Table Of ContentFORSCHUNGEN UND QUELLEN
ZUR KIRCHEN- UND KULTURGESCHICHTE
OSTDEUTSCHLANDS
IM AUFTRAGE DES INSTITUTES
FÜR OSTDEUTSCHE KIRCHEN- UND KULTURGESCHICHTE
HERAUSGEGEBEN VON PAUL MAI
Band 45
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CURA ANIMARUM
Seelsorge im Deutschordensland Preußen
Herausgegeben von
Stefan Samerski
2013
BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
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Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Die kirchliche Druckerlaubnis wird für die Veröffentlichung erteilt.
Coloniae, die 8 martii 2013
Jr. Nr. 106 250 I90 Dr. Stefan Heße vic. Gen.
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung:
Domkapitelsburg Marienwerder/Kwidzyn
[Foto: Christofer Herrmann]
© 2013 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien
Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com
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Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig.
Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier
ISBN 978–3–412–21027–4
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INHALT
Paul Mai
Geleitwort ............................................................................................................ 7
Stefan SaMerSki
Vorwort des Herausgebers ................................................................................... 9
arno Mentzel-reuterS
Der Deutsche Orden als geistlicher Orden ........................................................... 15
roMan Czaja
Die Identität des Deutschen Ordens in Preußen .................................................. 44
Radosław Biskup
Bistümer im Deutschordensstaat in Preußen (bis 1525) ...................................... 58
Rafał kuBicki
Die Rolle der Bettelorden im Ordensland Preußen .............................................. 74
piotR oliński
Die Franziskaner und ihre missionarische und friedensstiftende Aktivität im
Deutschordensland des 13. Jahrhunderts ............................................................. 92
edith feiStner
Zur Katechese der Ritterbrüder in den Anfängen des Deutschordensstaates ...... 105
MiChael neeCke
Identitätsstiftung durch Bibelepik? Die ‚Judith von 1254‘, ihre gewalttätige
Neu-Deutung und ein radikaler Redaktor ............................................................ 121
ChriStofer herrMann
Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen in den preußischen Bistümern .... 132
anette löffler
Die Liturgie des Deutschen Ordens in Preußen ................................................... 161
Cordelia heß
Himmelskönigin und Geburtshelferin. Marienverehrung im
spätmittelalterlichen Preußen ............................................................................... 185
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6 Inhalt
Stefan SaMerSki
Dorothea und kein Ende. Bemerkungen zur Prozess- und Kultgeschichte
der hl. Dorothea von Montau ............................................................................... 200
klauS Militzer
Die verzögerten Wirkungen der Bruderschaften im Osten im Mittelalter ........... 217
edith feiStner
Der Deutschordensstaat als literarischer Katecheseschauplatz. Schondochs
Erzählung „Der Litauer“ ...................................................................................... 227
aBBildungsnachweis .......................................................................................... 239
oRts- und peRsonenRegisteR .............................................................................. 240
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GELEITWORT
Ein Blick in die Annalen unseres Instituts für ostdeutsche Kirchen- und Kulturge-
schichte e.V. zeigt: Es war nicht die erste Tagung, die unser Institut dem Deutschen
Orden widmete. Bereits 1967 wurde im Rahmen der Nachwuchstagungen des Insti-
tuts in Göttingen das global formulierte Thema „Geschichte und Bedeutung des Deut-
schen Ordens“ behandelt. Allerdings gibt es davon keinen Tagungsband.
In den zurückliegenden fünf Jahrzehnten ist die Forschung zum Deutschen Orden
sehr intensiviert worden. So ist beispielsweise die 1967 begonnene Reihe der „Quellen
und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens“ bis 2009 bereits auf 67 Bände an-
gewachsen.
Aber auch außerhalb dieser vom Deutschen Orden protegierten Reihe gab es eine
rege, zum Teil regional bezogene Forschung. Beispielsweise erschien 2005 als Bei-
band 14 der Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg die an der Universität
der Bundeswehr in München entstandene Dissertation von Axel Schilling „St. Gil-
gen zu Regensburg. Eine Deutschordenskommende im territorialen Spannungsfeld
(1210–1809).“ Das Jubiläumsgedenken an die Gründung der genannten Kommende
brachte 2010 einen Ausstellungskatalog hervor: „800 Jahre Deutschordenskommende
St. Ägid in Regensburg. 1210–2010“, veröffentlicht als Band 28 der Reihe „Bischöf-
liches Zentralarchiv und Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg. Kataloge und
Schriften“. Als Nachklang zu diesem Jubiläum gab es 2010 zusätzlich die Schrift
„Helfen, Heilen, wehren. 800 Jahre Deutschordenskommende St. Ägid in Regens-
burg. Jahresrückblick 2010“ als Beiband 19 der „Beiträge zur Geschichte des Bistums
Regensburg“.
