Table Of ContentRheinisch -Westfalische Akademie der Wissenschaften 
Geisteswissenschaften  Vortrage . G 196 
Herausgegeben von der 
Rheinisch-Westfalischen Akademie der Wissenschaften
JAN  HENDRIK WASZINK 
Biene und Honig als Symbol des Dichters 
und der Dichtung 
in der griechisch-romischen Antike 
Westdeutscher Verlag
186. Sitzung am 20. Juni 1973 in Dusseldorf 
© 1974 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 
Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag GmbH 
ISBN 978-3-531-07196-1  ISBN 978-3-322-90061-6  (eBook) 
DOl 10.1007/978-3-322-90061-6
Auf den ersten Blick scheint es unverkennbar Zu sein, daB fur diesen Vor 
trag ein schon zu oft besprochenes Thema gewahlt worden ist. Denn erstens 
ist in den zwei letzten Dezennien uber die poetischen Theorien der Griechen 
und Romer im allgemeinen und uber die dichterische Inspiration im be 
sonderen recht viel geschrieben und diskutiert worden. Dabei wurden auch 
in standig zunehmendem MaBe die Formen, in denen diese Gedanken vor 
getragen wurden, in den Kreis der Betrachtungen einbezogen - man denke 
hier nur an die vielerlei Deutungen, denen die Musen unterworfen wurden. 
Obwohl die Literatur uber diesen Gegenstand recht umfangreich geworden 
ist, ist deren Vielzahl mit der Literatur uber die Bedeutung der Biene in der 
antiken Religion und Volkskunde dennoch nicht vergleichbar, wobei seit 
der Pionierarbeit von Hermann Usener auch der Vergleich von Biene und 
Bienenarbeit mit den Dichtern und der Dichtung zur Erorterung ansteht. 
Wenn nun aber das einschlagige Material ausfuhrlich ist und noch standig 
ausfuhrlicher wird, so muB zweitens hervorgehoben werden, daB bei dem 
Studium dieser beiden Wissensgebiete der Forscher, wenn er sich einige 
Zeit hiermit beschiiftigt hat, das Gefuhl bekommt - das  dann bald zur 
festen Uberzeugung wird -, daB bei der Untersuchung der Frage, wie es 
eigentlich zu dem Vergleich von Wesen und Funktion der Biene und des 
Honigs mit dem Wesen des Dichters und der Dichtung gekommen ist, so 
wohl von der Literaturwissenschaft als besonders von der V olkskunde her 
zu viel Material herangezogen wird, das ohne weitere Prufung als zur Sache 
gehorig betrachtet wird. Dazu kommt - und das ist noch bedeutend wich 
tiger -, daB sowohl die Struktur wie die Entwicklung dieses Vorstellungs 
kreises zu wenig, oder eigentlich gar nicht, zum Gegenstand einer naheren 
Betrachtung gemacht worden ist. Drittens ist noch hervorzuheben, daB in 
den bisherigen Untersuchungen die griechische und die romische Kultur zu 
sehr als eine undifferenzierte Einheit behandelt werden, anders gesagt, daB 
spezifisch romische Elemente, die es unzweifelbar gibt, ubersehen worden 
sind. 
Dieser V ortrag stellt nun einen Versuch zu einer solchen Beschreibung 
und Betrachtung dar. Urn MiBverstandnissen vorzubeugen, sei ausdruck-
6  Jan Hendrik Waszink 
lich gesagt, daB es sich hier urn eine literarhistorische Untersuchung handeln 
wird, die die klassische Periode der griechischen und romischen Literatur 
betrifft, und daB somit eine Fiille von an sich hochst interessanten Pro 
blemen als nicht direkt zum Thema gehorig hier unerwahnt bleiben muB. 
Dabei empfinde ich personlich es als besonders bedauerlich, daB zumindest 
hier die christliche Antike nicht zur Sprache kommen kann. 
Wenn wir uns den friihesten fUr uns erreichbaren Texten der altgriechi 
schen Literatur zuwenden, also der homerischen Epik und den Lehrge 
dichten des Hesiod, so finden wir dort einige Vorstellungen schon fertig 
ausgebildet, die bis zum Ende der griechisch-romischen Antike volllebendig 
bleiben. Damit soll keineswegs gesagt sein,  daB  es  sich hier auch ohne 
weiteres urn die altesten Vorstellungen der Griechen handeln muG - be 
kanntlich hat die frOhere griechische Lyrik oftmals altere Elemente von 
Zivilisation und Kultur bewahrt als das Epos. Wie dem auch sei, im Be 
reich der ,homerisch' und ,hesiodisch' genannten Dichtungen finden wir 
zwei Vorstellungen ausgebildet. In beiden ist nicht die Biene, sondern der 
Honig der Gegenstand des Vergleichs; es handelt sich dabei um die Vor 
stellungen von der Siifle  und von der Wahrhaftigkeit des Gesanges. Der 
Vergleich des Sangers mit der Biene tritt, jedenfalls nach unseren Kennt 
nissen, erst spater auf!. 
