Beiträge zur Beurteilung des Deutsch-Dänischen Krieges

76 Pages·1851·4.054 MB·German

by  von einem Generalstabsoffizier a. D.

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*
ettråge
znr Beurtheilung
des
Deutſch - Däniſchen Krieges
von
einem Generalſtabsofficier a. D.
Hamburg 1851.
Verlag von 3. F. Ridster.

Zur Beurtheilung
des
Deutſch-Däniſchen Krieges.
Bei der Abweſenheit des Verfaſſers vom Druđorte
haben fich einzelne Druckfehler eingeſchlichen, die möglicher:
weiſe ſinnentſtellend ſein könnten. Wir bitten fie vor dem
Lefen zu berichtigen. So heißt es:
Pag. 4, Zeile 2, von oben : 46,000 ſtatt 40,000.
il, 3 16, s 5 : geübterſtatt raffinirter.
17, S 3, $ $ : Mit -Statthalterſchaft
ſtatt frühere Regierung
o und Statthalterfdaft.
181 3 8,cico$ : diere ſtatt die.
20, 10,coon : 11,000 ftatt 10,000.
22, $ 2, von unten : der ſtatt die.
25, 3 6, von oben : Herrn v.Wegern ſtattHann
v. Wegern.
• 29, $ $ : Toleranz ſtatt Releva11z.
331 $ 9, $ . : Waffen 11nd Munition
einigeſtattWaffen, Munis
tion und einige.
33, 21,. S : ſdhübten ſtatt fd å ten.
: 34, 1, $ $ : Holſteill, von ſtatt H. vor.
$ 34, 17, . : 33,000 ſtatt 38,000.
38, 7, von unten : Gerhard ſtatt Gerhard
11. D. d. Horſt.
41, 3 13, von oben : Bentilerinüble ſtattStents
nermühle.
43. 201 $ : verlahmten ft. erlah inteu.
2010. *m*art . itens
0 7 3. . .
Beiträge
zur Beurtheilung
1
des
Deutſch - Däniſchen Krieges
tot
. pon
einem Generalſtabsofficier a. D.
-
Hamburg 1851.
Verlag von 3. F. Richter.
:
>
Hamburg. Druck von I. C. H. Küter. St. Pauli.
FRITISH MUS
E
U
er deutſch-däniſche Krieg gehört der Geſchichte
an; die Zeit iſt vorüber, wo man der Sympathien
des Tages halber Dinge verſchweigen mußte, die
darum nicht minder wahr ſind und bleiben , deren
Thatſächlichkeit auch dadurch nicht entkräftigt wird,
daß man ihnen mit patriotiſchen Phraſen widerſpricht
und mit dreiſten Verneinungen begegnet. Nadýſte:
bende Beiträge ſind das Reſultat einer kalten,
leidenſdaftsloſen Anfdauung, welche die
Sachen nahm, wie ſie waren , und von eben ſo
2
rubigen Kennern der Zuſtände ficherlich eine zuſtim
mige Beurtheilung finden wird. Unſere Mittheilun:
gen follen nur ein Hiftoriſdjes Intereſſe haben.
L.
Man würde von vornherein die fampffähigkeit
der däniſchen wie ſchleswig-holſteiniſchen Armee im legten
Kriege, 1850, falſch beurtheilen, wollte man die Erfahrun
gen von 1848 und 1849 und noch mehr die gewöhnlichen
Darſtellungen aus jener Zeit als Maaßſtab anlegen. Auf
fallend bleibt freilich die Thatſache, daß alle Mal die däni:
fchen Waffen vom Glück begleitet waren, wenn außer ſchles:
wig -Holſteiniſchen Truppen feine anderen im Felde ibrem
1
2
Vordringen entgegenſtanden ; - der Dannebrog webte
-
ſiegreich bei Bau und in allen Kämpfen des
3abres 1850. Welche den Dänen günſtige Berbältniſſe
und Zufälle auch zur Erklärung dieſer Erſcheinung angeführt
werden, ſo ändert ſich dadurch nichts an dem eigentlichen
Reſultate; ein Hauptgrund aber fand, leider zu ſpät, gang
zuleßt in ſeiner vollen Bedeutung gebührende Anerkennung,–
die überlegene Organiſation der däniſchen Armee.
In dieſer Beziehung war das Mißverhältniß zu groß, um
nicht Beforgniffe zu erregen, und wurde leider von General
Williſen erft nach der Schlacht bei Idſtedt, wo bereits
Alles verloren , begriffen und gewürdigt. Um ſo unerflärlis
cher iſt dieſer ſeltſame Umſtand, wenn man ihm in feine
Urſachen nachſpürt, unddann allen anderen voran derGlaube
ſteht, den das vulgärſte Parteiſchreibfel, und die übertrieben
ſten, in ſich haltloſen Behauptungen bei Leuten und in Kreis
ſen fanden, die ſich ſonſt Etwas gleichſam darauf zu Gute
thun, kein Opfer der Leichtgläubigkeit werden zu können.
Månſdien ganz bergeffen zu haben, indein manwaħt:
haftenMährchen von den Ausreißereien der Dänen unbedings
tes Gehör. lieb, daß dieſelben nirgendwo als durchweg
ſchlechte Soldatenin der Geſchichte erfbeinen; und da bätte
mindeſtens der Gedanke febr leicht zu uns binantretenmüſſen,
ob nicht auch die Rüdzüge der Dänen abſichtlice
waren? wie ſieim Kriege denn doch nicht ſelten vorkommen.
War das Ergebniß denn ein ſolches, zeigte ſich , daß nicht
Feigheit, ſondern eine bedächtige, fürſorgliche Schonung ih
cer in der Zahl dem Geſammtfeinde gegenüber ſchwächeren
Streitkräfte die däniſchen Führer zum Weichen veranlaßten,
.
ſo war zuverläſſig keineVeranlaſſungvorhanden mitwegwer:
fenden Augen auf die däniſche Armee hinabzublicken.