Unser Institut hat ein bisher weitgehend ausgeklammertes Spezialthema „Die ‚cura
animarum‘ (Seelsorge) im mittelalterlichen Deutschordensland“ zum Thema seiner
47. Arbeitstagung im Kloster der hl. Birgitta in Danzig-Oliva vom 6.–9. September
2010 gewählt. Erstmals fand damit eine Jahrestagung des Instituts in Westpreußen,
zugleich an einem Originalschauplatz des Deutschordensstaates im Mittelalter statt.
Von den zwölf Referenten stammten fünf aus Polen, was auch die inzwischen beach-
tenswert starke Beschäftigung polnischer Forscher mit der Geschichte des Deutschen
Ordens dokumentiert. Allen Referenten sei für die Ablieferung der druckfertigen Ma-
nuskripte an dieser Stelle bestens gedankt. Frau Prof. Dr. Edith Feistner (Regensburg)
sei für die Überlassung eines zusätzlichen Beitrags über Schondochs Erzählung ‚Der
Litauer‘ eigens gedankt.
Dank abzustatten habe ich als 1. Vorsitzender des Instituts für ostdeutsche Kir-
chen- und Kulturgeschichte auch dem Moderator der Tagung Prof. Dr. Stefan Samerski
als Herausgeber dieses Bandes, ebenso Dr. Werner Chrobak als redaktionellem Mitar-
beiter. Verbindlichen Dank sage ich dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien wie auch den Herren des Bundesverwaltungsamts für die Gewährung
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8 Stefan Samerski
eines namhaften Druckkostenzuschusses, der die Publikation ermöglichte, ferner dem
Böhlau-Verlag in Köln, Weimar, Wien, an der Spitze Herrn Johannes van Ooyen, für
die Verlegung des Bandes und Herstellung in bewährter Qualität.
Msgr. Dr. Paul Mai
1. Vorsitzender des Instituts für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte e.V.
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VORWORT DES HERAUSGEBERS
Publikationen über das Mittelalter haben immer noch Konjunktur. Die Aufmerksam-
keit für die ferne und häufig recht künstlich definierte Epoche ist im wissenschaftli-
chen wie populären Bereich nach wie vor rege. Daher stellte sich das Institut für ost-
deutsche Kirchen- und Kulturgeschichte e.V. für die Jahrestagung 2010 die Aufgabe,
diese Epoche näher in den Blick zu nehmen, und zwar für einen Raum, der von Seiten
des Instituts in den letzten Jahren wenig berücksichtigt wurde: das Deutschordens-
land, im Wesentlichen das spätere Ost- und Westpreußen. In Ergänzung zur florieren-
den Deutschordensforschung, die sich in den letzten Jahren verstärkt mit kulturellen
und liturgischen Fragen beschäftigte,1 widmete sich die internationale 47. Arbeitsta-
gung, die vom 6. bis 9. September 2010 in Danzig-Oliva/Gdańsk-Oliwa stattfand, der
cura animarum, der pastoralen Identität im mittelalterlichen Deutschordensland. Die
Moderation lag beim Herausgeber. Die dort gehaltenen Vorträge werden durch einen
Beitrag ergänzt, in überarbeiteter Form im Folgenden vorgelegt. In den Artikeln wird
die Seelsorge in ihren zeitgenössischen Bedingungen, Organisationsformen und ty-
pischen Ausprägungen als Ergebnis der Eigenidentität der beteiligten Institutionen
thematisiert. Denn immer noch muss diese genuin kirchengeschichtliche Thematik
– zumal für Ost- und Westpreußen – als Desiderat gelten, obgleich der zeitgenös-
sische Heiligenkult des Ritterordens seit Jahrzehnten überblicksartig erforscht ist,2
allerdings weniger unter modernen Gesichtspunkten.3 Dagegen wird der Burgen- und
Kirchenbau, der immer schon im Fokus der Deutschordensforschung lag und liegt,
1 Exemplarisch hierfür: Deutschsprachige Literatur des Mittelalters im östlichen Europa. Forschungs-
stand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. PäSler und Dietrich SChMidtke, Heidelberg 2006.
– Mentzel-reuterS, Arno: Arma Spiritualia. Bibliotheken, Bücher und Bildung im Deutschen Orden,
Wiesbaden 2003. – löffler, Anette: Die Liturgie des Deutschen Ordens in Preußen. Ritus und Heili-
genverehrung am Beispiel des Festes Visitatio Mariae anhand der Königsberger Fragmentüberliefe-
rung. In: Zeitschrift für Ostforschung 47 (1998), 371–382.
2 Zuletzt zu Maria als Patronin: arnold, Udo: Maria als Patronin des Deutschen Ordens im Mittelalter. In:
Terra sanctae Mariae. Mittelalterliche Bildwerke der Marienverehrung im Deutschordensland Preußen.
Hg. v. Gerhard eiMer u.a., Bonn 2009, 29–56. – Zu Elisabeth: Elisabeth, der Deutsche Orden und ihre
Kirche. Festschrift zur 700jährigen Wiederkehr der Weihe der Elisabethkirche Marburg 1983. Hg. v.
