Table Of ContentArbeit, Sozialisation, SexualiUit
Lehrbuchreihe
zur sozialwissenschaftlichen Frauen- und
Geschlechterforschung
der Sektion Frauenforschung in der
Deutschen Gesellschaft fur Soziologie
Band 1
Andrea Btihrmann
Angelika Diezinger
Sigrid Metz-Gockel
Arbeit, Sozialisation, Sexualitat:
Zentrale Felder der Frauen
und Geschlechterforschung
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Gedruckt auf saurefreiem und alterungsbestandigem Papier.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Ein Titeldatensatz fUr diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhaltlich
ISBN 978-3-8100-2863-1 ISBN 978-3-322-99830-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-99830-9
© 2000 Springer Fachmedien Wiesbaden
Ursprunglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 2000
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unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikro
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Inhalt
Einleitung Band 1 ................................................................................ 9
Kapitell
Arbeit im weiblichen Lebenszusammenhang:
Geschlechtshierarchische Arbeitsteilung
als Ursache der Geschlechterungleichheit ...... ........ .......... ......... 15
1. Die Entdeckung des weiblichen Lebenszusammenhangs .......... 20
2. Private Hausarbeit als Frauenarbeit ............................................ 29
3. Zwischen Familie und Beruf:
Frauen als besondere Arbeitskrafte ............................................ 46
4. Entwicklung und Gestalt der Frauenerwerbstatigkeit .................. 58
5. Entwicklungstendenzen im Geschlechterverhaltnis:
Alte und neue Konfliktlagen ......................................................... 80
Kapitelll
Sozialisation der Geschlechter:
Von der Geschlechterdifferenz zur
Dekonstruktion der Geschlechterdualitat .................................. 103
1. EinfOhrung ................................................................................. 103
2. Vom Defizit zur Differenz ............ ........ .............. ...... ............ ....... 105
3. Differenzierung und kulturelles System
der Zweigeschlechtlichkeit .. ........ ................ ............ .......... ........ 106
4. Geschlecht als Interaktion und soziale Konstruktion ................. 107
5. Dekonstruktion und Geschlechterdifferenz ................ ............... 110
6. Uberleitungskommentar zu den ausgewahlten Texten ............. 112
7. Empirische Studien zur Geschlechtersozialisation ................... 113
8. Ausgewahlte weiterfOhrende Literaturhinweise ......................... 114
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Kapitellil
Von der Konstatierung einer unterdrOckten
weiblichen Sexualitat zur Frage nach der
Konstitution weiblichen Begehrens ........................................... 193
1. Die Politisierung von Sexualitat ................................................. 198
2. Die Kritik an Freuds Thesen zur psychosexuellen Entwicklung 216
3. Die ,Entdeckung' des lesbischen Begehrens ............................ 234
4. Von der sexuellen Identitat zur Politik des Selbst ..................... 253
Editorial zum Gesamtwerk:
EinfGhrung in die sozialwissenschaftliche
Frauen- und Geschlechterforschung
Diese EinfOhrung in die Frauen- und Geschlechterforschung ist fOr Studieren
de an Universitaten und Fachhochschulen konzipiert. Sie umfaBt bisher drei
Bande:
I. Arbeit, Sozialisation und Sexualitat: Zentrale Felder der Frauen- und
Geschlechterforschung
II. Methodologische Erorterungen. Feministische Traditionen, Konzepte,
Dispute
II. Dis/Kontinuitaten: Feministische Theorie
Unsere - und nicht nur unsere - Erfahrungen in der Lehre haben uns gezeigt,
dass zwar viele Studierende das Lehrangebot Frauen- und Geschlechterfor
schung selbstverstandlich als eines unter vie len wahrnehmen. Aber die Ge
schichte der Frauenforschung sowie ihr wissenschaftskritischer Impuls wer
den kaum mehr nachvollzogen und oft werden ausschlieBlich Sekundartexte
gelesen. Daher stammt die Idee, Studierende mit kommentierten AuszOgen
aus zentralen Quellentexten wieder zu einer kritischen Reflexion zu ermuti
gen. Wahrend die Bande I und II TextauszOge enthalten, die sich auf die
wichtigsten Aussagen zu bestimmten Positionen konzentrieren, sind im Band
III vollstandige Texte abgedruckt, urn Studierenden auch den Aufbau von
Argumentationen nachvollziehbar zu machen.
