Table Of ContentFORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN
Nr.1917
Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Heinz Kühn
von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt
DK 621.979.17:621.983
Prof. Dr.-Ing. habil. Gerhard Oehler
Deutsche Forschungsgesellschaft für Blechverarbeitung und Oberftächenbehandlung e. V., Düsseldorf
Blechumformung durch Vorziehen
und Nachschlagen der Form
SPRINGERFACHMEDIENWIESBADEN GMBH 1968
ISBN 978-3-663-06231-8 ISBN 978-3-663-07144-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-07144-0
Verlags-Ne. 011917
© 1968 by Springer Fachmedien Wiesbaden
Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1968
Gesamtherstellung : Westdeutscher Verlag
Inhalt
1. Einführung.......................................................... 5
2. Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
3. Durchführung der Versuche ........................................... 7
4. Versuchsergebnisse ................................................... 8
4.1 Faltenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
4.2 Rundung der Ziehkante bei Meßstelle I .............................. 9
4.3 Versprödung an der Ziehkante bei Meßstelle I ........................ 9
4.4 Röntgenographische Untersuchung des Spannungszustandes an Meßstelle I
und Meßstelle 11 .................................................. 10
5. Versuch zur Ermittlung der optimalen Fallhöhe .......................... 11
5.1 Technische Daten der Lasco-Tiefziehschlagpresse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
5.2 Versuchswerkzeug ................................................ 12
5.3 Die erreichbare Kaltumformung in Abhängigkeit von Schlaganzahl und
Schlaghöhe ...................................................... 12
5.4 Zeitaufwand und Kraftbedarf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13
5.5 Betriebswirtschaftliche Schlußfolgerungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 14
6. Versuch für ein meß- und formgenaues Schlagstreckziehen . . . . . . . . . . . . . . . .. 15
6.1 4 mm dickes Stahlblech MR St 4 GBK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15
6.2 8 mm dickes Stahlblech C 45 ....................................... 15
7. Weitere Versuche mit verschiedenen Werkzeugen .... ............... ...... 16
8. Zusammenfassung .................................................... 24
9. Literaturverzeichnis .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 25
Abbildungsanhang .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 26
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In Text und Bild verwendete Kurzzeichen
D, D1, D2, D3, D4 Durchmesser der Spannungskreise auf den Filmen mm
H Fallhöhe mm
HP10 Vickershärte bei 10 kg Last kpjmm2
d Durchmesser mm
g Erdbeschleunigung = 9,81 mjs2
h Faltenhöhe und Fallhöhe mm
i Indexbezeichnung für die reduzierten Werte
zu D, L1 und tp
v Auftreffgeschwindigkeit mjs
x,y,y' die drei Spannungskomponenten nach Abb. 11-17
und 20 kpjmm2
L1 Abstandsmaße der Halbkreisenden am Filmäquator
nach Abb. 18 mm
Ö5 gemessene Bruchdehnung %
0"1, 0"2 Hauptspannungen kpjmm2
q; Winkel zwischen Achsenkreuzen Grad
tp Abstrahlwinkel nach Abb. 19 Grad
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1. Einführung
Bereits vor dem letzten Weltkrieg wurden Schlagziehpressen derart entwickelt, daß das
Blechteil zunächst auf ihnen vorgepreßt wurde. Beim Rückhub bzw. Aufwärtsgang des
Pressenstößels löste sich dann in einer bestimmten, vorher einstellbaren Höhe der
Pressenbär mit dem daran hängenden Werkzeug und schlug noch einmal auf das vor
gezogene Blechteil auf, um auf diese Weise dessen Kanten schärfer zu betonen. Im Laufe
der Zeit wurde diese ölhydraulisch wirkende Presse immer mehr vervollkommnet. Es
wurden Tiefziehschlagpressen entwickelt, bei denen auch der Nachschlag ölhydraulisch
gesteuert wurde. Eine der bekanntesten Maschinen dieser Art ist die Schlagziehpresse,
eine dreifach wirkende Ziehpresse, die mit einem unter dem Tisch liegenden ölhydrau
lischen Ziehkissen ausgerüstet ist. An dieser Presse lassen sich die einzelnen Funktionen
durch einfache Handhebelbedienung für das Ausprobieren und Einstellen bequem aus
führen, während der normale Programmablauf am Schalttisch insbesondere nach Druck
und Schlaghöhe eingestellt wird. Das Gestell ist in Gußkonstruktion mit eingezogenem
Stahlankern hergestellt.
