Table Of ContentKÖLNER ZEITSCHRIFT FÜR SOZIOLOGIE UND SOZIALPSYCHOLOGIE
Berau.gegeben von ProL Dr. ReM König im Forschungsinstitut für Soziologie der Universität zu Köln
Redaktiousackretäre: Dr. Frib Sack und GünJer Albrscht, Universität zu Köln
© 1969 We.tdeutacher Verlag GmbH, Köln und Opladen
REDAKTIONELLE BEMERKUNGEN
Die Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie ist eine neue Folge der bis zum Jahre 1934 erschienenen Vierteljahre. ..
hefte für Soziologie. Dieser 21. Jahrgang der "Zeitschrift" bildet in der Reihenfolge der "Vierteljahreshefte" den 33. Jahr. .
gang. AUe redaktionellen Zuschriften und Sendungen bitten wir nur an die Redaktion der Kölner Zeitschrift für Soziologie
und Sozialpsychologie, 5 Köln 41, ZUlpicher Straße 182, zu richten. Geschäftliche Zuschriften, Anzeigenaufträge UIW. nur an
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Printed in Germany.
SONDERHEFT 13
ASPEKTE DER ENTWICKLUNGSSOZIOLOGIE
ASPEKTE
DER ENTWICKLUNGSSOZIOLOGIE
IIerausgegeben von
RENE KÖNIG
unter Mitarbeit von
GÜNTER ALBRECIIT
WOLFGANG FREUND
und
DIETER FRÖIlLICII
WESTDEUTSCIIER VERLAG· KÖLN UND OPLADEN
ISBN 978-3-663-00406-6 ISBN 978-3-663-02319-7 (eBook)
DOI l0.1007/978-3-663-02319-7
Inhaltsübersicht
1. Teil: Einführung
über einige offene Fragen und ungelöste Probleme der Entwiddungsfor-
sdlUng. Von Prof. Dr. Rene König, Köln .......................... 9
11. Teil: Ideologien und Realitäten
Die Bedeutung der Revitalisationsbewegungen für den sozialen Wandel in
den Entwiddungsländern. Von Prof. Dr. Bryce Ryan, Miami, Fla. .... 37
Ideologie und Realitäten in Afrika. Von Dr. Bruno Haller, Straßburg .... 66
Bemerkungen zur geistigen Situation afrikaniswer Eliten aus der Siwt der
Akkulturations- und Heilserwartungsproblematik. Von Dr. Hannes
Kamphausen, Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Katholizismus, Vaudou und Ideologie im sozio-kulturellen Entwiddungs
prozeß der Republik Haiti. Von Dipl.-Volksw. Frantz Thebaud, Köln.. 122
Typiswe ideologiswe Reaktionen arabiswer Intellektueller auf das Ent-
widdungsgefälle. Von Uwe Simson, z. Z. Ankara .................... 136
Das indiswe Dilemma. Neo-Hinduismus, Modernismus und die Probleme
der wirtswaftliwen Entwiddung. Von Maria Mies, Köln ............ 163
Die Cargo-Bewegung im südliwen Madang-Distrikt von Neuguinea. Moti
vation, Mittel und Wirkungen. Von Prof. Dr. Peter Lawrence, Univer-
sity of Queensland, Australien .................................. 182
111. Teil: Probleme des sozialen Wandels
Indien - am Vorabend der Revolution? Von Privatdozent Dr. Detlef Kan-
towsky, Konstanz ........ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 219
Alte und neue Eliten in einem Entwicklungsland. Die Akademiker in der
afghaniswen Gesellswaft. Von Dipl.-Volkswirt Hans-Henning Sawitzki,
Köln........................................................ 237
6 I nhaltsübersimt
Massentonrismns ans der Industriegesellschaft in die Dritte Welt. Von
Dipl.-Volkswirt Lothar Nettekoven, Köln ........................ 257
Erziehung und politischer Wandel in Schwarzafrika. Von Dr. Theodor
Han/, Freiburg .............................................. 276
Lateinamerika: Die Hegemoniekrise und der militärische Staatsstreich.
Von Prof. Dr. lose Nun, Buenos Aires.. . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . .. 328
IV. Teil: Einige theoretisdr-e Probleme
Politische Herrschaft und wirtschaftliche Entwicklung. Macht und Herr
schaft als Kategorien der Entwicklungssoziologie. Von Privatdozent Dr.
