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T
K
A
P
M
O
K
n
e
s
y
l
a
n
A
-
R
S
B
B
Zur Notwendigkeit eines besseren Informationsstandes
über die Wohn- und Nichtwohngebäude in Deutschland
Datenbasis zum
Die Informationslage zum deutschen Gebäudebestand ist unbefriedigend.
So existiert beispielsweise keine umfassende Statistik über den Bestand an
Gebäudebestand
altersgerechten oder barrierefreien bzw. -armen Wohnungen in Deutsch-
land. Auch der energetische Zustand der Gebäude wird nicht amtlich erfasst.
Notwendig wäre eine erhebliche Verbreiterung der statistischen Erfassungs-
merkmale. Hierzu sind rechtliche, administrative und finanzielle Herausforde-
rungen zu bewältigen.
Es gibt verschiedene Ansätze, durch Forschungsvorhaben das lückenhafte
Wissen zum Gebäudebestand zumindest teilweise zu schließen. Sowohl für
den Wohngebäudebereich als auch für die Nichtwohngebäude wird ver-
sucht, durch geeignete Stichproben wichtige Erkenntnisse insbesondere zur
energetischen Sanierung zu gewinnen. Kernpunkt ist dabei die Definition
der Sanierungsquote. Im vorliegenden Heft werden folgende Aspekte näher
betrachtet:
n Datenlage zu Wohn- und Nichtwohngebäuden
n Schwerpunkt energetische Sanierung
n Stand der Forschung
n Fazit und Ausblick
Autor
Stefan Rein
2 Datenbasis zum Gebäudebestand | Vorwort
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
genaue Informationen sind Voraussetzung für gute Politik. Ohne verlässliche
Daten können Ziele schwer quantifiziert und die erforderlichen Maßnahmen
nur ungenügend kontrolliert werden. Die Bundesregierung hat sich im Gebäu-
debereich ehrgeizige Einsparziele gesetzt, um die Energiewende erfolgreich
umzusetzen. Auch der demografische Wandel erfordert einen Umbau des
Gebäudebestandes. Wir benötigen mehr barrierefreie und altersgerechte Woh- 66
11
nungen. Um zu sehen, was noch getan werden muss, braucht es belastbare 00
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Daten. Das gilt auch für die Erfolgskontrolle bereits erfolgter Förderungen und 99
00
Regulierungen. T T
KK
AA
PP
Derzeit ist die Datenlage bezüglich des Zustandes der Gebäude in Deutschland MM
OO
leider unbefriedigend. Ende 2015 gab es laut amtlicher Fortschreibung des KK
n n
Gebäude- und Wohnungsbestandes über 18,7 Mio. Wohngebäude mit insge- ee
ss
samt 41,4 Mio. Wohnungen; davon sind 83 % Ein- und Zweifamilienhäuser. yy
ll
aa
Es gibt aber kaum Statistiken zum Zustand und zur Qualität dieser Gebäude. nn
AA
In Deutschland fehlt ein flächendeckendes amtliches Gebäuderegister, das --
RR
derartige statistische Merkmale umfasst. Der Bestand an Nichtwohngebäuden SS
BB
wird überhaupt nicht amtlich erfasst. Detaillierte und umfassende Informationen BB
zum energetischen Zustand, zur Barrierefreiheit und zur Marktgängigkeit der
Gebäude liegen damit nicht flächendeckend vor. Wir benötigen aber Angaben
zur Struktur der Gebäude, um den Wohnungsbedarf in schrumpfenden Märkten,
notwendige Nutzungsänderungen, Leerstand, die Werthaltigkeit von Immobilien,
aber auch Nachverdichtungspotenziale beurteilen zu können.
Es braucht also bessere und aktuelle Daten. Die Digitalisierung schafft hierzu
neue Möglichkeiten. Die Verarbeitungskapazitäten steigen laufend und durch
das Smartphone sind immer größere Datenmengen permanent verfügbar. Dies
umfasst auch sensitive personenbezogene Angaben. Politik und Gesellschaft
sind in vielen Lebensbereichen bereit, einen Interessenausgleich zwischen den
Anforderungen eines effektiven Datenschutzes und den Anpassungserforder-
nissen an veränderte Rahmenbedingungen zu suchen. Dieses Spannungsfeld
muss immer wieder neu ausverhandelt werden, auch und gerade bezüglich der
wichtigen, aber derzeit noch sehr unvollständigen Daten zum Gebäudebestand
in Deutschland.
Im Rahmen seiner Arbeiten ist für das BBSR das derzeitige Manko der feh-
lenden Datengrundlagen immer wieder offensichtlich geworden. Wir möchten
deshalb mit dieser Veröffentlichung ein Schlaglicht auf die aktuelle Situation
werfen. Diese Übersicht soll dazu beitragen, das öffentliche Interesse für eine
intensive Diskussion um die Notwendigkeit einer verbesserten Datenlage im
Gebäudebereich zu stärken.
Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende Lektüre.
Direktor und Professor Harald Herrmann
Datenbasis zum Gebäudebestand | Wohn- und Nichtwohngebäude 3
Datenlage zu Wohn- und Nichtwohngebäuden
Die amtliche Gebäudezählung Im Nichtwohngebäudebereich Ergänzende Daten liefern das Sozio-
erfasst nur sehr wenige Merkmale existiert keine amtliche Zählung; für ökonomische Panel (SOEP) sowie
zum Zustand und zur Qualität der dieses Segment besteht daher das die Mikrozensus-Zusatzerhebung.
