Table Of ContentWissenschaft – Hochschule – Bildung
Sonja Klaus
Biographische Konstruk-
tionen zur Ambivalenz
von Hochschulzugang
und Fluchthintergrund
„Ich bin nicht der richtige sogenannte
Flüchtling”
Wissenschaft – Hochschule – Bildung
Reihe herausgegeben von
Meike Sophia Baader, Hildesheim, Deutschland
Marion Kamphans, Hildesheim, Deutschland
Svea Korff, Hildesheim, Deutschland
Wolfgang Schröer, Hildesheim, Deutschland
National wie international sind Hochschulen und Wissenschaftssysteme in
Bewegung geraten. Grund genug mit einer Buchreihe den Zusammenhang von
Hochschulen als Wissenschafts- und Bildungsorganisationen mit Diskursen und
Politiken sowie mit dem Erleben von Subjekten und ihren Interaktionen aus
inter- und transdisziplinärer Perspektive kritisch in den Blick zu nehmen. Die
Buchreihe „Wissenschaft – Hochschule – Bildung“ der HerausgeberInnen Meike
Sophia Baader, Marion Kamphans, Svea Korff und Wolfgang Schröer vom For-
schungscluster „Hochschule und Bildung“ der Stiftung Universität Hildesheim
greift aktuelle Themen der empirischen Hochschul- und Bildungsforschung auf.
In der Reihe erscheinen Monografien und Sammelbände mit Beiträgen, die auf
unterschiedlichen theoretischen, empirischen und transdisziplinären Ansätzen
basieren. Manuskriptangebote werden von den HerausgeberInnen der Reihe
begutachtet und bei Annahme redaktionell betreut.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15771
Sonja Klaus
Biographische Konstruk-
tionen zur Ambivalenz
von Hochschulzugang
und Fluchthintergrund
„Ich bin nicht der richtige sogenannte Flüchtling“
Sonja Klaus
Hannover, Deutschland
Stiftung Universität Hildesheim
Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades der Doktorin der Philosophie
(Dr. phil.).
Datum der Prüfung: 20.12.2018
Vorsitz: Prof. Dr. Werner Greve
1. Gutachter: Prof. Dr. Wolfgang Schröer
2. Gutachterin: Prof.’in Dr. Inga Truschkat
Die Dissertation entstand im Rahmen des Graduiertenkollegs 1474 „Transnationale
Soziale Unterstützung“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und wurde
durch ein Promotionsstipendium gefördert.
Wissenschaft – Hochschule – Bildung
ISBN 978-3-658-27561-7 ISBN 978-3-658-27562-4 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27562-4
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-
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Vorweg: Ein herzlicher Dank
Zum Ende meiner Promotionszeit einmal ganz bewusst Revue passieren zu las-
sen, welch eine Vielzahl von Personen durch ihre fachlichen, motivierenden,
kritischen und auch aufbauenden Beiträge daran mitgewirkt hat, dass sich meine
Dissertation zu einem gelungenen Gesamtwerk entwickeln konnte, zeigt mir vor
allem Eines: An einer Dissertation arbeitet man (am besten) nie allein! Es zeigt
mir, dass die kollegiale Unterstützung im Team oft einen viel höheren Stellen-
wert hat als die Lektüre einer Studie. Dass die kleinen Hinweise meist viel weiter
tragen als der Besuch einer Konferenz. Ich hatte das Glück, in einen großen Pool
von äußerst kompetenten Unterstützerinnen und Unterstützern eingebunden gewe-
sen zu sein, bei denen ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Zunächst einmal möchte ich dabei meine wissenschaftliche Betreuerin
Prof.’in Dr. Inga Truschkat und meinen wissenschaftlichen Betreuer Prof. Dr.
Wolfgang Schröer nennen. Inga Truschkat begleitete mein Projekt vom ersten
Moment an und gab auch den Anstoß, mich für das Graduiertenkolleg „Transna-
tionale Soziale Unterstützung“ zu bewerben, in dessen Rahmen ich mein Projekt
schließlich durchführte. Ihr analytisches Gespür und ihre Expertise zur Grounded
Theory Methodology erlaubten es mir, meine Interviewmaterialien aus unter-
schiedlichsten Richtungen zu beleuchten und auch noch unbekannte Pfade zu
betreten. Wolfgang Schröer ermutigte mich immer wieder, mein Projekt auch um
politische Diskussionspunkte anzureichern, und unterstützte mich sehr, den Blick
über das Interviewmaterial hinweg auf den forschungstheoretischen Rahmen zu
lenken. Gleichzeitig gelang es mir durch seine Unterstützung, in den Zeiten
hitziger Diskussionen um Fluchtzuwanderung nach Deutschland und der damit
verbundenen Informationsflut, den Fokus zu erhalten. Denn: Die Dissertation ist
nur EINE gute Idee aus dem Material. Die konkreten Deadlines für die Abgabe
und Besprechung der Kapitel trieben die Arbeit insbesondere in der Endphase
zügig voran.