Karl-Dtto Hondridr-, Köln ...................................... 367
Innovation und Partizipation. Diffusionspolitische Erfahrungen aus der
Entwicklungsregion Sizilien. Von Privatdozent Dr. Horst Reimann,
Heidelberg .................................................. 388
Was kann unter einer "Bewegung" verstanden werden? Von Dr. Florian
Deltgen, Köln ................................................ 410
Die "Subkultur der Armut" und die Entwicklungsproblematik. Von Günter
Albredr-t, Köln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 430
Multilingualismus und der Aufbau der Nation. Von Dr. Dieter Fröhlidt,
Köln........................................................ 472
Nationalismus in einem "Entwicklungsland": Der Fall Brasilien. Von
Franz-Wilhelm Heimer, Freiburg ................................ 491
Unterentwicklung in strukturalistischer Sicht. Von Dr. Wo I/gang Slim
Freund, Köln ................................................ 517
Verhaltenstheoretische Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung.
Von Prof. lohn H. Kunkel, Tempe, Arizona. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 552
V. Teil: Höhere Ausbildung und Forsdr-ung
Betrachtungen über einige Aspekte der Hochschulbildung in Afrika. Das
Beispiel des französischsprachigen Afrika. Von Dr. Samuel Kodjo, Lome
(Togo) ...................................................... 587
Empirische Sozialforschung in einem Entwicklungsland. Von den Erfahrun
gen eines Soziologen in Äthiopien. Von Dr. Sieg/ried Pausewang, z. Z.
Addis Abeba ................................................ 606
Inhalt.iiber.idlt 7
VI. Teil: Bibliographie
Bibliographie ausgewählter neuerer sozialwissensmaftlimer Literatur über
Indien. Zusammengestellt von Priv.-Doz. Dr. Detlel Kantowsky (Kon-
stanz), Dr. Eckehard Kulke und 1akob Rösel, Freiburg .............. 626
Bibliographie ausgewählter neuerer sozialwissensmaftlimer Literatur über
Südostasien (Indonesien, Philippinen, Tailand, Malaysia, Singapur). Zu
sammengestellt von Theodoric L. Dom und Michael Fremerey, Freiburg 652
Bibliographie ausgewählter neuerer Literatur über Lateinamerika. Zusam-
mengestellt von Ulrich Fanger unter Mitarbeit von Franz W. Heimer,
Andreas Thimm und Barbara Ziervogel, Freiburg .................. 680
Bibliographie ausgewählter neuerer sozialwissensmaftlimer Literatur über
Smwarzafrika. Zusammengestellt von Dieter von Schrötter und 1ürgen
H. Wolll, Freiburg ............................................ 717
Ausgewählte Bibliographie der sozialwissensmaftlimen Literatur über
Nordafrika. Zusammengestellt von Peter Walzinger, Freiburg ........ 767
Bibliographie der sozialwissensmaftlimen Literatur über Türkei - Iran -
Afghanistan. Zusammengestellt von Nina Berger (Persien), Ursulla
Schillinger (Afghanistan) und Rolf Sator (Türkei), Freiburg . . . . . . . . .. 788
Bibliographie der sozialwissensmaftlimen Literatur über den Arabismen
Vorderen Orient. Zusammengestellt von Karl Amman, Freiburg ...... 796
I. Teil: Einführung
"OBER EINIGE OFFENE FRAGEN UND UNGELÖSTE PROBLEME
DER ENTWICKLUNGSFORSCHUNG
Von Rene König
I
Das 18. und 19. Jahrhundert gehörte mit dem sozialen Aufstieg der Arbeiter.
klasse in den Industriegesellsmaften dem Aufbau des Sozialismus als Antwort
auf die "soziale Frage", das 20. und 21. Jahrhundert wird dem Ausbau eines
neuen geistigen Systems der sozialen Weltgestaltung gehören, das wohl oder
übel die Herausforderung lösen muß, die mit dem Zerfall der Welt in arme und
reime Nationen gesetzt ist. Diese Herausforderung gewinnt insofern eine hömst
gewimtige Bedeutung für unsere Gegenwart und die Zukunft, als sie sim keines·
wegs erst seit gestern angebahnt hat, etwa seit dem Ende des zweiten Welt·
krieges, wie so viele kurzatmige Analytiker meinen; vielmehr ist sie mit ihren
entsmeidenden Anfängen genauso alt wie die kritisme Entwiddungsphase des
Industriezeitalters, die mit der Erfindung der Dampfmasmine durm James Watt
im Jahre 1769 anhebt.
