Table Of ContentStudies in Contemporary Economics
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J.Dermine, Pricing Policies of FinanciallntermediariesVII, 174 pages. 1984.
I. Babel, Wetlbewerb und Industriestruktur. XIV, 336 Seiten. 1984.
Beitrage zur neueren Steuertheorie. Herausgegeben von D. Bas, M. Rose und Ch. Seidl.
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R. Holzmann, Lebenseinkommen und Verteilungsanalyse. IX, 175 Seiten. 1984.
Problems of Advanced Economies. Proceedings, 1982. Edited by N. Miyawaki. VI, 319
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Studies in Labor Market Dynamics. Proceedings, 1982. Edited by G. R. Neumann and
N. C. Westergard-N ielsen. X, 285 pages. 1985.
Schum peter oder Keynes? Herausgegeben von D. Bas und H.-D. Stolper. IX, 176 Sei
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G.llling, Geld und asymmetrische Information. VI, 148 Seiten. 1984.
B.Genser, Steuerlastindizes. X, 225 Seiten. 1985.
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A. Wenig. XIV, 214 Seiten. 1985.
K. Pohmer, Mikrookonomische Theorie der personellen Einkommens-und Vermogens
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K. Conrad, ProduktivitatslOcken nach Wirtschaftszweigen im internationalen Vergleich.
VII, 165 Seiten. 1985.
K. F.Zimmermann, Familienokonomie. XII, 423 Seiten. 1985.
H.J.Schalk, Differenzierte Globalsteuerung. IX, 319 Seiten. 1985.
A. Pfingsten, The Measurement of Tax Progression. VI, 131 pages. 1986.
T. M. Devinney, Rationing in a Theory of the Banking Firm. VI, 102 pages. 1986.
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B. Gahlen. IX, 216 pages. 1986.
Ch. M.Jaggi, Die Makrookonomik von J. M. Keynes. XIII, 278 Seiten. 1986.
L. N. de Matos Pimentao, Anwendungen der Variationsrechnung auf makrookonomi
sche Modelle. X, 220 Seiten. 1986.
E. W. Heri, Die Geldnachfrage. XI, 226 Seiten. 1986.
H.J. Ramser, Beschaftigung und Konjunktur. VIII, 329 Seiten. 1987.
M. Bosch, Umverteilung, Effizienz und demographische Abhangigkeit von Rentenversi
cherungssystemen. VII, 209 Seiten. 1987.
E. Baltensperger, H. Milde, Theorie des Bankverhaltens. X,286 Seiten. 1987.
U. Ebert, Beitrage zur Wohlfahrtsokonomie. V, 198 Seiten. 1987.
I. Babel, Eigentum, Eigentumsrechte und institutioneller Wandel. XI, 360 Seiten. 1988.
K. E. Schenk, New Institutional Dimensions of Economics. IX, 196 pages. 1988.
S. Homburg, Theorie der Alterssicherung. VI, 153 Seiten. 1988.
Fortsetzung auf Seite 153
Studies in
Contemporary Economics
Dietrich Ludeke Wolfgang Hummel
Thomas Rudel
Das Freiburger Modell
Ein mittelfristiges okonometrisches
Vierteljahresmodell fOr die
Bundesrepublik Deutschland mit
Simulationen zur Arbeitszeit
verkOrzung und Steuerreform
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York
London Paris Tokyo Hong Kong
Editorial Board
D. BOs G. Bombach B. Gahlen K. W. Rothschild
Autoren
Prof. Dr. Dietrich LOdeke
Dipl.-Math. Wolfgang Hummel
Dipl.-Volkswirt Thomas ROdel
Institut fOr Allgemeine Wirtschaftsforschung
Albert-Ludwigs-Universitat Freiburg
BelfortstraBe 24, 0-7800 Freiburg
ISBN-13:978-3-540-51455-8 e-ISBN-13:978-3-642-74950-6
001: 10.1007/978-3-642-74950-6
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© by Springer-Verlag Berlin Heidelber9 1989
2142/3140 - 543210 - Gedruckt auf saurefreiem Papier
Vorwod
Das Modell, das in dieser Publikation vorgelegt wird, bildet eine Fortsetzung in der Reihe
der langjahrigen Modellaktivitaten, die in der Vergangenheit ihren Ausdruck u. a. in der
Veroffentlichung verschiedener Versionen des F&T-Modells fanden. Bei dem vorliegenden
Modell handelt es sich jedoch nicht urn eine weitere Aktualisierung des F&T-Modells,
sondern urn eine vollkommen neue Konzeption, die sich von der der Modellvorganger
grundlegend unterscheidet. Wahrend das F&T-Modell in seinem Aufbau typisch
keynesianisch orientiert ist, basiert das vorliegende Modell auf neoklassischen und
monetaristischen tlberlegungen. Aus diesem Grunde und da das Modell ausschlief3lich in
Freiburg entwickelt wurde, ist es mit dem Namen "Freiburger Modell" getauft worden.