Udo arnold und Heinz lieBing, Marburg 1983 (hier auch ein Beitrag über den hl. Georg). – löffler,
Anette: Elisabeth und die Liturgie des Deutschen Ordens. In: Elisabeth von Thüringen und die neue
Frömmigkeit in Europa. Hg. v. Christa BeRtelsmann-kieRst. Frankfurt/M. 2008 (Kulturgeschichtliche
Beiträge zum Mittelalter und der Frühen Neuzeit 1), 133–149. – Georg: arnold, Udo: Georg im Deut-
schen Orden bis zur Regelreform im 17. Jahrhundert. In: Sankt Georg und sein Bilderzyklus in Neuhaus/
Böhmen (Jindřichův Hradec). Historische, kunsthistorische und theologische Beiträge. Hg. v. Ewald
VolggeR, Marburg 2002, 161–171. – Zu den mittelalterlichen Kirchenpatrozinien: tidiCk, Erika: Bei-
träge zur Geschichte der Kirchen-Patrozinien im Deutschordenslande Preußen bis 1525. In: Zeitschrift
für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands 22 (1926), 343–464.
3 Ausnahme: Dorothea von Montau. Vgl. hierzu den eigenen Artikel im vorliegenden Band 200–216.
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10 Stefan Samerski
in jüngster Zeit gerade auf theologische Programme und seine „spirituelle“ Aussa-
gekraft untersucht.4 Damit tritt die Theologie selbst in das allgemeine Forschungsin-
teresse, das bereits seit mehr als zwei Dezennien die Spiritualität als weiterführende
Richtung erkannt hat.5 Trotz dieser modernen Wertschätzung fehlen aber weithin
Untersuchungen zur konkreten pastoralen Tätigkeit vor Ort. Der hier vorliegende
Sammelband kann sicherlich keine Lücken schließen, allenfalls Impulse und Anre-
gungen zu weiteren Arbeiten vermitteln. Denn zu zahlreichen wichtigen Fragen wie
beispielsweise die des konkreten Zusammenwirkens von Deutschordenspastoral und
monastischer Seelsorge liegen bislang noch wenig befriedigende Antworten vor. Wie
entscheidend differenzierte Perspektiven, interdisziplinäres Arbeiten und die seit lan-
gem tragfähige internationale Kooperation sind, zeigt sich gerade angesichts solcher
Fragehorizonte.
Als der Deutsche Orden das Land der Prußen in Besitz nahm, kam er dort nicht in
ein christliches Niemandsland. Seit der ersten Jahrtausendwende erlebte das Land an
der Ostsee verschiedene Evangelisierungswellen von unterschiedlicher Dauerhaftigkeit
und unterschiedlichen Organisationsstrukturen.6 Die Niederlassung vor allem der Zis-
terzienser in ländlichen Regionen führte nicht nur zu einer Verstetigung der Christiani-
sierungsbemühungen, sondern auch zu einer Förderung des Landesausbaus bereits vor
der Inbesitznahme des Ordens. Ähnliches ist von den Dominikanern zu sagen, die in
den Städten teilweise vor dem Auftreten der Ritter ein seelsorgliches Profil ausbilden
konnten.7 Die im 13. und 14. Jahrhundert einsetzende Herrschaft des Deutschen Ordens
bedeutete nicht nur die militärische, politische und wirtschaftliche Kontrolle des Lan-
des, sondern sie dominierte strukturell auch den geistlichen Bereich.8 Dabei erfolgte
die kirchliche Organisation meist parallel zur Eroberung des Landes.9 Schon 1243 er-
richtete der päpstliche Legat Wilhelm von Modena († 1251) vier neue Bistümer für
Preußen (Kulmerland, Pomesanien, Ermland, Samland), umschrieb sie geographisch
und sorgte für die entsprechende Ausstattung. Die Ritter besaßen nicht nur weitgehend
die Kontrolle über die Bistumsstühle, Domkapitel und die anderen Orden,10 sondern sie
4 Beispiel: Die sakrale Backsteinarchitektur des südlichen Ostseeraums – der theologische Aspekt. Hg.
v. Gerhard eiMer und Ernst gieRlich, Berlin 2000.
5 Die Spiritualität der Ritterorden im Mittelalter. Hg. v. Zenon Hubert nowak, Thorn 1993 (Ordo mi-
litares 7). – Ständische und religiöse Identitäten im Mittelalter und früher Neuzeit. Hg. v. Stefan
kwiatkowski und Janusz małłek, Thorn 1998.
6 Boockmann, Hartmut: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ost- und Westpreußen, Berlin 1992,
76–78, 85–90.
7 Boockmann, Hartmut: Der Deutsche Orden. Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte, München 21982,
111f.
8 Boockmann: Ost- und Westpreußen (wie Anm. 6), 90–115.
9 Militzer, Klaus: Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005, 72f.
10 saRnowsky, Jürgen: Der Deutsche Orden, Berlin 2007, 52. – Die Domkapitel des Deutschen Ordens
in Preußen und Livland. Hg. v. Radosław Biskup und Mario glaueRt, Münster 2004. – Boockmann:
Ost- und Westpreußen (wie Anm. 6), 116–118.
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