Table Of ContentArachnol.Mitt. 32:1-7 Nürnberg,Dezember2006
Arachnologie im Senckenberg:Von Wider bisWieble
Otto Kraus
Abstract:Arachnologyat Senckenberg:FromWidertoWieble.The development and present status of
arachnologyatthe Senckenberg-Museum (Frankfurt) are critically reviewed.Extended periods ofcare and
maintenancewerefoilowed,from 1955onwards,byflourishingdecades,includingconsiderableenlargement
ofthecollections.One ofthe mostcomplete libraries inthefield originatedfrom thistime.Progress culmi-
nated in the arrangement ofmeetings and finally ofinternational congresses,including thefoundation of
whatisnowtheInternationalSocietyofArachnology(formerlyC.I.D.A.).Dataonsomerelevantauthorssuch
as RoewerandWiehleareincluded.
keywords:arachnology,collections,Frankfurt,library
Die Geschichte der Arachnologie
|
in Frankfurt ist eine Geschichte von
Höhepunkten; dazwischen lagen je-
doch Phasen jahrzehntelanger Unter-
brechung.
Die Wurzeln des Arbeitsbereichs
Arachnologie gehen auf Karl Fried-
rich Wider zurück, der vor rund 175
Jahren in Beerfelden im Odenwald als
Oberpfarrer gewirkt hatte. Von ihm
stammen zahlreiche, für die damalige
Zeit ungewöhnlich sorgfältig ange-
fertigte, handkolorierte Spinnen-Dar-
stellungen, bei denen immer wieder
Einzelheiten, z.B. Augenstellungen,
präzisegezeichnetsind (Abb. 1). Sonst
ist über Wider kaum etwas bekannt.
Zusammen mit seinen Illustrationen
hatteerseineSammlungvonmehreren
100 Spinnen der Senckenbergischen
Gesellschaftgeschenkt.EswarAdolph
Reuss (1804-1878), der diese Materi-
alien revidiert und zur Publikations- Abb.1:BeispielfürdieQualitätderIllustrationenvon K.F.Wider:Drassusma-
reife gebracht hat. Aufdiesem Wege xillosusWider,1834;Taf.14,Fig.8[=Cheiracanthiumpunctorium(Villers,1789)]
kam 1834 die erste Abhandlung der Fig.1:ExampleofthequalityofillustrationsbyK.F.Wider:Drasstvsmaxillosus
Gesellschaft in der Reihe "Museum Wider,1834;Taf.14,Fig.8[=Cheiracanthiumpunctorium(Villers,1789)]
Senckenbergianum" zustande (WI-
DER1834).WidersguterhalteneObjektebildenden Abhandlung der Gesellschaft erschien. Das war
ältestenBestandteilderArachniden-Sammlungdes der 330 Seiten starke, vorzüglich illustrierte Band
&
Senckenberg-Museums. "Japanische Spinnen"vonBÖSENBERG STRAND
DannaberfolgteschondieersteUnterbrechung; (1906).
sieerstrecktesichübersiebenJahrzehnte,bisdie30. DaszugmndeliegendeMaterialwarvonWilhelm
Dönitz,seinerZeitdeutscherVertreterinTokio,ge-
Prof.Dr.OttoKRAUS,BiozentrumGrindelundZoologischesMuseum, sammeltworden.Wilhelm Bösenberg (1841-1903)
UniversitätHamburg,Martin-Luther-King-Platz3,22297Hamburg.
E-Mail:[email protected] konntedieBearbeitungnichtmehrvollenden,sodass
2 0.Kraus
Leiter der Mollusken-Abteilung, AdolfZilch. Ihm
ist es zuverdanken, dass die Perfektion eines zuvor
bereitsvon Roewer"erfundenen" Prinzipsvollendet
wurde und bis zum heutigen Tage unverändert
weitergeführt wird. Zilch führte "Sammelgläser"
ein,diejeweilsetwa27sogenannte"Tuben" einheit-
licherGrößeaufnahmen.DabeistehendieTubenim
AlkoholmitderMündungnachunten(Abb.3a),so
dassdieAustrocknungsgefahrminimiertwird.Fort-
laufendvergebeneSammlungsnummernsindbeige-
öffnetemGlasvonobensichtbar(Abb.3b).Gesuchte
Objektekönnensomitproblemlosgefundenwerden,
wennübereine KarteidieNummerderFamilieund
diejenige der benötigten Serie festgestellt worden
ist.