Gebäude. Für den nächsten Zensus größte Informationsdefizit. Schät- Das SOEP ist als jährliche Wiederho-
2021 sind einige Erweiterungen zungen über den Bestand an Büro- lungsbefragung angelegt. Im Auftrag
in der Diskussion. Ein Gebäude- und Verwaltungsgebäuden, Fabriken des DIW Berlin werden von TNS
register bedarf der Überwindung und Werkstätten etc. schwanken er- Infratest Sozialforschung zurzeit etwa
6 rechtlicher, finanzieller und heblich: So gehen manche Annahmen 30.000 Personen in fast 11.000 Haus-
1
0 organisatorischer Hürden. von 2,0 Mio. Gebäuden, andere Stu- halten in Deutschland befragt. Die
2
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9 dien von bis zu 3,3 Mio. bestehenden Daten geben Auskunft zu Fragen über
0
T Nichtwohngebäuden in Deutschland Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung
K
A aus. Vor allem die Zahl der Industrie- oder Gesundheit. Außerdem werden
P
M gebäude ist sehr unsicher. Bewohner (Mieter und Eigentümer)
O
K zum Zustand der Häuser und zu
n
e Von amtlicher Seite werden lediglich durchgeführten Sanierungsmaß-
s
y die genehmigungspflichtigen Neubau- nahmen befragt. Mit dieser Panel-
l
a
n vorhaben grob erfasst. Damit liegen Umfrage (jedes Jahr der gleiche
A
- zwar regionalisiert Angaben zur Zahl Personenkreis) können langfristige
R
S und Nutzfläche von neu errichteten soziale und gesellschaftliche Trends
B
B Nichtwohngebäuden vor. Es können besonders gut verfolgt werden. Die
daraus aber keine belastbaren Rück- Mikrozensus-Zusatzerhebung (amt-
schlüsse zu Umfang und Struktur des liche 1%-Stichprobe) über Bestand
aktuellen Gesamtbestandes gezogen und Struktur der Wohneinheiten und
werden. Es bestehen auch Defizite die Wohnsituation der Haushalte
aufgrund einer bislang fehlenden amt- wird in vierjährigem Abstand (2010 –
lichen Gebäudetypologie. Ebenso fehlt 2014 – 2018…) durchgeführt. Neben
fundiertes Wissen über die Nutzungs- der überwiegenden Art der Beheizung
zyklen, die erheblich vom Wohnungs- wird auch die Energieform (Gas, Heiz-
bestand abweichen dürften. Insbe- öl, Fernwärme, Strom) abgefragt.
sondere liegen damit keine Angaben
zur energetischen Qualität und zum Langfristige Idealvorstellung wäre ein
Energiebedarf des Nichtwohngebäu- Gebäuderegister in Form einer zen-
debestandes vor. tralen Datenbank, die alle Wohn- und
Nichtwohngebäude in Deutschland
Im Wohngebäudebereich ist die vollständig erfasst. Jeder Datensatz
Datenlage besser, aber ebenfalls müsste neben einer eindeutigen pos-
ausbaufähig. Im Rahmen des Zensus talischen/regionalen Zuordnung und
2011 fand neben der Erhebung der Rahmendaten zur Art des Gebäudes
Bevölkerungszahl auch eine Gebäu- sowie zur Gebäudegröße/-kubatur
de- und Wohnungszählung statt. insbesondere auch den energetischen
Energetische Merkmale wurden nur Zustand erfassen. Je spezifischer und
mit wenigen Angaben abgefragt, die detaillierter die Informationen (Alter
EU-Vorgaben zu den statistischen und Zustand der Anlage/des Bauteils,
Merkmalen wurden nicht erweitert. Kosten- und Ertragskennziffern etc.)
Ergebnisse waren unter anderem, erfasst werden, umso zielgenauer
dass 2,5 Mio. Wohnungen nur Einzel- können politische Steuerungsmaß-
oder Mehrraumöfen haben, in fast nahmen geplant werden, umso
200.000 Wohnungen die Heizung aufwändiger wird aber auch die Er-
gänzlich fehlt und knapp 700.000 fassung. Die Daten sollten strukturiert
Unterkünfte keine Toilette oder kein aufgebaut sein, um Auswertungen
Bad haben. und Analysen zu ermöglichen.
4 Datenbasis zum Gebäudebestand | Wohn- und Nichtwohngebäude
Energetische und andere Merkmale Forschungsvorhaben). Auch darf der
müssten auf ihre qualitative Konsi- Bund aus denselben Gründen nicht
stenz und Vergleichbarkeit überprüft auf Informationen zugreifen, die die
werden. Ein derartiges „Gebäude- Kommunen im Rahmen der Miet-
Energiekataster“ müsste auf Basis werterhebung (Kosten der Unterkunft)
eines dauerhaften Anschriften-und oder der Mietspiegelerfassung auch
Gebäuderegisters aufgebaut sein. über energetische Gebäudemerkmale
Dort könnten auch erstmals amtliche besitzen.
Basisdaten zu den Nichtwohnge-
bäuden erfasst werden. Da sich der Gleiches gilt für die im Zensus 2011
energetische Zustand der Gebäude erhobenen Daten. Zwar ist es möglich,
ändern kann, sind die Daten regelmä- daraus eine einmalige Stichprobe zu 6
1
ßig zu aktualisieren. ziehen, um vertieft z. B. nach ener- 0
2
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getischen Merkmalen zu befragen. 9
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Die derzeit vorhandenen rechtlichen Diese Befragung ist 2011 erfolgt; eine T
K
Rahmenbedingungen verhindern eine vom damaligen Bundesministerium A
P
effiziente, kostengünstige und voll- für Verkehr, Bau und Stadtentwick- M
O
ständige Erfassung hinsichtlich der lung (BMVBS) angestrebte Wieder- K
n
Erstellung eines solchen Gebäude- holungsbefragung für 2017 ist aus e
s
registers. Vorhandene Quellen können rechtlichen Gründen gescheitert. y
l
a
aus datenschutzrechtlichen Gründen Eine Nutzung der Zensusdaten zur n
A
nicht kombiniert werden. Derzeit Erstellung eines Gebäuderegisters -
R
S
arbeiten nur einzelne Kommunen an mit einem Abgleich der Daten bei den
B
GIS-basierten Gebäudedatenbanken, Grundsteuerstellen zur Aktualisierung B
die Katasterinformationen, Hausko- ist damit nicht möglich. Darüber hi-
ordinaten und andere spezifische naus werden die Registerdaten nach
Informationen erfassen. Zu bemän- Ablauf von sechs Jahren gelöscht: Die
geln ist außerdem die Wohnungsbe- Daten des Zensus 2011 werden also
standsfortschreibung im Rahmen der mit Ablauf des 9. Mai 2017 gelöscht.
