Table Of ContentBayer/Ortner/Thunemeyer (Hrsg.)
Bedarfsorient ierte En twickl ungsplan ung
in der Weiterbildung
Bedarfsorientierte
Entwicklungsplanung
in der
Weiterbildung
Herausgegeben von
Manfred Bayer
Gerhard E. Ortner
Bernd Thunemeyer
Leske
Bedarfsorientierte
Entwicklungsplanung
in der Weiterbildung
Herausgegeben von
Manfred Bayer
Gerhard E. Ortner
Bernd Thunemeyer
mit Beiträgen von
Manfred Bayer, Jo achim Braun,
Anselm Dworak, Peter Ehrhardt,
Henrik Kreutz, Wolfgang Krüger,
Katrin Lederer, Gerhard E. Ortner,
Franz A. Pesendorfer, Ferdinand Schmidt,
Christoph Seidel, Hans Tietgens,
Heinrich Tillmann, Bernd Thunemeyer,
Emil Vesper
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1981
Die Erarbeitung des vorliegenden Bandes erfolgte im Rahmen des Projektes "ERBE/
WEP: Organisation der Erwachsenenbildung unter Berücksichtigung bestehender Bil
dungseinrichtungen/Entwicklung und Validierung von Planungshilfen für die Weiter
bildungsentwicklungsplanung (Bedarfsfeststellung)", das aus Mitteln des Bundesmini
steriums für Bildung und Wissenschaft und des FEoLL finanziert und im Institut für
Bildungs-Betriebslehre durchgeführt wurde.
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Bedarfsorientierte Entwicklungsplanung in der
Weiterbildung/hrsg. von Manfred Bayer ... Mit
Beitr. von Manfred Bayer ... - Opladen: Leske
und Budrich, 1981.
ISBN 978-3-322-89607-0 ISBN 978-3-322-89606-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-89606-3
© 1981 by Springer Fachmedien Wiesbaden
Ursprünglich erschienen bei Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen 1981.
Inhalt
Vorwort 7
Teil 1:
Entwicklungsplanung in der Weiterbildung
Politische Vorgaben und institutionelle Bedingungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13
Manfred Bayer und Gerhard E. Ortner
Anmerkungen zu Teil 1:
Zu den Voraussetzungen bedarfs-/bedÜIfnisorientierter Weiterbildungsentwick
lungsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15
Gerhard E. Ortner
Bedarf und Planung in der Weiterbildung: Zur Differ\lnzierung des Bedarfsbe-
griffes ftir die Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . . . . . . . .. 24
Hans Tietgens
Weiterbildungspolitische und didaktisch-methodische Vorgaben in den Ord-
nung-und Gliederungskriterien ftir die Weiterbildungsentwicklungsplanung . . . .. 47
Heinrich Tillmann
Zielvorgaben bedarfsorientierter Entwicklungsplanung durch Klassifikation
der Weiterbildungsangebote .................................... 75
Emil Vesper
Indikatoren und Strukturen kommunaler Weiterbildungsangebote ........... 110
Ferdinand Schmidt
Kontinuität der Entwicklungsplanung als Voraussetzung der
Bedarfsorientierung .......................................... 133
Manfred Bayer
Die prognostische Relevanz sozialstatistischer Daten zur Ermittlung des
lokalen und regionalen Weiterbildungsbedarfs ........................ 155
Bernd Thunemeyer
Politische Vorgaben und institutionelle Bedingungen didaktischer
Planungsarbeit in der Weiterbildung ............................... 171
Teil 2:
Entwicklungsplanung in der Weiterbildung
Sozioökonomische Einflüsse und individuelle Motive .................... 183
Manfred Bayer und Bernd Thunemeyer
Anmerkungen zum Teil 2:
Zu den Möglichkeiten bedarfsgerechter Weiterbildungsentwicklungsplanung .... 185
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Katrin Lederer
Planungsanforderungen: Soziale Indikatoren und individuelle Bedilrfnisse ...... 193
Wolfgang Krüger
Weiterbildungsberatung und bedarfsorientierte Programmplanung ........... 219
Joachim Braun und Peter Ehrhardt
Kommunale Weiterbildungsberatung: bedürfnisorientierte Angebotspla-
nung und Angebotsgestaltung ................................... 234
Amselm Dworak
Bedarfsorientierung durch Dezentralisierung ......................... 261
Christoph Seidel
Motive als Indikatoren für Weiterbildungsbedürfnisse .................... 284
Henrik Kreutz