Erklarungsgegenstand des Freiburger Modells sind wie beim F&T-Modell die Aggregate
des giiterwirtschaftlichen Kreislaufs, wie er in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
dokumentiert wird. Bei der Erklarung der Grof3en des geldwirtschaftlichen Bereichs hat aus
Griinden der besseren Modelliibersicht gegeniiber dem F&T-Modell eine Reduzierung
stattgefunden. So werden jetzt nur die geldwirtschaftlichen Grof3en in die Erklarung
einbezogen, die fUr die Erklarung der giiterwirtschaftlichen Grof3en von Bedeutung sind.
Auch das Freiburger Modell ist ein Vierteljahresmodell, allerdings liegt ihm ein im
Vergleich zum F&T-Modell und zu den meisten iibrigen okonometrischen Modellen der
Bundesrepublik Deutschland wesentlich langerer Schlitzzeitraum zugrunde. Er erstreckt sich
von 1964, I. Quartal bis 1987, IV. Quartal, also auf 96 Quartale und ist damit ungefahr
doppelt so lang wie bei den meisten iibrigen Modellen. Hinter der Verwendung langer
Zeitreihen stehen die Idee und das Bestre ben, moglichst stabile Strukturen und damit stabile
Beziehungen sowie insbesondere auch besser erfaf3te Lagstrukturen zu erlangen, die
gegeniiber Aktualisierungen nicht so anfanig sind, wie das iiblicherweise bei Benutzung
kurzer Zeitreihen der Fall ist. Deshalb wurde zum einen fUr die Erklarung einzelner
Modellgrof3en der Versuch unternommen, separat langfristige und kurzfristige Beziehungen
mit Hilfe von Fehlerkorrekturmodellen zu ermitteln. Zum anderen ist die Verwendung
Ungerer Zeitreihen auch teilweise nicht mehr mit der der Schlitzung normalerweise
zugrundeliegenden Annahme der Strukturkonstanz zu vereinbaren. Deshalb wurde die
Struktur des Freiburger Modells gezielt durch den Einbau systematisch in der Zeit
variierender stochastischer Parameter variabel gestaltet. Wegen der dabei auftretenden
Heteroskedastie der St6rvariablen wurden die Gleichungen, in denen variable Parameter
auftreten, mit einem die Heteroskedastie beriicksichtigenden, von der Literatur ange botenen
ML-Schlitzansatz geschlitzt. Hierzu wurde ein iterativer Schlitzalgorithmus entwickelt und in
ein Prograrnm umgesetzt, der zusammen mit dem ML-Schatzansatz in Abschnitt 3.1.2
beschrieben wird. Die iibrigen Gleichungen mit konstanten Parametern wurden nach der
OLS-Methode geschlitzt. Die Schlitzung der Gleichungen erfolgte iiberdies in zwei Schritten.
IV
1m ersten Schritt wurden die Gleichungsparameter aufgrund saisonbereinigter
Beobachtungen geschatzt, wobei die Saisonbereinigung der Reihen mit Hilfe des
Census-Xll-Verfahrens durchgefiihrt wurde. Die sich dabei ergebenden Parameterschatz
werte wurden anschlieBend in das nichtsaisonbereinigte Modell eingesetzt, urn in einem
zweiten Schritt die Saisonresteinfiusse auf die einzelnen zu erklarenden GroBen zu ermitteln.
Dieses zweiphasige Schatzprozedere und seine Begrundung werden in Abschnitt 3.2
dargelegt.
Mit der zweiphasigen Schatzung liegen zwei Versionen des Modells, eine saisonbereinigte
und eine nichtsaisonbereinigte Version, vor. In dieser Veroffentlichung wird die
nichtsaisonbereinigte Version prasentiert. Die Schatzungen basieren auf der vierteljahrlichen
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des DIW, Berlin, auf einschlagigen Statistiken der
Deutschen Bundesbank und des Statistischen Bundesamtes sowie auf eigenen Berechnungen.