Bis zu diesem Augenbli«k lebten die alten Kulturen in Ost und West, in Nord
und Süd ungefähr auf dem gleimen Fuße, wobei man vielleimt sagen kann, daß
man me der heute als wirtsmaftlim unterentwi«kelt bezeimneten Kulturen da·
mals zuzeiten sogar eine gewisse überlegenheit über die europäismen hatten.
Man denke nur an den wirtsmaftlimen Vorstoß indismer Textilien nam Europa
im 16. Jahrhundert nam Entde«kung des Seeweges nam Ostindien, der sim im
17. Jahrhundert derart steigerte, daß im Zeitalter des Merkantilismus kein
geringerer als Jean Baptiste Colbert den Import der "Indiennes", bedru«kter
Baumwollstoffe, im Jahre 1681 verbot. Die indismen Stoffe waren damals besser
und smöner als die in Europa fabrizierten Güter der gleimen Art; trotz aller
Verbote entstand in kürzester Zeit eine ausgespromene Modeströmung, welme
diese Stoffe im 18. Jahrhundert denkbar populär mamte. Ähnlimes wäre von
den orientalismen Seidenindustrien zu sagen.
So konnte Charles Moraze in seinem Gesmimtsportrait des 19. Jahrhunderts
folgendermaßen zusammenfassen: "Um 1780 bestand zwismen den alten Kul·
turen, den minesismen und den indismen, denen des Halbmondes und denen
des Kreuzes, eine beinahe gleimwertige Koexistenz 1." Damit war eine Ausein·
andersetzung zu ihrem Ende gekommen, die viel früher die Europäer bzw. das
10 Rene Kömg
"Abendland" als von den östlimen Völkern politism bedroht hatte ersmeinen
lassen, woraus man wohl auf eine Smwäme Europas sc:hließen kann, sic:h der
Angriffe aus außereuropäisc:hen Räumen, speziell im Osten und Südosten, aber
auc:h im Westen nac:h der Eroberung Spaniens durm die Araber, zu erwehren.
Der Vorstoß der Europäer in die übrige Welt, speziell im Kolonisationszeitalter,
war nur eine späte Antwort auf die Expansion der Völker des Ostens. Allerdings
gesc:hah dies nic:ht nur mit einer neuen Gesinnung, sondern gleimzeitig mit
Hilfe von neuen Tec:hniken, denen ursprünglic:h bestenfalls die Chinesen etwas
einigermaßen Gleic:hwertiges entgegenzusetzen gehabt hätten, was aber als Folge
innerer politisc:her Sc:hwäc:he der Mandschu Dynastie spätestens seit 1800 nic:ht
mehr zu erwarten war. So entfaltete sic:h die Eroberung der Welt durc:h die euro·
päisc:hen bürgerlic:hen Kulturen in reißender Gesc:hwindigkeit und praktisc:h
ungehindert.
Bisher ist diese Gesmimte aussmließlim aus dem Gesic:htswinkel Europas
gesmrieben worden; es wäre aber an der Zeit, sic:h zu vergegenwärtigen, was in
den eroberten, respektive kolonialisierten Kulturen damals vor sic:h ging. Denn
die heutige sogenannte wirtsmaftlic:he Unterentwicldung ist mindestens teilweise
eine Folge dieses Prozesses. Sie ist es allerdings nur teilweise; denn in der glei.
c:hen Periode erheben sic:h die Vereinigten Staaten von Amerika nac:h der Ab·
wendung von England und nam der Unabhängigkeitserklärung von 1776 zur
ersten "Neuen Nation", die allerdings weitestgehend aus Abstämmlingen euro·
päisc:her Auswanderer aufgebaut war 2. Bald folgen unter anderen Voraus.
setzungen ähnlime Revolutionen im viel früher spanisc:h kolonisierten Latein·
amerika. 1783, am Ende des nordamerikanisc:hen Unabhängigkeitskrieges, wird
Simon Bolivar geboren, mit dem die spanisc:he Kolonialherrsc:haft in Latein·
amerika zu Ende geht. Während die auf dem neuen Kontinent geborenen Ab.
