Table Of Content>AUFFÜHRUNG< UND >SCHRIFT<
GERMANISTISCHE SYMPOSIEN
BERICHTSBÄNDE
Im Auftrag der Germanistischen Kommission
der Deutschen Forschungsgemeinschaft und in Verbindung
mit der »Deutschen Vierteljahrsschrift
für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte«
herausgegeben von
Wilfried Bamer
XVII
>Aufführung< und >Schrift<
in Mittelalter
und Früher Neuzeit
Herausgegeben
von Jan-Dirk Müller
Verlag J.B. Metzler
Stuttgart · Weimar
Germanistische Symposien
Berichtsbände, XVII
Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme
Deutsche F orschungsgemeinschaft:
DFG-Symposion ... - Stuttgart ; Weimar : Metzler.
Früher nicht als Gesamttitel einer zeitschr.-artigen Reihe,
sondern als Zusatz des jeweiligen Stücktitels erfaßt
NE:HST
1994. >>Aufführung<< und >>Schrift<< in Mittelalter und früher Neuzeit.-1996
»Aufführung« und »Schrift« in Mittelalter undfrüher Neuzeit I
hrsg. von Jan-Dirk Müller.-Stuttgart; Weimar: Metzler, 1996
(DFG-Symposion ... ; 1994)
(Germanistische-Symposien-Berichtsbände ; 17)
ISBN 978-3-476-01423-8
NE: Müller, Jan-Dirk [Hrsg.]; 2. GT
ISBN 978-3-476-01423-8
ISBN 978-3-476-05562-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-476-05562-0
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© 1996 Springer-Verlag GmbH Deutschland
Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung
und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1996
Inhalt
WILFRIED BARNER: Vorbemerkung des Gesamtherausgebers
zum Berichtsband XVll der Germanistischen Symposien IX
JAN-DIRK MüLLER: Vorbemerkung ............. . XI
I.
Vortrag - Abbildung - Handschrift
am Beispiel der höfischen Lied-und Sangspruchdichtung
CHRISTOPH CORMEAU: Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
PETER STROHSCHNEIDER: »nu sehent, wie der singet!« Vom Hervortreten
des Sängers im Minnesang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
HEDWIG MEIER UND GERHARD LAUER: Partitur und Spiel. Die Stimme
der Schrift im >Codex Buranus< . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
HELMUT TERVOOREN: Die >Aufführung< als lnterpretament
mittelhochdeutscher Lyrik . . . . . . . . . . . . . . . . 48
THOMAS BEIN: Das Singen über das Singen. Zu Sang und Minne im
Minne-Sang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
MARTIN HUBER: Fingierte Performanz. Überlegungen zur Codifizierung
spätmittelalterlicher Liedkunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
GERHARD HAHN: Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der Frühgeschichte
des evangelischen Kirchenliedesam Beispiel Wittenbergs. . . . . . 107
JoACHIM BuMKE: Der unfeste Text. Überlegungen zur Überlieferungs-
geschichte und Textkritik der höfischen Epik im 13. Jahrhundert 118
MONIKA UNZEmG-HERZOG: Diskussionsbericht . . . . . . . . . . . . 130
n.
Partizipation - Mimesis - Repräsentation
in Liturgie, Recht und Hof
HORST WENZEL: Einführung. . . . . . . . . ..... 141
MICHAEL CURSCHMANN: Höfische Laienkultur zwischen Mündlichkeit
und Schriftlichkeit. Das Zeugnis Lamberts von Ardres . . . . . . . 149
VI Inhalt
HAIKO WANDHOFF: Gefährliche Blicke und rettende Stimmen.