Gastforscher haben somit die Möglichkeit, diese Daten
allein anhand einer Karteizu ermitteln; aufgrund solcher
DatenkannihnenbenötigtesMaterialkurzfristigzurVer-
fügung gestellt werden. Bei aller Perfektion birgt dieses
SystemeineeinzigeGefahr:wirdeineTubefalschrückge-
ordnet,istsiekaumwiederzufinden.Dochgutausgebildete
technischeAssistentinnenhabenüberdieJahremitsolcher
Zuverlässigkeitgearbeitet,dasssichinsolcherHinsichtzu
keinerZeitProblemeergebenhaben.
Abb.2/Fig.2:C.F.Roewer(1957)
Sammlung und Literatur haben den 2. Weltkrieg
diese Aufgabe Embrik Strand übertragen wurde. unversehrtüberstanden.
Noch im Gebäude des "alten" Senckenbergbrachte
erdasWerkzuEnde.Eswirdberichtet,dasserdieses Von1949bis1955
Haus erstzu später Stunde zuverlassenpflegte und DerVerfasserkenntdieanschließendeEntwicklung
sichdabei seinenWegmiteinerLaterne suchte. aufgrund langjähriger Tätigkeit im Senckenberg-
DarauffolgteeineweitereRuhephasederArach- Museum.
nologie. Natürlich konnte die Sammlung durch Nach demAbiturim HerbstdesJahres 1949warfürihn
Zugängeweitergemehrtwerden,wenigerdieBiblio- die MeldefristfürdasWintersemesteran derUniversität
thek, denn es gab keinen Wissenschaftler, der den Frankfürtschonverstrichen.BereitsalsKindmitderSchau-
AusbaubetriebenunddieBeständedurchAustausch sammlung des Museums vertraut, lag es nahe zu fragen,
mit eigenen Arbeiten hätte mehren können. Wohl ob man sich in einer derwissenschaftlichenAbteilungen
aber wurden weiterhin arachnologische Arbeiten, nützlich machen könne. Nachdem dem damaligen Mu-
insbesondere derAutoren Lenz, Reimoser, Roewer seumsdirektor RobertMertens dasAnliegenvorgetragen
und auch Strandpubliziert. wordenwarundeinigeregelrechteExamensfragenbeant-
Ab Mitte der 20er Jahre des vergangenen wortetwerdenkonnten,wurdederangehendeVolontäran
denbereitserwähntenHerrnZüchweitergereicht.
Jahrhunderts trat durch den Erwerb eines äußerst
umfangreichenerstenTeils der Sammlungvon Carl ImZilchschenArbeitsbereichwarendieausgelager-
FriedrichRoewer(Bremen)(1881-1963;Abb.2)eine tenmarinenMolluskengeraderückgeführtworden.
wesentlicheErweiterungein.Dabeihandelteessich Aus verpackungstechnischen Gründen hatte man
zunächstumOpiliones,Materialien,aufdiesichsein sie nachGrößenklassengruppiert.Jetztwardie alte,
Werk über "Die Weberknechte der Erde" wesent- hierdurchverlorengegangene Ordnungwiederher-
lich gestützt hatte (ROEWER 1923). Später kam zustellen-eine Aufgabe, die zugleich umfassenden
Roewers einzigartige Solifugen-Sammlunghinzu. Einblick in die Diversität einer ganzenTiergruppe
DieseZugängeerfordertendurchgreifendeorga- vermittelte.Danebenwarenaberauchschontechni-
nisatorische Maßnahmen. In Personalunion für die scheArbeitenanderSpinnensammlungzuerledigen.
Sammlungzuständigwarab1936derhauptamtliche Zilch schrieb abends zu Hause neue Etiketten an-
ArachnologieinSenckenberg 3
SammlungsobjekteneinerseitsundzugehörigenDa-
tenandererseitseineSchulung,inderichlernte,über
Stunden hinweg mit gleichbleibender Genauigkeit
zuarbeiten.
Senckenberg "honorierte" dieses ehrenamtliche Wirken
durchÜbernahmederKostenfüreineArbeiter-Wochen-
karte3. Klasse derEisenbahn.AuchnachAufnahme des
Studiums (1950) blieb die Zilchsche Abteilung ein Ort
weitererTätigkeit in Freistunden, insbesondere aber in
denSemesterferien.