Der Vergleich der SiiBe des Gesangs mit Honig wird in der Ilias - in der 
Odyssee findet er sich nicht - und in der Theogonie in einer vollig gleich 
artigen, zum Teil sogar wortlich gleichen Weise formuliert, so daB es un 
zweifelbar ist, daB wir hier ein Stiick langst ausgebildeter epischer Formel 
sprache vor uns haben. In der Theogonie heillt es (Vss. 81-84): " ... jedem 
der von Zeus erniihrten Fiirsten, den die Tochter des groBen Zeus ehren 
und bei seiner Geburt angeschaut haben, dem gieBen sie siiBen Tau auf die 
Zunge, und siiB stromen die Worte aus seinem Munde hervor"; das wird 
zwol£ Verse weiter (96--97) wiederholt: "Der ist gliicklich, den die Musen 
lieb haben; siiB stromt ihm die Stimme aus dem Munde." Das griechische 
Wort eepal/, das ich mit ,Tau' iibersetzt habe, deutet all dasjenige an, wovon 
man annahm, daB es aus einer aus dem Himmel gefallenen Fliissigkeit be 
reitet war. Die am meisten verbreitete Vorstellung in der griechisch-romi 
schen Antike - und auch in verschiedenen anderen Kulturen - ist nun, daB 
1  s. unten, 13. Richtig schon W. H. Roscher, Nektar und Ambrosia (Leipzig 1883) 72, 
der - ohne weitere Begriindung - bemerkt: "Aus dem Vergleich des Liedes mit 
Honig ergab sich sodano die weitere Vergleichung des Dichters mit der Biene."
Biene und Honig in der Dichtung der griechisch-romischen Antike  7 
der Honig nicht ein Produkt der Pflanzen und der Bienen ist, sondern des 
Himmels und der Luft, aus der er wie eine Art von Tau herunterfalle; am 
deutlichsten hat Vergil im Anfangsvers seines Bienenbuches das formullert: 
aerii mel/is caelestia dona. Die Entstehung dieser V orstellung erklart sich am 
zwanglosesten  aus  dem  Phiinomen  des  sogenannten  Honigtaus2,  jener 
Krankheit der Blatter, die plotzllch von einer klebrigen, meist siiBen Aus 
scheidung iiberzogen werden. Daher die griechischen Benennungen 8po0"6-
(LEAL (, Tauhonig'), OCEp6(LEAL (,Lufthonig') und UOV (LeAL (,herunterregnender 
Honig') und die Leichtigkeit, mit der die Bezeichnungen von Honig und 
Tau im Griechischen wie im Lateinischen durcheinander gebraucht werden. 
Die daher kommende Vorstellung in der griechisch-romischen Antike ist 
dann, daB der in Blumen und auf Blatter heruntergefallene Honig von den 
Bienen einfach eingesammelt wird; nur ganz ausnahmsweise findet man, 
z. B. bei Theophrast, eine - meistens recht kurze - .AuBerung dariiber, daB 
die Bienen, wie es Seneca Epist. 84,4 als erster im Altertum deutlich for 
mullert hat, non sine quoda m fermento aus den Saften der verschiedenen Blu 
men ein neues Ganzes produzieren3• In Wirkllchkeit saugen die Bienen be 
kanntllch Saft aus den Nektarien der Bliiten, aus denen, nachdem sie ihn 
eingeschluckt haben, durch die Wirkung der Enzymen - die sowohl von 
den Pflanzen als von ihnen selbst herriihren - der Honig entsteht, den sie in 
besondere Zellen des  Stockes entleeren. In der klassischen Literatur der 
Griechen und Romer findet sich davon meines Wissens keine Spur. Lukrez 
(3,11-12) spricht nur von einem libare, das mit depasci gleichbedeutend ist, 
und dieses Verbum kann nur ein ,Gewinnen ohne weiteres' andeuten; auch 
bei Vergil gibt es im Bienenbuch (Georg. 4) keine Spur der richtigen Ein 
sicht. 