Gelegentlich früherer Sitzungen der Arbeitsgruppe »Umformtechnik« der Forschungs
gesellschaft Blechverarbeitung e. V. kam zum Ausdruck, daß der Vorteil einer Um
formung von Metallen unter vibrierendem abwärts fahrenden Pressenstößel gegenüber
einer solchen ohne derartige Schwingungen kaum Vorteile bringt. Der bisher vom Ver
fasser [1] vertretenen Ansicht, wonach ein hierdurch beeinflußter Gefügezustand leichter
einer Umformung entspricht, stand der von SIEBEL vertretene Standpunkt gegenüber,
daß nur bei außerordentlich hohen Schwingungsfrequenzen ein günstiger Effekt erzielt
wird [2]. Selbst wenn man der letzteren Ansicht folgen wollte, bleibt doch immerhin die
Tatsache bestehen, daß während eines Umformprozesses unter periodisch sich wieder
holenden Kraftstößen die gleitende Reibung bemerkenswert herabgesetzt wird [3]. Eine
solche Reibungsverminderung muß aber der Umformung zugute kommen, sei es durch
eine Erhöhung des Ziehverhältnisses, durch eine Verminderung des Kraftbedarfes oder
durch eine Einschränkung der FaltenbiIdung.
In diesem Zusammenhang sei sowohl auf den Stand der Technik auf Grund erteilter
Patente für Umformverfahren unter Schwingungseinwirkung [4] als auch auf zwei
neuere russische Arbeiten [5] verwiesen, wo gleichfalls unter ölhydraulischen Pressen
mit auf dem Pressenkopf aufmontierten Vibrator geprägt wurde. Zur letztgenannten
Arbeit sei folgendes vorgetragen. Während der Versuche wurde die Preßk raft von 100
bis 350 Mp verändert. Die Schwingungsamplitude des Vibrators lag zwischen 10-25 mm,
und die größte Schwingungsfrequenz in der Minute konnte bis 1500 reguliert werden.
Der Antrieb des Vibrators war rein mechanisch. Verarbeitet wurden hierbei die ver
schiedensten Werkstoffe, und zwar Stähle einer Festigkeit bis zu 100 kp/mm2 und einer
Dehnung bis herab zu ~5 = 12%, ferner AI-Cu-Mg-Si-Legierungen einer Deh
nung ~5 = 10% und einer Festigkeit von 39 kp/mm2• Außerdem wurden hitzebestän
dige Legierungen der Gruppe AI-Cu-Ag untersucht. Zur Ermittlung der Kräfte bei
der Prägeumformung wurden Dehnmeßstreifen für Oszillographen-Messungen vor
gesehen. Bei der Herstellung von Blechplatten mit eingeprägten Versteifungssicken er
gab sich, daß die auf der Vibrationspresse hergestellten Muster in bezug auf Knickung
sich stabiler verhalten als die auf einfachen hydraulischen oder Prägepressen hergestell
ten Teile. Weiterhin wurde die Abhängigkeit der Balligkeit der Stirnfläche geprägter
Teile nach dem Stauchen auf Vibrationspressen und auf Kalibrierpressen mit und ohne
5
Schwingungen untersucht. Das günstigste Ergebnis zeigte der Stauchvorgang auf einer
Vibrationspresse mit Schwingung, das ungünstigste Ergebnis auf einer Kalibrierpresse
ohne Schwingung. Dazwischen lagen etwa in gleicher Güte die Werte für das Stauchen
auf einer Kalibrierpresse mit Schwingung und auf einer Vibrationspresse ohne Schwin
gung.
Aus der Zusammenfassung jener Forschungsarbeit sei folgendes zitiert:
1. Es wird eine gleichmäßigere Verformung in bezug auf den gesamten Querschnitt des
zu verformenden Blechwerkstoffes gewährleistet.
Die plastische Umformung umfaßt bei schnell wechselnder Belastung (Vibration) einen
größeren Querschnittsbereich als bei normaler Belastung. Dabei werden durch das Be
lasten unter Vibration die äußere Reibung gesenkt und Bedingungen für eine gleich
mäßigere Verteilung der Spannungen über den gesamten Oberflächenumfang geschaf
fen, so daß hierdurch der Ablauf der plastischen Umformung gefördert wird.