Nach einem einjährigen Aufenthalt in El Salvador,
Zentralamerika, nahm Zilch 1952 seine Dienst-
geschäfte wieder auf. Er hatte eine ungewöhnlich
umfangreiche Sammelausbeute mitgebracht,fürdie
Bearbeiterzufindenwaren.Dahießes,der"Ehren-
amtliche"könnenichtlängerüberdievonZilchselbst
besetzten Mollusken arbeiten, es bestehe jedoch
Bedarfbei Spinnen undTausendfüßern. Aufdieser
Basiswurde-zeitweiliggefördertdurch eine Stelle
für studentische Hilfskräfte - binnen zweierJahre
eine anschließendpublizierteDissertationvollendet
(Kraus 1954, 1955),mitdemTitel"Taxonomische
und tiergeographische Studien anMyriapoden und
Araneen aus Zentralamerika".
ZudieserZeitstanddieAufnahmeSenckenbergs
in das KönigsteinerAbkommen (demVorläuferder
späteren "Blaue Liste-Institute") unmittelbar bevor
-übrigensmittatkräftigerUnterstützungdurchOtto
Hahn.DieEinrichtungweitererStellenwarzuerhof-
fen.TatsächlichkonntederVerfasserzuml.Juni1955
seineTätigkeitaufnehmen,zunächstalsAssistent,ab
1961 als Kustos. Erstmalig- 120Jahre nachWider
- war der zuvor nur organisatorisch weitergeführte
Bereich mit einem regulären Stelleninhaber ausge-
stattet.
Von1955bis1969
DieanschließendeAufwärtsentwicklungverliefstür-
misch.DurchdenAnkaufunddiezeidichgestaffelte
EinarbeitungdervollständigenSammlungenRoewers
ergabsicheineerheblicheVergrößerungderBestän-
de.DieentsprechendenKomponentensindkenntlich
anderBezeichnung"RH"vorderjeweiligenSamm-
Abb.3;a)Norm-Sammelglas,b)geöffnet,Ansichtvonoben lungsnummer. Schließlich gelang es Zilch, Roewer
Fig.3:a)Standardcollectionglass,b)opened,viewfrom auchdiekompletteAraneen-Sammlungabzukaufen,
above der es mit großen Geschickverstanden hatte nicht
erkennenzulassen,dassnennenswerteKomponenten
stellederoriginalen,diegesonderttrockenarchiviert ausunbestimmtenMaterialienbestanden.Durchden
wurden,umsiesovorweiteremVerfallzubewahren. ZukaufdannauchnochderRoewerschenBibliothek
Aus heutiger Sichtwarder sorgfältigeUmgangmit war insgesamt eine Arbeitsgrundlage einzigartigen
4 0.Kraus
Abb.4:ArachnidenSammlung inVerbindung mitdenseinerzeitigenArbeitsräumen,um 1962
Flg.4:Arachnidcollectiontogetherwiththethenworking rooms,about 1962
Ranges entstanden - zumal Roewers Bibliothek mitOttovonHelversen(jetztErlangen)undRagnar
diejenige seines Freundes Eduard Reimoser(Wien) Kinzelbach(jetztRostock),vorallemabermitJochen
(1864—1940)einschließt.VorallembeiältererLitera- Martens (Mainz), der bei den Opdiones erheblich
turerübrigtsichfastimmerdieInanspmchnahmevon zudenSammlungsbeständenbeitrug.Imgegebenen
Bibliotheken odergarderFernleihe,dennpraktisch Zusammenhang ist es keineswegs möglich, all' die
alles ist vorhanden, direkt greifbar - angefangen Namen der Gastforscher aus dem internationalen
bei ClERCK (1757). Der Sektionsleiter selbst ver- Bereichaufzuzählen,dieindiesemZeitraumimSen-
öffentlichte in IV2 Jahrzehnten seiner Tätigkeit 77 ckenbergtätigwaren.Deshalb seien,stellvertretend,
eigene Arbeiten- auchüberMyriapoden-, so dass hiernurHerbertW.Levi(USA),PaterChrysanthus
die Sammlungen in erheblichem Umfang gemehrt (Niederlande), Max Biraben (Argentinien), P.L.G.
werden konnten,Typen inbegriffen. Zugleich kam Benoit (Belgien) und Max Vachon (Frankreich)
einregerundjetztaktivbetriebenerSchriftentausch genannt.
