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Das franzosische Bankwesen
Band 5 der
Schriftenreihe des Instituts fUr Kreditwesen
der Westfalischen Wilhelms-Universitat Miinster
Herausgeber: Professor Dr. Ludwig Mulhaupt, UniversiUit Munster
Dr. Peter Lammerskitten
Das franzosische Bankwesen
Struktur und Strukturwandlungen
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler· Wiesbaden
D6
Verlags-Nr. 452
ISBN 978-3-322-96150-1 ISBN 978-3-322-96287-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-96287-4
Copyright by BetTiebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1967
Softcover reprint oft he hardcover 1st edition 1967
Geleitwort
Eine umfassende und grundliche Darstellung der Organisation und der Funk
tionsweise des Bankwesens unseres wichtigsten Handelspartners im EWG
Bereich und nach den Vereinigten Staaten wichtigsten Handelspartners uber
haupt sollte nicht nur wissenschaftlichem Interesse begegnen, weil, wie der
Autor in seinem Vorwort ausfilhrt, in den zwischenstaatlichen Wirtschafts
und Finanzbeziehungen Probleme auftreten, die optimal nur aufgrund einer
detaillierten Kenntnis der Struktur des Bankwesens gelost werden konnen.
Daruber hinaus ist es angesichts der Diskussion urn die zweckmaBigste Or
ganisation des Bankwesens in unserem Lande aufschluBreich zu sehen, wohin
die Entwicklung in unserem Nachbarland tendiert. So stellt der Verfasser der
vorliegenden Arbeit als eines der hervorstechenden Merkmale der franzo
sischen Bankenstruktur eine verstarkte Hinwendung der Depositenbanken
zum universellen Banktyp fest, eine Tendenz, die durch die jungsten Reform
maBnahmen bewuBt gefordert wird. Denn das Ziel dieser Reformbestrebun
gen besteht darin, die privaten Banken und die groBen verstaatlichten Depo
sitenbanken, die ihr Bankgeschaft nach privatwirtschaftlichen Grundsatzen
betreiben und daher dem privaten Bankensektor zugerechnet werden, starker
als bisher in die Investitionsfinanzierung einzuschalten. Man verspricht sich
von dieser Reform eine verbesserte Kapitalversorgung der franzosischen
Wirtschaft und eine Entlastung des Staates von unmittelbaren Finanzierungs
aufgaben zugunsten der Wirtschaft, nachdem der Staat bislang die Hauptlast
der langfristigen Finanzierung der Wirtschaft getragen hat. Allerdings durf
ten sich die an die Reform geknupften Erwartungen nur dann erfullen, wenn
die Leiter der privaten Banken ihre traditionelle Scheu vor den Risiken
einer langerfristigen Bindung ihrer Mittel uberwinden. Ob die Universal
bank uber die erwartete Verbesserung der Kapitalversorgung hinaus noch
weitere Vorteile gegenuber der bisherigen Spezialbank zu bieten vermag,
durfte wesentlich davon abhangen, ob die einzelwirtschaftlichen Vorteile des
verbesserten interne n Risikoausgleichs nicht durch den Nachteil der vermin
derten Spezialisierung und den damit verbundenen Verzicht auf eine Sen
kung der Kosten der Bankleistungen einerseits und den Mangel an Trans
parenz des Geschaftsgebarens infolge der zahlreichen Kompensationsmoglich
keiten, die die Universalbank gegenuber der Spezialbank besitzt, andererseits
aufgewogen werden. In Frankreich, dessen Bankwesen von dem Prinzip der
Arbeitsteilung zwischen den Depositenbanken und den Beteiligungsbanken
ohnehin nicht so stark beherrscht war wie das englische Bankensystem,
scheint man die Vorzuge des Universalbanktyps neu entdeckt zu haben. Zu
mindest wird man von der Bankenreform eine Annaherung dieser beiden
wichtigsten Banktypen erwarten konnen.
So bietet die vorliegende Arbeit nicht nur eine fundierte Analyse der Struk
tur und der Strukturwandlungen des franzosischen Bankwesens, sondern sie
fordert auch zu interessanten Vergleichen mit dem westdeutschen Banken
system heraus.
