurde in größter Eile ein muslimi Metochia, besaß. lischen Namen und Wappen stammen aus dem so genannten Oklad oder Riza, die teilweise eher
sches Gotteshaus eingerichtet! Diese Begebenheit Um dieselbe Zeit-wahrscheinlich im 10., späte 14. bis 16. Jahrhundert. kostbar als kunstvoll wirken.
passt gut zur Baugeschichte der Moschee, einem stens im 11. Jahrhundert - wurden die Reliquien Zwischen dem Fall Akkos imJahr 1291, mit dem Trotz des starken slawischen Einflusses auf dem
Gebäude, das ursprünglich offensichtlich eine an der heiligen Katharina, die in einer Kapelle auf dem das christliche Königreich Jerusalem zugrunde Sinai riss die Verbindung des Klosters mit der rö
dere Bestimmung hatte (vgl. Seite 67). Gipfel des Dschebel Katherina (mit 2637 Metern ging, und der Eroberung Konstantinopels durch die misch-katholischen Kirche nie ganz ab. Auf seinem
Die Verbindung mit Konstantinopel wurde höher als der Dschebel Musa) aufbewahrt worden Türken im Jahr 1453 brachten die Paläologen die Ägyptenfeldzug entsandte Napoleon den Marschall
wieder aufgenommen, als byzantinische Heere im waren, ins Kloster gebracht. So wurde die heilige byzantinische Kunst und Kultur zu neuer Blüte, de Kleber zum Kloster, damit er dessen teilweise zer
Katharina, deren Gebeine, wie die Legende berich ren Ausstrahlung bis zum Sinai spürbar war. Selbst fallene Mauern wieder aufrichte. In der Bibliothek
tet, nach ihrem Märtyrertod in Alexandria von En nach dem endgültigen Fall Konstantinopels ging befindet sich ein mit Bonaparte unterzeichnetes
geln auf den Sinai getragen wurden, die Schutzhei die byzantinische Kul Dokument, in dem er dem Kloster besondere Vor
lige des Klosters. tur nicht unter; die Insel rechte zusichert.
Erben von Byzanz
Die Beziehungen zu Konstantinopel brachen Kreta wurde zum Mit- Wie aus seiner Geschichte hervorgeht, ist das
dann in der Zeit der Kreuzzüge erneut ab. Im telpunkt der so genann Katharinenkloster nicht der griechisch-orthodo
12. Jahrhundert scheinen die Kreuzfahrer nur als ten nachbyzantinischen Ära. Dort blieb die byzan xen Kirche allein, sondern einem größeren Kreis
Besucher gekommen zu sein, aber im 13. Jahrhun tinische Kunst lebendig, auch als die Insel von den orthodoxer Kirchen geistig zugehörig, so der geor
dert ließen sich westliche Mönche im Kloster nie Venezianern eingenommen wurde. Wie auf gischen, der melchitisch-syrischen und der rus
der. Sie erbauten eine eigene Kapelle, »St. Kathari Zypern besaß das Sinaikloster auch auf Kreta große sisch-orthodoxen Kirche, zu Zeiten auch der rö
na der Franken«, und einige Künstler unter ihnen Ländereien, insbesondere in Heraklion ein blühen misch-katholischen Kirche. Diese Kirchen vertre
malten Heiligenbilder für diese Kirche. Das Kloster des Metochion. Kretische Ikonenmaler schufen vie ten das Dogma von den zwei Naturen Christi, das
wurde in das weströmische Patriarchat Jerusalem le Kunstwerke für das Katharinenkloster. beim 4. Ökumenischen Konzil imJahr451 in Chal
eingegliedert und rechtlich dem Suffraganbischof Außer den kretischen Griechen erhoben aber kedon verkündet wurde. Die monophysitischen
Enkolpion (Reliquien
von Petra unterstellt. Die neu geknüpfte Beziehung auch Slawen den Anspruch, Erben von Byzanz zu Kirchen haben dieses Dogma nicht anerkannt; des
kapsel) mit Kamee der
zu Westrom bestand auch nach dem Zusammen sein, sowie die Fürsten der Moldau und Walachei. halb finden wir auf dem Sinai kaum Einflüsse der
heiligen Katharina, Russ
bruch des christlichen Königreichs Jerusalem wei Da sie sich in der Nähe der besiegten Hauptstadt be armenischen oder der koptischen Kirche, obwohl
land, 17. Jahrhundert. Im
