Table Of ContentCasebook Patientenverfügung
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Stephan Rixen · Siegfried Reinecke
Casebook
Patientenverfügung
Vorausverfügung, Vorsorgevollmacht,
Betreuungsverfügung mit Fallbeispielen,
Formulierungshilfen, Checklisten
Springer
Dr. Stephan Rixen
Universität zu Köln
Institut für Staatsrecht
Forschungsstelle für das Recht des Gesundheitswesens
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln
[email protected]
Dr. Siegfried Reinecke
St. Marien-Hospital, Hamm
Innere Abteilung
Nassauerstraße 19
59065 Hamm
[email protected]
ISBN 978-3-540-20435-0 ISBN 978-3-662-06220-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-06220-3
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SPIN 10969052 64/3130-5 4 3 2 1 0 - Gedruckt auf säurefreiem Papier
Für Mechthild und
Christina
Geleitwort
In den industrialisierten Ländern erleben wir zur Zeit eine massive Zunahme betag
ter und hochbetagter Menschen. Von dieser rasch weiter wachsenden Zahl Älterer
ist ein großer Teil durch Mehrfacherkrankungen und chronische Leiden geprägt.
Diese geriatrischen Patienten stehen relativ nah vor ihrem Lebensende; ihre bio
logischen und psychischen Ressourcen sind durch den langen Krankheitsverlauf oft
weitgehend aufgebraucht. Das hippokratische Gebot, Leben zu verlängern, begeg
net gerade in der Geriatrie - der Medizin, die sich speziell dem multimorbiden
älteren Kranken annimmt - und gerade angesichts der durch Fortschritt und Techni
sierung der Medizin vermehrten Möglichkeiten zur Lebensverlängerung anderer
seits dem Gebot, unerträgliches Leiden nicht zu verlängern.
Die heutigen medizinischen Möglichkeiten der Akutmedizin dienen nicht dem
Selbstzweck, sondern dem Zeitgewinn für eine kausale Therapie. Gibt es keine für
die Lebensqualität entscheidende Therapiemöglichkeit, stellt sich die Frage nach
dem Ende der Pflicht zur Therapie. Dabei ergeben sich naturgemäß eine Reihe
medizinisch-praktischer, gesundheits-ethischer und ärztlich-rechtlicher Fragestel
lungen.
Die in den letzten Jahren erschienenen verschiedenen Empfehlungen, sei es aus
dem medizinisch-wissenschaftlichen oder auch aus dem kirchlichen Bereich, ma
chen die Dringlichkeit des Themas deutlich und helfen einem häufig in der prakti
schen täglichen Umsetzung von zu lösenden Fragestellungen nicht recht weiter. Ge
rade wenn im Klinikalltag die Frage beantwortet werden muss, ob bei einem nicht
entscheidungsfahigen Patienten noch eine Diagnostik oder Therapiemaßnahme
durchgeführt werden soll oder nicht, gibt es immer wieder trotz der vorliegenden
verschiedensten Empfehlungen Konfliktsituationen. Insbesondere wenn häufig der
Tod zum geriatrischen Patienten nach langer Krankheit nicht als Feind, sondern als
Freund kommt.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung zu treffen, welche Therapiernaß
nahmen neu eingeleitet, oder laufende abgebrochen werden sollen. Dabei spielt
ohne Zweifel der mutmaßliche Wille des Patienten eine entscheidende Rolle, denn
das Selbstbestimmungsrecht des Patienten ist von zentraler Bedeutung für das ärzt
liche Handeln. Die Patientenverfügung kann hier hilfreich und weisend in der Kon
fliktsituation helfen. Diese durch das Betreuungsrechtsänderungsgesetz von 1998
aufgewertete Vorsorgeregelung strebt an, für den Fall von Krankheit und Behinde
rung, hauptsächlich im Alter, eine rechtliche Vorsorge für die Regelung der eigenen
Vorstellungen zu schaffen. Für viele liegen hier aber noch eine Reihe von Unklar
heiten vor, wie es nun einmal bei Gesetzestexten so ist.
In diesem Sinne ist den Autoren zu danken, dass sie hier nicht nur dieses für die
geriatrische Medizin so wichtige Thema des Behandlungsabbruches und dem Um
gehen damit aufgreifen, sondern anhand von praktisch nachvollziehbaren Fallbei-
VIII Geleitwort
spielen eine direkte Handreichung bieten, wie Konfliktsituationen zu lösen sind.
Wichtig ist auch, dass sich dieses Buch anschaulich und praktisch nachvollziehbar
nicht nur für den ärztlichen Kollegen, sondern an alle, die mit den Fragen des
Behandlungsabbruchs zu tun haben, wendet. Für den Arzt wird eine Analysestruk
tur vorgestellt, die es erlaubt, Konfliktsituationen, in denen Patientenverfügungen
vorliegen oder fehlen, in knapper Zeit entscheidungsrelevant zu durchdenken und
aufgrund der angeführten Fallbeispiele auch durchzuspielen. Für Angehörige und
Pflegende ist dieser Vorgang nachvollziehbar dargestellt, so dass diesem vorliegen
den Buch zu wünschen ist, zukünftig als Leitlinie im Umgang bei Konfliktsitua
tionen bezüglich diagnostischer und therapeutischer Fragestellungen beim multi
morbiden älteren Patienten am Lebensende zu dienen.
