Table Of ContentChemisches Praktikum
fur Mediziner
Von
Prof. Dr. Hans Bode Prof. Dr. Hans Ludwig
und
Neunte, neubearbeitete Auflage
Mit 3 Abbildungen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Aile Rechte, insbesondere das der Ubersetzung
in fremde Sprachen, vorbehalten
Ohne ausdriickliche Genehmigung des Verlages
ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder
Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie,
Mikrokopie) zu vervieWiltigen
ISBN 978-3-662-01496-7 ISBN 978-3-662-01495-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-01495-0
Copyright 1948 and 1953 by Springer-Verlag Berlin Heidelberg
UrsprUnglich erschienen bei Springer-Verlag OHG
Berlin, Gottingen and Heidelberg 1953.
Geleitwort.
Das Bediirfnis nach griindlicher chemischer Ausbildung del'
Mediziner macht sich von Jahr zu Jahr in steigendem MaBe be
merkbar. Die groBen Erfolge auf dem Gebiete del' Vitamine
und l;Iormone, die Aufklarung der Zusammensetzung des
Blutfarbstoffes und viele ahnliche Entdeckungen der aller-
. letzten Jahre lassen die Bedeutung der Chemie fUr die biologischen
Wissenschaften und damit auch fUr die Medizin greifbar hervor
treten. Andererseits ist in dem iiberreichen Studienplan del' Medi
ziner noch immer nicht der geniigende Raum geschaffen, urn ihnen
eine solche chemische AusbilduiJg zu vermitteln, wie sie im lnter
.esse del' Fortentwicklung der medizinischen Wissenschaft not
wendig erscheint. Es muB also wohl oder iibel ein KompromiB
geschlossen werden, indem auf del' einen Seite das von den an
gehenden Medizinern zu erledigende Pensum nach Moglichkeit
beschrankt, andererseits aber so ausgewahlt wird, daB daran
die Eigenart experimentell-chemischer Methodik gelernt
werden kann.
Die Herren Dr. Lud wig und Dr. Bode, Unterrichtsassistenten
am hiesigen Chern is chen Universitatsinstitut, machen mit dem
vorliegenden Werkchen den Versuch, den angehenden Medizinern
die praktische Chemie in einer solchen Form und in einem
sol chen Umfange zu bieten, daB sie dem Verstandnis keine
Schwierigkeiten bereitet, und daB der Ballast iiberfliissigen
Materials, der haufig die Praktikanten zuriickschreckt, beseitigt ist.
lch personlich habe den Eindruck, daB del' von ihnen geschaffene
Leitfaden den Bediirfnissen, die sich bei einem viele Jahre hin
<lurch abgehaltenen Mediziner-Praktikum immer wieder heraus
gestellt haben, in zweckmaBiger Weise entspricht. lch mochte
aus diesem Grunde der Hoffnung Ausdruck verleihen, daB trotz
(leI' zahlreichen bereits vorhandenen kleinen Kompendien auch
das neue Buch aus dem Kieler Laboratorium in den Kreisen del'
Mediziner Anklang finden wird.
o. Diels.
Vorwort zur ersten Auflage.
Den AnlaB zur Abfassung der vorliegenden Praktikumsanlei
tung gab die El'fahrung, daB bei der in solchen Anleitungen
vielfach iiblichen Gepflogenheit, die analytischen Reaktionen der
Elemente in den Vordergrund zu stellen, eine geniigende Kenntnis
derjenigen chemischen Begriffe nicht erreicht wird, die das tiefere
Verstandnis der chemischen Reaktionen erst ermoglicht. Dem
gemaB haben wir in unserem Buch, das im Praktikum fUr Medi
ziner im Chemischen Institut der Universitat Kiel erprobt ist,
den zu behandelnden Stoff in neuartiger Weise angeordnet.
In dem ersten Kapitel des anorganischen und des organischen
Abschnitts sind zunachst die Grundgesetze und Grundlagen in
gedrangter Ubersicht zusammengestellt worden, in der Absicht,
den Studierenden zu veranlassen, diese ihm zwar aus der Vor
lesung bekannten, aber gewohnlich nicht geniigend gelaufigen
Dinge noch einmal zusammenhangend durchzuarbeiten.
1m ersten Teil des anorganischen Abschnitts werden
dann die wiphtigsten in Betracht kommenden chemischen Begriffe,
wie Saure, Base, Salz, Hydrolyse, Oxydation, Reduktion usw.,
durch Erlauterungen und, was uns besonders wichtig erschien,
durch Versuche zusammenhangend behandelt.