AbschlieBend ist es eine angenehme Pflicht, den Herren H.-J. Schniewind, M. Jensen und
V. Knudsen fur wertvolle Kommentare zu fruheren Versionen des Modells sowie Herm M.
Kaltenbacher und Frau R. Bejar fiiI ihre Unterstutzung bei der Erstellung der Druckvorlage
zu danken. Fur die freundliche Unterstutzung bei der Datenbeschaffung gilt unser Dank Frau
S. Girod, Herm H. Klatt und Frau K. Muller-Krumholz vom Deutschen Institut fiiI
Wirtschaftsforschung, Berlin.
Freiburg, im Mai 1989 Die Verfasser
IN HALTSVERZEI C H N IS
Seite
Kapitell
Theoretische Grundlagen des Modellaufbaus und Darstellung der
Schatzerge bnisse ........................................................................................ l
1.1 Allgemeine Charakterisierung des Freiburger Modells ................................................ 1
1.2 Entstehung und Verwendung des Sozialprodukts ......................................................... 3
1.2.1 Entstehung des Sozialprodukts ........................................................................... 3
a) Arbeitsnachfrage ............................................................................................. .4
b) Kapitalnachfrage ............................................................................................. 6
c) Nachfrage nach Energie und Rohstoffen .......................................................... 12
d) Das Bruttosozialprodukt. ................................................................................ 13
1.2.2 Verwendung des Sozialprodukts ........................................................................ 15
a) Konsumnachfrage ........................................................................................... 16
b) Au fle nhandel .......................... '" .. , .................................................................. 18
c) Vorratsveranderungen .................................................................................... 20
1.3 Preise und nominale Nachfrageaggregate ................................................................... 21
1.3.1 Das nominale Bruttosozialprodukt .................................................................... 21
1.3.2 Preise ............................................................................................................... 23
1.3.3 Nominale Teilaggregate ................................................................................... 30
1.3.4 Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe .................................................. 34
1.4 Geld und Zinssatze .................................................................................................... 36
1.5 Einkommensrechnung ............................................................................................... .40
1.5.1 Einkommen der Arbeitnehmer ........................................................................ .40
1.5.2 Gewinn- und Vermogenseinkommen ............................................................... .42
1.5.3 Verfiigbares Einkommen der Privaten Haushalte ............................................. .44
1.6 Einnahmen und Ausgaben des Staates ...................................................................... .45
1.6.1 Einnahmen ...................................................................................................... .45
a) Steuern ......................................................................................................... .46
b) Sozialabgaben ................................................................................................ 58
c) Sonstige Einnahmen ....................................................................................... 62
1.6.2 Ausgaben ......................................................................................................... 64
a) Soziale Leistungen und Subventionen ............................................................. 65
b) Zinszahlungen ................................................................................................ 69
1.6.3 Finanzierungssaldo und Verschuldung ............................................................... 70
VI
1.7 Arbeitsmarkt ............................................................................................................. 72
1.8 Kapitalkosten, Investitionsrendite und Abschreibungen ............................................. 77
Kapite12
Simulationen mit dem Freiburger Modell ................................................. 84
2.1 Aufbau und Aussage von Politiksimulationen ............................................................. 84
2.2 Eine Simulationsstudie zur Arbeitszeitverkiirzung ..................................................... 85
2.2.1 Vorbemerkungen .............................................................................................. 85
2.2.2 Aufbau der Simulation ...................................................................................... 86
2.2.3 Ergebnisse ........................................................................................................ 87
a) Arbeitszeitverkiirzung ohne Lohnausgleich ..................................................... 87
b) Arbeitszeitverkiirzung mit vollem Lohnausgleich ........................................... 89
c) Graphische und tabellarische Darstellungen der Wirkungen ........................... 89
2.3 Eine Simulationsstudie zur Steuerreform ................................................................... 97
