Table Of ContentUniversität Potsdam
Beiträge zu einer vergleichenden
Soziologie der Polizei
hrsg. von
Jonas Grutzpalk
Anja Bruhn
Julia Fatianova
FranziskaHarnisch
Christiane Mochan
Björn Schülzke
TanjaZischke
Universitätsverlag Potsdam
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BeiträgezueinervergleichendenSoziologiederPolizei
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Beiträge zu einervergleichenden
Soziologie der Polizei
herausgegeben von
JonasGrutzpalk
Anja Bruhn
Julia Fatianova
Franziska Harnisch
Christiane Mochan
Björn Schülzke
TanjaZischke
Universitätsverlag Potsdam
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BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek
DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinder
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UniversitätsverlagPotsdam2009
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Tel.:+49(0)3319774623/Fax:4625
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DasManuskriptisturheberrechtlichgeschützt.
OnlineveröffentlichtaufdemPublikationsserverderUniversitätPotsdam
URLhttp://pub.ub.uni-potsdam.de/volltexte/2009/2784/
URNurn:nbn:de:kobv:517-opus-27846
[http://nbn-resolving.de/um:nbn:de:kobv:517-opus-27846]
ZugleichgedruckterschienenimUniversitätsverlagPotsdam:
ISBN978-3-940793-74-4
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Inhaltsverzeichnis
Vnrwnrt 6
Erhard Stölting
GeleitwortzurSoziologiederPolizei 7
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UngesetzlicherGewaltgebrauchdurchdiePolizei 18
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DieGleichzeitigkeitvonPolizeiundBlutracheinder
globalisiertenWelt 33
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Polizeiwesens? 70
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DiePolizeiinderBundesrepublikDeutschland
Begriffsbestimmung undEntwicklungslinien1945bis1990 89
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PolizeiimOrient
AufrechterhaltungderöffentlichenOrdnunginKambodscha 108
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EineislamischePolizeiinSaudi-Arabien 121
D|orriooriuizist;
PlioQit-horhoitcIcräftoHör1IQA
EinEinblickindieGeschichteundStruktur 132
FrederickSixtus
InterpolundEuropol
VorboteneinerWeltpolizei? 148
JonasGrutzpalk.AnjaBruhn,JuliaFatianova, FranziskaHarnisch,
ChristianeMochan,BjörnSchülzke,TanjaZischke
Schlussfolgerung 164
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Vorwort
Im Sommersemester2007fandanderUniversitätPotsdamein Block-
seminarzumThema"Soziologieder Polizei"statt.Viele Referatehier-
zuerwiesensichalsdermaßeninteressant, dassichaufdieIdeekam,
einen Sammelband derSeminarbeiträge zu veröffentlichen. Mir stand
dabeiein RedaktionsteamaussechsStudierendenzurSeite. In mitun-
terzähem Ringen überarbeiteten wirdieTexte so, dass sie nunmehr
einen zusammenhängenden Beitrag zur kulturell vergleichenden So-
ziologiederPolizeidarstellen. DaherderknappeTiteldiesesBandes.
Ich möchte Anja Bruhn, Julia Fatianova, Franziska Harnisch,
ChristianeMochan, Björn SchülzkeundTanjaZischkefürihrweitüber
den Universitäts-Alltag hinausgehendes Engagementdanken. Ebenso
danke ich Prof. Stölting für das freundliche Geleitwort und dem
Universitätsverlag Potsdam für die Möglichkeit der Veröffentlichung
diesesSammelbandes.
JonasGrutzpalk
Berlin, 29. Dezember2008
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ErhardStölting
GeleitwortzurSoziologie derPolizei
Unter deutschen Sozialwissenschaftlern gibt es noch immer eine be-
merkenswerte Scheu, sich mit jenen Einrichtungen der Gesellschaft
forschendzubeschäftigen,diedasstaatlicheGewaltmonopolgarantie-
ren undausübensollen-also, nebenderArmeeauchderPolizei. Das
hatmehrereGründe:
Die Sozialwissenschaften sind als solche mit der modernen Gesell-
schaft entstanden und teilen mit ihreine implizite Fortschrittsidee. Ihr
zufolgewerden die modernen Gesellschaften im Laufe ihrer Entwick-
lung immer friedlicher. An der Stelle von Gewalt treten zunehmend
einfühlende Erziehung und rationale Argumentation, die große und
kleine gesellschaftliche Konflikte lösen helfen. So sahen es viele
Gründungsväter der Soziologie wie etwa Auguste Comte, Herbert
SpenceroderEmile Dürkheim. Fürsieallewardiedoch nochvorhan-
deneGewalteinüberholtesReliktarchaischerZustände.