mitvielen Kollegenzustande. Aus Deutschland kam jetzt in fastjedem Jahr
DieSammlungenkonntenauseinemabgelegenen HermannWiehle(Dessau) (1884-1966;Abb.5)aus
KeUer-Lagerraum herausgeholt und dem Arbeits- dereinstigenDDRzuBesuch-mitdemdamaligem
bereich direkt zugeordnet werden. Dessen Funk- Interzonenzug,dener,daüberwiegendvonRentnern
tionstüchtigkeit ist hierdurch dauerhaft wesentlich besetzt,den"Mumien-Express"nannte.Wiehlewar
verbessert worden. Doch die Sammlungsschränke ein anstrengender Gast. Er war bei dem Ehepaar
voneinst(Abb.4) sindmittlerweileananderemOrt Kraus untergebracht, stand morgens sehr früh auf,
durch "moderne" offene Stahlregale ersetzt. Dort bestandaberaufseinemausgedehntenMittagsschlaf
ist die Schaffung einer Raum-Reserve dringlich So war er stets putzmunter,wenn man nach einem
geboten. Es gibt derzeit keine Möglichkeit für die langen Arbeitstag vom Dienst zurückkam. - Vgl.
Unterbringungumfangreicherbereitszugesagterund Wiehles Biographie und Bibliographie (KRAUS
künftigzuerwartenderZugänge.InersterLiniegilt 1984).
das fürden Bereich der Bibliothek; [allein diejenige WiehlehatunsinwissenschaftlicherHinsichtviel
desVerfassersumfasst30laufende Regalmeter]. gegeben. Darinunterschiedersichvon Roewer,der
Die re-animierte Arachnologie förderte den - obgleich unter Ernst Haeckel inJena promoviert
Kontakt zu anderen Arachnologen wesentlich. In - aus heutiger Sicht eher als der lebendigen Natur
Deutschland stellte sichbald ein ergiebiges Zusam- ferner,klassifizierenderTypologeerscheint.Solehnte
menwirken mit RudolfBraun (Mainz) ein, ferner eru.a. die Untersuchungvon Penis und Ovipositor
ArachnologieinSenckenberg 5
der Opiliones mit dem Hinweis ab, das würde zu Linyphiiden im "DAHL" (WIEHLE 1956). Vergleicht
einer Beschädigung der Objekte fuhren. Mit dem man die Abbildungen aus dieser Zeit mit denjenigen
"Katalog der v^raneae" (ROEWER 1942, 1955) hat seiner Micryphantiden-Monographie (WiEHLE 1960a),
ersichjedocheinbleibendesDenkmalgesetzt,denn wird ein geringer Qualitätsunterschied verständlich. Die
VerleihungderCretzschmar-Medadle,derhöchstenAus-
diesesWerkistspätervonBrignoli,dannvonPlatnick zeichnungSenckenbergsfürwissenschaftlicheLeistung,in
strukturellnahezuunverändertfortgeschriebenwor- ZusammenhangmitdemzuletztgenanntenWerkdürfte
den. - Vgl. Roewers Biographie und Bibliographie ihmwohlgetanhaben.
(Kraus 1963).
Nachdem Wiehle am Zoologischen Museum Ber-
lin,mitdemerüberJahrzehntezusammengearbeitet
hatte,eine Enttäuschungerfahren musste,widerrief
erseinTestamentundvermachte Senckenbergseine
"Sammlungundalleswasdazugehört".Nachseinem
Tode,1966,warjedochaneinereguläreÜberführung
derBeständenichtzudenken.Mittelsfingierteraus-
wärtiger Leihscheine gelang es wenigstens Teilbe-
Um
stände nach Frankfurt zu holen. Menschen in
DDR
der jedochnichtinGefahrzubringen,musste
dieseAktivitätbaldbeendetwerden.Das in Dessau
Verbliebenewurde durch das ZoologischeMuseum
Berlinübernommen. Erstnach der"Wende"wares
-bislangohneBibliothek-möglich,WiehlesTesta-
mentzurealisieren.