Erwahnenswert ist hier noch die Tatsache, daB es besonders die Eiche ist, 
auf welche der Honigtau zu fallen pflegt; das hat schon Theophrast zweimal 
hervorgehoben. Es ist unzweifelbar, daB Roscher (a. a. o. 16) recht hatte 
mit der Behauptung, daB die Beobachtung dieser Erscheinung die allge 
mein verbreitete Vorstellung von den honigtriefenden Eichen im goldenen 
Zeitalter veranlaBt hat. 
2  Am besten dazu Roscher a.a.D. 13-16. Vgl. auch J. Ph.  Glock, Die Symbolik der 
Biene und ihrer Produkte (Heidelberg 1891) 167-168. 
3  Roscher 13, Anm. 20. Woher Seneca den iiberraschend korrekten Terminusfermentum 
hat (es handelt sich ja urn Enzymenl), liillt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. 
Da seine Brie£e 57-102 viel posidonianisches Gut enthalten, darf sicher an diesen 
Philosophen gedacht werden, dessen &.pLcr'ro'reA(~ov ihn auf eine schon von Theophrast 
erorterte Problematik aufmerksam gemacht haben mag. Dagegen nimmt Plinius n. h. 
11,31 an, daB die Bienen den Bliitensaft durch Aufbewahrung in ihrem Magen ver 
schlechtern.
8  Jan Hendrik Waszink 
Wit kehren zu unserem Ausgangspunkt, der Hesiodstelle, zuriick. DaB 
es sich dort bei der Erwahnung des Taus witklich um Honig handelt, geht 
aus dem viel bekannteren fast gleichlautenden Vers im ersten Buch der 
Ilias hervor, wo es von Nestor heiBt, "daB die Rede sUBer als Honig von 
seiner Zunge stromte"4. 
Aus dem Zusammenhang geht mit  Sicherheit hervor, daB  es  sich in 
diesen der alten Epik entnommenen Stellen bei der Erwahnung der SiiBe 
vor allem urn die 'Oberredungskraft, die 1t'EL66l, handelt - semantisch parallel 
ist die Bedeutung des lateinischen Verbums perslladere, das zunachst "etwas 
fUr jemanden mit Erfolg siiB machen", dann allgemein "jemand iiberreden" 
bedeutet. Dagegen wird in der alten Lyrik, und ganz besonders in der 
Chorlyrik des Pindaros, wo der Vergleich des Liedes mit dem Honig sich 
mit auffilliger Frequenz findet, der Gedanke von der entziickenden, der 
bezaubemden Wirkung  der Dichtung vorherrschend.  Eine Rolle  spielt 
dabei ohne Zweifel der von Dornseiffli hervorgehobene Gleichklang von 
(l1Ao<; und /leAL, der zur Aufstellung einer Etymologie gefiihrt haben mag. 
So, wenn es in der zehnten olympischen Ode, V s. 98, heiBt: "Honig iiber die 
wohl mit Mannem versehene Stadt traufelnd", wozu der Scholiast notiert: 
"das heiBt, durch die Gedichte selbst". So auch in der dritten nemeischen 
Ode, Vs. 77: "ich schicke Dir diesen Honig, mit weiBer Milch gemischt", 
wozu es in den Scholien heiBt: "allegorisch deutet er das Lied an, indem er 
dessen Schonheit und SUBe hervorhebt". Es ist hier nicht notig, die weite 
ren, ganz gleichartigen Stellen aus den pindarischen Oden anzufiihren; es 
sei aber hervorgehoben, daB gerade bei ihm die mit /leAL- zusammenge 
setzten Adjektive besonders zahlreich sind. Bezeichnend ist, daB sie, wie 
Dornseiffa.a.O. bemerkt, dem epischen Idiom gegeniiber neu sind. Hinzu 
zufiigen sind noch zwei Stellen6, wo von ~p60"o<; die Rede ist, womit nicht 
der Tau im allgemeinen, sondem der oben besprochene Honigtau gemeint 
ist, wie in Isthm. 6, 62: "der seine Vaterstadt iibergieBt mit dem schonen 
Tau der Chariten". Der gleiche AnschluB an die Vorstellung von dem aus 
der Luft heruntertraufelnden Honig findet sich auch an einer Stelle wie 
Pyth. 8, 57, wo es ein£ach heiBt: plX(VCJ> ~e XlXt f5/lvcp, "ich benetze, betrau£le 
ihn durch mein Lied"; hier ist alles auf die kiirzeste und offenbar rur die 
Horer sofort verstandliche Formel gebracht worden7• Weiter bemerken wir 
im Augenblick nur - im folgenden werden wir ausfiihrlicher darauf zuriick-
4  !lias 1, 249. 