2.3.1 Vorbemerkungen .............................................................................................. 97
2.3.2 Aufbau der Simulation ...................................................................................... 97
2.3.3 Ergebnisse ...................................................................................................... 103
a) Steuerreform, schuldenfinanziert .................................................................. 103
b) Steuerreform, schuldenneutral ..................................................................... 104
c) Graphische und tabellarische Darstellungen der Wirkungen ......................... 104
Kapite13
Zur Schiitzung des Modells ...................................................................... 113
3.1 Systematisch in der Zeit variierende stochastische Parameter und ihre Schatzung ... 113
3.1.1 Vorbemerkungen ............................................................................................ 113
3.1.2 Schiitzung variabler Parameter ....................................................................... 114
3.2 Zweiphasige Schatzung der Strukturparameter ......................................................... 122
3.2.1 Saisonbereinigte versus nichtsaisonbereinigte Schiitzung ................................. 122
3.2.2 Die Verkniipfung der saisonbereinigten Strukturparameterschatzung mit
der Saisonschatzung ...................................................................................... 127
Anhang A: Ergebnisse der Restsaisonschiitzungen .............................................................. 131
Anhang B: Variablenverzeichnis ........................................................................................ 139
Anhang C: Plots ausgewahlter exogener Variablen des Modells ......................................... 144
Anhang D: Legende zur formalen Darstellung der Schatzerge bnisse ................................... 146
Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 149
Kapitell Theoretische Grundlagen des Modellaufbaus und Darstellung
der Schiitzerge bnisse
1.1 Allgemeine Charakterisierung des Freiburger Modells
Das Freiburger Modell ist ein mittelfristig orientiertes, auf der volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung aufbauendes okonometrisches Modell der Wirtschaft der Bundesrepublik
Deutschland. Das Wort "mittelfristig" kennzeichnet mehrere Konstruktionsprinzipien, in
denen sich das Modell von den meisten, iiblicherweise als "kurzfristig" bezeichneten
okonometrischen Modellen unterscheidet. Das erste Konstruktionsprinzip besteht in der
Wahl eines moglichst langen Schiitzzeitraums. Er umfaf3t 96 Quartale, beginnend im 1.
Quartal 1964 und endend im 4. Quartal 1987. Dieser Schiitzzeitraum ist erhe blich liinger als
bei den meisten Modellen der Bundesrepublik. Er umfaf3t drei vollstiindige Konjunktur
zyklen. Hinter der Verwendung auch der Informationen aus liinger zuriickliegenden Zeit
riiumen steht das Bestreben, eine moglichst gute Grundlage fiir ein Modell zu haben, mit
dem auch langfristige Wachstumstendenzen analysiert werden konnen. Zudem vermeidet
dieser Ansatz, daf3 die Dynamik des Modells iiberwiegend auf den Besonderheiten eines
speziellen Konjunkturzyklusses basiert.
Ein verbreitetes Argument gegen die Verwendung langer Schiitzzeitriiume besteht in der
Befiirchtung, daf3 die Annahme der Strukturkonstanz nicht aufrechtzuerhalten sei. Es wurde
versucht, diesem Einwand dadurch Rechnung zu tragen, daf3 an verschiedenen zentralen
Stellen des Modells variable Parameter eingefiihrt wurden. Auf diese Weise werden sowohl
langfristige Strukturverschie bungen als auch sich kurzfristig im Konjunkturverlauf erge bende
nichtlineare Interdependenzen zwischen den wichtigsten Gr6f3en der Wirtschaft erfaf3t. Die
Schiitzung variabler Parameter wird in Abschnitt 3.1.2 ausfiihrlich erliiutert.
Eine zweite Begriindung fiir die Bezeichnung "mittelfristig" findet sich in der
theoretischen Konzeption des Modells. Diese beruht zu einem grof3en Teil auf angebots
seitigen Erkliirungsansiitzen. Das Bruttosozialprodukt wird nicht - wie in der traditionellen
keynesianischen Vorgehensweise - als Summe der Nachfragekomponenten erkliirt, sondern
als Ergebnis unternehmerischer Entscheidungen iiber den Einsatz der Produktionsfaktoren.
Maf3ge blich fiir die Hohe der Produktion iiber einen Zeitraum von einem Jahr und liinger ist
die Produktionsfunktion. Allerdings kann die tatsiichliche Produktion infolge von Aus
lastungsiinderungen iiber kiirzere Zeitriiume von dem Produktionsfunktionswert abweichen.
Die Hohe der Abweichungen wird durch Indikatoren der Nachfrageentwicklung bestimmt. 1m
folgenden Abschnitt 1.2 wird beschrieben, wie dieser Erkliirungsansatz mit Hilfe des von
Granger, C. W. J. und Engle, R. E. (1987) vorgeschlagenen zweistufigen Verfahrens im
2
Rahmen eines Fehlerkorrekturmodells umgesetzt wurde. Die Nachfrage nach Produktionsfak
toren - Arbeit, Kapital, Energie und importierte Rohstoffe - orientiert sich an den realen
Faktorpreisen sowie im Fall der Investitionsnachfrage an den Gewinnerwartungen der
Unternehmen. Der Kapitalstock wird modellendogen fortgeschrieben. Auf diese Weise wird
der sogenannte Kapazitiitseffekt der Investitionen voll beriicksichtigt. Fiir die mittelfrlstige
Analyse e be nfalls von Bedeutung ist die Fortschreibung des Schuldenstandes des Staates, die
es erlaubt, neben "impact"-Effekten auch liingerfrlstige Auswirkungen einer Erh6hung oder
Senkung der Staatsverschuldung zu untersuchen.