amtlichen Gemeinde- und Kreisstatis-
tik; im Vergleich mit Ergebnissen in Neben dem Datenschutz dürften vor
der Gebäude- und Wohnungszählung allem Kostenargumente mit dem fe-
gemäß Zensus sind derzeit noch derführenden Bundesministerium des
erhebliche Fehleranfälligkeiten und Innern (BMI) zu klären sein. Der re-
Unplausibilitäten zu beklagen. gistergestützte Zensus 2011 hat nach
Abschluss aller Arbeiten insgesamt
Bei den Steuerämtern der Städte 667,4 Mio. Euro gekostet. Der Bund
und Gemeinden liegen durch die hatte Aufwendungen in Höhe von
Erhebung der Grundsteuer Daten zu 77,3 Mio. Euro zu tragen, die Länder
Grundstücks-, Haus- und Wohnungs- wendeten 590,1 Mio. Euro auf (unter
eigentümern vor. Diese dürfen jedoch Berücksichtigung einer Finanzzuwei-
aus Gründen des Steuergeheimnisses sung des Bundes in Höhe von 250 Mio.
nicht kombiniert werden. Aus dem Euro gemäß § 25 Zensusgesetz). Die-
gleichen Grund kann aus den Steuer- ser Kostenaufwand wäre bei einem
und Meldedaten keine Stichprobe dauerhaften, flächendeckenden
gezogen werden, um empirische Erhe- Gebäuderegister mit regelmäßiger
bungen durchzuführen. Diese sind nur Aktualisierung der Daten ebenfalls
mit einem erheblichen Aufwand zur erheblich und müsste zwischen Bund
Wahrung des Datenschutzes möglich und Ländern vereinbart werden.
(vgl. die nachfolgend dargestellten
Datenbasis zum Gebäudebestand | Energetische Sanierung 5
Schwerpunkt energetische Sanierung
Die Sanierungsfortschritte im Zahlreiche statistische Merkmale Fördermaßnahmen wird auch eine
Gebäudebereich können derzeit über den Zustand des deutschen Sanierungsrate benötigt. Diese soll
nicht gemessen werden. Eine amt- Gebäudebestandes sind derzeit für angeben, wieviel Prozent des Gebäu-
liche Definition einer Sanierungs- den Entscheidungs- und Kontrollpro- debestandes im Jahr (energetisch)
quote liegt nicht vor. Belastbare zess in wichtigen politischen Fragen saniert werden. Für diese Sanie-
Erkenntnisse liegen aber durch nicht verfügbar. So wird aufgrund des rungsrate gibt es keine einheitliche,
wissenschaftliche Erhebungen über demografischen Wandels ein zusätz- verbindliche Definition. Die Sanie-
6 die investiven Maßnahmen vor. licher Bedarf an 2,9 Mio. weitest- rungstiefe ist sehr unterschiedlich
1
0 gehend barrierefreien Wohnungen (oftmals kleinteilige Maßnahmen),
2
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9 bis zum Jahr 2030 angenommen; von unterschiedlicher energetischer
0
T die Kreditanstalt für Wiederaufbau Qualität und auf verschiedene Ver-
K
A (KfW) geht für 2013 von etwa 700.000 gleichsgrößen bezogen (Gebäude-
P
M bestehenden barrierearmen Woh- hülle, Anlagentechnik). Das Bun-
O
K nungen aus (KfW 2014). Es existiert desministerium für Wirtschaft und
n
e aber keine amtliche Statistik über Energie (BMWi) will zum nächsten
s
y diese Wohnungen; eine genaue Ab- Fortschrittsbericht zum Monitoring
l
a
n grenzung von Barrierearmut/-freiheit der Energiewende einen Indikator
A
- zu altersgerechtem Wohnraum steht vorlegen, der quantitative Aspekte
R
S
aus. Die Politik ist daher dringend auf mit der qualitativen Sanierungstie-
B
B notwendige Grundlageninformationen fe in geeigneter Weise verbindet.
angewiesen, um rechtzeitig effiziente Vorhandene Förderstatistiken der
Steuerungsmaßnahmen einleiten zu Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
können. und der Länder ermöglichen derzeit
nur maßnahmen-, nicht aber gebäu-
Stärker im Fokus der Öffentlichkeit debezogene Auswertungen. Zudem
steht aufgrund der überragenden decken geförderte Maßnahmen nur
politischen Bedeutung das Thema einen Teil der energetischen Sanie-
Energie- und Klimaschutz. Daher rungsaktivität ab. Private Investi-
kommt den Daten zur energetischen tionen können in erheblichem Umfang
Sanierung im Gebäudebestand eine ergänzend oder auch unabhängig
große Rolle zu. Im Rahmen des von einer Förderung durchgeführt
Energiekonzeptes der Bundesre- werden.