2. Die Reibung an den Berührungsflächen sinkt bis zu 60% .
3. Das Umformvermögen des zu bearbeitenden Werkstoffes erhöht sich bis zu 40% bei
der Umformung von Leichtmetall-und Titanlegierungen, Baustählen u. a.
4. Der zur Umformung erforderliche Druck kann gegenüber herkömmlichem Tiefziehen
um das 1,5- bis 2fache geringer gewählt werden. Dies erhöht die Lebensdauer der
Matrizen und erlaubt eine Senkung der bisher erforderlichen Antriebsleistung.
Beim Pressen von Rohlingen (Schaufeln) aus einer Legierung von 13% Cr,0,2% C und
Zusätzen von V und Wo wurde festgestellt, daß mittels der Vibrationsmethode Werk
stücke mit einer Polierzugabe von ± 0,05 mm und mit höherer Oberflächenqualität als
auf mechanischen Gesenk- und Kalibrierpressen hergestellt werden können. Die Unter
suchungen bewiesen, daß Schlagziehpressen und Spezial-Vibrations maschinen zur Be
arbeitung von Metallen in der Serienproduktion hauptsächlich für das Kalibrieren und
Schlichten wirtschaftliche Vorteile bieten.
2. Aufgabe zu den ersten Versuchsreihen zur Faltenbeseitigung
a) Da der Vorteil der Nachschlagziehpressen sich gerade bei unregelmäßig geformten
Ziehteilen bemerkbar macht, wurden Lenkstockführungsgehäuse aus 2 mm dickem
St. R. St 1304 Stahlblech einer äußeren Abmessung von 250x 180 mm und einer
Höhe von 50 mm gepreßt. Zur Beobachtung des Einflusses des Nachschlagens sollten
diese Teile bei verschiedenen Zieh-und Blechhaltekräften sowohl ohne Schlag als auch
mit zwei Schlägen aus einer bestimmten Höhe kalt umgeformt werden.
b) Außerdem sollten in einer zweiten Versuchsreihe mit einem conzentrischen Rillen
werkzeug ohne Blechhalter 1,5 mm dicke Stahlbleche der Güte U St. 13 04 verarbeitet
werden. Das betreffende Werkstück ist bereits im Schrifttum beschrieben, wo der Ver
suchshergang erläutert wird [6]. Es handelt sich hierbei um den in Abb. 29 dargestell
ten Rillenteller von 260 mm Außendurchmesser, der einen inneren Ring von 120/60 mm
aufweist. Im inneren Raum ist die Scheibe 4 mm tief, zwischen beiden Ringen 11 mm
tief und am äußeren Flansch 10 mm tief. Beim normalen Tiefziehvorgang mit Blech
halter wurden im ersten Zug der innere Ring mit der mittleren Einbuchtung ausgeprägt,
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im zweiten Zieh vorgang mußte dann der äußere Rand nlit dem Durchmesser von
170 mm wieder hochgestellt werden, und erst im dritten Zug wurde dann das Teil mit
dem äußeren Durchmesser von 220 mm fertig gezogen. An Stelle dieser drei Arbeits
gänge, für die sonst drei Werkzeuge mit Blechhalter erforderlich sind, soll versucht
werden, dieses Teil in einem sehr einfachen Werkzeug ohne Blechhalter anzufertigen.
3. Durchführung der Versuche
Leider standen zu den ersten Versuchen nur verhältnismäßig wenig Zuschnitte zur Ver
fügung. Es kam jedoch bei diesen Versuchen auch nicht entscheidend auf eine Groß
zahl von Versuchen an. Denn es sollte zunächst geprüft werden, ob der eingangs be
hauptete Effekt einer Verbesserung der Umformung durch Schläge nachweisbar ist, in
welchem Umfang er sich vorteilhaft auf den Kraftbedarf und auf die Faltenbildung aus
wirkt und inwieweit durch Nachschläge bedingte Versprödungserscheinungen, ins
besondere an der Umformkante, durch Härtemessungen oder durch röntgenographische
Spannungsermitdungen sich nachweisen lassen.