1m zweiten Teil des anorganischen Abschnitts wird
das chemische Verhalten der verschiedenen Elemente durch aus
gewahlte Reaktionen gekennzeichnet. Durch die Hinweise auf die
eingehenden Ausfiihrungen im ersten Teil soIl einerseits ein tieferes
Verstandnis der einzelnen Reaktionen erreicht und andererseits ge
zeigt werden, daB dieselben sich den chemischen Begriffen zwang
los unterordnen lassen; damit wird der Gefahr vorgebeugt, daB
die zahlreichen Versuche dem Studierenden als zusammenhanglose
Einzeltatsachen erscheinen.
Die Anleitungen zur qualitativen und quantitativen Analyse im
dritten Teil des anorganischen Abschnitts beschranken
sich auf die Ausfiihrung einfachster Aufgaben; es soIl nur das
Prinzip der Analyse aufgezeigt werden, da bei einem einsemestrigen
Kurs (etwa 12 Vormittage), fUr den diese Anleitung bestimmt ist,
eine andere Zielsetzung doch nicht erreicht werden kann.
Der Stoff des organischen Abschnitts ist in der Weise
angeordnet, daB die charakteristischen Eigenschaften der Korper-
Vorwort zur achten Auflage. v
klassen zusammenhangend dargestellt und durch Versuche veran
schaulicht werden; im AnschluB daran sind dann einzelne wichtige
Stoffe gesondert behandelt.
Zur erfolgreichen Absolvierung des Praktikums ist es unbedingt
erforderlich, daB der Praktikant die Vorlesungen uber anorganische
und organische Experimental-Chemie gehort hat, daB er die im
Zusammenhang mit dem Praktikum abgehaltene einstundigeV 01"
Ie sung besucht, und daB er die jeweils zu bearbeitenden Kapitel
der vorliegenden Anleitung durch hausliches Studium unter Heran
ziehung von Lehrbuchern vorbereitet und vertieft.
Es ist uns eine angenehme Pflicht, Herrn Professor Dr. O.
Diels, Herrn Professor Dr. O. Mumm und Herrn Privatdozenten
Dr. H. Kleinfeller auch an dieser Stelle fiir die Durchsicht der
Niederschrift und fiir viele wertvolle Anregungen unseren warm
sten Dank auszusprechen. Gleichfalls danken wir unserem Kol
legen, Herrn Dr. H. Segeberg, fUr seine schatzenswerte Hilfe.
KieL Oktober 1931.
Dr. H. Bode. Dr. H. Ludwig.
Vorwort zur achten Auflage.
Das neu vorliegende "Praktikum fUr Mediziner" ist bisher in
sieben Auflagen mit etwa 25000 Exemplaren erschienen. Da das
Buch langere Zeit vergriffen war, wurde die achte Auflage einer
groJ3eren Umarbeitung unterzogen. So wurden gewisse Abschnitte,
wie amphotere Hydroxyde und Oxydation, den neueren Anschau
ungen angepaJ3t; andere Absehnitte; wie kurze Bemerkungen uber
Bindungsverhaltnisse und das Massenwirkungsgesetz, hinzugefiigt.
Die Nomenklatur wurde einheitlich nach den "Richtlinien zur
Benennung anorganiseher Verbindungen" durehgefUhrt. Urn in
weit groJ3erem MaJ3e als bisher von reinen Reagensglasversuchen
mit meist analytiseh-ehemischem Charakter fortzukommen, wur
den auch Versuche mit etwas erhohtem, aber fur ein Mediziner
praktikum noch tragbarem Aufwand aufgenommen, bzw. schon
vorhandene umgestaltet.
Wie in vielen Besprechungen zum Ausdruck gekommen ist,
ist die Praktikumsanleitung nicht nur fur die Ausbildung von
Medizinern geeignet, sie wendet sich auch an aIle diejenigen, die
eine kurze, praktische Einfiihrung in die Chemie benotigen, so
etwa fur die Ausbildung der Landwirte usw., aber auch fUr Apo
thekerpraktikanten.
Herrn Prof. Dr. Kleinfeller, dem langjahrigen Leiter des
Medizinerpraktikums in Kiel, sind wir fUr seine Anregungen und
VI Vorwort zur neunten Auflage.
liebenswurdige Unterstiitzung bei der Uberarbeitung zu groBem
Dank verpfIichtet.