gierung wird bis 2050 ein nahezu
klimaneutraler Gebäudebestand in In der politischen Diskussion wird bei
Deutschland angestrebt. Hierfür Wohngebäuden von einer Sanie-
ist nach gängigen Berechnungen rungsquote von ungefähr einem
eine Erhöhung der energetischen Prozent ausgegangen. Diese Quote
Sanierungsrate von jährlich etwa 1 % wurde für den Zeitraum 2005 bis 2008
auf 2 bis 3 % erforderlich, um den ermittelt und leitet sich aus einer
Bestand einmal komplett in 50 bzw. Erhebung des Instituts für Woh-
40 Jahren zu sanieren. Bis zum Jahr nen und Umwelt und dem Bremer
2020 soll der Endenergieverbrauch Energie Institut aus dem Jahr 2010
im Wärmesektor (Wärmebedarf) um ab (BEI/IWU 2010). Die durch das
20 % gesenkt werden. Der nicht- BBSR geförderte Studie basiert auf
erneuerbare Primärenergiebedarf im rund 7.500 Gebäuden und hat im
Gebäudebereich soll bis zum Jahr Bereich Wärmeschutz ermittelt, dass
2050 in der Größenordnung von 80 % bei 42,1 % der Wohngebäude die
gesenkt werden (jeweils gegenüber Außenwand gedämmt ist. Gemittelt
dem Ausgangsjahr 2008). über alle Bauteile der Gebäudehülle
erhielt man für bis 1978 errichtete
Zur Messung der Fortschritte bei der Altbauten eine Modernisierungsrate
Sanierung des Gebäudebestands und von etwa 1,1 % pro Jahr. Die jährliche
zur Evaluation der Wirksamkeit von Sanierungsrate wurde in dieser Erhe-
6 Datenbasis zum Gebäudebestand | Energetische Sanierung
bung aus den vier Einzelmaßnahmen 2016c). Diese Stichproben-Ergeb- Somit liegen zwar belastbare Daten
Dämmung Außenwand, Dämmung nisse werden jährlich durch das zu Struktur und Volumen der Be-
Dach/Obergeschossdecke, Dämmung DIW Berlin mit makroökonomischen standsmaßnahmen und des ener-
Fußboden/Kellerdecke und Fenster- Modellrechnungen plausibilisiert getischen Sanierungsumfangs vor.
erneuerung berechnet. Die ener- und hochgerechnet (BBSR 2016a). Jedoch lässt sich hieraus keine
getischen Sanierungsraten für die Danach betrugen die Bauleistungen belastbare Aussage zur (energe-
einzelnen Bauteile unterscheiden an bestehenden Gebäuden im Jahre tischen) Qualität der Sanierungsmaß-
sich dabei erheblich. Einzelne 2015 im Wohnungsbau rund 130 Mrd. nahmen oder zur Entwicklung von
Wärmedämmmaßnahmen wurden in Euro, davon über 36 Mrd. Euro ener- Sanierungsquoten ableiten, da die
sogenannte Vollsanierungsäquiva- getische Sanierung. Die Entwicklung mit diesen investiven Maßnahmen
lente zusammengeführt, berücksichti- der energetischen Sanierungsak- erzielte Sanierungstiefe (Qualität der
gen jedoch nicht die Erneuerung von tivitäten in den letzten Jahren war erreichten Energieeffizienzniveaus) 6
1
Heizungsanlagen, die ebenfalls Effizi- dabei seit dem bisherigen Höhepunkt unbekannt ist. Es ist vorgesehen, die 0
2
/
enz- und Einsparpotenziale ermögli- 2011 mit damals nahezu 40 Mrd. Euro empirische Erhebung zu wiederholen, 9
0
chen. Jede Maßnahme wurde dabei rückläufig. Am aktuellen Rand ist auch zur Stützung der Berechnungen T
K
nach einem bestimmten Schlüssel allerdings wieder ein leichter Anstieg des Bauvolumens im Gebäudebe- A
P
gewichtet, der das Verhältnis der festzustellen (vgl. Abbildung). Dies stand. Die Relevanz dieser im Auftrag M
O
Heizwärmeeinsparungen wider- ergab eine energetische Modernisie- des BBSR durchgeführten Berech- K
n
spiegelt. Die daraus resultierenden rungsquote von 14 %, d. h. bei jeder nungen zeigt sich auch darin, dass e
s
flächengewichteten Gesamtmoder- siebten Wohnung wurde mindestens die Bundesregierung in ihrem vierten y
l
a
nisierungsraten (nur Wärmeschutz) eine energetische Maßnahme (Wär- Monitoring-Bericht zur Energiewen- n
A
liegen für den Zeitraum von 2005 bis medämmung an Dach oder Fassade, de (BMWi 2015) explizit auf die dort -
R
2008 bei 0,83 % des Gesamtbestandes Fenster- oder Türenaustausch, Er- ermittelten Investitionen im Gebäude- S
B
pro Jahr, bezogen auf den Altbau neuerung der Heizung, Solarthermie/ sektor Bezug nimmt. B
bis 1978 ohne Berücksichtigung der Fotovoltaik) durchgeführt. Einzelmaß-
Fenstersanierung bei 0,95 %. nahmen dominieren dabei deutlich. Sämtliche obigen Ausführungen
Definiert man eine Vollsanierung beziehen sich auf die energetische
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass als Modernisierungsmaßnahme, bei Sanierung des Wohngebäudebe-
die viel zitierte Sanierungsrate in denen vier und mehr Maßnahmen standes. Bei Nichtwohngebäuden ist
ihrer jetzigen Form kaum als poli- stattgefunden haben, lag die energe- die Festlegung einer Sanierungsquo-
tische Zielvorgabe geeignet ist. Sie tische Sanierungsquote 2014 nur bei te derzeit nicht möglich, da die Zahl
fußt auf einer Auswertung, die nur 0,2 %. Im Nichtwohnungsbau wurden der Gebäude als Bezugsgröße nicht
0,5 Promille des Gesamtbestands 57,6 Mrd. Euro in die Bestände inves- bekannt ist.
an Wohngebäuden repräsentiert. tiert, davon entfielen 16,8 Mrd. Euro
Die Quote muss darüber hinaus auf die energetische Sanierung.