Daswirktzwar menschenfreundlich, aberdie Geschichte des 19. und
20. Jahrhunderts hat gezeigt, dass Gewalt keineswegs nurarchaisch
und vormodern ist. Siezeigteauch, dass die Durchsetzungdes staat-
lichenGewaltmonopolsunddamitderöffentlichen Friedlichkeitaufden
Einsatz legitimer und legaler Gewalt angewiesen bleibt. Aus diesem
GrundesinddieEinrichtungenstaatlicher,ordnungswahrenderGewalt-
fähigkeitebensopräsentwiediePhänomene, gegendiesieeingesetzt
werdensollen. DiePolizeinichtzu erforschenbedeutet, einenwesent-
lichenBereichderGesellschaftunbeachtetzulassen.
Natürlich könnten Ergebnisse, zu denen man bei einer sozialwissen-
schaftlichen Annäherung an die Polizei gelangt, auch deren Arbeit
verbessern. In einem demokratischen Rechtsstaat läge darinja auch
nichtsBedrohliches. UnddaauchkeinStaatjeperfektseinkann, hätte
eine solche Forschung auch kritisch zu sein. Lange Zeit allerdings
herrschte in unterschiedlicher Verdünnung aber auch die anarchisti-
sche Vorstellung, die Polizei sei stets der Büttel einer herrschenden
Klasse und daher der Feind schlechthin. Der Staat löse nicht das
Problem der Gewalt, er sei dessen Quelle. Die mildere Version des
Glaubens an die progressive Friedlichkeit derWelt unterstellte daher,
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dass die Polizei eben nicht progressivsei und ihre Untersuchung ver-
werflich.
Die Polizei, um die es in diesem Sammelband geht, enthältwie alle
arbeitsteiligen Organisationen implizite Ambivalenzen. Im Organisati-
onsmodell MaxWeberssind dieseGefahrendurch dieDifferenzierung
von Gestaltungskompetenz undAusführung ausformuliertworden, die
sichausdem IdealtypusrationalerHerrschaftsorganisationergibt.'Auf
allen Ebenen aller Organisationen sind Menschen mit ihren Vorstel-
lungen von Recht und Unrecht, mit ihrenVorlieben undAbneigungen,
mit ihren moralischen und charakterlichen Stärken und Schwächen
tätig. Zwarwerdensieauchjenseitsihrerimmermitzudenkenden indi-
viduellen Eigennützigkeitdurch ihrejeweilige Position und ihrejeweili-
gen Aufgaben mitgeprägt. Innerhalb ihrer Rollen bleiben sie aber
individuell und kommunizieren auch informell über die dienstlichen
AngelegenheitenundüberdasLeben imAllgemeinen. Soentstehenin
sich differenzierte Organisationskulturen, in denen die von oben kom-
menden Regelungen nicht nur angewendet, sondern auch ausgelegt
werden. Auch die Polizeien dieser Welt haben in diesem Sinne ihre
erforschbarenundinsichvielseitigenSonderkulturen.
DieGefahr, dass sich eineOrganisation aufdieseWeiseverselbstän-
digt und sich von ihrer Leitungsspitze nicht mehr kontrollieren oder
steuern läßt, ist beachtlich aber nicht vermeidbar. Sie setzen dann
aberdievon MaxWeber in seinem Idealtypus rationalerOrganisation
aufgestellten Regelnaußerkraft, nachdenendie Führung ihrenWllen
mit Hilfe der ihr unterstellten Organisation umsetzen können soll. So
können zwar nicht Fehlentwicklungen, wohl aber Hilflosigkeitvermie-
denwerden.
An Wirtschaftsunternehmen kann man das unmittelbar einsichtig ma-
chen. Läßt sich ein Unternehmen von seiner Leitung nicht mehr kon-
trollieren, gehtes zugrunde. Das gilt- im politischen Bereich - auch
für die Kontrolle derVerwaltungsorganisation. Der sich im Parlament
artikulierende demokratische Wille soll nach einer Entscheidung der
SpitzemitHilfederStaatsverwaltung umgesetztwerden. Wosichaber
dieses Instrumentverselbständigt, endetderdemokratischeWille, und
die Willkür der unteren Instanzen kann sich entfalten. Wederderde-
1MaxWeber WirtschaftundGesellschaft,Tübingen(MohrSiebeck)1972,1.Teil,
Kap.III,§§3-5;2.Teil,Kap.IX,1.und2.Abschnitt;8.Abschnitt.
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