Band I soli den Einstieg in die Frauen- und Geschlechterforschung an hand
zentraler Forschungsfelder v.a. Studienanfangerinnen bzw. Studienanfangern
an Universitaten und Fachhochschulen erleichtern. Der Band II wendet sich
an Studierende, die sich fOr Methodologie und empirische Methoden der
Frauen- und Geschlechterforschung interessieren. Band III ist fOr Studierende
gedacht, die sich vertieft und intensiv mit komplexen theoretischen Fragen
auseinandersetzen wollen.
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Bei der Textauswahl haben sich die Herausgeberinnen von folgenden 0-
ber/egungen leiten lassen: es wurden Texte ausgewahlt,
• die wichtige Positionen und Perspektiven bzw. zentrale Aspekte im Rah
men der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung
thematisieren,
• Diskussionen entzundeten und nachhaltig beeinflussten,
• die verstandlich sind,
• die in deutscher Sprache (z.B. auch als Obersetzungen) verfugbar sind.
Wir hoffen mit der Lehrbuchreihe einen angemessenen Weg gefunden zu
haben, um in die zentralen Themenkomplexe, Methoden und Theorien der
sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung einzufUhren.
Den Lernenden und Lehrenden bleibt die Moglichkeit und Aufgabe, aus den
unterschiedlichen Konzepten, Ansatzen und Diskussionen eigene Positionen
zu formulieren.
Danksagung
Wir mochten uns bei der Sektion Frauenforschung der DGS fUr die idee lie und
finanzielle UnterstUtzung bei der Erstellung der Lehrbuchreihe bedanken.
Diese Lehrbuchreihe ist in engem Kontakt mit unserer Lehrtatigkeit entstan
den. Die Zustimmung, Kritik und Anregungen der Studierenden haben die
Auswahl der Texte sowie die didaktische Prasentation immer wieder veran
dert.
Die Herausgeberinnen der Reihe:
Martina Althoff Mechthild Bereswill
Andrea Buhrmann Angelika Diezinger
Sabine Hark Sigrid Metz-Gockel
Birgit Riegraf
Arbeit, Sozialisation, Sexualitat.
Einleitung zu diesem Band
Die Frauenforschung kann in Deutschland auf eine mehr als 20jahrige Ge
schichte zuruckblicken 1. Sie hat eigene Denktraditionen ausgebildet und ist
bereits mit ihrer Wirkungsgeschichte konfrontiert. Dies fUhrt zunehmend auch
zu einer Auseinandersetzung mit den eigenen Positionen und einer kritischen
Selbstthematisierung als Disziplin Geschlechterforschung, in der Frauen- und
Lesbenforschung sowie Mannerforschung ihren differenziellen Ort haben.
Inzwischen liegen einige thematische und theoriegeschichtliche Rekon
struktionen sowie Studien zur historischen, sozialen und kognitiven Identitat
der Frauenforschung vor. Sie gehen vorwiegend aus soziologischer Perspek
tive von Fragestellungen der Wissenschaftsforschung und Wissenssoziologie
aus. So entstanden Texte, in denen zentrale Vertreterinnen der fruhen Frau
enforschung dargestellt und wichtige theoretische Positionen nachgezeichnet
werden (Hahn 1994, Wobbe 1997, HoneggerlWobbe 1998). SchlieBlich ha
ben Wissenschaftlerinnen schon zu Beginn der 90er Jahre eine EinfUhrung in
die feministische Soziologie verfasst (Bruck et al. 19992) und diese in EinfUh
rungen zu soziologischen Theorien integriert (Treibel 1997\
Mit dem vorliegenden Band wollen wir einem von Studierenden haufig be
klagten Mangel abhelfen und eine EinfUhrung fUr Studienanfangerlnnen vor
legen, die nachvollziehbar macht, wie sich Frauenforschung in der Auseinan
dersetzung mit den realen Lebensverhaltnissen von Frauen, sozialwissen
schaftlichen Denktraditionen und eigenen Konzepten ihren Gegenstand ge
schaffen hat. Dabei verstehen wir unter sozialwissenschaftlicher Frauenfor
schung all jene wissenschaftlichen Bemuhungen, die sich mit der Erforschung
der Lage von Frauen in Gegenwart und Vergangenheit sowie weltweit be
schaftigen. Sie konzentriert sich dabei nicht nur auf Besonderheiten von
Frauen, ihre Unterdruckung und Minderachtung, sondern gleichermaBen auf
Sie ist im westlichen Teil Deutschlands entstanden, weil hier die gesellschaftlichen
Geschlechter-Verhaltnisse anders als im ostlichen Teil Deutschlands von Frauen als
sehr problematisch empfunden wurden, z.B. die Vereinbarkeit von Mutterschaft und
Erwerbstatigkeit.