Realkontaktbefragungen in der bedarfsorientierten Weiterbildungsent-
wicklungsplanung ........................................... 297
Franz A. Pesendorfer
Kleintenorientierte Gesprächsftihrung und Aktionsforschungsansätze zur
Erhebung von Bildungsbedürfnissen ............................... 314
Bemd Thunemeyer
Perspektiven und Alternativen bedarfsorientierter Weiterbildungsentwick-
lungsplanung .............................................. 328
Die Autoren dieses Bandes ..................................... 339
Stichwortregister ........................................... 342
Personenregister . . . . . . . . . . . . ................................ 348
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Vorwort
Vor etwa zehn Jahren wurde in der Bundesrepublik Deutschland damit begonnen,
den Bereich der Weiterbildung zu einem eigenständigen Teilsektor des öffentlich
institutionalisierten Bildungswesens umzubauen_ Die Bildungskommission des Deut
schen Bildungsrates hatte 1970 in ihrem Strukturplan für das Bildungswesen erst
mals gefordert, "die institutionalisierte Weiterbildung als einen ergänzenden nach
schulischen, umfassenden Bildungsbereich einzurichten" _ Dementsprechend wurde
im Bildungsgesamtplan der Bund-Länderkommission für Bildungsplanung der "Auf
und Ausbau eines Weiterbildungssystems zu einem Hauptbereich des Bildungswesens
als öffentliche Aufgabe" als eines der Ziele langfristiger bildungspolitischer Entwick
lung festgeschrieben.
Konsequenterweise sind in den siebziger Jahren in der gesamten Bundesrepublik
Deutschland Ländergesetze zur Strukturierung, Dimensionierung und Finanzierung
öffentlich und privat veranstalteter Weiterbildung erlassen worden. Das erklärte
Ziel all dieser Weiterbildungsgesetze der Länder war und ist die Sicherung eines glei
chermaßen breitgefächerten wie flächendeckenden und bedarfsgerechten Bildungsan
gebotes, das zum einen den manifesten Bedarf der Bevölkerung an Weiterbildung
abdeckt, zum anderen aber auch Bevölkerungsgruppen, die bislang der Weiterbil
dung ferngeblieben sind, für diese erschließt.
Ähnlich wie in anderen Bundesländern hat das nordrhein-westfälische Weiter
bildungsgesetz von 1974, mehr noch die Verordnung über die Rahmenrichtlinien
für die Aufstellung kommunaler Weiterbildungsentwicklungspläne Planungs- und
Organisationsvoraussetzungen des "Vierten Bildungsbereiches" entscheidend ver
ändert. Nunmehr ist auch Weiterbildung strukturell und finanziell in den Rahmen
den öffentlichen, institutionalisierten Bildungswesens eingebunden; Weiterbildung
ist, zumindest was die planerische und organisatorische Vorsorge für spezielle Bi!
dungsangebote betrifft, öffentliche Verpflichtung geworden. Dabei unterscheidet
sich der vierte Teilbereich des Bildungssystems deutlich von den drei anderen Stufen.
Zum einen durch die Programmplanung: im Gegensatz zum öffentlichen Schul
und Hochschulsystem verzichtet der Gesetzgeber in der Weiterbildung auf enge cur
riculare Detailvorgaben, ja er verweist die "Lehrplangestaltung" in seinem "Ordnungs
und Förderungs-Rahmengesetz" ausdrücklich in die Kompetenz der einzelnen Weiter
bi!dungseinrichtung. Dies hat weitreichende Konsequenzen für die Gestaltung und
Steuerung des Weiterbi!dungsbetriebs nach Inhalt und Umfang; es bedeutet einen
erheblich erweiterten Funktionsvorrat für die Leitungsinstanzen bzw. Leitungsgre
mien von Weiterbildungseinrichtungen im Vergleich zu anderen Institutionen im
Bildungswesen. Die Leitungsfunktionsträger in Weiterbildungsinstitutionen sind
nicht wie ihre Funktionskollegen in Schulen bloß mit der Durchführung und Über
wachung von Lehrangeboten nach exakt geregelten inhaltlichen und mindestens rah-
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menge regelten methodischen Vorgaben beauftragt, sie haben weit darüber hinaus
reichende curriculare bzw. didaktische Aufgaben erhalten und sind mit entsprechen
den Kompetenzen ausgestattet.