Doch auch weitere HochschullehrerInnen aus Hildesheim und Mainz trugen
während der Diskussionsrunden bei Workshops und Kolloquien zu einem steti-
gen konstruktiven Weiterarbeiten bei: Prof. Dr. Gunther Graßhoff, Prof.’in Cor-
nelia Schweppe, Prof. Dr. Pascal Bastian, Prof. Dr. Matthias Witte und Prof. Dr.
Hannes Schammann.
Ein besonderer Dank geht an die fünf tollen Frauen, die gemeinsam mit mir
die dritte Generation des Graduiertenkollegs „Transnationale Soziale Unterstüt-
zung“ bildeten: Dr. Agnetha Bartels, Stefanie Visel, Maria Schube, Alia Herz-
Jakoby und Fanny Petermann. Wir teilten uns nicht nur ein Büro, sondern auch
Freud und Leid während des ganzen Arbeitsprozesses. Durch unsere Teamarbeit
VI Vorweg: Ein herzlicher Dank
durfte ich so viele neue Perspektiven auf mein Forschungsthema gewinnen und
gleichzeitig durch die Begleitung ihrer Arbeiten meinen Forschungshorizont um
zahlreiche methodische und theoretische Blickwinkel erweitern. Hier schließt
sich auch der Dank an unsere beiden Postdocs während der Promotionszeit an:
Dr. Andreas Herz und Dr. Eveline Reisenauer begleiteten uns mit ihrer For-
schungsexpertise und standen mit kollegialem Rat immer an unserer Seite.
Des Weiteren danke ich den InitiatorInnen und Teilnehmenden des Promo-
tionstages des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik und der Arbeits-
gruppe IMIX. Hier durfte ich stets Materialien einbringen, seien es Interviewaus-
schnitte, geschrieben Texte oder Thesen zur Vorbereitung der Disputation. Die
frischen Anregungen aus diesen Treffen verhalfen mir immer wieder zu einem
klaren Kopf und neuen Ideen für die Weiterarbeit.
Zudem möchte ich fünf Interviewpartnern meinen Dank für ihr entgegenge-
brachtes Vertrauen, die für mein Anliegen geopferte Zeit und ihre Offenheit
aussprechen. Sie haben mir ihre Lebensgeschichten erzählt und damit das Ent-
stehen dieser Arbeit erst möglich gemacht. Ihre Narrationen stehen beispielhaft
für die Erlebnisse und Erfahrungen all jener Fluchterfahrener, deren Ziel ein
Studium in Deutschland ist und die sich auseinandersetzen müssen mit den un-
terschiedlichen Strukturhaftigkeiten, denen diese Forschungsarbeit sich zuwendet.
Zu guter Letzt geht mein übergroßer Dank an meine Familie und mein gan-
zes persönliches Umfeld. An die Menschen, die zu jedem Zeitpunkt, in jeder
Phase meiner Forschungstätigkeit hinter mir standen. Die alle Höhen und Tiefen
erlebt und ausgehalten, die sich mit mir gefreut und mit mir gefiebert haben. Die
auch auf struktureller und organisatorischer Ebene immer Lösungen gesucht und
gefunden haben, mich zu unterstützen.
Euch und Ihnen allen ein herzliches Dankeschön!
Sonja Klaus Hannover, 11. Juni 2019
Inhaltsverzeichnis
I Schlaglicht ................................................................................................... 1
II Problemaufriss: Menschen mit Fluchthintergrund in der
Hochschulbildung ....................................................................................... 5
A Forschungsstand .................................................................................... 5
1 Flüchtlingsforschung als Konfliktfeld ........................................... 5
2 Higher Education im Kontext von Flucht ................................... 20
B Sensibilisierendes Konzept und Fragestellung .................................... 32
III Methodologische Überlegungen ............................................................... 41
A Biographietheoretischer Zugang als Ansatz der Untersuchung .......... 41
B Die Werkzeuge der Untersuchung ...................................................... 44
1 Die Grounded Theory Methodology als Leitfaden –
Das narrative Interview als Erhebungsmethode .......................... 44
C Die vorgestellten Methoden in der Forschungspraxis:
Narratives Interview und Grounded Theory Methodology ................. 53
1 Zugang zum Feld und Erhebung narrativer Interviews
entsprechend
dem Leitfaden der Grounded Theory Methodology .................... 53
2 Vorgehen bei Auswertung und Analyse entsprechend der
Grounded Theory Methodology .................................................. 56
IV Einblicke in die Empirie ........................................................................... 61
A Muhammad ......................................................................................... 61
1 Feldbeobachtungen ..................................................................... 61
2 Narrative Logiken ....................................................................... 64
3 Zentrale Themenstränge .............................................................. 76
B Aryan .................................................................................................. 77
1 Feldbeobachtungen ..................................................................... 77
