Table Of ContentEs ist auffallend, wie viele sich in der Situation von heute an
die ältesten Worte der christlichen Tradition erinnern. Ist
die Bergpredigt vielleicht doch wörtlich zu nehmen - sogar
und gerade im politischen Bereich -, wenn die Selbstver
nichtung der Menschheit verhindert werden soll?
Erstaunlich schnell formiert sich eine weltweite Friedensbe
wegung gegen den Irrsinn atomarer Auseinandersetzung.
Bei vielen Menschen, vor allem jüngeren, hat ein Umden
ken eingesetzt. Es überrascht, wie sehr ein evangelischer
Pfarrer in Berlin mit einem katholischen Erzbischof in den
USA übereinstimmt; wie beide unabhängig voneinander die
Bergpredigt in die gleiche Richtung interpretieren und zur
Grundlage christlichen Handelns machen.
Die Reizpunkte der Bergpredigt J esu werden zu Ansätzen
einer neuen Menschlichkeit. Armut, Gewaltlosigkeit, Barm
herzigkeit, Frieden stiften, Verfolgung auf sich nehmen, die
andere Wange hinhalten, den Feind lieben: all diese unver
standenen, für die meisten total verstaubten Vorstellungen
und Haltungen sind auf einmal hochaktuell und erweisen
sich als ernstzunehmender Ausweg aus einer wahrhaft apo
kalyptischen Bedrohung. Man muß - neben einer sachge
rechten Auslegung - nur die Spannungsherde, die uns um
geben, mit ihnen konfrontieren: «Wenn dich einer auf die
rechte Wange schlägt, dann biete ihm auch die andere dar.»
- «Wenn einer neue Raketen auf dich richtet, dann zeige
ihm, daß du auch deine bereits stationierten abbauen
willst.» Von daher kommen sowohl Borne wie Hunthausen
zur Forderung einseitiger Abrüstung als Aufbrechen des
Teufelskreises. «Bergpredigt und Frieden» zeigt, wie das im
kleinen wie im großen gilt.
Erzbischof Hunthausen ist vor allem bekanntgeworden
durch seine 50prozentige Steuerverweigerung. Er wollte da
mit ein prophetisches Zeichen setzen, das zeigen soll, wie
überlebensnotwendig es geworden ist, Widerstand gegen
den Wahnsinn der atomaren Rüstungsspirale zu leisten.
Umscblaggestaltung Lothar Wojzich
Einen «gerechten Krieg» auf der heutigen atomaren Basis
gibt es nicht, weil dazu die grundlegende Voraussetzung,
nämlich die Verhältnismäßigkeit der Mittel, fehlt. Das ist
auch die Überzeugung von Dorothee Sölle, die durch ihre
Lehrtätigkeit in den USA zu einem wichtigen Bindeglied
zwischen der europäischen und der amerikanischen Frie
densbewegung geworden ist.
Frieden schaffen ohne den Geist der Bergpredigt - das dürf
te heute nicht mehr möglich sein.
Gerhard Borne~ Jahrgang 1940, Promotion in Theologie bei
Helmut Gollwitzer. Seit 1975 Vikariat und Gemeindearbeit,
seit 1979 Kreispfarrer für Behinderte in Berlin-Zehlendorf.
Mit einer Psychotherapeutin verheiratet, zwei Kinder. Teil
nahme an Friedenstreffen in östlichen und westlichen Län
dern.
Veröffentlichungen neben zahlreichen Artikeln: Christli
cher Atheismus und radikales Christentum (Dissertation),
München 1979; Widerstand und Glück. Betrachtungen zum
Vater-Unser, Neukirchen-Vluyn 1982.
W alter -Verlag
Dieses Buch über die Bergpredigt
. ist ein' Dokument der neuen
christlichen Kultur, die unter' uns entsteht.
Da hat eine Konversion stattgefunden
weg von den uns beherrschenden Werten,
die ich zusammenfassend und
GELD
nennen will- und das ganze Buch
GEWALT
spricht aus dieser Konversion heraus,
erklärt sie, stammelt sie vor, übt sie ein.
Dorothee SöUe
Erstschlag-Atomwaffen
sind unmoralisch und verbrecherisch.
Von ihnen profitieren nur die
Rüstungsindustrie und die Wahnsinnsträume
jener, die einen nuklearen Holocaust
«gewinnen» wollen.
Raymond G. Hunthausen
Erzbischof von Seattle
WALlER
ISBN 3-530-093RO-7
Gerhard Borne
Bergpredigt und Frieden
vw
Gerhard Borne
Bergpredigt
und Frieden
Mit einem Vorwort von Dorothee Sölle
und einer Rede
des Erzbischofs von Seattle
Walter-Verlag
Olten und Freiburg im Breisgau
2.Auflage 1983
Alle Rechte vorbehalten
© Walter-VerlagAG, Olten 1982
Gesamtherstellung in den graphischen Betrieben des W alter-Verlags
Printed in Switzerland
ISBN 3-530-09380-7
Inhalt
Zum Geleit ............ . 7
Einführung: Die Aktualität der Bergpredigt 9
Acht «Seligkeitem)
1. Armut als Anstoß 17
2. Trauer als Lebensqualität .... 24
3. Gewaltlosigkeit als erfolgversprechend 31
4. Gerechtigkeit als zu erkämpfendes Ziel 39
5. Barmherzigkeit als Stärke .. . . . 46
6. Reines Herz als Wesensmitte .... 55
7. Frieden schaffen aus Vertrauen auf die Liebe 62
8. Verfolgtwerden, das sich lohnt . . . . 71
«Salz der Erde»
Die Diffamierungen der Mächtigen werden
in Kauf genommen . . . . . . . . . . 83
Fäulnis und Verfmsterung sind aufzuhalten 91
Gesetze als Hilfsmittel zur Menschlichkeit 97
Wider die Abwertung des Mitmenschen 105
Aussteigen aus dem destruktiven Spiel . . 112
Das angeblich Unmögliche, seinen Feind zu lieben 121
Anhang
Der Preis des Friedens - eine Stimme des anderen
Amerika: Rede des Erzbischofs von Seattle . . 133