Zum anderen durch Zielvorgabe: gemeint ist hier die Verpflichtung zur Bereit
und Sicherstellung eines bedarfsdeckenden Angebotes an Weiterbildung durch Insti
tutionen in öffentlicher und privater Trägerschaft. Das Unterscheidungsmerkmal
ist dabei nicht die "Versorgungsverpflichtung", die ja mutatis mutandis auch in den
anderen Bildungsstufen gilt, sondern das "Prinzip der Orientierung der Weiterbil
dungsangebote am Bedarf an Weiter- bzw. Erwachsenenbildung". Dieser Weiterbil
dungsbedarf ist zusammen mit einer Reihe von kapazitätsmäßig wichtigen Angaben
bei der Erstellung der Weiterbildungsentwicklungspläne "vor Ort" in Verantwor
tung der Planungsträger durch die und mit den Planungsbeteiligten zu erheben. Der
Gesetzgeber hat damit, in offenkundigem Gegensatz zur curricularen Entwicklungs
arbeit in anderen Bildungsstufen, die didaktische Kompetenz vollständig an die Basis
des Teilsystems, das Bildung bietet bzw. Ausbildung anbietet, verlagert. Dies bedeu
tet gleichermaßen Chance wie Verpflichtung flir die solchermaßen funktionsange
reicherten "Schulen" des Quartären Bereiches. Dies bedeutet allerdings auch zu
sätzliche Belastungen und erfordert zusätzliche Qualifikationen der Funktionsträger.
Der Gesetzgeber hat durch die gesetzliche Regelung des Quartären Bildungsbereiches
diesen in den Rahmen des öffentlichen geregelten, wenn auch nicht ausschließlich
öffentlich getragenen Bildungssystems hineingestellt. Auch wenn er sich selbst auf
die Angabe einer nicht exakt bestimmten Zielperspektive, nämlich "das Angebot
am Bedarf zu orientieren", einschränkt, hat er sich durch die weiterbildungsrecht
lichen Regelungen selbst in öffentliche Pflicht genommen. Dies hat konkrete Konse
quenzen flir Planung und Organisation, Zustand und Entwicklung des Weiterbildungs
bereiches.
Aus der vom Gesetzgeber übernommenen Gesamtverantwortung ftir den Auf
und Ausbau eines bedarfsgerechten und flächendeckenden Weiterbildungsangebotes
leitet sich die Aufgabe einer konkreten, mittelfristigen Entwicklungsplanung für
den Gesamtbereich der Weiterbildung ab. Da die Bedarfsorientierung von Weiterbil
dung jedoch sinnvollerweise nur vor Ort erfolgen kann, wurde die Weiterbildungs
entwicklungsplanung den kommunalen Selbstverwaltungsaufgaben zugeschlagen.
Weiterbildungsentwicklungsplanung wird vom Gesetzgeber als permanente Entwick
lungsaufgabe gesehen. Insofern ist das Instrument der Weiterbildungsentwicklungs
planung mit der langfristigen Raumordnungspolitik des Bundes, der Landes- und
Regionalplanung sowie der kommunalen Entwicklungsplanung, die in ihrer wech
selseitigen Ergänzung wichtige Instrumente gesamtstaatlicher Entwicklungspolitik
darstellen, vergleichbar.
Für die Durchftihrung der ersten Runde der Weiterbildungsentwicklungsplanung
wurden durch den zuständigen Kultusminister inhaltliche und verfahrensmäßige
Vorgaben festgelegt und eine Reihe von Planungshilfen entwickelt. Diese sollten
zum einen Hinweise auf die erwartete Planungsarbeit geben, zum anderen einen
Vergleich der einzelnen Weiterbildungsentwicklungspläne sowie eine überregionale
Konsolidierung der Einzelpläne ermöglichen. ,Den Trägem bzw. Durchftihrenden
der Weiterbildungsplanung mangelte es in den meisten Fällen noch an entsprechen
der Planungserfahrung, zudem mußte die Planungsarbeit unter erheblichem Zeit
druck erfolgen. Erschwerend kam hinzu, daß sich die Weiterbildungseinrichtungen
einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Planungsträgem in einer Phase strukturel
ler und personeller Veränderung befanden. Angesichts dieser schwierigen Planungs-
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bedingungen muß das nunmehr vorliegende Ergebnis der ersten Planungsrunde durch
aus positiv bewertet werden, auch wenn in einzelnen Fällen uer Lemeffekt bei den
Planungsträgem möglicherweise höher einzuschätzen ist als der prognostische Wert
der vorgelegten Plandaten.