2 Narrative Logiken ....................................................................... 79
3 Zentrale Themenstränge .............................................................. 87
C Zwischenfazit: Biographische Aushandlungen eines strukturellen
Dilemmas ............................................................................................ 89
D Weitere Biographien im Überblick ..................................................... 92
1 Said ............................................................................................. 92
2 Benjamin ..................................................................................... 99
3 Louis ......................................................................................... 105
VIII Inhaltsverzeichnis
V Zur Strukturhaftigkeit von narrativer Konstruktion und
Homogenität ............................................................................................ 113
A Der Ankerpunkt aller Differenzkonstruktionen:
Das homogene Flüchtlingsnarrativ ................................................... 114
B Flüchtlingsstatus versus Studentenleben? –
Biographische Konstruktionen einer Konflikthaftigkeit ................... 120
VI Je mehr „Flüchtling“ desto weniger Studierender? ............................. 127
VII Weg vom Flüchtlingsnarrativ! Aber wie? – Abschließende
Empfehlungen aus den gewonnenen Ergebnissen ................................ 141
Literaturverzeichnis ....................................................................................... 143
Anhang ............................................................................................................. 151
Transkriptionsregeln ................................................................................. 151
I Schlaglicht
I Schlaglicht
„2015 reisten ca. 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland ein, um hier Asyl zu
beantragen. Damit erreichte die Fluchtzuwanderung ein nie dagewesenes Ausmaß
in der Geschichte der Bundesrepublik“ (www.bpb.de 2016).
„Laut einer Befragung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sind derzeit [Stand
März 2017] 1.140 Geflüchtete in einem Fachstudium immatrikuliert. Das sind fünf
Mal so viel wie noch vor einem halben Jahr. [...] Rund 5.700 Geflüchtete sind im
noch laufenden Wintersemester 2016/17 in unmittelbar studienvorbereitenden
Sprach- und Fachkursen registriert – rund 80 Prozent mehr als im vorangegange-
nen Sommersemester. [...] Fast 70 Prozent dieser Gruppe strebt ein Bachelorstudi-
um an, knapp 20 Prozent ein Masterstudium. [...] Fast 24.000 Einzelberatungen
meldeten die Hochschulen für das auslaufende Wintersemester [2016/2017] – mehr
als doppelt so viele wie ein Semester zuvor“ (HRK 2017). 1
„Trotz der Herausforderungen, die die Integration von Flüchtlingen in die Hoch-
schulen und Studentenwerke mit sich bringt, stehen für die beteiligten Organisatio-
nen die Chancen im Vordergrund: Die Aufnahme und der erfolgreiche Abschluss ei-
nes Studiums helfen Geflüchteten, leichter in der Gesellschaft und auf dem Arbeits-
markt Fuß zu fassen, während Deutschland grundsätzlich von gut ausgebildeten Ab-
solventen profitiert“ (www.bamf.de 2016).
Die Arbeiten zu diesem Forschungsprojekt begannen im Frühjahr 2014 zu einem
Zeitpunkt, als von der später als solchen bezeichneten „Flüchtlingskrise“ noch
kaum die Rede sein konnte. Menschen mit Fluchthintergrund wanderten nach
Deutschland ein und für sie nahm der Bürokratiemarathon im Aufnahmeland
ihren Lauf, ohne dass Außenstehende hiervon in besonderem Maße Notiz ge-
nommen hätten. Dies änderte sich mit der immer stärker werdenden Zuwande-
rung Flüchtender ab dem Sommer 2015 schlagartig. Flüchtlinge, Flüchtlingskri-
se, Fluchtrouten – all das befand sich plötzlich im Munde und im Diskussionsin-
teresse von jedermann. Natürlich mit stark variierendem Qualitäts- und Wissens-
niveau. Wer Flüchtling ist und wer nicht, wie diese Personen sich zu verhalten
haben, wie die Politik mit ihnen verfahren sollte: Der homogenisierte Mensch
mit Fluchthintergrund wurde eine „hochpolitisierte Gestalt“ (Inhetveen 2010, S.
148). Über ihn wurden und werden bestimmte Bilder entworfen und auf eine
ganze Gruppe von Personen mit einem bestimmten rechtlichen Status angewen-
1 „Zur methodischen Einordnung: Bei den HRK-Befragungen handelt es sich nicht um statisti-
sche Erhebungen, da der Flüchtlingsstatus an den Hochschulen nicht automatisch erhoben
wird. Die Datengrundlagen sind heterogen und beruhen zum Teil auf Schätzungen. Der Rück-
lauf der befragten Mitgliedshochschulen lag bei 59 Prozent (157 Hochschulen)“ (HRK 2017).
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
S. Klaus, Biographische Konstruktionen zur Ambivalenz von Hochschulzugang
und Fluchthintergrund, Wissenschaft – Hochschule – Bildung,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27562-4_1