Munster, im Mai 1967 Ludwig MiUhaupt
Vorwort
Ein Blick auf die deutsche wirtschaftswissenschaftliche Literatur der letzten
Jahre zeigt, daB Untersuchungen tiber die Bankensysteme anderer Lander,
und dies gilt auch fUr diejenigen unserer EWG-Partnerlander, nur einen
sehr bescheidenen Platz einnehmen. Dies ist urn so erstaunlicher, als mit der
Ausweitung des internationalen Handels automatisch auch die internationalen
Finanzbeziehungen intensiviert werden und infolgedessen eine Reihe von
Problemen auftauchen, die nur nach einer detaillierten Kenntnis der Banken
organisation des jeweiligen Landes optimal gelost werden konnen. In diesem
Zusammenhang sei nur auf eine dieser Fragen hingewiesen, namlich auf die
nach der geschaftspolitischen Strategie deutscher Kreditinstitute in bezug
auf ihre Vertretung im Ausland. Diese Frage ist vor allem deshalb besonders
bedeutsam, weil sich die deutschen Banken mit ihrer bisherigen Politik in
einem offensichtlichen Gegensatz zur Praxis amerikanischer Banken befinden,
die ihre Geschaftsbeziehungen im Ausland durch eigene Filialen pftegen und
ausbauen.
Indem sich die vorliegende Schrift mit den Verhaltnissen in einem Lande
auseinandersetzt, dem im Rahmen der europaischen Einigungsbewegung ein
besonderes Gewicht zukommt, will sie versuchen, ein Fundament zu schaffen,
das es erlaubt, sachlich fundierte Entscheidungen der angedeuteten Art zu
treffen.
Gegenstand der Arbeit ist die Struktur des franzosischen Bankwesens in
ihren Wandlungen sowie in ihrer heutigen Gestalt. Dabei muB vor allem auf
eine Schwierigkeit hingewiesen werden, der sich der Verfasser gegentibersah.
Der Zeitpunkt, zu dem die Arbeit abgeschlossen wurde, fiel mitten in einen
WandlungsprozeB hinein, wie ihn das franzosische Banksystem lange nicht
erlebt hat. Es blieb daher in vielen Fallen nichts anderes tibrig, als sich
andeutende Entwicklungstendenzen aufzuzeigen und MutmaBungen tiber den
weiteren Fortgang der begonnenen Prozesse anzustellen. AuBerdem lieB es
sich aus diesem Grunde nicht vermeiden, daB beim Erscheinen des Buches
einige der behandelten Aspekte bereits veraltet sind. Urn diesen Nachteil
weitestgehend zu reduzieren, wurde versucht, die seit dem AbschluB des
Manuskriptes im April 1966 bis zum Januar 1967 eingetretene Entwicklung
wenigstens in FuBnoten zu beriicksichtigen.
Bei der Erstellung der Arbeit wurde der Verfasser sowohl von deutschen als
auch von franzosischen Kreditinstituten durch bereitwillige Auskiinfte und
durch lTberlassung von wertvollen Materialien unterstiitzt. Ihnen allen ist
aufrichtig zu danken, da diese Untersuchung bei ausschlieBlicher Verwen
dung der offiziellen Statistiken in der gegenwartigen Form nicht hatte ange-
stellt werden konnen. Dank gilt auch der Landesbank fUr Westfalen, Giro
zentrale Munster, und der Gesellschaft zur Forderung der Bankwirtschaft
lichen Forschungsstelle an der WesWilischen Wilhelms-Universitat zu Mun
ster e. V., die durch groBzugige finanzielle Unterstutzung die Veroffentlichung
der Arbeit ermoglicht haben.
Besonderen Dank schuldet der Verfasser seinem verehrten Lehrer, Herrn
Prof. Dr. Ludwig Miilhaupt, der die Anregung zu der Wahl des bearbeiteten
Themas gab und der den Verfasser bei der DurchfUhrung der Arbeit in jeder
nur denkbaren Weise forderte.