Die Abteilung Weiterbildung des Landesinstitutes flir Curriculumentwicklung,
Lehrerfortbildung und Weiterbildung hat nach Abschluß der ersten Planungsrunde
der staatlich geregelten Weiterbildungsentwicklungsplanung in Nordrhein-Westfalen
die 63 vorgelegten Pläne ausgewertet. Dabei ging es darum, den Entwicklungsstand
an der Basis des nunmehr öffentlich verfaßten Weiterbildungssystems festzustellen.
Bei der Produktion dieser "Bestandsbilanzen" sollten außerdem methodische Er
fahrungen flir die folgenden Planungsrunden gewonnen werden. Ziel der Weiterbil
dungsentwicklungsplanung der zweiten Generation soll nach dem Willen der Gestz
geber jedoch tatsächlich die prospektive Planung sein. Für ein solches, politisch ge
wünschtes Vorhaben stellen die Ergebnisse der ersten Planungsrunde mit Sicher
heit ein brauchbares Fundament dar. Es ist in der Tat gelungen, eine Übersicht über
den Angebotsstand an Weiterbildung, soweit sie im nordrhein-wesWilischen Weiter
bildungsgesetz erfaßt ist, zu gewinnen. Es wurden zudem - und das scheint flir das
Folgevorhaben noch wichtiger - zahlreiche Erfahrungen gewonnen, die zeigen, was
in den folgenden Planungsrunden möglich, was machbar und was mit hoher Wahr
scheinlichkeit nicht leistbar sind wird.
In Anbetracht der unterschiedlichen Qualität, der mangelnden formalen Vergleich
barkeit und fehlenden Einheitlichkeit der Auswertungsgrundlagen stellt der nunmehr
vorliegende Auswertungsbericht des Landesinstituts eine unter der gegebenen Daten
lage optimale Ausschöpfung der Einzelpläne dar.
Parallel zur ersten Runde der Weiterbildungsentwicklungsplanung in Nordrhein
Westfalen lief am Institut flir Bildungs-Betriebslehre im Forschungs-und Entwicklungs
zentrum FEoLL, Paderborn, ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das sich die
Entwicklung und Überprüfung von Möglichkeiten zur Bedarfsfeststellung in der Weiter
bildung zum Ziel setzte. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das einerseits grund
legenden Fragen nach der Konstituierung des Weiterbildungsbedarfs nachging, sich
andererseits mit den Möglichkeiten der Entwicklung praktikabler Instrumente, die
sich flir den Einsatz im Ablauf einer bedarfsorientierten Planungsrunde eignen, be
fassen mußte. Zudem erwarteten die Auftraggeber die Konstruktion und Überprü
fung eines standardisierten Erhebungsinstrumentes. Aus den gewonnenen Erfah
rungen mit diesem Instrument resultieren Überlegungen zu alternativen Abstimmungs
prozeduren zwischen Weiterbildungsbedarf in seinen vielfältigen Ausprägungen und
dem Angebot der Weiterbildungseinrichtungen. Nach allen bisherigen Erfahrungen
wird diesen alternativen Abstimmverfahren besondere Bedeutung zukommen.
Bei der Projektbearbeitung standen die Mitarbeiter des Institutes flir Bildungs
Betriebslehre im Forschungs- und Entwicklungszentrum FEoLL also vor einer kom
plexen Aufgabe mit zwei divergierenden Schwerpunkten: Zum einen mußten grund
legende und weiterftihren,de Aufschlüsse über Inhalt und Zustandekommen von Weiter
bildungsbedarf gewonnen werden, zum anderen sollte ein Erhebungsinstrument
entwickelt, während der aktuellen Planungsrunde eingesetzt und auf seine Eignung
zum praktischen Einsatz durch Weiterbildungsanbieter überprüft werden. Es war
also ein Erhebungsinstrument zu schaffen, dessen theoretische Grundlagen zum Zeit
punkt seiner Entwicklung nicht schon vorlagen, sondern erst projektbegleitend erar
beitet bzw. "bearbeitet" werden mußten.
Im Grundlagenbereich standen die Projektbearbeiter vor einer Reihe ungelöster
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