Arachnologen-TreffenundInternationalisiemng
EinerstesTreffenzunächstdeutscherArachnologen
hattenErnst KuUmannundWolfgangCrome 1960
am Rande derJahresversammlung der Deutschen
Abb.5:H.WiehleausAnlassderVerleihungder Zoologischen Gesellschaft in Bonn arrangiert. Da-
Cretzschmar-MedaillealsGastimSenckenberg (1960) mals durften unsere Kollegen aus dem Osten noch
Fig.5:H.Wiehleontheoccasionoftheawardof reisenundteilnehmen,aberauchArachnologenaus
CretzschmarMedalasaguestattheSenckenberg
europäischen Nachbarländern, wie Pater Chrysan-
(1962)
thus, waren zugegen. Wiehle hatte einen grundle-
Wiehlemerktemanhingegenseineprofunde,selbst genden, jedoch in der Folgezeit kaum beachteten
erarbeiteteBildungsogleichan.Nachdemeralsein- Beitraggeliefertüberden Embolus des männlichen
facher Lehrer schließlich das ihm aufgrund seiner Spinnentasters undfunktionelle Korrelationenzwi-
HerkunftfehlendeAbiturnachgeholthatte,konnte schenStrukturendesBulbusundvonEpigyneAüilva
er das angestrebte Universitätsstudium aufnehmen. (Wiehle 1960b). Ein Jahrhundert nach Anton
1927 wird er bei Ulrich Gerhardt (Halle) im Alter Menges Werk über die "Preussischen Spinnen"
von42Jahrenpromoviert. (1866-1879)hatWiehledessenArbeitsweise-jetzt
mitganzanderenoptischenMöglichkeiten-fortent-
Daserfolgteaufgrundeinervergleichenden,bisheutegültig
wickelt.
gebliebenenArbeitüberden RadnetzbaubeiUloboriden
undAraneiden.HierauserklärtsichdieSelbstverständlich- Da Kullmann wegen eines längerfristigen
keit,mitdererdaslebendeTierbeiseinerArbeiteinbezog Aufenthalts an der Universität Kabul (Afghanis-
undStrukturundFunktionzueinanderinBeziehungsetzte; tan) ausgeschieden war, übernahm Otto Kraus die
heutenennenwirdasCo-Adaptation.-Beiderpersonellen Organisation des von allen Beteiligten dringlich
"Umstellung"inderdamaligenSowjetischenBesatzungs- gewünschten nächsten Treffens. Es fand 1961
zone(SBZ)verlorerseinAmtalsMittelschul-Rektorund - abermals inVerbindung mitderDeutschen Zoo-
hatteinDessauineinerWaggonfabrikbeiderHerstellung logischen Gesellschaft - in Saarbrücken statt und
vonfürChinabestimmtenKühlwagenzuarbeiten.Wiehle
führte zuweitererInternationalisierung,indem z.B.
hatte dort Glaswolle mit bloßen Händen zu installieren.
Und doch entstand in diesenJahren die Bearbeitung der Pierre Bonnet (Toulouse) und Max Vachon (Paris)
zugegenwaren.
6 O.Kraus
Abb.6:M.Vachon undO.KrausinderSektionArachnologie(April 1964):beiderVorbereitungdes3.Internationalen
Kongresses,Frankfurt 1965
Fig.6:M.VachonandO.KrausintheArachnologicalSection (April 1964):preparingthe3"^InternationalCongress,
Frankfurt 1965
Man hatte vereinbart, die nächste Tagung 1965 in VerbindungmitdemAmtdesDirektorsdesdortigen
Frankfurt am Senckenberg abzuhalten und dabei Zoologischen Museums) ereilte. Mit Blick aufdie
einen noch weiter gefassten Rahmen anzustreben. geleistete Aufbauarbeit, das mit persönlichem Ein-
An damaligen Verhältnissen gemessen, hätte die satzErreichtewardieLoslösungvondembisherigen
Veranstaltung tatsächlich kaum internationaler sein Arbeitsbereichschmerzlich,aberunvermeidlich.Der
können. Das war der 3., jetzt in vollem Umfang damalige Museumsdirektor sah keine Möglichkeit
internationale Kongress für Arachnologie. Damals einVerbleiben in Frankfurtzubewirken.