Diese Versuche wurden nur an den Teilen der Versuchsgruppe 2 a) mit den Lenkstock
gehäusen durchgeführt. Auf eine Beschreibung der Untersuchungen zu Gruppe 2b) mit
den gerillten Scheiben wurde verzichtet. Denn das positive Versuchsergebnis ist be
kannt, und die früheren Untersuchungen OECKLS [7], die übrigens mit dem gleichen
Werkzeug und Werkstoff hier wiederholt wurden, wurden nur nochmals bestätigt
und als richtig festgestellt. Die Lenkstockgehäuse wurden unter verschieden großen
Drücken gezogen, und zwar:
Versuchsbezeichnung Ziehstempelkraft Blechhaltekraft
Mp Mp
10 To 10 4
16 To und 16 T2 16 6,3
25 To und 25 T2 25 10
40 To und 40 T2 40 16
Der Index 0 in der Versuchsbezeichnung bedeutet »ohne Nachschlag«, der Index 2 »mit
zwei Nachschlägen aus 45 mm Höhe bei 1250 kg Stößelgewicht«.
Ermittelt wurden
1. die Faltenbildung durch Messung mittels Mikrometer;
2. die Kantenkrümmung durch Messung an Wachsabgüssen bei Meßstelle I zu Abb. 1
und Nachprüfung an dort später ausgesägten schmalen Winkelstücken;
3. die Versprödung an der Ziehkante bei Meßstelle I durch Vickershärtemessungen
HP 10 an den ausgesägten Winkelstücken;
4. der Spannungszustand an der Oberfläche bei Meßstelle I und II nur an den Versuchs
körpern zu 10 To, 16 To und 40 To auf röntgenographischem Wege. Für die Messun
gen wurde ein Gleichwellenapparat benutzt, dermit einer durch ein Hochspannungs
kabel mit dem Apparat verbundenen Röntgenröhre ausgerüstet ist, die sich nach allen
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Richtungen frei bewegen läßt. Das Röhrengehäuse ist mit einer Rückstrahl-Flachkamera
ausgestattet, in deren Mitte sich ein Kollimator für den Primärstrahl befindet. Das durch
den Kollimator austretende Strahlenbüschel kann in verschiedenen Neigungen gegen
über der Oberflächennormale auf die Meßstelle gerichtet werden. Auf diese Weise
wurde das Dehnungsellipsoid an jeder Meßstelle in vier Winkelrichtungen abgetastet.
Dazu sind zwei Röntgenaufnahmen erforderlich, von denen jede zwei Meßrichtungen
und die dazugehörigen Dehnungen liefert. Aus den Auswertungen beider Aufnahmen
können alle für die Bestimmung einer Spannungskomponente erforderlichen Meßwerte
entnommen werden. Die gemessenen Dehnungswerte lagen der Reihe nach unter 0°_
Neigung zur Oberflächennormale, in Richtung von 24° gegenüber der Oberflächen
normale und in Richtung von 33 und 57°. Aus den gemessenen Dehnungen wurde mit
Hilfe der elastischen Konstanten die Größe der zu ermittelnden Spannungskomponente
bestimmt.
Bei Messungen nach diesem Verfahren ist es erforderlich, den effektiven Abstand zwi
schen Meßstelle und Filmebene auf einige hundertstel Millimeter genau zu bestimmen.
Das ist am sichersten zu erreichen, wenn man eine Eichsubstanz, deren Atomabstände
mit hinreichender Genauigkeit bekannt sind, auf die Meßstelle aufbringt. Aus den der
Eichsubstanz zugehörigen Röntgeninterferenzen läßt sich der gesuchte Abstand am zu
verlässigsten ermitteln. Zur Durchführung dieses Verfahrens wurden Folien präpariert
in der Weise, daß ein chemisch gefälltes Goldpulver auf eine 0,02 mm dicke Cellophan
folie aufgebracht und mit einem Bindemittel fixiert wurde. Auf diese Weise konnte die
gleiche Folie an verschiedenen Meßstellen verwendet werden. Für jede Meßstelle 0, I
und II nach Abb. 1 wurde der vollständige Spannungszustand bestimmt. Dazu ist die
Kenntnis von jeweils drei Spannungskomponenten x, y, y' an diesen drei Meßstellen
nach Abb. 20 erforderlich. Nachdem zunächst eine Spannungskomponente bestimmt
worden war, wurde eine zweite in dazu senkrechter Richtung in der Ebene der Meß
stelle bestimmt. Die dritte Spannungskomponente lag unter einem Winkel von 45°
zwischen den bei den vorher bestimmten, ebenfalls in der Ebene der Meßstelle gele
genen.