Ein dritter Punkt schlieBlich, der die Kennzeichnung des Freiburger Modells als
mittelfristig rechtfertigt, besteht in der ausschlieBlichen Verwendung saisonbereinigter
Daten zur Schiitzung der Strukurparameter. Da es jedoch wiinschenswert schien, auch
quartalsweise Analysen und Prognosen erstellen zu k6nnen, wurden in einem zweiten Schritt,
bei festgehaltenen Schiitzwerten der Strukturparameter, die einzelnen Saisonfiguren separat
geschiitzt. Eine Erliiuterung dieses Verfahrens findet sich in Abschnitt 3.2.2.
3
1.2 Entstehung und Verwendung des Sozialprodukts
1.2.1 Entstehung des Sozialprodukts
Das reale Bruttosozialprodukt einer Periode wird im Unternehmenssektor geplant und
produziert. Dieser Sektor stellt sich im Freiburger Modell als ein Subsystem von
interdependenten Bestimmungsgleichungen ffir die Nachfrage nach den einzelnen Pro
duktionsfaktoren sowie ffir die reale Produktion dar. Der Prototyp einer Faktornach
fragefunktion lautet:
(1.1) i = 1, ... ,n.
Hierin bezeichnen Xi t die Nachfrage nach dem Faktor i zum Zeitpunkt t, Y die Produk
tion, Ci den Nutzungspreis des Faktors i und p den Preisindex des Outputs. Gleichungen der
Form (1.1) ergeben sich bekanntlich aus der Annahme der Gewinnmaximierung unter der
Ne benbedingung einer Cobb-Douglas-Produktionsfunktion. Das Auftreten der verz6gerten
Faktornachfrage als Bestimmungskomponente erkHirt sich durch das Vorhandensein von
Anpassungskosten, die eine permanente Realisierung der aus statischer Sicht optimalen
Faktorbestande verhindern. Da der Kapitalstock der Vorperiode als Planungsdatum
betrachtet werden mull, kommt die Kapitalnachfrage in den Investitionsfunktionen des
Modells zum Ausdruck.
Vier Produktionsfaktoren werden im Freiburger Modell unterschieden: Arbeit, Kapital,
Energie und Rohstoffe. Hinzu kommt ein Zeitindex als Proxyvariable fUr Hicks-neutralen
technischen Fortschritt. Obwohl die Produktion (das Bruttosozialprodukt) nach dem Wert
sch6pfungskonzept gemessen wird, hielten wir es fUr richtig, Energie und Rohstoffe als
Produktionsfaktoren zu berficksichtigen. Dieses Vorgehen wird vielfach nur ffir die Brutto
produktion fUr zuHissig gehalten (Helmstiidter, E., 1963; Klein, L., 1985), da Energie und
Rohstoffe zu den Vorleistungen ziihlen und ihre Kosten in der WertschOpfung nicht enthalten
sind. Dies ist allerdings eine rein buchhalterische Betrachtungsweise. Technisch ist hingegen
auch die Erkliirung der WertschOpfung nicht ohne Informationen fiber den Einsatz von Ener
gie und Rohstoffen m6glich. Zur Verdeutlichung dieser Aussage sei der idealisierte Fall
betrachtet, dall der Energiepreis und der Rohstoffpreis exakt gleich dem Grenzprodukt des
jeweiligen Produktionsfaktors sind und zusiitzlich die Bruttoproduktionsfunktion homogen
yom Grade Eins ist. In diesem, allerdings auch nur in diesem Fall kann die Differenz
zwischen Produktionswert und Vorleistung tatsiichlich als Gesamtbeitrag von Arbeit und
Kapital angesehen werden. Selbst unter so idealisierten Bedingungen beeinflullt ein
veriinderter Energieeinsatz oder ein veriinderter. Rohstoffeinsatz jedoch die Grenz
produktivitiit von Arbeit und Kapital und damit die Wertsch6pfung. Die Isoquanten in der
Kapital-Arbeit-Ebene verschieben sich mit jeder Anderung des Energie- oder Rohstoffein-