Rückschlüsse auf die erreichte
energetische Qualität der sanierten
Gebäude zulassen, um Fortschritte
beobachten und die Wirkungsweise Entwicklung der energetischen Maßnahmen
im Wohnungs- und Nichtwohnungsbau (in Mrd. Euro)
von Maßnahmen besser verstehen zu
können. Dies kann sie nur, indem die
60,0
Datenbasis soweit ausgeweitet wird, 56,1
53,5 53,4 53,2
dass eine repräsentative Aufschlüs- 51,4 51,9
50,0
selung in Teilmärkte, Gebäudeklassen 16,3
und Maßnahmen möglich ist. Derzeit 14,9 15,5 15,4 16,1 16,8
40,0
ist eine Wiederholung der Erhebung
bei Wohngebäuden durch das IWU
30,0
Darmstadt mit verändertem metho-
dniascchhfeomlg eZnudsec hAnuitstf üahnrguenlaguefne nzu (msi ehe 20,0 38,6 39,8 37,9 36,0 35,7 36,4
aktuellen Stand der Forschung). 10,0
2014 wurde zum zweiten Mal nach 0,0
2010 2011 2012 2013 2014 2015
2010 eine repräsentative Befragung
Wohnungsbau Nichtwohnbau
zum Umfang der investiven Maß-
nahmen in den Gebäudebeständen Quelle: BBSR 2016a; eigene Darstellung auf Basis
der Erhebung der Heinze GmbH und der Berechnungen des DIW Berlin
durchgeführt (BBSR 2016b, BBSR
Datenbasis zum Gebäudebestand | Stand der Forschung 7
Stand der Forschung
Sowohl für Wohn- als auch für Parallel versuchen verschiedene Im Verbundprojekt „Forschungs-
Nichtwohngebäude sind aktuell Akteure, in aktuellen Forschungs- datenbank Nichtwohngebäude“ soll
wichtige Forschungsprojekte vorhaben vertiefte Informationen ein Datenbestand über Nichtwohn-
gestartet. Nach deren Abschluss zum Gebäudebestand zu erlangen. gebäude in Deutschland entstehen,
ist der Umgang mit den Ergebnis- Durch geeignete Stichproben können der einen Rückschluss von einer
sen zu prüfen; durch intelligente wichtige Anhaltspunkte gewonnen Nichtwohngebäudestichprobe auf die
Integration mit anderen Datenquel- werden. Das BBSR begleitet die bei- Verhältnisse der Grundgesamtheit
6 len könnten erhebliche Erkenntnis- den derzeit wichtigsten Projekte. aller Nichtwohngebäude erlaubt.
1
0 fortschritte erreicht werden. Das Projekt basiert auf Vorarbeiten
2
/
9 Im Rahmen der Forschungsinitiative des BBSR, wo in verschiedenen
0
T Zukunft Bau startete im Oktober Projekten die Methodik im Nicht-
K
A 2015 das Projekt „Datenerhebung zu wohngebäudebereich erarbeitet und
P
M energetischen Merkmalen und Mo- getestet wurde. Das mit 3,3 Mio. Euro
O
K dernisierungsraten im deutschen und ausgestattete Forschungsprojekt
n
e hessischen Wohngebäudebestand“. „ENOB:dataNWG“ wird aus dem
s
y Hier wird eine durch BBSR-Vorstu- Förderbereich „Energieoptimierte
l
a
n dien erarbeitete Konzeption umge- Gebäude und Quartiere“ im sechs-
A
- setzt. Das Land Hessen ist neben dem ten Energieforschungsprogramm
R
S
BBSR Drittmittelgeber; das Projekt der Bundesregierung finanziert.
B
B wird durch das IWU Darmstadt Fördermittelgeber ist das BMWi,
durchgeführt. Ziel des Vorhabens ist Verbundpartner sind IWU Darmstadt,
es, aktuelle und statistisch aussage- Leibniz-Institut für ökologische Rau-
kräftige Daten über die Fortschritte mentwicklung (IÖR), die Bergische
bei der energetischen Modernisie- Universität Wuppertal sowie die
rung des Wohngebäudebestandes Fakultät für Architektur und Bauinge-
abzuleiten. Insbesondere sollen nieurswesen, Fachgebiet Ökonomie
energetische Modernisierungsraten des Planens und Bauens (BUW-
hinsichtlich des Wärmeschutzes ÖPB). Das BBSR ist im Projektbeirat
und der Wärmeversorgung für den vertreten. Die Forschungsdatenbank
deutschen wie für den hessischen Nichtwohngebäude soll als Grund-
Wohngebäudebestand ermittelt lage für detaillierte Auswertungen
werden. Dazu wird deutschlandweit insbesondere zur energetischen Be-
und mit weiterem Schwerpunkt in schaffenheit von Gebäudehülle und
Hessen eine schriftlich-postalische technischen Anlagen sowie zu den
Befragung von Gebäudeeigentümern Modernisierungstrends im deutschen
durchgeführt, die die Gewinnung Nichtwohngebäudebestand im Hin-
von insgesamt 20.000 auswertbaren blick auf Maßnahmen der Energieeffi-
Gebäudedatensätzen (davon 10.000 zienz dienen. Ein wichtiger Parameter
Adressen in Hessen) zum Ziel hat. ist die Ableitung einer Modernisie-
Die Grundsteuerstellen der Städte rungsrate im Gebäudebestand. Die
und Gemeinden sollen die Eigentü- Auswertung der umfangreichen
meranschriften der vorgegebenen Informationen könnten erstmals
Wohngebäudeadressen ermitteln und belastbare Erkenntnisse über den
den Eigentümern die Befragungs- tatsächlichen Energieverbrauch im
unterlagen zusenden. So wird den Nichtwohngebäudebestand und den
Belangen des Datenschutzes Rech- Zusammenhang mit vereinfachten
nung getragen. Ergebnisse liegen Berechnungen des Bedarfs liefern.
voraussichtlich im Herbst 2017 vor.