Univ.- Prof Dr. med. Ingo Füsgen
Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten-Herdecke
Geleitwort
Die Problematik der Behandlungsbegrenzung am Lebensende ist in den letzten Jah
ren zum festen Bestandteil medizinisch-praktischer, gesundheitsethischer und arzt
rechtlicher Debatten avanciert. Die Anzeichen für den hohen Stellenwert des The
mas sind in der Tat unübersehbar: die Menge der Formulare, die dem einzelnen das
Erstellen einer rechtsverbindlichen Patientenverfügung ermöglichen sollen, vergrö
ßert sich Tag um Tag, die Zahl der zum Teil höchst umstrittenen Gerichtsentschei
dungen, in denen die Patientenautonomie am Lebensende zum Thema wird, nimmt
merklich zu, und erfahrene Ärztinnen und Ärzte berichten von einer immer deutli
cher artikulierten Sensibilität der Patienten für die Bedingungen des ärztlich beglei
teten Sterbens. Die hierauf bezogenen Möglichkeiten individueller Vorsorge, die um
den Begriff der "Patientenverfügung" zentriert sind, spielen in den jüngsten Diskus
sionen zur Änderung des Betreuungsrechts ebenso eine Rolle wie in den Tagungen
der Expertenkommission des Bundesjustizministeriums, die Vorschläge zur Neu
normierung des Feldes erarbeiten soll. Dass die Angebote, sich über die Problematik
zu informieren, in einer solchen Situation exponentiell wachsen, verwundert kaum,
und doch erleichtert das die Orientierung nicht: das Gebiet ist unübersichtlich und
unwegsam, der normative Kompass kommt häufig ins Trudeln, vieles bleibt bei
allem Bemühen um Anschaulichkeit doch sehr abstrakt. Es ist deshalb nachvollzieh
bar, wenn immer wieder das Fehlen konkreter, verständlicher, praxistauglicher
Hilfestellungen beklagt wird, die all jenen von Nutzen sein müssen, die das Thema
beruflich oder persönlich bewegt.
Das "Casebook Patienten verfügung" geht einen anderen, einen neuen Weg. Es
unternimmt - soweit ersichtlich zum ersten Mal im deutschen Sprachraum - dezi
diert den Versuch, das Thema "Patientenverfügung", ausgehend von realen Bei
spielsfällen und typischen Konfliktsituationen, so zu reflektieren, dass die notwen
digen Erläuterungen genereller Art nicht gleichsam in der Luft hängen, sondern
durchweg empirisch "geerdet" bleiben. Dazu trägt wesentlich bei, dass das Werk,
wie es sich für ein "Casebook" gehört, dazu ermuntert, schwierige Entscheidungs
situationen "am Fall" zu durchdenken. Zugleich lichtet das "Casebook" den
Dschungel der Meinungen, es schlägt Schneisen der Durchsicht und reduziert kon
sequent Komplexität - anders kann Orientierung nicht gelingen. Das "Casebook Pa
tientenverfügung" wird so zu einem großen Votum für die Nützlichkeit wirklich
durchdachter Patienten verfügungen, nicht zuletzt von Vorsorgevollmachten, die
konkrete Anweisungen dadurch ergänzen, dass sie einen Vertrauten gewissermaßen
zum "medizinischen Patientenanwalt" (ein Konzept, auf das vor allem die Deutsche
Hospiz Stiftung setzt) bestellen. Der fachlich verdoppelte, integriert-medicolegale
Blick der Autoren - einer ist Arzt, der andere Jurist - sorgt dafür, dass der Sinn für
die Praxisbedürfnisse des medizinischen Alltags stark ist und gleichzeitig die Be
deutung juristischer Unterscheidungen nicht vernachlässigt wird; diese sind - rich-
X Geleitwort
tig verstanden - nicht Hemmnis, sondern Hilfe bei der Kommunikation zwischen
Arzt und Patient auch in der terminalen Phase. Das "Casebook Patienten verfügung"
darf als äußerst gelungenes Beispiel für einen interdisziplinären Problemzugriff gel
ten, der Aktualität, Verständlichkeit und Praxisnähe verbindet. Angesichts dieser
wahrhaft "qualitätsgesicherten" Herangehensweise dürfte die weite Verbreitung des
"Casebook Patientenverfügung" zu erwarten sein - sehr zu wünschen ist sie allemal.
Univ.-Prof Dr. iur. Wolfram Höfling, M.A.
Direktor des Instituts für Staatsrecht und Leiter der Forschungsstelle für das Recht
des Gesundheitswesens der Universität zu Köln, Mitglied des Vorstands der Deut
schen Hospiz Stiftung