DieDänen waren 1848 friegungewohnt, mehr vielleicht
wie andere Truppen, aber die folbatiſche Tüchtigkeit des
Bolfes, namentlich der im däniſchen Heere zahlreichen Norbs
fbleswiger und Fühnen ,war darum doch vorhanden , unge:
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fchmälert, und ſteigerte ſich zweifelsohne durch die hohe Bes
1 x geiſterung für den Nationalfrieg, als welchen nun mal fo
gut wie alle Parteien obne Ausnahme von der
the reactionären und ſtarr conſervativen bis zu den
1ca 2 äußerften linken ultras den Streit mit den Herzoga
way thümern anfaben. Aus folchen Leuten Soldaten zu machen,
rad konnte guten Officieren nicht ſchwer fallen, ſelbſt nicht, wo
88 galt theilweiſe vor, dem Feinde nachzuholen, was ſonſt
5 auf dem Erercierplaße bätte abgemachtſein müſſen. Dabei
te war die kriegeriſche Luft des Volkes nachhaltig, mindeſtens
: genügend für den Gegner, und wenn man die Zahl der eins
ist beimiſchen Freiwilligen in der däniſchenArmee und theilweiſe
i das Alter derſelben als Maaßſtab nimmt, ſo erſcheint das
cre: Verhältniß außerordentlich ehrend für die Nation. Ein Kern
die tüchtiger, gut geſchulter Officiere aber war vorhanden;
1I die Militairbildungsanſtalten in Kopenhagen genoſſen von
jeher eines großen Rufes, den Sachverſtändige nicht für
übertrieben erklären. Mit vieler anerkennenswerther Vers
e läugnung althergebrachter Vorurtheile ging man zudem an
as die Ergänzung der vorhandenen Lücken und eine natürliche
il: nothwendige Vermehrung des Officiercorps; das durchgrei
fendſte Aufrücken aus allen Graden fand ſtatt, und die Tüch
tigkeit befähigte jeden zu den Epauletts. Wie verberblich
TER
i baber der Krieg auch für das däniſche Officiercorps in allen
med Graden war, man denke an den Tod der Generäle Dlaf
Rye, Schleppegrell, der Oberſten Läsföe und Trepka
welches den Leuten ftets mit dem Beiſpiele der Tapferkeit.
poranging, ſo dedte ſich jeder Abgang doch verhältniſmäßig
ſchnell und genügend, ganz im Gegenfaße zu der ſchleswig
holſteiniſchen Armee, welche vom Lage ihres Entſtehens bis
zur Stunde ihrer Auflöſung in dieſem Puncte den ſchlimm
ften Mangel litt. Nach dem politiſchen Charakter des Offic
ciers wurde freilich in Dänemark nicht gefragt; ob Democrat
E
oder Abſolutiſt, das blieb fich gleich, nur Tapferkeit und
militairiſche Fähigkeit, ein Wille der Sache des Vaterlandes
1 *
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zu dienen, dies waren maaßgebendeBedingungen. So wurde
es möglich, für eine Armee von nabe zu 46,000 Mann den
Officierbedarf ſo gut wie ausſchließlich aus Einheimiſchen
berzuſtellen, ein Verhältniß, welches von den wichtigſten
Folgen für den innerenZuſammenhang desHeeres und deſſen
einheitliche Organiſation ſein mußte. Keine fremde Sprage,
kein abweichendes Zviom, keine ausländiſche Sitte, Dent
weije oder Gewöhnung bildeten hier gleichſam Unterbrechuns
gen der Kette vom legten Musketier bis zum befehlenden
General, es war eine däniſche Armee in allen Stücken,
und zuverläſig wurde dadurch mancher Nachtheil aufgewogen,
den es unausbleiblich mit fich bringt, wenn, mögte man
fagen, der Soldat von der Aushebungscommiffion fo gut
wie vor dem Feind geſchickt wird. Man batte nicht Zeit,
durch die übliche ſoldatiſche Erziehung für den Dienſt alles
Ungleichartige aus den Einzelnen auszuſcheiden, die Jndivi
dualitäten zu vernichten; der nationale Sinn mußte hier
eine andere Einbeit der Maffen herſtellen, und hat ſich auch
als ganz ausreichendes Erfagmittel bewährt. Ferner unter:
blieb nichts, die Geiſter in ſteter Spannung zu erhalten,
und die hohe Bedeutung des Kampfes für Dänemarks Bes
ſtand, für feine freie Verfaſſung, für alle nationalen Güter,
in jedem zum vollen Bewußtſein zu bringen, indem beides
gelang, feben wir Heer wie Volk in den ſølimmſten Kriſen
unerſchüttert bleiben. Die Antwort auf den Verluſt der
Gefion und Chriſtian VIII war die beſchleunigte Aus:
rüftung des Holger Danffe und Dannebrog, den Nies
derlagen bei Schleswig, Kolding, Gudfö folgten neue
Aushebungenund verzweifelte Ausfälle von Alfen ins Sur
dewittſde. Eine ſolche Armee ift weder fchlecht nod feige,
und die däniſche war es denn auch nur für den, derſienicht
kannte, oder es nicht beſſer wiſſen wollte.
Wir ſind weit entfernt. aus dem Siege der Dänen bei
Bau auf ihreTapferkeit ſchließen zuwollen; hier namentlich
gab ihnen ihre militairiſche Organiſation ein entſchiedenes