ter, weil die autokephale sinaitische Kirche am fanden, hatten sie einige Schätze, vor allem liturgi Alexandria nicht fern ist. Der Sinai gehört zum Hei
1 0. oder 11. Jahrhundert
chisma von 1054, das die orthodoxe und die rö sche Gegenstände, für sich retten können und ligen Land; das Kloster ist als heilige Stätte ein be
wurden die Gebeine der
misch-katholische Kirche trennte, nicht teilgenom gründeten nun eigene Werkstätten, die diese Tradi deutender Wallfahrtsort. Während aber die meisten
heiligen Katharina aus ei
ner Kapelle ins Kathari men hatte und bei Rom geblieben war. Mönche vom tion fortsetzten. Sehr viele Kunstwerke schenkten heiligen Stätten in Jerusalem, Betlehem und Naza
nenkloster überführt, und inai zogen nach Frankreich, um Geld zu sammeln sie den großen orthodoxen Gründungen, Kirchen ret von Eroberern verschiedener Herkunft immer
sie wurde zur Schutzheili und Reliquien zu verkaufen; heute besitzt die Ka und Klöstern, allen voran den Klöstern auf dem wieder zerstört oder beschädigt wurden, ist das Ka
gen des Klosters, das bei thedrale von Rouen mehr Reliquien der heiligen Berg Athos, inJ erusalem und auf dem Sinai. Bald je tharinenkloster als Einziges der Vernichtung ent
seiner Erbauung ursprüng Katharina als das Kloster, in dem sich nur der Schä doch machte ihnen Moskau, das Dritte Rom, ihre gangen und konnte ein unvergleichliches Erbe by
lich der Muttergottes ge del und eine Hand befinden. Umgekehrt kamen vie Rolle als Beschützer der gesamten Orthodoxie s'trei- zantinischer Kunst und Kultur bewahren.
weiht worden war. le Wallfahrer, darunter Adlige und Kleriker, aus
12 Zur Geschichte des Katharinenklosters 1 3 Erben von Byzanz
Der gesamte Komplex des
bald 1500 Jahre alten
Katharinenklosters mit
Garten liegt am Fuße des
Mosesbergs. Die 12 bis 15
Meter hohen Mauern aus
justinianischer Zeit umge
ben ein Geviert von etwa
70 mal 85 Metern.
Die Kirche liegt in der Ost
westachse. Kapellen,
Mönchsbehausungen und
enge Gassen verleihen dem
Kloster einen dorfähnlichen
Charakter.
Der von Kaiser Justinian eingesetzte Baumeister Stephanos von Aila wählte als (oben, Blick von der Klosterterrasse) die Mönche seit Jahrhunderten Oliven, Orangen,
Standort des Klosters die Stelle, wo sich der brennende Dornbusch befunden haben soll. Unter Aprikosen und Gemüse. Ein unterirdischer Tunnel verbindet den Garten mit dem
militär;ischen Gesichtspunkten war dies ein grober Fehler, da die Abtei leicht Kloster. In den Gebirgswadis kann sich das Wasser im Frühsommer länger halten als in den
von oben beschossen werden konnte. Darüber war Justinian so erbost, dass er den Baumeister Ebenen, so dass sich sogar grüne Algen entwickeln (rechts). Wenn die a;<R-1
hinrichten ließ. 'as Justinian dabei nicht bedacht hatte: Nur hier im Tal gab es eine versiegen lässt, fließt das Wasser unter dem Sand weiter. Beduinen wissen, dass
Quelle, die das Leben er~ möglich machte, die Mosesquelle. Und so ernten in dem Klostergarten erfolgreich Brunnen graben können.
16 Zur Geschichte des Katharinenklosters 1 7 Der Klosterkomplex
/
Die trutzigen, gut anderthalb Meter breiten Wehrmauern mit Scharten, Zinnen und Türmen machen deutlich,
dass das Kloster zunächst als Festung angelegt worden war, um einen sicheren Zufluchtsort zu bie
ten. 1 312 fiel der obere Teil der Mauern bei einem Erdbeben ein. Auf Anweisung Napoleons ließ sie
Marschall Kleber 1801 restaurieren. Heute ist das Kloster mit der ältesten christlichen
Kirche der Welt vor allem Touristenattraktion. Im Schatten der Klostermauern warten die
Beduinen, um Pilgern und Touristen den Aufstieg auf den Mosesberg zu erleichtern.