Eine audiovisuelle Choreographie von Minne und Ehe in Hartmanns
>Erec< . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
WALTER HAUG: Die Verwandlungen des Körpers zwischen >Aufführung<
und >Schrift< . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
ELKE BRüGGEN: Inszenierte Körperlichkeit. Formen höfischer
Interaktion am Beispiel der Joflanze-Handlung in Wolframs
>Parzival< . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
INoRID BENNEWITZ: Der Körper der Dame. Zur Konstruktion von
>Weiblichkeit< in der deutschen Literatur des Mittelalters . . . 222
GERD ALTHOFF: Der König weint. Rituelle Tränen in öffentlicher
Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
GERT MELVILLE: Der Held-in Szene gesetzt. Einige Bilder und
Gedanken zu Jacques de Lalaing und seinem Pas d'armes de la
Fontaine des Pieurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
HELGA MEISE: Höfische Repräsentation im >Thesaurus picturarum< des
Marcus zum Lamm (1544-1606). 287
AcHIM DIEHR: Diskussionsbericht . . . . . 307
Abendvortrag
PAUL ZUMTHOR: Mappa Mundi und Performanz. Die mittelalterliche
Kartographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317
m.
Inszenierung von Gesellschaft -
Ritual - Theatralisierung
HANs ULRICH GuMBRECHT: Einführung ..... . 331
THoMAS HARE: Nohbody. The Perforrning Body in Japanese Medieval
Drama. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
SETH LERER: »Representyd now in yower syght«. The Culture of
Spectatorship in Late-Fifteenth-Century England . . . . . . . 356
GERHARD WoLF: Inszenierte Wirklichkeit und literarisierte Aufführung.
Bedingungen und Funktion der >performance< in Spiel-und
Chroniktexten des Spätmittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381
LIESELüTTE E. SAURMA-JELTSCH: Bildverfremdung gegen Bildverehrung.
Zu einigen Darstellungsstrategien in der nördlichen Tafelmalerei des
Spätmittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406
SEBASTIAN KLOTZ: Matte Idealität. Beobachtungen zu Schrift-und
Verhaltensformen im Quattrocento-Tanz . . . . . . . . . . . . 429
CHRISTIAN KIENING: Inszenierte Tode, ritualisierte Texte.
Die Totenklagen um Isabella von Bourbon (t1465) und Maria
von Burgund (t1482) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455
Inhalt VII
SYLVIA HuoT: Drama and Exemplarity in the Narrative Text. Reader
Responsestoa Passage in the >Roman de Ia Rose<. 494
UTE VON BLOH: Diskussionsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508
IV.
Verkörperung von Texten - Texte in Körpern
ERICH KLEINSCHMIDT: Einführung . . . . . . . . . . . . . 525
ANDREAS KABLITZ: Der Fürst als Figur der Selbstinszenierung -
Machiavellis >Principe< und der Verfall mittelalterlicher Legitimationen
der Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530
JosEPH VOGL: Die zwei Körper des Staates . . . . . . . . . . . . . . . . 562
WoLFGANG HARMS: In Buchstabenkörpern die Chiffren der Welt lesen.
Zur Inszenierung von Wörtern durch figurale oder verdinglichte
Buchstaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 575
WOLFGANG SCHÄFFNER: Schauplatz der Topographie.
Zur Repräsentation von Landschaft und Körper in den Niederlanden
(1550-1650) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596
BARBARA KüRTE: Körpertext im Schrifttext Eine Skizze zur Evolution
des nonverbalen semiotischen Systems im englischen Roman des
18. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 617
HILMAR KALLWEIT: Ausdruck: Homogenisierung des Textes ans
>lebendige Princip< in Seele und Körper 633
STEPHANIE KRATZ: Diskussionsbericht . . . . . . . . . . . . . . 654
Verzeichnis abgekürzt zitierter Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . 663
Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666
Vorbemerkung des Gesamtherausgebers
zum Berichtsband XVII
der Germanistischen Symposien
Dem vorangegangenen Berichtsband XVI der Germanistischen Symposien hat
Albrecht Schöne als Initiator und Hauptverantwortlicher der Symposienreihe
»Nachbemerkungen« angefügt, die über zwei Jahrzehnte eindrucksvoll Rechen
schaft geben und zugleich die Zukunft anmahnen. Dem soll hier, zu Beginn von
Berichtsband XVII, eine erbetene kurze »Vorbemerkung« entsprechen.