Dritten soll es ermöglicht werden, auf Im Projekt werden klassische
die erhobenen Daten zuzugreifen, um Methoden der Stichprobenerhebung
eigene Auswertungen vornehmen zu mit den neuen Möglichkeiten der
können. Geoinformatik auf Basis georefe-
8 Datenbasis zum Gebäudebestand | Stand der Forschung
renzierter Hausumringe kombiniert. Bereich der gewerblichen Immobili- wende im Gebäudesektor wäre dies
Hausumringe sind Objekte mit enmärkte (vor allem Büro-, Einzelhan- jedoch eine wichtige Voraussetzung.
georeferenzierten Umringpolygonen, dels- und Logistikimmobilienmärkte) Ausnahme ist das vorgenannte
die die Gebäudegrundrisse des kann die Markttransparenz verbes- Forschungsvorhaben „Strukturdaten
Liegenschaftskatasters beschrei- sert werden, da auch kleinere Märkte zur Produktion und Beschäftigung
ben. Diese Hausumringe stellen die in ihrer Dimension und Struktur im Baugewerbe“ (BBSR 2016a)
Ziehungseinheit für die Stichprobe erfassbar sind. Sehr interessant sind in Verbindung mit dem bisher in
dar. Hierzu erfolgt ein Rückgriff auf zudem Untersuchungen zur Ballung größeren Zeitabständen durchge- 6
1
eine deutschlandweite Datenbank von unsanierten Immobilienbestän- führten Projekt zur empirischen 0
2
/
amtlicher Hausumringe. Ob ein den sowie zu den Modernisierungs- Erhebung der Struktur der Investi- 9
0
Hausumring (Gebäudegrundriss) und Instandsetzungsstrategien von tionstätigkeit in den Wohnungs- und T
K
tatsächlich ein Nichtwohngebäude bestimmten Eigentümergruppen. Ein Nichtwohnungsbeständen (BBSR A
P
ganz oder teilweise überdeckt, wird besonderer Nutzen der verschie- 2016b, BBSR 2016c). Hier werden M
O
im Rahmen einer Vor-Ort-Begehung denen Erhebungen besteht darin, die zumindest Zeitreihen zum Volumen K
n
entschieden. Die örtliche Bebauungs- geoinformatischen Methoden und der energetischen Sanierung sowie e
s
situation kann durchaus abweichen, Algorithmen zu evaluieren, mit denen zur Teil- und Vollmodernisierung y
l
a
wenn es sich zum Beispiel bei Nichtwohngebäude anhand von abgeleitet. Ein Rückschluss auf die n
A
einzelnen Hausumringen nur um Hausumringen identifiziert werden Qualität der durchgeführten Maßnah- -
R
S
Teile eines Gebäudes handelt. Dieses können. Dies ist besonders im Hin- men ist aber – wie bei allen anderen B
Screening soll an 100.000 Orten von blick auf ein regelmäßiges Monitoring Vorhaben – derzeit nicht möglich. B
Hausumringen durchgeführt werden, und für die Entwicklung effizienterer Alle derzeitigen Berechnungen zum
um wenige grundlegende Struktur- Verfahren zukünftiger Zensuserhe- Sanierungsfortschritt basieren auf
daten und Hinweise auf geeignete bungen des Gebäudebestands von stark annahmegestützten Szenarien,
Auskunftspersonen zu erheben. In großer Bedeutung. Die Ergebnisse weil fundamentale Informationen
der zweiten Stufe werden bis zu des Projekts sollen im Laufe des zur Trennung von Bauunterhalt und
10.000 ca. halbstündige Interviews Jahres 2019 vorliegen. Erstmals wird Sanierung, zur Sanierungstiefe und
durchgeführt, um die erforderlichen damit eine belastbare Hochrechnung -qualität, zu geförderten versus nicht
Gebäudedaten zu erheben. In einer zur Zahl und Struktur der Nichtwohn- geförderten Vorhaben sowie zu
dritten Stufe analysieren Energie- gebäude sowie zur deren energe- genehmigungspflichtigen und -freien
berater die energetische Qualität von tischen Qualität vorliegen. Bestandsmaßnahmen fehlen.
bis zu 1.000 Gebäuden vertieft, sofern
der Eigentümer die Bereitschaft dazu Wesentliches Defizit der darge- Nach Abschluss der beiden beschrie-
im Interview erklärt hat. stellten Vorhaben ist die jeweils nur benen größeren empirischen Erhe-
einmalige Datenerhebung. Es erfolgt bungen sollte der weitere Umgang
Auch aus immobilienwirtschaftlicher lediglich eine Momentaufnahme, mit den Ergebnissen geprüft werden.