Während die Untersuchungen zu 1,2 und 3 ebenso wie die zu 5 und 6 vom Verfasser
gemeinsam mit dem bei der Maschinenfabrik Langenstein & Schemann, Coburg, tätigen
Oberingenieur BRÄuER vorgenommen wurden, wurde die röntgenographische Unter
suchung von Dipl.-Phys. STÜHMEIER [8] am Institut für landtechnische Grundlagen
forschung an der TH Braunschweig durchgeführt.
4. Versuchsergebnisse
4.1 Faltenbildung
a) Bei den Versuchen zeigte sich eine Faltenbildung im vorderen Flanschabschnitt, d. h.
in Abb. 1 unten, wobei als Faltenhöhe h die gemessene Gesamthöhe abzüglich der
Blechdickte s = 2 mm zu verstehen ist. Die Versuchsreihen ergaben ausgewertet ge
mäß Abb. 2 die Faltenhöhe h in Abhängigkeit von Zieh-und Blechhaltekraft, wobei die
obere Kurve die Faltenbildung bei den Teilen darstellt, die nicht nachgeschlagen und
die untere Kurve die Teile charakterisiert, die mit zwei Schlägen aus 45 mm Höhe
nachgeschlagen wurden, wobei das Stößelgewicht 1250 kg betrug.
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Die einzelnen h-Werte lauten:
für 10 To = 4,6 mm
16 To = 1,7 mm
25 To = 1,0 mm
40 To = 0,5 mm
16 T2 = 0,3 mm
25 T2 = 0,1 mm
40 T2 = 0 mm
Nach dieser Gruppierung sind die sieben Versuchs körper in Abb. 3 dargestellt, außer
dem ist jeder einzelne Versuchs körper in Abb. 4-10 mit Vorderseite oben und mit
Rückseite in Abb. 4-10 unten nochmals dargestellt. In den unteren Abbildungen sind
die Wachseingüsse zu erkennen.
4.2 Rundung der Ziehkante bei Meßstelle I
Um zu ermitteln, in welchem Maße sich die Rundung ändert in Abhängigkeit von der
Anzahl der Schläge und der Größe der Zieh- und Blechhalterkraft sowie der zusätz
lichen Nachschläge, wurden gemäß Abb. 4-10 unten die Teile mit Wachs ausgegossen,
das zur genauen Messung durchschnitten wurde. Außerdem wurden später die Ziehteile
aufgesägt, was schon aus Gründen der Zugänglichkeit für die spätere Vickershärte
Prüfung erforderlich war. Das Ergebnis dieser Untersuchung entsprach nicht dem er
warteten. Es wurde zunächst angenommen, daß mit steigender Ziehkraft der Radius
an der vorspringenden Ziehkante bei I in Abb. 1 kleiner wird und daß auch die zusätz
lichen Nachschläge diese Form noch schärfer ausdrücken. Das ist nicht eingetreten, was
möglicherweise an dem für das 2 mm dicke Blech sowieso schon reichlichen Innen
durchmesser von 6,9 mm liegen mag. Verhältnismäßig kleine Rundungen treten bereits
bei der niedrigsten Belastung ohne zusätzliche Schläge ein, wobei allerdings zu sagen
ist, daß es sich hier weniger um Rundungen, als um Knicke handelt, die, durch Werk
stoffungleichmäßigkeiten bedingt, sehr verschieden ausfallen. Gerade die Messung der
Rundung an verschiedenen Stellen ergab für die einzelnen Blechteile ein sehr verschie
denartiges Bild. Es wurde abschließend festgestellt, daß das Rundungsmaß von
r = 6,9 mm bei der höchsten Belastung von 40 Mp unter zweimaligem Nachschlag am
gleichmäßigsten über die ganze Kantenlänge hin gelang.