Die Zeitumstande lie Ben fUr die achte AufIage ein Erscheinen
unter den alten Bedingungen nicht zu, und so hat der Verlag
Deu ticke entgegenkommenderweise auf sein Verlagsrecht ver
zichtet. Wir mochten dem Verlag Deuticke dafUr und fUr seine
bisherige Muhewaltung fur die Herausgabe der ersten sieben Auf
lagen unseren herzlichen Dank aussprechen. Ebenso gebuhrt der
Dank der Autoren dem Springer-Verlag, daB er bei der Uber
nahme in den Verlag und bei der Herausgabe unseren Wiinschen
in groBzugiger Weise nachgekommen ist.
Kiel und Lubeck, August 1948.
H. Bode. H. Ludwig.
Vorwort zur neunten Auflage.
An der bewahrten Gesamtanlage der Praktikum:;anleitung
wurde auchdiesmal nichts geandert. Inhaltlich wurde sie in allen
Teilen uberarbeitet und auf den neuesten Stand der Wissenschaft
gebracht.
Herrn Professor Dr. Kleinfeller, Kiel, mochten wir wiederum
fUr seine tatkraftige Unterstutzung bei der Neubearbeitung unseren
Dank aussprechen.
Hamburg und Lubeck, September 1953.
H. Bode H. Ludwig
Inhaltsverzeichnis.
Praktische V orbemerkungen . . . . . . . . . .
Anorganischer Abschnitt.
Einige theoretischc Vorbemerkungen. 3
A. Elektrolyte . . . . . . . . . 9
B. Sauren .......... . 11
Die Reaktionen einiger Sauren . 13
1. Halogenwasserstoffsauren . 13
2. Sauerstoffsauren des ehlors. 15
:~. Schwefelsaure 17
4. Thioschwefelsanre . 18
n. Kohlensaure . . 19
6. Salpetersaure. . . 20
7. Salpetrige Saure . 23
8. SchwefeIwasserstoff . 23
9. Phosphorsaurp 25
10. Borsaure 27
c. Basen ..... . 28
D. Salze ..... . 31
E. Zur elektrolytischen Dissoziation . 33
Anhang: Das Massenwirkungsgesetz 35
F. Liisungen und Umsetzungen in Liisungen 37
G. Die hydrolytische Spaltung der Salze 39
H. Doppelsalze und Komplexsalze. 43
1. Elektroaffinitat . . . . . 46
K. Oxydation und Reduktion. . . 47
L. Kolloide Liisungen . . . . . . 54
M. Die Reaktionen einiger Metalle. 55
1. Alkalimetalle und Ammonium. 55
2. Erdalkalimetalle. . . 58
~. Maiinesium und Zink . 60
4. Aluminium und Eisen 61
n. Chrom und Mangan 64
6. Kupfer und Silber . . 68
7. Quecksilber. . . . . 69
8. Zinn und Blei . . . . 71
9. Arsen, Antimon, Wismut 74
~. Qualitative Analyse . . . 77
1. Priifung auf Metallionen 81
2. Priifung auf Anionen und das Ammoniumion 82
O. Quantitative Analyse. . . 82
1. Neutralisationsverfahren 83
2. Oxvdationsverfahren . 85
a) Manganometrie 85
h) Jodometrie 86
VIII Inhaltsverzeichnis.
Organischer A bschn itt.
