Table Of ContentFriedrich Schonweiss . Autonomie  und  Organisation
Beitrage  zur  sozialwissenschaftlichen Forschung 
Band  58 
Westdeutscher  Verlag
Friedrich  Schonweiss 
Autonomie  und  Organisation 
Die  sozialwissenschaftliche Mystifikation 
der Verselbstandigung von  Organisationen 
Westdeutscher Verlag
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek 
Schbnweiss,  Friedrich: 
Autonomie  und  Orqanisation:  d.  sozialwiss. 
Mystifikation d.·Verselbstandiqunq  von  Orqanisationen/ 
Friedrich Schbnweiss.  - Opladen:  Westdeutscher 
Ver I ag,  1984. 
(Beitraqe zur  sozialwissenschaftlichen 
Forschunq,  Bd.  58) 
NE:  GT 
~ 1984  Westdeutscher Verlaq  GmbH,  Opladen 
Umschlaqqestaltunq:  Hanswerner  Klein,  Opladen 
Druck  und  buchbinderische  Verarbeitunq: 
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ISBN-13: 978-3-531-11695-2  e-ISBN-13: 978-3-322-88676-7 
DOl: 10.1007/978-3-322-88676-7
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INHALT 
EINLEITUNG 
I.  AUTONOMIE  UND  ORGANISATIONS SOZIO 
LOGIE - DIE IDEOLOGISCHEN  SCHRANKEN 
EINES THEORETISCHEN ENTWURFS  7 
1 •  Intentionen und Risiken einer Ideologie..,. 
kritik  7 
1 .1.  Autonomie - organisationale conditio 
sine qua non?  7 
1 .2.  Ideologisierende Ideologiekritiken  14 
2.  Konstitution einer kategorial en Ideologie  25 
2.1.  Formale Organisation:  Die Radikalitat 
einer neuen Perspektive  25 
2.2.  Historisch-methodische Genese  31 
2.2.1.  Max WEBER:  "Rationale HerrschaFt" 
und "Organisation"  31 
2.2,2,  Talcott PARSONS:  "Organisation" und 
lIZ iel orientierung"  42 
2.2.3.  Niklas LUHMANN:  "Formale Organisa 
tion"  und  "MitgliedschaFt"  50 
3.  Ambivalenzen  eines paradigmatischen 
G eg ens tand es  58 
3.1.  Organisationstheoretische Endl ichkeiten  58 
3.2.  Besitzt die Organisationssoziologie ein 
Objekt?  62 
3.3.  "Organisation": Sozialer Sachverhalt 
oder Attribut?  68 
4.  Die SpeziFik des organisationssoziologi 
schen Gegenstands  76 
4.1.  Ausgangspunkte  76 
4.2.  Zur Dialektik der Zielbestimmtheit von 
"Organisation"  80 
4.2.1.  Die Zielkategorie:  Primare Maf3grol3e  80
- VI -
4.2.2.  Indifferenzen des organisationssoziolo 
gischen Zielbegriffs  84 
4.2.3.  "Organisation": abstrakt-reflexiver 
Selbstzweck  97 
5.  Oer Mystizismus eines formalistischen 
Paradigmas  101 
5.1.  Autonomie - ein organisationales Urbe 
durfnis?  101 
5.2.  n lusorische Kompensattonsversuche  107 
5.3.  Organisationale Oifferenzierung und or 
ganisationssoziologischer Oogmatismus  112 
5 .3 .1 •  Form ell e 0 ichotomis erung von Ind i 
viduum und Organisation  112 
5.3.2.  Korrespondenz eines technologischen 
Automatismus mit anthropologischen 
Konstanten  120 
II.  VERBANOSFORSCHUNG: FIXIERUNG VON 
AUTONOMISIERUNGSPROZESSEN AM I<ON 
KR ET EN  OBJ EKT?  130 
1 •  Gesellschaftswtssenschaftliche Implika 
te  130 
2.  Verbandsforschung und Organisations 
theorie:  Konkurrenz um einen Gegen-
stand  137 
3.  Strukturelle Ordnungskategorie "Ver-
band" ?  149 
4.  Oas Beurteilungsdilemma in der Ver 
bandsforschung  156 
4.1.  Organisationszwang versus unternehme 
rische Organisationsbedurftigkeit  156 
4.2.  Unternehmerverband: Instrument der 
Mitglieder oder Apparat externer Inter 
essen?  162 
4.2.1.  Prinzipielle Interessenidentitat mit 
der Mitgliedschaft?  162
- VII -
4.2.2.  Verband als repressiver Selbst 
zweck?  166 
4.2.3.  Autonomie:  Produkt verbandl icher 
Zielmodifikation?  172 
5.  R eproduktion organisationssoziologi 
scher Defizite  181 
III.  ZUR FUNKTION  DER EMPIRISCHEN SOZIAL 
FORSCHUNG  BEl DER REKONSTRUKTION 
SOZIALER ORGANISIERTHEITEN  186 
1 •  Der kompensatorische Charakter von 
Sozialforschung  186 
1 .1.  Methodologische Defizite  186 
1 .2.  Sozialforschung - soziologischer Deus 
ex machina?  197 
2.  Zur interaktiven Dimension der SoziaI-
forschung  210 
2.1.  Subjektivitat ais Gegenstandsdimension  210 
2.2.  Psychologische Affinitaten  216 
2.3.  Methodologische Barriere Alltagsbe 
wuf3tsein  227 
2.4.  Interpretative Sozialforschung: Das 
wissenschaftUche Objekt - eigentliches 
Subjekt der Forschung?  233 
n 
2.4.1.  Emanzipatorische  Ius ion en  233 
2.4.2.  Schranken der Selbstreflexivitat von 
Funktionstragern  240 
3.  Organisationswissenschaftl iche Kons equenzen  246 
ZUSAMMENFASSUNG  251 
ANMERKUNGEN  255 
LITERATURVERZEICHNIS  279
- 1 
EINLEITUNG 
DaB die organisierte Interaktion  von Individuen  zu Resulta 
ten fuhrt,  die den von ihnen gebildeten Zusammenhang zu 
einer ihnen unvermittelt gegenubertretenden Instanz werden 
lassen,  als deren  bloBes personales Inventar sie zu fungie 
ren haben, scheint ein Automatismus zu sein,  dem kaum 
eine konkrete Organisation sich zu entziehen vermag.  So 
notwendig das organisationale Engagement fur das moderne 
Individuum auch sein mag  - seine gesellschaftliche Partizi 
pation setzt weitgehend Organisiertheit bereits voraus -, 
so unzureichend  muBte deshalb  eine Charakterisierung von 
Organisation en bleiben,  die sich primar auf dieses funktio 
nale Moment kaprizierte. 