5  F. Dornseiff, Pindars Stil (Berlin 1921) 61. 
6  G. Kuhlmann,  De poetae et poematis Graecorum appellationibus (Diss. Marburg 
1906) 16. 
7  Die meisten einschIiigigen Stellen sind gesammelt worden von Dornseiff, a.a.O. 61.
Biene und Honig in der Dichtung der griechisch-romischen Antike  9 
kommen -, daB das Adjektiv !LeA£cpeoyyo~ sich nicht nur in herkommlicher 
Weise als Attribut des Substantivs ,Gesang' (Isth. 6,9) findet, sondern auch 
zu !LotiO'at gestellt wird (01. 6, 21). Damit solI aber noch keineswegs gesagt 
sein, daB Pindar schon eine als Person gedachte Muse, und nicht ein Ge 
dicht, mit einer Biene verglichen hat.  Jedenfalls fehlt bei ihm, wie auch 
o. 
Dornseiff a. a.  festgestellt hat, ein expliziter Vergleich des Dichters mit 
einer Biene. Es ist auch auffallig, daB, wenn spater die Sage zu erzahlen 
weill, daB Bienen den Pindar unmittelbar nach der Geburt umschwarmten, 
die altere Version dazu sagt, daB  diese als Gotterbotinnen ihm den zum 
Dichten erhebenden Honig brachten8• 
Zu dem Element der Siile in den beiden eben besprochenen Aspekten -
das  fiir uns direkt nachfiihlbar ist und das sich auch in der europaischen 
Literatur wie auch in manchen anderen Literaturen bis auf den heutigen 
Tag erhalten hat - tritt nun, wenigstens nach meinem Dafiirhalten - es gibt 
hier, wie wir gleich sehen werden, auch andere Deutungen -, eine fiir uns 
keineswegs sofort verstandliche Beziehung des Honigs zur Wahrhaftigkeit 
der Rede hinzu. Es handelt sich zum Teil um Hochaltertiimliches, das mit 
spateren religiOsen und volkstiimlichen V orstellungen zusammengeflossen 
ist. Das Material ist hier betrachtlich sparlicher, als es bei der Vorstellung 
von der SiiBe der Fall ist. Wir haben uns darum vor der allzu raschen 
Formulierung einer Erklarung mehr als sonst zu hiiten und miissen zu 
nachst versuchen, das wirklich einschlagige Material zusammenstellen. 
Jedenfalls ist hier von dem Gedanken auszugehen, daB Seher und Sehe 
rinnen durch den GenuB von Honig zu ihrem Berufe geweiht werden; so 
wird es meistens gesagt. Ich bevorzuge hingegen die Formulierung, daB 
der Honig erachtet wird, sie zum Verkiinden hoherer, aus der Gotterwelt 
stammender Wahrheiten fahig zu machen. Diese Vorstellung findet sich, 
um das gleich hier zu sagen, keineswegs nur in der griechisch-romischen 
Welt. Usener hat in seiner eben angefiihrten Abhandlung9  eine Stelle aus 
der altchristlichen Visio  Pauli  (Kap. 25)  angefiihrt,  wo vier  Pliisse  be 
schrieben werden, die die  Stadt Christi umgeben; davon ist der siidliche 
8  Am besten dazu noch immer Hermann  Usener in seiner beriihmten Abhandlung 
Milch und Honig (Rhein. Mus., N.F. 57 (1920), 177-195) 179 mit Anm. 12. 
9  A.a.O. 180. - Herr F. Ohly weist mich freundlicherweise hin auf H. Bietenhard, 
Die himmlische Welt im Urchristentum und im Spiitjudentum (Ttibingen 1951) 189, 
wo Milch, Honig, Wein und 01 als  ,Gewiisser' der Paradiesesfltisse in jtingeren 
Midraschim nachgewiesen werden; ebd. 161 wird 2 Hen. 8, 1-8 (= slaw. Henoch 
buch) erwiihnt, das von zwei Paradiesesquellen spricht, von denen die eine Milch 
und Honig, die andere 01 und Wein ftihrt.