4.3 Versprädung an der Ziehkante bei Meßstelle I
Die ausgesägten, winkelförmigen Streifen wurden mittels eines Reicherter-Härteprüf
gerätes auf Vickershärte bei 10 kp Belastung und 40 Sekunden Dauer untersucht; das
unbeanspruchte Grundmaterial wies eine Härte HP = 116 kp(mm2 auf. Im Bereich
der Ziehkante bei I in Abb. 1 lagen bei allen Werkstücken die Werte ziemlich gleich um
etwa HP = 160 kp(mm2, wobei ein Bereich bis zu 30 mm ab Kante mit untersucht
wurde. Es konnte weder bei wachsender Zieh- und Blechhaltekraft noch bei zusätz
lichen Nachschlägen eine bemerkenswerte Härtesteigerung an der Ziehkante gegenüber
den im Abstand bis zu 30 mm befindlichen Stellen, also auch keine Verhärtung bei
höherer Belastung und Nachschlägen gegenüber geringer Belastung ohne Nachschläge
nachgewiesen werden. Vielmehr streuten die Werte mit ± 10% um den Wert von
160 kp(mm2 bei allen Teilen, ohne irgend eine bestimmte Tendenz erkennen zu lassen,
wie dies bei gebogenen Werkstücken bekannt ist [9].
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4.4 Röntgenographische Untersuchung des Spannungszustandes an Meßstelle I
und Meßstelle II
Daß bei dem Befund nach 4.3 eine röntgenographische Auswertung nicht sehr viel
bringen würde, war anzunehmen. Immerhin sollte der Versuch eines Nachweises von
Oberflächenspannungen mittels Debye-Scherrer-Aufnahmen nicht fehlen. Doch konnte
an den Meßergebnissen ein Zusammenhang zwischen der Ziehkraft und der Intensität
der Eigenspannungen nicht festgestellt werden. Wie aus Abb. 1 ersichtlich, wurden an
den Gehäusen zu 10 To, 16 To und 40 To jeweils zwei gleichliegende Meßstellen I und II
bestimmt. Zunächst wurde der Probe 16 To eine vermutlich spannungs freie Bezugs
meßstelle 0 (ausgeschnittene Stelle in Abb. 8) entnommen. An dieser Meßstelle ergab
sich nach Abb. 11 erwartungsgemäß die Spannung O. An den übrigen mit I und II be
zeichneten Meßstellen befanden sich alle untersuchten Gehäuse übereinstimmend in
einem Druckeigenspannungszustand.
Die Untersuchungen hatten folgendes Ergebnis:
Gehäuse 10 To (Abb. 4) Meßstelle I: (1 = -20 kpjmm2 (Abb. 12)
(rotationssymmetrisch)
Meßstelle II: (1 = -18 kpjmm2 (Abb. 13)
( rotations symmetrisch)
Gehäuse 16 To (Abb. 5) Meßstelle I: (11 = -32 kpjmm2 (Abb. 14)
(12 = -14 kpjmm2
(nicht rotationssymmetrisch)
(Hauptachse der Spannungsellipse unter 29° 10' von links
unten nach rechts oben ansteigend verlaufend gegenüber der
Horizontalen, daher hier (11 und (12)
Meßstelle II: (1 = 22 kpjmm2 (Abb. 15)
( rotationssymmetrisch)
Gehäuse 40 To (Abb. 7) Meßstelle I: (1 = -19 kpjmm2 (Abb. 16)
(rotationssymmetrisch)
Meßstelle II: (1 = -21,5 kpjmm2 (Abb. 17)
( rotationssymmetrisch)
Zu jeder Spannungskomponente (y, x, y') gehört ein Film. Jeder Film enthält vier
Meßwerte: Lh, Ll2, Ll3, Ll4• Er ist nach Abb. 18 durch einen sichtbaren Äquator in zwei
Hälften geteilt. Die untere Seite in Abb. 11 bis Abb. 17 ist durch eine schwarze Pfeil
spitze gekennzeichnet.
Diese Hälfte enthält die Interferenzringe einer Steilaufnahme (Einstrahlung unter 12°
zur Oberflächennormale), die rechte Hälfte die Interferenzringe einer Schrägaufnahme
(Einstrahlung unter 45° zur Oberflächennormale). Die vier Ll-Werte ergeben sich durch
Ausmessen der vier Abstände zwischen Eichring und Probenring längs des Film
äquators in mm. Sie müssen zunächst auf einen genormten Probe-Film-Abstand nach
folgender Gleichung reduziert werden:
Llj( T) = -50-m-m Lli (mm) I Z. = 1,2,3,4.
Di(mm)
10