Wodurch allerdings dieser Umschlag bedingt ist,  durch den 
sich der  Organisationsbeitritt bei aller effektiven Entla 
stung doch eher als zusatzliche Hypothek fur die individuel 
le Lebensbewaltigung  erweist und der man sich dennoch
- 2  -
nicht entziehen kann,  ist ein Problem,  das sich dem sozial 
wissenschaFtlichen ZugriFF noch weitgehend  entziehen konn 
teo  Deutlich wird dies spatestens zu dem Zeitpunkt,  wo sich 
die Erwartung,  bei der BeFassung mit Einzelorganisationen 
durch den Rekurs auF theoretische Vorarbeiten wesentlich 
entlastet zu werden,  als allenFalls legitime Illusion erweist 
(1) • 
•Z  war hat sich mit der  0 r 9 ani sat ion s so z i 0 log i e  ein 
wissenschaFtlicher Teilbereich konstituiert,  der schon im 
mer die BeF assung  mit dem Autonomisierungsphanomen, al 
so jenen Tendenzen der Oligarchisierung, die in einer Ver 
selbstandigung von  Entscheidungstragern gegenOber  ihrer 
Klientel  resultieren,  als  eines seiner wesentlichen Anlie 
gen versteht.  Dat3 aber die Frage danach, inwieFern diese 
Tendenzen mit jenem Fundus an Motivationen,  die von den 
Mitgliedern in den organisational en Zusammenhang miteinge 
bracht werden  und  dem Spektrum an Handlungsperspektiven, 
die eine Mitgl iedschaFt FOr das organisierte Individuum  er-
6FFnen  aber auch bedingen kann,  in Zusammenhang zu brin 
gen sind,  Fast durchweg  eine untergeordnete Rolle spielt, 
sondern Autonomisierung wesentl ich als Prozet3 angesehen 
wird,  der sich allein auF die 'objektive'  Seite der Organisa 
tion beziehe,  weist auF R estriktionen,  die ganz oFFensichtlich 
als selbstverstandliche Komponenten  einer Organisations 
analyse und alles andere als Forschungshemmend angesehen 
werden. 
Der MitgliedschaFt wird  bei diesem Prozet3 der Konstitution 
organisationaler Autonomie,  wohl  in Antizipation des prak 
tischen Resultats,  vorschnell der eher passive Part Ober-
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lassen,  der sie als bloBes  Mat e ria 1  von organisationa-
l en Vorgangen  in Erscheinung  treten laBt - als ob nicht j ede 
Organisation die Zusammenfassung einer bestimmten Kate 
gorie von Individuen mit spezifischen Merkmalen ware,  so 
daB jede organisationale Entwick1ung nicht nur immer zu 
gleich als bestimmter Umgang  mit den auF der  'subjektiven' 
Seite vorliegenden Zielen und  Erwartungen,  sondern vor 
aHem auch a1s ProzeB verstanden werden muB, der wesentli 
che Momente seiner Dynamik aus  ebendiesem  subjektiven 
Motivations- und  Handlungspotenttal  bezieht,  durch das sich 
sch1 ief3l ich die Organisation uberhaupt erst konstituiert wie 
permanent reproduziert. 
Gerade die in der Mehrzahl der DeFinitionen von  "Organisa 
tion"  enthaltene Absetzung von reinen Zwangsmitgl iedschaf 
ten (wobei sich diese DifFerenz in mancher Organisationsty 
pologie wieder ver1 iert) - GOFFMAN  versucht,  diese Son 
derForm von Organisationen, die aus dem genuinen Organisa 
tionsbegriFF herausFallen,  mit dem 8egriFF der "tota1en  In 
stitution" auszugrenzen (2)  - hatte auF diesen Umstand auF 
merksam machen sollen.  Da dies jedoch zumeist nicht ge 
schah,  muB es nicht sonderlich verwundern,  daB bis1ang Ge 
genbewegungen zur allseits konstatierten Oligarchisierungs 
tendenz,  die etwa auf innerorganisatorische Prozesse zur 
Umverteilung von Entscheidungsgewichten zie1en,  kaum un 
tersucht wurden;  sie sCheinen keine organisationstheoreti 
sche Existenzberechtigung zu besttzen.  A1s  Grund1age sol 
cher restringierenden Strategien kann wohl  primar jenes 
Raster angesehen werden,  das vom Gros organisationsso 
ziologischer Versuche a1s Fragloser Ausgangspunkt betrachtet 
wird: Die  Formalisierende  Perspektive  besitzt