10  Jan Hendrik Waszink 
der Honigstrom, der Ort der Propheten. Origenes deutet in seinem Ezechie1-
kommentar (zu Ez. 7,4, GCS 33, S. 395) die Bienen als die Propheten, den 
Honig als we Prophezeiungen. Soweit die altere griechische Kultur be 
troffen ist, ist in diesem Zusammenhang vor allem von den drei Schwestern 
zu sprechen, die nach dem Mythos am FuB des Parnassos hausten und die 
nach dem homerischen Hermeshymnos (Vss. 558ff.) hin und her fliegen und 
sieh von Waben nahren. "Und wenn sie nun", so hefit es buchstablich, 
"beim Umherirren den ge1ben Honig gegessen haben, so sind sie bereit, 
wilHahrig Wahrheit zu sprechen; werden sie aber von der siiBen Speise der 
Gatter ferngehalten, dann sprechen sie Unwahrheit, indem sie durchein 
ander irren (3L'&AA~ACJ)V 3oveouO'OtL; UJener, a.a.O. 179, iibersetzt: "indem sie 
win durcheinander reden"). 
Die Deutung dieser Stelle hat eine recht ausfiihrliche Literatur hervor 
gebracht. Die Hauptfrage ist fiir die Interpreten, ob man sieh diese gatt 
lichen Wesen ganz oder zum Tell auch in Bienengestalt vorstellen SOllI0. 
Aber se1bst wenn das der Fall ist - und die Verben ,fliegen', ,rasen' und 
,irren' weisen sieher in diese Richtung -, so liegt doch der Hauptnachdruck 
darauf, daB  der Honig Speise der Gatter istll und daB sein GenuB die 
Fahigkeit verleiht, die Wahrheit zu verkiinden.  Es ist das  nach meiner 
Uberzeugung eine altere Vorstellung als die von der Biene als mantisches 
10  Dberliefert ist in V s. 552 ~e:(Lvoc( in dem Cod. M, MoipOCL in den Ubrigen. Gottfried 
Hermann konjizierte 0piocL, was ziemlich allgemein von den Philologen (mit Lobeck 
angefangen, Aglaophamus 815) akzeptiert worden ist.  Richtiger scheint mir die 
Auffassung von H. Wagenvoort, Inspiratie door bijen in de droom (Mededelingen 
Kon. Ned. Akad. van Wet., afd. Letterkunde, N. R., Dl. 29 Nr. 8, Amsterdam 1956) 
52, daB hier ohne Zweifel die 0p'LOCL gemeint sind, daB aber die Lesart ~e:(Lva.( bei 
zubehalten ist. Die Deutung der Thriai als Gottinnen in Bienengestalt ist die ge 
wohnliche, vgl. z. B. Lobeck, Aglaophamus II 817: "quod eas sub apum specie 
palantes inducit"; L. Weniger, Art. Thrien: Roscher, Lex. griech. rom. Mythologie 
V 866-871, bes. 870; Jane Ha"ison, Prolegomena to the Study of Greek Religion 
(Cambridge 1903) 442; Wilamowilz, Der Glaube der Hellenen!8 (Darmstadt 1959) 374: 
". "  die drei '/tcXp&e:voL selbst, die mit ihren FIUgeln sich Honig suchen, also Bienen 
gestalt haben"; L. Radermacher, Der homerische Hermeshymnos (Akad. der Wiss. in 
Wien, Philos.-histor. Kl., Sitzungsber. 213 Bd. (Wien und Leipzig 1933) 172-173; 
H. Wagenvoort, a. a. O. Eine Gleichsetzung mit den Bienen wird nicht erwahnt in der 
Besprechung der Thrien durch Otto Kern, Die Religion der Griechen II (Berlin 1935) 
103-104. 
11  Usener, a.a.O. 178, Anm. 9; Roscher, a.a.O. Kap. VI A (S. 60-67); G. Robert-Tornow, 
De apium mellisque apud veteres significatione et symbolica et mythologica (Berlin 
1893) 89 ff.; Hilda M. Ransome, The sacred bee in ancient times and folklore (London 
1937) 133-139. Vgl. bes.  Porphyr. De antro nymph. 16: 0e:wv 't'potp7jc; oilCl7)C; 't'ou 
(LeAL't'OC;. Die bekannte Streitfrage, ob die Vorstellung vom Honig als Gotterspeise 
die ursprtingliche war (Usener a.a.O.) oder ob sie erst aus ihrer sakralen Verwendung 
hervorgegangen ist (S. Eilrem, Opferritus und Voropfer der Griechen und Romer 
(Kristiania 1915), 102ff.), ist fUr unseren Gegenstand nicht von direkter Bedeutung.