kömmlinge der spanismen Eroberer und die Mismlinge (Kreolen und Mestizen)
diese Entwicklung tatkräftig gegen die "Hidalgos" an die Hand nehmen, bleiben
die Indianer zunäc:hst vergessen. Lateinamerika macht die ersten Smritte des
Industriesystems mit, ohne daß jedoc:h die Indianer in diese Bewegung integriert
worden wären. Sie kommen bestenfalls zum Zuge (schon damals) durm das
Militär oder das Banditenwesen, oder sie dämmern dahin in dumpfer Erinnerung
an ihre kaum bewußte vergangene Größe, um erst im 20. I ahrhundert allmählich
wieder hervorzutreten. Damit beweist Lateinamerika im Gegensatz zu Nord·
amerika schon früh eine Mehrsc:hic:htigkeit der Unterentwicklung, indem es
nämlic:h nur die ersten Schritte der industriellen Revolution vollzieht und dann
genau wie Süd· und Westeuropa stehenbleibt. Im Gegensatz zu Italien und
Spanien finden sich in vielen Ländern Lateinamerikas noch nennenswerte India·
nerkulturen, die entweder als Völkertümer einstmals großer Reic:he oder als
"primitive Naturvölker" dahinvegetieren und ein Leben abseits vom frühen
Offene Fragen und ungelöste Probleme der Entwicklungs/orsmung 11
Industriekapitalismus führen. In Brasilien kommen dazu noro die afrikanisroen
Negersklaven, die eine proletarisroe Misrokultur bilden, bevor noro der frühe
Kapitalismus ein anderes Proletariat sroaffen kann. Für jeden Teil gibt es
besondere Entwiddungsprobleme, da die versroiedenen eigenzeitliroen Kulturen
Lateinamerikas einander nirot durrodringen, sondern zumeist nur nebenein
anderliegen. Bewegen siro die lateinamerikanisroen Wirtsroaftssysteme zu
närost am Anfang des Jahrhunderts fast im Gleirosroritt mit den Vereinigten
Staaten, so fallen sie bald zurück, ungefähr naro Durroführung der ersten Eisen
bahnbauten (erstaunliro früh, seit ca. 1850). Wir wollen bemerken, daß dieses
Stehenbleiben gerade ni rot durro Kolonisation bedingt ist; denn diese Phase ist
ja für Lateinamerika spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts zu Ende ge
gangen; von einem nordamerikanisroen Kolonialismus kann damals auro noch
keine Rede sein. Also muß es für die stockende Entwicklung Lateinamerikas
andere Ursaroen geben, deren Wurzeln im 18. Jahrhundert, vielleirot sogar
früher, gesurot werden müssen.
Es liegt nahe, hier die Frage der Konfession heranzuziehen, indem die Ent
wicklung der Vereinigten Staaten weitgehend durro Protestanten, die Latein
amerikas dagegen durch Katholiken vermittelt wurde. Genau wie in Europa die
im strengen Sinne katholisroen Länder Italien und Spanien lange in relativer
wirtsroaftliroer Unterentwicklung verharrten, blieb das mehrheitliro katholisroe
Lateinamerika auf einer frühen Entwicklungsstufe des Industriekapitalismus
stehen. Es wäre damit eine Art Parallelfall zu der seit 1760 stagnierenden Ent
wicldung der frankophonen Kanadier in Quebec. Der nur wirtsroaftliro und nirot
politisro bedingte "Sekundärkolonialismus" des 20. Jahrhunderts, der weit
gehend von den Vereinigten Staaten ausstrahlt, ist also nirot die Ursaroe, sondern
bestenfalls die Folge dieser Unterentwicklung, die erst in unseren Tagen neuen
Bewegungen zu weiroen beginnt. Dazu gehört auro die von Emilio Willems
gesroilderte Rolle der protestantisroen Sektierer in Lateinamerika 3. Wir können
aber diesen Fragen hier nicht im einzelnen narogehen, die letztliro verbunden
sind mit der Entwicklung des Industriesystems insgesamt. Wir haben diese
Probleme einzig erwähnt, um zu sagen, daß man sroon ziemliro weit ausholen
muß, um die Anfänge der Entstehung "Neuer Nationen" zu erfassen und um
damit die verschiedenen Ansätze zur Befreiung aus dem wesentliro europä
ischen Kolonialsystem und damit zugleich die Entwicklungsanstöße in Richtung
des Industriesystems in den Blick zu bekommen. Der Vorteil einer solchen Be
trachtungsweise liegt auf der Hand: er hilft uns, die Kurzatmigkeit jener Be
trarotungsweise zu überwinden, welroe die Entwicklungsproblematik in diesem
besonderen Sinne erst naro 1945 anheben läßt.
Beginnt letztliro die lateinamerikanische Emanzipation in dem Augenblick,
da die Französisroe Revolution - also eine rein europäische Erscheinung - ihre