10 Einleitung
deren strukturelle und soziale Verursachung. Insofern dehnt sich der Ge
genstandsbereich der Frauenforschung auf die gesamte Gesellschaft'und die
Arbeits- und Machtverteilung zwischen den Geschlechtem aus, die Frauen
erst zu dem machen, was sie sind: namlich ,Geschlechtswesen' im Unter
schied zu vielen Mannem, die sich bisher nicht als solche betrachtet haben,
schon gar nicht im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Tatigkeiten, die sie als
geschlechtsneutral ausgeben. Frauenforschung bezieht sich jedoch auch auf
Manner als das andere Geschlecht, zu dem sie in Beziehung stehen und
gegebenfalls auch abhangig gemacht werden. Frauenforschung "wird in
jungster Zeit zur Geschlechterforschung, insofern sie sich vergleichend, kri
tisch und analytisch auf Manner bezieht und das Geschlechterverhaltnis so
wie die Geschlechterbeziehungen im Kontext der gesellschaftlich-historischen
Rahmenbedingungen zum Gegenstand ihrer Untersuchungen macht. Frau
enforschung analysiert demnach zwei Formen von Ungleichheit: eine kraft
sozialer Schichtung und eine kraft, patriarchaler' Vergesellschaftung" (Metz
G6ckeI1993,410).
Frauenforschung versteht sich also gerade nicht als Bindestrich-Soziologie,
die blinde Flecken der Forschung uber Frauen ausfUlit. Indem sie die Lebens
bedingungen und Deutungen von Frauen zum Ausgangspunkt ihrer theoreti
schen Konzepte und Untersuchungen macht, greift sie die angebliche Ge
schlechtsneutralitat etablierter Ansatze und Begrifflichkeiten an. Ihre Kritik
richtet sich vor allem darauf, dass diese universelle Geltung fUr aile Gesell
schaftsmitglieder beanspruchen, obwohl sie uberwiegend die gesellschaftli
chen Lebensbedingungen und Erfahrungen von Mannern wiedergeben. Um
diesen Androzentrismus aufzubrechen, der den Mann als Norm setzt und
Frauen, wenn uberhaupt als ,Sonderfall' oder ,Abweichung' erfasst, begann
die Frauenforschung ihrerseits die Gesellschaft mit einem allgemeinem Gel
tungsanspruch aus der kritischen Perspektive von Frauen zu untersuchen.
Wir m6chten die Grundlinien und Grundprobleme der neueren sozialwis
senschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung thematisieren. Dabei
geht es uns nicht darum, den Leserinnen und Lesern einen rasch erlernbaren
Abriss der Frauenforschung anzubieten, der dann als positiver Wissensstoff
getrost nach Haus getragen und auch wieder vergessen werden kann. Viel
mehr geht es uns darum, sozialwissenschaftliche Frauen- und Geschlechter
forschung als Ausschnitt und Ausdruck eines unabgeschlossenen Prozesses
gesellschaftlicher Auseinandersetzung zu begreifen, der auf kunftige Weiter
entwicklungen verweist. Wir sind an der Geschichte der Frauen- und Ge
schlechterforschung um ihrer Zukunft willen interessiert.
Wie aber lasst sich die Geschichte der sozialwissenschaftlichen Frauen
und Geschlechterforschung so darstellen, dass ihre zuruckgelegte Wegstre
cke und eben so m6gliche Konsequenzen fUr ihre Fortsetzung deutlich wer
den? Wir wollen zeigen, dass sich diese in einer zunachst programmatisch