wurdedas C.I.D.A.miteinemweltweitgefächerten Als Nachfolger hätte in Manfred Graßhoff,
Netzvon "Correspondants" gegründet. Es funktio- einer der zuvor im Arbeitsbereich Arachnologie/
niertejahrzehntelangAvünschenswertgut. Sein Sitz Myriapodologie tätigen Examenskandidaten, zur
in Paris behielt Bestand bis zur Umbenennung in Verfügung gestanden. Durch seine Dissertation
ISA(InternationalSocietyofArachnology)unddem über "Morphologische Kriterien als Ausdruck von
"Umzug" indieUSAimJahr 1999. Artgrenzen" (GRASSHOFF 1968) wäre er hervor-
Bereits imAnschluss an die Zusammenkunftin ragend ausgewiesen gewesen, denn ihm war unter
Saarbrücken hatte sich eine zunehmend herzliche EinbezugvonFunktionsmorphologieundVerhalten
Freundschaft mit den Kollegen in Paris ergeben, einevorbildliche Synthese gelungen-ganzim Ge-
insbesondere mit Max Vachon. In wechselseitigen gensatz zu dem inzwischen verbreiteten Operieren
Arbeitsgesprächen,entwickeltesicheineregelrechte mit"charactersassuch".-ObgleichGraßhoffdeshalb
"Achse" Frankfurt-Paris (Abb. 6), die mit dem 4. der "geborene" Nachfolger gewesen wäre, betraute
Kongress(Paris,8.-13.April1968)einenHöhepunkt man ihn aber mit einem neuen Arbeitsgebiet im
erreichte. BereichderCoelenteraten.
Zugleich hatte keiner damit gerechnet, dass
Von1969bisheute die frei werdende Stelle des Bereichs Arachnologie
ImJahre 1965 habilitierte sich der Verfasser an der andersartige Verwendungfinden soUte (Süßwasser-
Universität Frankfurt für das Fach Zoologie. Das ökologie),mitderFolge,dassdamitweitere30Jahre
hatte zur Folge, dass ihn bereits 1968 der Rufauf einer Unterbrechung aktiven Wirkens beginnen
einen Lehrstuhl an der Universität Hamburg (in würden.
ArachnologieinSenckenberg 1
Es ist das große Verdienst von Manfred Graßhoff, Kraus O. (1963): Carl Friedrich Roewer (1881-1963).
dass er die Arachnologie langfristig und nebenher -Senckenbergianabiol.44:553-562
weiterverwaltetund damitfunktionsfähiggehalten Kraus O. (1984): Hermann Wiehle, 1884-1966. Zum
hat. - Lassen Sie uns hoffen, dass diejetzt erfolgte 100. Geburtstag. - Verb, naturwiss. Ver. Hamburg
WiederbelebungdersenckenbergischenArachnolo- (NF)27:363-371
gielangfristigBestandhabenwird. RoewerC.F.(1923):DieWeberknechtederErde.Syste-
matischeBearbeitungderbisherbekanntenOpiliones.
G.Fischer,Jena.1116 S.
Literatur
Bösenberg W. & E. Strand (1906): Japanische RoewerC.F. (1942): KatalogderAraneaevon 1758bis
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93-422 Roewer C.F. (1955): Katalog der Araneae von 1758
CLERCK C. (1757): Svenska spindlar, uti sina hufvud- bis 1940,bzw. 1954.2.Band.Inst. Roy.sei.nat.Belg.,
Bruxelles. 1751 S.
slägter indelte samt under nägra och sextio särskildte
arter beskrefne och med iUuminerade figurer uplyste. Wider K.F (1834): Beschreibung der Arachniden. In:
L.Salvii,Stockholm. 154S.,pl. 1-6 ReuSS A. (Hrsg.): Zoologische Miscellen. - Abh.
Grasshoff M. (1968): Morphologische Kriterien als Mus.Senckenberg. 1: 195-281
Ausdruck von Artgrenzen bei Radnetzspinnen der Wiehle H. (1956): Spinnentiere oder Arachnoidea
SubfamilieAraneinae(Arachnida:Araneae:Araneidae). (Araneae).28.FamilieLinyphiidae-Baldachinspinnen.
-Abh.senckenberg.naturforsch.Ges.516: 1-100 -TierweltDeutschlands44: 1-337
Kraus O. (1954): Myriapoden aus El Salvador. - Sen- WiehleH.(1960a):SpinnentiereoderArachnoidea(Ara-
ckenbergianabiol.35:293-349 neae).XI.Micryphantidae-Zwergspinnen.-Tierwelt
Deutschlands47: 1-620
KrausO.(1955):SpinnenausElSalvador(Arachnoidea,
Araneae).-Abh. senckenberg. naturforsch. Ges. 493: WiehleH.(1960b):DerEmbolusdesmännlichenSpin-
1-112 nentasters.-Verh.dtsch.zool.Ges. 1960:457-480