Einige theoretische Vorbemerkungen. . . . . . 89
A. Qualitative Analyse organischer Substanzen . 92
1. Nachweis von Kohlenstoff und Wasserstoff 92
2. Nachweis von Stickstoff . . . . . . . . 93
3. Nachweis von Halogen . . . . . . . . . 93
B. Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . 94
C. Alkylhalogenide. . . . . . . . . . . . . . 96
D. Hydroxylverbindungen der Kohlenwasserstoffe 97
1. Alkohole. . . . . . . . . . . . . 97
Allgemeine Reaktionen der Alkohole. 98
Einige wichtige Alkohole . 99
a) Methylalkohol 99
b) Athylalkohol . 99
c) Glyzerin. 100
2. Phenol .... . 101
E. Amine ..... . 101
Allgemeine Reaktionen der primaren Amine 103
Anilin ................ . 104
F. Aldehyde und Ketone (Carbonylverbindungen) 105
Allgemeine Reaktionen der Aldehyde und Ketone . 103
Reduktionswirkung der Aldehyde. . 107
Einige wichtige Aldehyde und Ketone 108
a) Formaldehyd. 108
b) Acetaldehyd . 108
c) Chloral ... 108
d) Benzaldehyd '. 109
e) Aceton ... 109
G. Carbonsauren .. 109
1. Einbasische Sauren III
a) Ameisensaure . III
b) Essigsaure. . . 111
c) Kohlenstoffreiche Fettsauren. 112
d) Ungesattigte Fettsauren. 112
e) Benzoesaure. . . Il3
2. Mehrbasische Sauren . . . Il4
Oxalsaure ....... . 114
Anhang: Cyanwasserstoffsaure 1I4
H. Derivate der Carbonsauren. . 115
I. Durch Umwandlung der Carboxylgruppe entstandene Sliure·
derivate. . . . 115
1. Ester. . . . 115
2. Saurechloride ll6
3. Saureamide. .. . ...... . 117
Allgemeine Reaktionen der Saureamide . ll7
Harnstoff ............. . llS
II. Durch Substitution im Kohlenwasserstoffrest entstandene Saure-
derivate ......................... ll9
Inhaltsverzeichnis. IX
1. Oxysiiuren . . 119
a) Milchsaure . 119
b) Weinsiiure . 121
c) Salicylsaure. 121
2. Aminosiiuren . 122
I. Heterocyclische Verbindungen 123
a) Pyrrol .. 124
b) Pyridin . 124
c) Chinolin . 125
K. Purine .. . 125
L. Fette .. . 126
M. Kohlenhydrate 127
1. Monosaccharide. 128
d-Glucose .. 129
2. Disaccharide . 131
a) Rohrzucker 133
b) Milchzucker 133
3. Polysaccharide 134
a) Starke . 134
b) Cellulose. 135
N. EiweiBstoffe 135
O. Alkaloide .. . 137
Chinin ... . 138
Periodisches System der Elemente 13H
Praktische Vorbemerkungen.
1. Samtliche Reaktionen sind mit kleinsten Mengen auszu
fiihren. Man verwende, wenn nicht andere Angaben gemacht sind,
von Lasungen etwa 1 Kubikzentimeter (ein Reagensglas ist dann
ungefahr 1 cm hoch gefiillt), von festen Stoffen etwa lito Gramm
(eine kleine Messerspitze voll).
Feste Reagenzien und Lasungen durfen, wenn sie einmal den
Vorratsflaschen entnommen sind, nicht in dieselben zuruck
gege ben werden.
Der Zusatz von ReagenslOsungen erfolge stets tropfen weise,
bis die Reaktion eingetreten ist.
Beim "Ansauern" bzw. "Alkalisch-machen" ist so viel Saure
bzw. Base zu der Lasung hinzuzugeben, daB dieselbe auch bei
grundlichem Umschutteln sauer bzw. alkalisch reagiert. Durch
Lackmuspapier ist in jedem Falle festzustellen, ob wirklich
sa ure bzw. alkalische Reaktion erreicht worden ist.
Man verwende stets verd unn te Sauren, wenn nicht ausdruck
lich der Gebrauch von konzentrierten Sauren vorgeschrieben ist.
Bei chemischen Arbeiten ist stets destilliertes Wasser,
niemals Leitungswasser, zu verwenden; dasselbe ist in einer Spritz
flasche aufzubewahren.
2. Samtliche Reaktionen werden, sofern nicht ausdrucklich
andere Angaben gemacht sind, stets im Reagensglas ausgefiihrt.
Soll eine Flussigkeit im Reagensglas erhitzt werden, so darf das
selbe hachstens zu einem Viertel mit Flussigkeit gefiillt sein.
Beim Erhitzen halte man die Offnung des Reagensglases abge
wandt von sich und anderen Praktikanten, damit durch etwa
herausspritzende Flussigkeitsmengen niemand gefahrdet wird;
zur Vermeidung eines Siedeverzuges ist dauernd zu schutteln.
Auch bei Reaktionen, bei denen Gase entstehen, ist graBte Vor
sicht geboten, da die Gefahr besteht, daB bei starker Gasentwick
lung - besonders dann, wenn das Reagensglas zu hoch mit
Flussigkeit gefiillt ist - Flussigkeit herausgeschleudert wird.
Fur graBere Flussigkeitsmengen verwende man "Er lenmeyer
Kolben" bzw. Becherglaser; diese GefaBe mussen heim Er
hitzen von Lasungen auf ein Drahtnetz gestellt werden.
3. Entstehen bei einem Versuch iibelriechende oder aggressive
Dampfe, so ist dieser tunlichst in einem Abzuge auszufiihren.
Bode·Ludwig, Praktikum, 9. Auf!. 1