Sicht ist eine räumlich differenzierte keine regelmäßige, kontinuierliche Ob durch die Kombination mit ande-
Untersuchung einzelner Segmente Erfassung der Daten. Für ein umfas- ren Datenquellen dabei signifikante
von Nichtwohngebäuden sowie der sendes Monitoring des Gebäudebe- Erkenntnisfortschritte zu erwarten
Alters-, Zustands- und Eigentümer- standes und einer damit verbundenen sind, wird die Zukunft zeigen.
strukturen von großem Interesse. Im erfolgreichen Steuerung der Energie-
Datenbasis zum Gebäudebestand | Fazit und Ausblick 9
Fazit und Ausblick
Das Ziel eines amtlichen Gebäude- Die Verbesserung der Datenlage zum plan 2050), dass Klimaschutzziele
registers wird einen langen Atem Gebäudebestand in Deutschland ist gegebenenfalls auch nicht nur über
benötigen. Der Umfang des Daten- von hoher politischer Bedeutung. gebäudespezifische Energieeffizi-
schutzes ist immer wieder hinsicht- So kann die Zielerreichung der enzziele (EnEV, Wärmedämmung)
lich der aktuellen Anforderungen Energiewende im Gebäudebereich zu erreichen sind, sondern dass die
und der technischen Möglichkeiten nur bei entsprechenden Informatio- gesamte Bandbreite an Technologie
der Digitalisierung zu überprüfen. nen über die Veränderungen des zur regenerativen Energienutzung
6 Neben weiteren Forschungsaktivi- energetischen Zustands der Gebäude und Effizienzverbesserung zu nutzen
1
0 täten könnte auch über den Zugriff überprüft werden. Derzeit wird in ist. Damit rücken auch energe-
2
/
9 auf bereits vorhandene Datenquel- der laufenden Debatte immer noch tische Quartiersentwicklungen (z. B.
0
T len ein erheblicher Informations- eine mögliche steuerliche Förderung dezentrale Energieversorgung durch
K
A gewinn entstehen. der energetischen Gebäudemo- Kraft-Wärme-Kopplung) in den
P
M dernisierung diskutiert, um durch Vordergrund und die Notwendig-
O
K Maßnahmen für eine verbesserte keit gebäudescharfer Daten könnte
n
e Energieeffizienz ein zusätzliches CO2- zukünftig vielleicht sogar abnehmen.
s
y Minderungspotenzial zu erschließen. Daneben sind aber auch andere
l
a
n Neben den Argumenten über die Politikfelder zu erwähnen, die drin-
A
- Finanzierung der steuerpolitischen gend verbesserte Daten zum
R
S Maßnahmen könnte eine verbes- Gebäudebestand benötigen. So
B
B serte Datenbasis einen Beitrag zur werden Informationen über alters-
Versachlichung der Debatte liefern. gerechte Wohnungen aufgrund der
Es besteht daher weiterhin ein erheb- demografischen Entwicklung immer
liches Erkenntnisinteresse für eine wichtiger.
umfassende Datenbasis über den
Gebäudebestand. Dies gilt sowohl für Derzeit laufen die Vorbereitungen
den Bund als auch für die Länder und für den nächsten Zensus 2021, wo es
im Besonderen für die Kommunen. nach aktuellen Abstimmungen bei
einer Vollerhebung bleiben soll. Das
Die Fokussierung dieser Publikation Bundesministerium für Umwelt, Na-
auf die energetischen Merkmale folgt turschutz, Bau und Reaktorsicherheit
einer Orientierung nach politischer (BMUB) strebt daher für den Zensus
Umsetzbarkeit. Bedingt durch die 2021 ein dauerhaftes Gebäuderegis-
Energiewende und den Klimawandel ter an. In der Diskussion steht eine
stehen diese Themen im Zentrum Erweiterung des Merkmalskatalogs
der Öffentlichkeit und weit oben auf hinsichtlich Kaltmiete, Leerstand und
der politischen Agenda. Die höchste energetischer Daten. Letztere sehen
politische Dringlichkeit ist daher eine Erfassung des Energieträgers
hinsichtlich der Datenverbesserung und der Energieausweise (Primär-
bei energetischer Qualität und Sa- oder Endenergiebedarf) vor. Merk-
nierungsaktivität gegeben. Sämtliche male zur Barrierefreiheit bzw. -armut
Prognosen und Sanierungsfahrpläne sollen in der geplanten Novellierung
basieren derzeit auf einer völlig des Mikrozensusgesetzes erfasst
unzureichenden Datenbasis. Es gibt werden. In der Ressortabstimmung
keine Quelle, die jährlich aktuell eine befindet sich derzeit die Frage eines
energetische Sanierungsrate für den dauerhaften Gebäuderegisters. Das
deutschen Gebäudebestand aufzeigt. Zensusgesetz soll 2018/19 verab-
Valide Aussagen über erforderliche schiedet werden.
Sanierungsquoten und Sanierungstie-
fen (Standard und Qualität) bedürfen Neben der – langfristig präferierten
daher einer besseren Grundlage. – Lösung eines amtlichen Gebäude-
Allerdings zeigen die laufenden registers und den Versuchen, aus
Diskussionen um einen energieneu- Forschungsvorhaben zumindest
tralen Gebäudebestand (Klimaschutz- einige gesicherte Erkenntnisse
10 Datenbasis zum Gebäudebestand | Fazit und Ausblick
zum Gebäudebestand zu gewinnen, Der Staatssekretärs-Ausschuss der und eng befristet für den Zweck der
seien an dieser Stelle zwei weitere Bundesregierung diskutiert derzeit Energieausweiskontrolle genutzt
Möglichkeiten benannt, wie sich der noch mit der BImA die Verbesserung werden; § 26e EnEV gibt Regeln für die
Informationsstand verbessern ließe. der Datenlage bezüglich gebäude- anschließende Anonymisierung vor.