Munster, im Mai 1967 Peter Lammerskitten
Inhaltsverzeichnis
Seite
Einleitung
I. Bedeutung des Themas im Hinblick auf die europaische Integration 19
II. Abgrenzung der Begriffe Bank und Bankwesen sowie 'Oberblick
fiber die zu behandelnden Institutionen . . . . . . . . . . . .. 20
III. Der Begriff der Struktur in bezug auf das Bankwesen eines Landes 27
Erstes Kapitel
Analyse der wichtigsten Merkmale des franzosischen Bankwesens
A. Die allgemeinen Bestimmungsfaktoren fiir die Bankenstruktur eines
Landes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
I. Die Wirtschaftsstruktur und ihre Entwicklung. . . . . . .. 29
1. Der Entwicklungsstand der Volkswirtschaft . . . . . .. 29
2. Die Struktur des Nichtbankensektors und ihre Entwicklung 30
II. Die Wirtschaftsordnung eines Landes . 32
III. Gesetzgebung und Wirtschaftspolitik . 36
B. Die Grundziige der franzosischen Bankenstruktur und ihre Riickfiih-
rung auf die allgemeinen Bestimmungsfaktoren . . . . . . . 38
I. Der EinfluB des Staates auf die Kreditwirtschaft. . . . . . .. 38
1. Die ordnungspolitische Grundverfassung Frankreichs. . .. 38
2. Der EinfluB der ordnungspolitischen Grundverfassung auf die
Bankenorganisation in Frankreich . . . . . . . . . . .. 40
a) Die Reform der Statuten der Bank von Frankreich als der
Beginn des Staatseinflusses . . . . . . . . . 40
b) Die Entstehung der Bankenaufsicht . . . . . 41
c) Die Nationalisierungen in der Bankwirtschaft . 43
d) Die Beeinflussung der Geschaftspolitik . . . . 44
II. Der Konzentrationsgrad im franzosischen Bankwesen und seine
Bestimmungsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . 45
1. Formen und Intensitat der Konzentration . . . 45
2. Die externen Griinde des Konzentrationsgrades 49
III. Die Arbeitsteilung in der franzosischen Bankwirtschaft 51
10 I nhaltsverzeichnis
Seite
IV. Besondere Merkmale der Geschii.ftstatigkeit. . . . . . . .. 54
1. Die Rolle des Wechselkredits im kurzfristigen Kreditgeschii.ft 54
2. Die Bedeutung des mittelfristigen Kredits 57
3. Die Stellung der Termindepositen 60
Zweites Kapitel
Die Institutionen der Kreditlenkung und Bankenaufsicht
in Frankreich
A. Das Zentralbanksystem (Banque de France) 63
I. Entstehung und historische Entwicklung 63
II. Der EinftuI3 des Staates auf die Banque de France 66
1. Die allgemeine Problematik des Verhaltnisses
Zentralbank - Staat . . . . . . . . . . . . . 66
2. Die grundsatzliche Lasung dieses Problems in Frankreich 67
III. Die Organisation der Banque de France . . . . 71
1. Grundkapital und rechtliche Verfassung . . . 71
2. Zusammensetzung und Aufgaben der Organe 72
a) Gouverneur und Vize-Gouverneure. . . 72
b) Der Generalrat . . . . . . . . . . . . 73
c) Der Diskontrat und die Sonderausschilsse 73
d) Die Zensoren . . . . . . . . . . . . . 74
3. Die Organisation der regionalen Verwaltung 74
a) Historische Entwicklung des Zweigstellennetzes 74
b) Darstellung und Beurteilung der gegenwii.rtigen Situation 75
IV. Die Funktionen der Banque de France und ihre Geschii.fte . .. 77
1. Die Banque de France als Bank des Staates und Emissions-
institut 78
a) Das Notenemissionsprivileg 78
b) Die Kreditgewii.hrung an den Staat 80
c) Dienstleistungen fUr den Staat und sonstige Auflagen 81
2. Die Banque de France als Bank der Banken . . . . . 83
a) Die besondere Bedeutung der Zentralbank als letzte
Refinanzierungsquelle . . . . . . . . . . . . . . 83
b) Die einzelnen Refinanzierungsmaglichkeiten . . . . 85
3. Die kreditpolitischen Funktionen der Banque de France 92
a) Die Stellung der Banque de France bei der Kreditkontrolle 92
b) Das kreditpolitische Instrumentarium. 93
aa) Diskontpolitik 94
bb) Offenmarktpolitik . . . . . . . . 98