An vorderster Stelle steht der Dank an Albrecht Schöne, daß er das Konzept
dieser Reihe im richtigen Augenblick entwickelt und mit Anregungskraft und
Konsequenz zugleich lebendig erhalten hat. Die Senatskommission für Germa
nistische Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat im Mai 1990
beschlossen, mir die weitere Hauptverantwortung für die Symposienreihe zu
übertragen. Ich habe sie, nach einigem Überlegen, schließlich gerne übernom
men, weil die Germanistischen Symposienangesichts der besonders schwierigen
Lage des Fachs in Deutschland eines der wichtigsten, produktivsten Instrumente
der Forschungsanregung und Forschungsförderung darstellen. Dies gilt es auch
bei knapper gewordenen öffentlichen Mitteln unbedingt zu erhalten. Ans Sparen
wurde bereits unaufgefordert gedacht, indem beispielsweise die Teilnehmerzahl
reduziert wurde.
Mit dem von Jan-Dirk Müller herausgegebenen Berichtsband XVII tritt in
Buchform das erste Symposion ans Licht, für das ich schon in der frühen Pla
nungsphase mitverantwortlich war. Als nächste Bände werden >Poststrukturalis
mus. Herausforderung an die Literaturwissenschaft< (Steinheim 1995, herausge
geben von Gerhard Neumann) und >Kanon Macht Kultur< (Steinheim 1996,
herausgegeben von Renate von Heydebrand) erscheinen. Die Reihe hält damit,
wie schon die Titel erkennen lassen, an den beiden Prinzipien der Interdiszipli
narität und des aktuellen Forschungsinteresses fest. Anregungen und konstruk
tive Kritik sind auch künftig willkommen.
Wilfried Barner
Vorbemerkung
Die Beiträge diese Bandes gehen aus einem von der Deutschen Forschungs
gemeinschaft veranstalteten Symposion hervor, das im September 1994 in der
Tagungsstätte des Klosters Seeon veranstaltet wurde. Mit dem folgenden Text
waren interessierte Wissenschaftler aufgefordert worden, Exposes einzurei
chen, auf Grund derer dann der Kreis der Teilnehmer endgültig ausgewählt
wurde:
>Aufführung< und >Schrift< in Mittelalter und Früher Neuzeit
1994 im Kloster Seeon
Im Auftrag der Germanistischen Kommission der Deutschen Forschungsge
meinschaft soll vom 26.-30.9.1994 im Kloster Seeon (Obb.) ein internationales
Symposion über das Thema >Aufführung und Schrift< stattfinden. Es folgt orga
nisatorisch dem Muster der DFG-Symposien, deren Folge mit dem Barock-Sym
posion des Jahres 1974 eröffnet wurde.
In jüngeren Forschungen hat sich die Einsicht durchgesetzt, daß die volks
sprachliche Literatur des Mittelalters und noch der Frühen Neuzeit weniger in
der Schrift als in der >Aufführung< (performance) lebt.Anders als in der Modeme
haben sich spezifisch theatralische Gattungen wie das Drama noch nicht durch
weg gegenüber dominant schriftgebundenen Gattungen wie Roman, Erzählun
gen, Lyrik o.ä. ausdifferenziert. Vielmehr ist literarische Rezeption in der Regel
>Kommunikation unter körperlich Anwesenden<. Die Übermittlung von Texten
ist an die mündliche Aktualisierung, an die Stimme, an Gesten, an Zeichen, an
Inszenierung und bestimmte Situationen gebunden. Die Aufführung von Litera
tur vollzieht sich im Rahmen einer überschaubaren Öffentlichkeit, in die jeder
Anwesende mit allen seinen Sinnen einbezogen ist. Der schriftlich überlieferte
Text ist oft nur Stütze eines derartigen Vollzuges und Element einer alle Sinne
affizierenden Inszenierung, ja der Schrift selbst wird Aufführungscharakter zu
geschrieben. Mit fortschreitender Verschriftlichung verselbständigt sich der ver
schriftliche Text zwar gegenüber seinen Realisationen in Aufführungen, doch
wird er bis in die Frühe Neuzeit hinein immer wieder an derartige Realisationen
zurückgebunden. Erst allmählich setzt sich einsame Lektüre durch, und wird der
literarische Text als ein situationsunabhängig gültiges, geschlossenes Gebilde
von seinen möglichen Aktualisierungen abgehoben. Gleichwohl prägten lange