Die größte Lücke betreffen Daten scharfer Verbrauchsdatenerfas-
für den Nichtwohngebäudebestand, sung, um den Anforderungen des Für den Bund ist ein Zugriff auf diese
wo nicht einmal die Anzahl der energetischen Sanierungsfahrplans Daten nicht möglich, da wegen da-
Produktions-, Handels-, Lager-, Büro- für Bundesliegenschaften gerecht tenschutzrechtlicher Bedenken keine
und Verwaltungsgebäude, Hotels, zu werden. Aufgrund der teilweise Rückschlüsse auf einzelne Gebäude
Gaststätten etc. verfügbar ist. Hier schlechten Finanzausstattung ist bezüglich der energetischen Daten
wären verstärkte Bemühungen um nicht anzunehmen, dass bei den öf- erlaubt sind. Der Bund erhält lediglich
eine amtliche Erfassung erforderlich. fentlichen Gebäuden der Bundeslän- beschnittene Datensätze auf Ebene 6
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Wie schwierig die Erlangung von der und der Kommunen die Datenlage der ersten beiden Postleitzahlen, um 0
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Informationen in diesem Bereich ist, wesentlich besser ist als beim Bund. personenbezogene Auswertungen zu 9
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zeigt beispielhaft das kleine Segment Die Deutsche Energie-Agentur hat verhindern. Trotz dieser erheblichen T
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von Bundesgebäuden. Angaben von über 50.000 Energieaus- Einschränkungen ist es denkbar, dass A
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weisen in ihrer eigenen Datenbank der Bund durch eine entsprechende M
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Für den Bestand an öffentlichen (dena 2015). Vereinbarung mit dem DIBt bei Ein- K
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Gebäuden im Bundesbereich sind verständnis aller 16 Länder ebenfalls e
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für die zivilen Liegenschaften der Auch beim zweiten alternativen Zugang zu den anonymisierten Daten y
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unmittelbaren Bundesverwaltung bei Ansatz hätte die öffentliche Hand aus der Energieausweiskontrolle n
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der Bundesanstalt für Immobilienauf- Möglichkeiten, das Informationsdefizit erhält. Diese Daten stehen laut § 26e -
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gaben (BImA) liegenschaftsscharfe erheblich zu minimieren. Seit Mai EnEV explizit nur den Kontrollstellen B
Zählerstände verfügbar. Derzeit 2014 müssen Energieausweise beim der Länder allgemein für Aufgaben B
scheitern die Bauverwaltungen aber Deutschen Institut für Bautechnik der Energieeinsparung zur Verfügung.
daran, hieraus plausible Energiever- (DIBt) im Auftrag der Länder zentral Gegebenenfalls wäre zwischen Bund
bräuche (Wärme, Strom) abzuleiten. registriert werden. Diese Registrie- und DIBt die Kostenfrage zu klären.
Bei den militärischen Liegenschaf- rung dient als Grundlage für eine Ein Zugriff auf diese Daten wäre eine
ten liegen die Energieverbräuche stichprobenartige Überprüfung der Voraussetzung für künftige BBSR-
inklusive deren Energieträger nur Energieausweise, die die Länder Projekte, die auf dieser Basis die
als Gesamtpaket vor, obwohl beim durchführen. Zu den erfassten Daten Verbesserung der Erkenntnislage zum
Bundesministerium der Verteidi- gehören Gebäudeeigenschaften wie Ziel haben. Daten, wie sie der Ener-
gung die Verbrauchsinformationen die Eigenschaften der wärmeüber- gieausweis vorsieht (Heizung, Fenster,
gebäudescharf vorhanden sind. tragenden Umfassungsfläche, die Art Dämmung, alternative Energiequellen
Dies ist für den Energiebericht der der heizungs-, kühl- und raumlufttech- etc.) müssen aufgrund verschiedener
Bundesregierung ausreichend, im nischen Anlagentechnik sowie der Berechnungsmethoden (Verbrauchs-
Sinne des Gebäudeinventars aber Warmwasserversorgung, Werte des und Bedarfsausweis) und der bisher
unbefriedigend. Bei den Liegenschaf- Endenergiebedarfs oder -verbrauchs freiwilligen Erfassung allerdings
ten der mittelbaren Bundesverwal- sowie des Primärenergiebedarfs kritisch betrachtet werden.
tung (Verwaltung durch die Länder) oder -verbrauchs für das Gebäude,
liegen Energieverbrauchsdaten nur wesentliche Energieträger für Heizung Mit diesen beiden Ansätzen könnten
in wenigen Fällen vor. Insgesamt und Warmwasser, Einsatz erneu- wertvolle Teil- und Zwischenergeb-
besteht nach wie vor ein Flicken- erbarer Energien und Nennleistung nisse generiert werden, insbeson-
teppich an Informationen und keine der inspizierten Klimaanlage etc. Die dere auf dem wichtigen Feld der
zentrale Erfassung des energetischen Komplettdatensätze müssen nach energetischen Gebäudesanierung.
Zustandes der Gebäude. Die im Rah- derzeitiger Rechtslage innerhalb von Voraussetzung hierfür wäre ein
men der jährlichen Gebäudeinventur zwei Jahren gelöscht werden. Die für konzentriertes und koordiniertes
durch die Bauverwaltung erhobenen die Kontrollen erhobenen, nicht ano- Vorgehen der Akteure auf Seiten der
Angaben werden offenbar nicht nymisierten Stammdaten dürfen auch öffentlichen Hand, um wesentliche
zentral erfasst und mit den Ver- durch die zuständigen Stellen der Län- Erkenntniszuwächse zu erreichen.
brauchsdaten der BImA kombiniert. der und durch das DIBt ausschließlich Um einen Fortschritt beim Thema des
Description:BBSR-Analysen. KOMPAKT 09/2016 Die BBSR-Analysen KOMPAKT erscheinen in unregelmäßiger. Folge. Mitteilungsblatt Nr. 253. April. 2016.